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wie Lady Agatha bereits ungeniert und ungemein erwartungsvoll den Geigenkasten öffnete.

      Sie beugte sich über den nun geöffneten Behälter und nahm dann sehr langsam und etwas betroffen wie-der den Kopf hoch. Anschließend präsentierte sie Parker den Inhalt des Kastens.

      »Ohhh!« war Josuah Parkers einzige Reaktion.

      Die Geige im Kasten war nicht zu übersehen. Lady Agatha schien ihren Pompadour auf den falschen Hin-terkopf gewirbelt zu haben.

      *

      »Sie hätten mich warnen müssen«, raunzte Agatha Simpson ihren Butler an. »Sie wissen doch, daß ich manchmal ein wenig impulsiv bin.«

      Parker saß am Steuer des Wagens, Agatha Simpson und Kathy Porter hatten im Fond des hochbeinigen Monstrums Platz genommen. Bei diesem Wagen handelte es sich um ein ehemaliges Londoner Taxi, das nach Parkers Wünschen frisiert und umgebaut worden war. Dieser Wagen war jetzt eine Trickkiste auf Rä-dern und zeichnete sich durch technische Raffinessen aller Art aus.

      »Warum sagen Sie nichts?« wollte Lady Agatha wissen, als Parker beharrlich schwieg.

      »Ich möchte Mylady nicht widersprechen«, sagte der Butler, »zudem möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, daß der Träger des Geigenkastens sehr wohl eine Waffe mit sich führte …«

      »Wie bitte?«

      »Besagter junger Mann besaß eine Handfeuerwaffe, Mylady.«

      »Und das sagen Sie mir erst jetzt? Wie finden Sie das, Kindchen? Das ist doch ein glatter Mißbrauch mei-nes Vertrauens.«

      Kathy Porter hütete sich, Stellung zu nehmen.

      »Er hatte einen Revolver bei sich?« fragte Agatha Simpson eifrig.

      »Eine Pistole. Eine Automatik vom Kaliber 9 Millimeter, um ganz genau zu sein, Mylady.«

      »Und dann lassen Sie dieses verkommene Subjekt so einfach laufen, Mister Parker? Soll ich mich wundern oder ärgern?«

      »Vielleicht sollten Mylady auf beide Möglichkeiten freiwillig verzichten«, schlug der Butler vor. »Ich war natürlich so frei, die Personalien des Musikanten festzustellen.«

      »Und? Wie heißt dieses Individuum?«

      »Es handelt sich um einen gewissen Marty Pearson, Mylady, wohnhaft in London. Wenn Mylady es wün-schen, kann ich mit der vollständigen Adresse dienen.«

      »Verschonen Sie mich mit diesen Einzelheiten«, grollte Agatha Simpson zurück. Sie wollte sich auf keinen Fall ablenken lassen. Und sie fragte auch nicht, auf welche Art und Weise Parker sich die Adresse verschafft hatte. Die Lady wußte inzwischen längst, daß ihr Butler eine Fingerfertigkeit besaß, die einen professionel-len Taschendieb hätte erröten lassen.

      »Könnte dieser Marty Pearson auf die Malerin geschossen haben?« fragte Kathy Porter.

      »Keineswegs mit der Pistole«, gab der Butler zurück, »dazu war die Entfernung zu groß.«

      »Hoffentlich sind wir bereits auf dem Weg nach London«, erkundigte sich Agatha Simpson grimmig. »Dieser Pearson wird mir Rede und Antwort stehen müssen.«

      »Wie Mylady befehlen«, gab der Butler ungerührt und höflich zurück, »aber darf ich mich erkühnen, Mylady einen Vorschlag zu unterbreiten?«

      »Lenken Sie mich nur nicht ab, Mister Parker«, Agatha Simpsons Stimme ließ Mißtrauen erkennen. Sie hatte herausgefunden, daß ihr Butler in letzter Zeit alles tat, um Kriminalfällen aus dem Weg zu gehen. Was Mylady selbstverständlich nicht paßte.

