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den das Wasser des Baches strömte und sich seinen Weg gesucht hatte.

      Als er sich umblickte, sah Mort den Schatten auf der Felswand, sah noch einen und wollte sich ducken, weil etwas über ihm seltsam schwirrte. Die Felswand war nur wenig höher wie sein Kopf, und er sah noch die Umrisse der Gestalt, die irgend etwas herumwirbelte.

      In der nächsten Sekunde traf etwas seinen Kopf. Es war, als ginge die Welt in einem Feuerball unter. Plötzlich war Charlys Schrei nicht mehr zu hören – es gab nur einen Knall, der alles zu zerreißen schien.

      *

      Totstellen, dachte er, nicht bewegen, nicht stöhnen. Ich habe gestöhnt, doch sie müssen es überhört haben, weil wir gerade, als ich erwachte, über nackten Fels ritten. Verdammt, wo geht es hin, was ist mit Charly?

      Mort Dillon blinzelte, denn er hörte den Mann vorn fluchen, sah ihn aber erst, als sie um die Kehre waren. Charly saß aufrecht, jemand schüttelte ihn und schrie ihn an:

      »Bleibst du sitzen, Dillon! Los, halte dich gerade, du Satan! Jim, sieh nach, was mit dem anderen Halunken ist!«

      Der Hufschlag näherte sich von hinten. Collins kam und schlug Mort die Faust in den Rücken. Der rührte sich nicht, zuckte auch nicht, als ihn der Tritt ans Bein traf.

      »Der träumt noch, Burt!«

      »Nun ja, der fiel auch nur mit den Beinen ins Wasser, Jim. Den hier taufte es überall, der klappert schön mit den Zähnen und friert wie ein Hund. In zehn Minuten sind wir oben, dann machst du ihn mir munter, Jim!«

      Mort bekam noch einen Tritt, aber er blieb wie tot liegen und wußte längst, daß sie durch Wald ritten. Es war verdammt zerklüftetes Gelände mit kurzen, steilen Tälern, schroffen Anstiegen, viel Steinen und Felsen. Sie hatten ihn auf seinem Pferd so angebunden, daß er nicht herunterfallen konnte. Seit dem plötzlichen Überfall konnte noch keine halbe Stunde vergangen sein. Die vier Revolverschwinger, die mit Sicherheit von Burt Slade, dem ehemaligen Kopfgeldjäger geführt wurden, hatten ein Wunder vollbracht.

      Es muß kein Wunder sein, dachte Dillon, es kann andere Gründe haben. Aber eins steht fest, sie sind nur wenig später hinter uns her und müssen uns dann überholt haben. Was habe ich nur falsch angefangen, welchen Fehler habe ich gemacht? Jetzt darf ich keinen machen, ich muß aufwachen, ganz schnell auwachen, denn ich liege auf dem Hals des Pferdes, ich muß sitzen…

      Er stöhnte schwer, schrie unterdrückt auf, als käme er gerade zu sich. Sofort hielten sie an, jemand war vor ihm und führte sein Pferd an seiner Longe, der hielt. Collins kam von hinten und schüttelte ihn grob.

      »Oaah… aah, mein Kopf, mein Kopf!«

      »Wach auf, Hundesohn! Los, wach auf! Hoch mit dir!«

      Sie rissen ihn mit zwei Mann hoch, der andere Mann, es war Harry Morris, schlug ihm rechts und links ins Gesicht. Dann kam auch Liza.

      »Ah, bist du munter, Mort? Na, wie fühlst du dich, du Narr? Ziemliche Überraschung gewesen, was?«

      »Mein Kopf – mein Kopf!« stöhnte Dillon.

      »Du wirst nicht mehr lange Kopfschmerzen haben«, spottete sie. »Bald merkst du gar nichts mehr. Willst du nicht wissen, was du falsch gemacht hast?«

      »Oaah, was… ist mir gleich – mein Kopf zerplatzt!«

      »Du Narr hast alle Lampen ausgemacht. Durch den Vorhang fiel das Licht aus meinem Arbeitszimmer immer auf die Wand des Mietstalles. Es fiel Perkins auf. Ich ließ das Licht immer brennen, das war vereinbart worden.«

      »Pech«, stöhnte Mort Dillon. »Pech für uns – mein Kopf!«

      Das ist es gewesen, dachte Dillon, das also. Verdammt, daran habe ich nicht gedacht.

      »Fall nicht um, sitz grade, Bandit!«

      Die Faust traf seinen Rücken. Er stöhnte, wimmerte und schwankte hin und her, aber nun blieb er sitzen. Das Schwanken würde sie täuschen. Sie hatten auch einen Fehler gemacht und würden ihn zu spät bemerken.

