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sage dir...«

      »Was?« fragte Clancy eisig. »Daß mir was passiert, wenn ich rede? Es war kein Unfall, Mr. O’Mallon. Er hat dem alten Perry den Gewehrkolben in die Kniekehle geschlagen. Perry mußte umfallen, weil er steifbeinig dastand und sich unmöglich halten konnte. Das ist alles, Mr. O’Mallon.«

      Kinsey wurde leichenblaß. Gould und Gates sahen entsetzt zu Clancy.

      Die Sträflinge duckten sich unwillkürlich.

      Clancy aber setzte sich ganz ruhig wieder hin und nahm seinen Topf zwischen die Knie.

      O’Mallon stand einige Sekunden reglos im Schweigen der Männer vor Clancy.

      »Danke, Clancy«, sagte er dann dünn. »Kinsey, kommen Sie mit!«

      Kinsey drehte sich um. Er folgte O’Mallon in die Hütte, deren Tür

      O’Mallon hinter ihm schloß.

      »Dafür bringt er dich um«, flüsterte Floyd entsetzt, als das Geklapper der Löffel wieder einsetzte. »Clancy, was hast du gemacht? Das vergißt der Schuft dir nie.«

      Clancy sah ihn an und lächelte sanft.

      »No«, wisperte er. »Der wird es versuchen, aber er schafft es nicht. Wetten, daß er den letzten Wagen heute abend fährt?«

      Allmächtiger, dachte Floyd bestürzt, Clancy hat recht – Kinsey fährt den Wagen. Und dabei denkt er sich eine Schurkerei aus, um sich an Clancy zu rächen. Wenn wir ihm dann an den Hals gehen, haben wir einen Grund gehabt, uns zu wehren und danach zu fliehen.

      Aber diesmal stimmte Clancys Rechnung nicht!

      *

      Der Wagen war längst fort und mit ihm O’Mallon, nach dessen halbstündigem Gespräch in der Hütte Kinsey bleich herausgekommen war.

      Jetzt näherte sich Gates Clancy und Floyd. Er blieb neben ihnen stehen, blickte Clancy an und murmelte:

      »Jemand hat gesagt, du solltest nicht geschunden werden. Ich mach’ dich jetzt los, Clancy. Du kannst das Gestell um eine Bohlenlänge weiterbauen. Aber bilde dir nicht ein, daß Kinsey dir das jemals vergißt, Mann!«

      Clancy antwortete nicht, er nickte nur stumm und sah zum Rand empor. Dort, hoch oben über dem Gestell und auf der Wand aus Lava, stand Kinsey.

      Er wird sich rächen, dachte Clancy. Die letzte Fuhre heute, da versucht er es.

      Gates bückte sich. Er schloß Clancy los. Die Kette blieb an Floyds Schelle hängen, und Clancy ging davon.

      Manchmal, wenn Clancy hochsah, war Kinsey verschwunden. Aber er kam im Verlauf der guten halben Stunde, die Clancy brauchte, um das Schrägkreuz des Bohlengestells zusammenzunageln und vier Schritt weiterzurücken, immer wieder an den Rand. Das Gerüst wuchs. Clancy brachte die Querverstrebungen an. Danach kamen die einzelnen Bohlenlagen an die Reihe. Das Gerüst hatte zwei Bühnen, eine in etwa drei Schritt Höhe, die nächste Bühne auf der vollen Höhe von acht Schritt.

      Diese letzte Bühnenbohle hob Clancy gerade ein, als er den Blick Kinseys wieder im Rücken spürte. Clancy, die feuchte, glitschige Bohle über der Schulter, hob langsam den Kopf. Kinsey trat hart an die Kante. Dann stieg er auf die alte Bühne herunter. Er blickte von dort aus dem die Leiter hochsteigenden Clancy entgegen. Clancy stemmte die Bohle hoch, legte sie auf die Querstreben und schwang sich auf sie. Er mußte nach rechts zur anderen Seite gehen und die Bohle festnageln. Vorsichtig schritt er über die schwankende, noch nicht festliegende Bohle. Er war genau in der Mitte, als er ein Scharren hörte.

      Im nächsten Moment wendete er sich um.

      Der schwere Hammer, mit dem die Keile in das Lavagestein getrieben wurden, lag auf der alten Bühne. Und dann sah Clancy es, aber es war bereits zu spät.

      Kinsey hielt den Hammer in beiden Fäusten.

      »Schieb die Bohle nächstens genau in die Mitte«, sagte Kinsey. Seine Stimme klang völlig ruhig und ermahnend. Aber seine Augen funkelten wie die eines wildenWolfes, als er mit dem Hammer ausholte. »In die Mitte. Clancy, was?«

      In derselben Sekunde schlug er zu.

