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und berichtete in die Schweiz: »Der Abend war herbstlich, aber sehr schön.« Und er fügte noch hinzu: »Daß Du dennoch eine Art Heimweh nach unserer lieben Villa ›Hermes‹ gefühlt hast, hat mich gerührt.«

      Elisabeth wird diese Zeilen nicht mehr lesen. Es ist der letzte Tag ihres Lebens.

      Ausflugsziel der Wiener

      Im Jahr 1898, nur wenige Monate vor dem Tod der Kaiserin, wurde der Großteil des Achilleion-Mobiliars in die Hermesvilla überstellt, wodurch mehrere Räume in ihrem Erscheinungsbild mehr oder weniger stark verändert wurden. Wie viele andere Adelige und auch vermögende Bürgerliche im 19. Jahrhundert hatte Elisabeth eine große Leidenschaft für das Sammeln verschiedenster Gegenstände entwickelt. Die meisten Museen wären heute im wahrsten Sinn des Wortes arm dran, hätte es diese besessenen Hobby-Sammler nicht gegeben, deren Erben die unterschiedlichsten Kollektionen den diversen Stadt- oder Landesmuseen zur Verfügung gestellt haben.

      Elisabeth besaß zum Beispiel eine große Fotosammlung. Vor allem in den 1860er-Jahren hatte sie Bilder schöner Frauen aus ganz Europa zusammengetragen. Als ältere Frau kaufte sie auf ihren Reisen Antiken ein und stellte diese im Achilleion aus – gemischt allerdings mit Imitationen, was aber mit der Ästhetik ihres Zeitalters in Einklang stand. Weiters legte sie eine Kollektion stukkierter Helmschnecken an, ein damals sehr beliebtes Reisesouvenir aus Süditalien. Diese Schnecken ließ sie mit Szenen aus der griechisch-römischen Sagenwelt verzieren, ähnlich den Kameen in erhabenen Reliefs geschnitzt. Aus Nordafrika kamen zahlreiche Mitbringsel, Perlmuttintarsienarbeiten wie kleine Tischchen, Klappsessel, auch ein Koranständer befindet sich darunter. Elisabeth hatte ihre besondere Vorliebe für den Orient entdeckt. »Ich fühle mich außerordentlich heimisch in Kairo«, bekannte sie einmal. »Selbst im größten Gewühle der Lastenträger und der Esel fühle ich mich weniger beengt als auf einem Hofball, und fast ebenso glücklich wie in einem Walde.«

      Ägypten war das fashionable Reiseziel. Künstler, Adelige, Gelehrte und Halbgebildete, Antiquitätenjäger, Schwindsüchtige und Schauspielerinnen drängten sich in Alexandrias Gassen, kletterten auf den Pyramiden herum oder ruhten unter den schattenspendenden Palmen und Sykomoren der Hotelgärten Assuans. Ägyptomanien kamen und gingen, doch im 19. Jahrhundert gab es gleich zwei Ereignisse, die das Land am Nil in den Mittelpunkt des Weltinteresses rücken ließen. 1825 gelang dem französischen Sprachwissenschafter Jean-François Champollion die Entzifferung der Hieroglyphen. An mehreren europäischen Universitäten wurden in der Folge Lehrstühle für Ägyptologie eingerichtet. 1869 wurde der Suezkanal eröffnet. Höhepunkt der Feierlichkeiten war die Uraufführung der »vollkommen antiken und ägyptischen Oper ›Aida‹« von Giuseppe Verdi, der diese ohnehin nur wegen des unerhörten Honorars geschrieben hatte. Weder der Inhalt noch die musikalische Komposition haben nur ansatzweise mit dem »antiken Ägypten« zu tun, doch darauf kam es im 19. Jahrhundert nicht an. Viel wichtiger als Authentizität war ein »großes Erlebnis«, und dafür war Ägypten das am besten geeignete Land auf der ganzen Welt. Ägyptisierendes Kunsthandwerk war hochmodern und erinnerte in der Heimat an das Land der Mythen und Wunder.

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       19 Fächer aus Elisabeths Besitz. Sie verschenkte das Accessoire an eine Hofdame, die es wie eine Reliquie in einem Schrein zur Schau stellte.