      »Weiter!« befahl Liza kalt. »Vorwärts, Burt!«

      Acht Minuten noch, dachte Dillon, dann sind wir da, wenn Slade die Wahrheit gesagt hat. In acht Minuten kann soviel passieren – ihr ahnt gar nicht, was alles passieren kann!

      *

      Dillon blickte auf das Wasser, den etwa zehn Schritt langen und in der Mitte drei Schritt breiten Spalt, in den das Wasser stürzte. Hier fiel der San Luis Creek über Felsen in eine Tiefe, die man nur erahnen konnte. Vor Dillon standen kaum noch Bäume bis zum Ende des Plateaus. Im Hochreiten – sie waren von Osten aus dem Tal hochgekommen, hatte er den Wasserfall auf halber Wandhöhe gesehen. Dort schoß es unter Gedonner über Klippen fünfundzwanzig Schritt tief in ein Becken.

      Charly glotzte auf den Spalt und zog den Kopf zwischen die Schultern, sein Gesicht war aschgrau, in den Augen saß die nackte Angst.

      »Nun, Mort?«

      Die Frau mußte schreien, damit er sie verstand. Sie hielt neben ihm und zeigte auf den Spalt.

      »Hier ist es zu Ende, Mort. Ich habe immer darüber nachgedacht, wie ich dich genauso spurlos verschwinden lassen könnte, wie du viele hast verschwinden lassen. Slade, erkläre es dem Narren!«

      Burt Slades hageres Gesicht war vollkommen ausdruckslos, als er neben Dillon hielt.

      »Dillon, wir wollten ihr nicht glauben, daß jemand kommen und sie aus dem Haus schaffen könnte. Wenn ich plötzlich verschwunden bin, sagte sie, dann wird mich Dillon niemals am Arkansas River entlang fortschaffen – er reitet dort, wo er seine Spuren verwischen kann und von niemand gesehen wird. Der beste Weg für jemand, der keine Spuren hinterlassen will, ist dieser am San Luis Creek entlang. Das Gelände ist schwierig, man kommt nicht schnell voran, aber Spuren sind binnen weniger Stunden tot. Miß Angel wollte, daß wir uns die Bergroute ansahen. Wir kannten euch nicht, Mister, jetzt kennen wir euch. Sie hatte recht, als sie uns nach Stellen suchen ließ, wo wir jemand blitzschnell erwischen konnten.«

      »Hör auf, ich will nichts hören!« keuchte Dillon.

      »Gleich habt ihr genug für immer«, fuhr ihn Slade an. »Ihr habt genau das getan, was sie uns gesagt hat. Ihr habt Glück gehabt, daß ihr noch lebt. Links vom Poncha Paß ist ein Holzfällercamp. Hätten wir geschossen, wären die Schüsse dort gehört worden. Ich hätte geschossen, aber sie hatte Befehl gegeben, das nicht zu tun. Ihr sollt verschwinden, als hätte es euch nie gegeben.«

      »Du widerst mich an!« ächzte Dillon. »Laß mich in Ruhe, Slade. Charly, reiß dich zusammen, jetzt ist es aus mit uns. Die Kerle werden uns in den Spalt werfen.«

      »Nein!« schrie Charly und zerrte an seinen Fesseln. »Ich will nicht sterben, ich will da nicht hinein. Liza, Liza, wir sind quitt, schone uns, Liza! Ich will nicht sterben, ich will nicht!«

      »Runter mit ihm!« sagte sie eiskalt vom Sattel aus. Sie zog ihr Pferd herum und ritt an den Spalt. Dann nahm sie die schwere Tasche vom Sattel hoch und hielt sie dem brüllenden, um sein Leben flehenden Charly entgegen. »Das wolltet ihr haben – das bekommt ihr! Los, Slade!«

      Slade war abgestiegen, Morris hielt jetzt Charlys Gaul und sah zu Perkins. Der packte Charlys linkes Bein, schnitt den Strick, mit dem es an den Bauchgurt gebunden war, los und gab dem nun heulenden Mann einen Stoß, daß er vom Pferd kippte, aber mit dem rechten Stiefel an der anderen Seite am Bauchgurt hängenblieb. Charly trat verzweifelt aus, er brüllte wie ein Stier, so daß das Pferd bocken wollte. Perkins konnte ihn gerade noch die andere Beinfessel zerschneiden.

      Dann sprang das Pferd zur Seite. Charly schlug hin, wollte hoch, aber Slade und Morris packten ihn, während Collins neben Morts Pferd, das er am Zaumzeug gepackt hielt, auf den sich verzweifelt mit den Beinen wehrenden Charly Dillon starrte.

      In diesen Sekunden achtete niemand auf den gebundenen Mort Dillon. Der Outlaw konnte nicht anreiten, da seine Beine fest an den Sattelgurt gebunden waren. Mit den auf dem Rücken gefesselten Händen war Dillon völlig ungefährlich für sie.

      Liza,

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