      Die schwere Bohle, auf jenen des alten Gerüstes liegend, bekam einen wilden Schlag von der Seite auf das Hirnholz. Glitschig wie sie war, rutschte sie mit ihrem Ende von den alten, feuchten und schmierigen Bohlen hinunter und fiel in die Tiefe.

      Mit einem Schrei warf Clancy sich im letzten Augenblick nach rechts. Jetzt erst erkannte er, mit welcher teuflischen Absicht Kinsey Gates befohlen hatte, Clancy das Gestell verlängern zu lassen. Kinsey hatte sich etwas einfallen lassen, um Clancy zu töten. Diesmal konnte es wie ein Unfall aussehen.

      Clancy schaffte es, sich zu drehen, während die schwere Bohle polternd unter seinen Füßen nach unten wegsauste. Binnen einer Sekunde warf sich Clancy gegen die schroffe, rauhe Lavawand. Seine Hände krallten sich in das Gestein, seine Knie schlugen hart gegen die Lava, und seine Stiefel schrammten über die Wand, ohne jedoch einen Halt zu finden.

      Unter Clancy war nichts mehr. Der freie Fallraum von fünf Schritten lag jetzt zwischen Clancys Beinen und der unteren Bühnenbohle. Diese Bohle aber befand sich einen Schritt von der steilen Wand entfernt.

      Selbst wenn es Clancy gelang, sich abzustoßen und nach unten zu springen, er mußte auf der glitschigen Bohle abgleiten und die vollen acht Schritt auf die zackigen, schroffen Lavabrokken stürzen.

      »Clancy!« hörte er Floyd schreien. »Eine Leiter, schnell, die Leiter an die Wand. Er kann sich nicht halten, er stürzt ab!«

      Sie rannten jetzt mit drei Mann zur Leiter. Aber ehe sie die Leiter erreichten, sprang Kinsey mit einem Satz von der Bühne herunter.

      »Verdammt noch mal!« schrie Kinsey scheinbar erschrocken. »Mann, wie hast du denn die Bohle aufgelegt gehabt? Warte, ich helfe dir!«

      Clancy spürte, wie seine Haut an den Fingern an den scharfen Kanten aufriß. Seine Finger hielten den Körper noch, glitten aber langsam ab.

      Unter ihm erreichten sie die Leiter, vor ihm aber tauchte nun Kinsey auf. Kinsey stürmte heran, er hockte sich hin, nahm den linken Stiefel hoch und stellte ihn auf Clancys rechte Hand. Der Druck der Sohle quetschte Clancy die Finger. Aufschreiend vor Schmerz sah er das höhnische, fratzenhaft verzerrte Gesicht Kinseys über sich.

      »Halt still!« brüllte Kinsey, als wollte er ihm tatsächlich helfen. »Ganz ruhig, ich ziehe dich herauf, ich halte dich fest, Clancy. Verdammtes Pech!«

      Kinseys Hände schossen vorwärts. Sie griffen nach Clancys linkem Unterarm.

      In dieser Sekunde begriff Clancy, daß er verloren war. Kinsey würde ihm jetzt den linken Arm in die Höhe reißen. Clancys verzweifelter Griff um die Kante mußte sich lösen, und Clancy mußte abstürzen.

      In derselben Sekunde, in der Clancy es wußte und Kinsey seinen Arm in die Höhe riß, sagte jemand etwas.

      Der Mann hinter Kinsey, aufgetaucht wie aus dem Nichts und den triefenden Ölumhang nun offen, hob nur den Arm. In seiner Hand lag der schwere Dienstrevolver. Die Mündung schnellte vorwärts und mitten in Kinseys Nacken hinein.

      »Laß ihn los, dann drücke ich ab, du Satansbraten!« sagte Henry O’Mallon peitschend. »Laß ihn nur los, Hundesohn, und du hast keinen Kopf mehr!«

      O’Mallon war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Er stand leicht geduckt hinter Kinsey, und sein düsterer Blick richtete sich auf die Spitze der langen Leiter. Die Enden der Holme stießen gegen die schroffe Wand. Es war Floyd Reegan, der die Leiter wie ein Spielzeug so unter Clancys Beine schob, daß er die Stiefel nun auf eine Sprosse stellen konnte.

      Kinsey spürte die kalte Mündung des Revolvers in seinem Genick. Er hörte die scharfen Atemzüge O’Mallons, und er wußte, daß es jetzt vorbei mit ihm war. Seine Hände ließen Clancys Arm endlich los. Die Leiter zitterte, als Clancy langsam Sprosse für Sprosse hinabstieg.

      »Steh auf«, sagte O’Mallon eisig. »Los, du Schuft, runter auf die Bühne – runter mit dir,

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