      »Man sollte sich vor dem Gespräch mit Mister Pearson mit der Malerin befassen«, redete der Butler inzwi-schen weiter. »Ohne Grund dürfte man nicht auf sie geschossen haben.«

      »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?«

      »Die junge Dame kann unmöglich die Besitzerin des Landsitzes sein, Mylady.«

      »Natürlich nicht. Danach sah sie wirklich nicht aus. Ich werde mich darum kümmern, Mister Parker.«

      »Vielen Dank, Mylady.«

      »Zum Teufel mit Ihrer Höflichkeit«, entfuhr es der Sechzigjährigen, »sagen Sie mir lieber, warum wir uns den Tatort nicht angesehen haben.«

      »Darf ich Mylady nachträglich an die Zahl jener Herren erinnern, die der jungen Künstlerin Hilfestellung anbieten wollten?«

      »Dennoch … Vielleicht hätten wir eine heiße Spur entdeckt, Mister Parker.«

      »Einzelheiten zur Tat können wir mit Sicherheit der Abendpresse entnehmen, Mylady.«

      »Nun ja, Augen- und Ohrenzeugen gab’s ja genug«, pflichtete Lady Simpson ihrem Butler bei, »eigentlich überraschend, daß der Schütze sich ausgerechnet diese Zeit ausgesucht hat, finden Sie nicht auch? Auf dem Parkplatz wimmelt es geradezu von Leuten.«

      »Eine Feststellung, Mylady, der man größte Aufmerksamkeit schenken sollte.«

      »Aha!« Agatha Simpson wußte zwar nicht, worauf ihr Butler anspielte, aber sie hatte das deutliche Ge-fühl, einen wichtigen Beitrag geliefert zu haben. »Worauf wollen Sie hinaus, Mister Parker?«

      »Mit einiger Phantasie, Mylady, könnte man den Eindruck haben, daß dieser Schuß bestellt gewesen war.«

      »Natürlich«, erwiderte Lady Agatha schnell und ließ sich zufrieden zurücksinken. »Davon rede ich doch die ganze Zeit.«

      »Gewiß, Mylady«, sagte Parker höflich. Er dachte nicht daran, Agatha Simpson zu widersprechen. Er war eben ein sehr höflicher Mensch.

      *

      »Zum Teufel, nein, ich weiß es nicht«, sagte Marty Pearson gereizt. Er befand sich in seiner kleinen Woh-nung oberhalb einer Garage und telefonierte.

      »Irgendwas knallte gegen meinen Hinterkopf. Und dann war Sense. Als ich wieder an Deck war, kümmer-te sich so ’ne alte Tante samt Butler um mich.«

      Pearson hörte einen Moment zu und verzog dabei sein Gesicht. Das, was er zu hören bekam, schien ihm nicht zu gefallen.

      »Ich wiederhole noch mal«, meinte er schließlich. »Der Schuß auf die Sexbombe kam aus einem Gewehr. Eindeutig. In solchen Dingen kenne ich mich aus. Und daraufhin habe ich mich natürlich abgesetzt. Ist doch wohl klar. Und dann hatte ich den Hammer am Kopf. Fühlte sich an wie ein auskeilendes Pferd.«

      Pearson zündete sich eine Zigarette an und hörte wieder zu. Er befand sich in gereizter Stimmung. Es paß-te ihm gar nicht, daß er einem gewissen Rätsel gegenüberstand. Es paßte ihm nicht, daß man ihn auf geheim-nisvolle Art und Weise von den Beinen gebracht hatte.

      »Natürlich versuche ich es noch mal«, sagte er endlich, als die Gegenseite für einen Moment schwieg. »Ist ja schließlich egal, wer da geschossen hat. Hauptsache, die Sexbiene hat eine Warnung verpaßt bekommen. Wie? Natürlich werde ich mich um die alte Lady kümmern. Ich habe mir das Wagenkennzeichen gemerkt. Die spüre ich schnell auf. Okay. Ende!«

      Marty Pearson legte auf und stellte sich vors Fenster. Er fragte sich erneut, ob diese Lady für den Nieder-schlag verantwortlich war. Eigentlich ausgeschlossen. Daß sie zur ersten Gesellschaft gehörte, stand für ihn eindeutig fest.

      Solch einer Frau war doch niemals zuzutrauen, daß sie aktiv zulangte. Nein, hier mußte ein Konkurrent seine Hand im Spiel haben, was Pearson sich gut vorstellen konnte. Hinter dieser Sexbombe mußten ganz andere Leute hersein, die es ebenfalls verstanden, Daumenschrauben anzuziehen.

      Die blonde Sexbombe spielte immerhin mit einem Sprengstoff, wie man ihn sich brisanter nicht vorstellen konnte.

      *

      Josuah Parker stand zu dieser Zeit ebenfalls vor einem Fenster. Es gehörte zur Stadtwohnung Lady Simp-sons. Sie befand sich in einem altehrwürdigen Haus, in der Nähe von Shepherd’s Market, das sie schon seit vielen Generationen im Besitz der Familie Simpson befand.

      Parker interessierte

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