      Es war bekannt, dass Elisabeth ihr Gesicht gerne verbarg – also wurden ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit Fächer geschenkt. Sogar bei der »Allerhöchsten Leiche« (so nannte man die Aufbahrung) lag ein Fächer am Sargende auf einem Samtpolster. Die Kaiserin hatte über eine enorme Fächersammlung verfügt, die heute in der ganzen Welt zerstreut ist. Einige Fächer befinden sich in musealer Obhut und sind so für die Öffentlichkeit und die Nachwelt erhalten geblieben.

      Die gesammelten Objekte aus dem Achilleion kamen in die sogenannten Korfu-Salons, die ehemaligen Zimmer der ältesten Tochter Gisela. In diesen Salons befinden sich gegenwärtig die Räumlichkeiten des Café-Restaurants in der Hermesvilla. Verschiedene Gegenstände aus den Kollektionen Elisabeths – leider teilweise recht grausam fragmentiert – werden aber verteilt auf diverse Schauräume heute in der Villa präsentiert.

      In ihrem am 14. Juni 1896 in der Hermesvilla unterzeichneten Testament hatte sich Elisabeth gewünscht, in Korfu begraben zu werden. Ohne Prunk, unter den dunklen Bäumen, vom Meer umspült und mit Blumen umgeben, wollte sie in antiker Erde ruhen. Später äußerte sie ihrer Tochter gegenüber, sie wollte im Tod doch lieber bei Rudolf sein, in einem »guten, großen Sarg«.

      Auf jeden Fall bekam Marie Valerie das Haus im Tiergarten »sammt Einrichtung und Zugehör« vermacht. So kam nach 1898 die Erzherzogin zum Zug. Sisis Lieblingstochter adaptierte das Haus nach ihren Vorstellungen und lebte von 1903 bis 1906 in den ehemaligen Räumen ihrer Mutter, die vielen Kinder bekamen die Zimmer im Erdgeschoß. Elf Kinder wurden es insgesamt, daher war die Gemütlichkeit der Bleibe im Lainzer Tiergarten Valeries erstes Ziel.

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       20 Das Testament der Kaiserin: »Lainz, am 14. Juni 1896. Elisabeth«

      Franz Joseph blieb die »Dienstbarkeit des lebenslänglichen Fruchtgenussrechtes« zugesichert, das heißt, er konnte kommen und gehen, wie er wollte, wovon er durchaus häufig Gebrauch machte. In seinen letzten Lebensjahren hielt er sich mindestens so gern in der »Villa Hermes« auf, wie in den Jahren vor der Ermordung seiner Frau. Die »Schratt-Villa« in der Gloriettegasse war von der Hermesvilla leicht zu erreichen, fast so schnell wie von Schönbrunn aus. Und so ergab es sich, dass aus »Titanias Schloss« wieder eines für Oberon wurde.

      Seit 1979 gehört das Haus in den Verwaltungsbereich der Museen der Stadt Wien und ist ein populärer Schauplatz von Sonderausstellungen.

      Erkundet man nach dem Besuch der Hermesvilla auf einem längeren Spaziergang den Lainzer Tiergarten, wird man an einem etwas versteckt gelegenen Teich vorbeikommen, in dem Elisabeth gerne des Nachts gebadet hat. Zu ihrer Zeit gab es noch einen zweiten Teich; heute liegt er vor der Tiergartenmauer, in mittlerweile verbautem Gelände. Zu Ehren der toten Kaiserin verfasste der in Böhmen geborene und 1944 in Auschwitz ermordete Dichter Camill Hoffmann jenes spätromantische, melancholische Gedicht, das so gut zu einem stillen Abend am dunklen Teich passt und das Elisabeth zweifelsohne sehr gefallen hätte:

      Die Schwäne

      Seitdem die schweigsame Kaiserin starb,

      Sagt man, sind die Schwäne krank;

      Sie nehmen nicht Speise, noch Trank.

      Sie schlummern trauernd am toten Gestad’,

      Man lässt sie nun still, man weiß nicht Rat.

      Doch was ein Diener weiter erzählt:

      Um Mitternacht kommt der Mond hervor,

      Die Bäume sind blau, der Teich ist blau,

      Es scharrt kein Schritt, es knarrt kein Tor…

      Da steht am Teich eine hohe Frau.

      Die Schwäne schwärmen am Wasserrand,

      Sie speist sie alle aus weißer Hand.

      Man hat sie nun oft und oft gesehn,

      Doch niemand sah sie kommen und gehen.

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       21 Der Hohenauer Teich im Lainzer Tiergarten im Herbst 2012

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