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Sue Weston wissen.

      »Ich habe sie dazu überredet, Sue. Hier können sie doch nichts erreichen. Sie würden mit ihrem Verdacht nur gegen Windmühlenflügel ankämpfen.«

      »Eine sehr gute Detailentwicklung«, ließ Parker sich vernehmen, »ich muß gestehen, Sir, daß mich die Anwesenheit des Ehepaares Moberly auf die Dauer irritiert hätte.«

      »Wollen Sie etwa bleiben?« Rander sah seinen Butler erstaunt an. »Was versprechen Sie sich davon, Parker? Machen Sie sich doch endlich mit dem Gedanken vertraut, daß hier kein Kriminalfall auf Sie wartet!«

      »Möglicherweise, Sir, gelingt es meiner bescheidenen Wenigkeit, Sie ein wenig umzustimmen«, antwortete Parker würdevoll, »ich vergaß, Ihnen und Miß Weston von einer Abhöranlage im Besuchszimmer des Sanatoriums zu erzählen.«

      »Na und?«

      »Und von der offensichtlichen Angst eines gewissen Clive Muscat, der sich verständlicherweise nicht traute, die Wahrheit zu sagen.«

      »Das sind doch Dinge, die Sie übertrieben darstellen«, gab Rander leicht gereizt zurück, »geben Sie schon zu, daß Sie hier einen Fall finden wollen … Um jeden Preis, Sie haben ihn sich nun mal in den Kopf gesetzt und jetzt suchen Sie nach Details.«

      »Darf ich mir die Freiheit nehmen, Sir, Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten?«

      »Na schön …«

      »Gestatten Sie mir, dem Sanatorium einen nächtlichen Besuch abzustatten, der nicht unbedingt angemeldet zu sein braucht!«

      »Was versprechen Sie sich davon Parker?«

      »Eine Besichtigung ohne Führung, Sir.«

      »Sie wollen mit verschiedenen Patienten sprechen?«

      »Auch dies, Sir, schwebt mir in der Tat vor.«

      »Und wann soll der Spaziergang stattfinden?«

      »In den Morgenstunden, Sir, etwa gegen 2.30 Uhr. Ich werde mir die Freiheit nehmen, die südliche Grundstücksmauer zu übersteigen. Dort scheint mir der Zugang möglich zu sein.«

      *

      Josuah Parker war bereits nach Einbruch der Dunkelheit aktiv.

      Gegen 22.00 Uhr verabschiedete er sich von seinem jungen Herrn und von Sue Weston. Er wollte, wie er behauptete, etwas auf Vorrat schlafen, da er ein alter, müder und relativ verbrauchter Mann sei. Parker zog sich auf sein Zimmer zurück, das sich in einer netten, sauberen Pension befand.

      Dieses Zimmer entsprach genau seinen Wünschen und Vorstellungen. Nach dem Hochschieben des Fensters war er in der Lage, hinunter auf das angrenzende Flachdach einer Remise zu steigen. Von diesem Flachdach aus war es ein Katzensprung bis auf den Erdboden.

      Als Parker diesen erreichte, war er entsprechend ausgerüstet. Er beabsichtigte einen gewissen Test vorzunehmen. Er wollte, falls es so etwas wie eine Gegenseite gab, diese zu Aktionen herausfordern. Er wußte im vorhinein, daß er sich auf ein gefährliches Abenteuer einließ.

      Nach einem Spaziergang von fast vierzig Minuten Dauer erreichte er jenes Mauerstück, von dem er im Hotelzimmer seines jungen Herrn gesprochen hatte.

      Am Fuß dieser Mauer, die gut und gern zwei Meter hoch war und deren Krone mit Glasscherben gesichert war, nahm er im Schutz von hohen Sträuchern einige Manipulationen vor. Dazu gehörte vor allen Dingen das Anbringen einer Zeituhr eigener Bauart. Nach Ablauf einer vorher eingestellten Frist gab der Stundenzeiger eine Sperre frei. Diese Sperre wiederum war dann so freundlich, gewisse Reaktionen auszulösen.

      Parker nahm sich sehr viel Zeit, zumal er noch ungestört arbeiten konnte. Dann stellte er sorgfältig die Zeituhr und begab sich zurück in die kleine Pension. Mit einer Geschmeidigkeit und sportlichem Eifer, den man Parker niemals zugetraut hätte, stieg er über die Remise zurück in sein Zimmer, ohne sich bei seinem jungen Herrn oder Sue Weston zurückgemeldet zu haben. Er hoffte sehr, daß sein Bluff zu einem Zugzwang der Gegenseite führen würde.

      Parker war nämlich fest davon überzeugt, daß es längst eine Gegenseite gab. Für solche Dinge hatte er nämlich eine sehr feine Antenne.

      *

      Mitternacht war lange vorüber, die Uhren gingen langsam auf 2.30 Uhr zu.

      Ein leichter Wind war aufgekommen, der dunkle Regenwolken vor den Mond trieb. Die Sichtverhältnisse waren schlecht geworden. Die bewußte Mauer des Sanatoriums war nur als vager Schatten auszumachen.

      2.30 Uhr!

      Am Fuß der Mauer tat sich einiges.

      Eine Gestalt richtete sich plötzlich auf und stieg behend wie eine Eidechse an der Mauer hoch und erreichte die Krone.

      Hier verhielt die nur vage zu erkennende Gestalt. Sie schien auf das Gelände des Sanatoriums zu spähen und dabei sehr vorsichtig und mißtrauisch zu sein.

      Sekunden später, als die Gestalt sich anschickte, noch höher zu steigen, Sekunden später passierte es.

      Zwei Schüsse, die offensichtlich aus einer Schrotflinte stammten, peitschten auf. Sie waren ungedämpft und zerrissen die Stille der Nacht. Selbst der Wind schien für einen Moment den Atem anzuhalten.

      Die nur vage zu erkennende Gestalt wurde voll getroffen.

      Sie hielt sich für einen Augenblick. Dann rutschte sie haltlos ab und landete am Fuß der Mauer in dichtem Gesträuch.

      Hinter der Mauer waren schnelle Schritte zu hören, dann leise Stimmen. Von weither bellte ein aufgeschreckter Hund.

      Jenseits der Mauer folgte ein feines Scharren, das lauter und intensiver wurde.

      Davon hörte die immer noch nur vage erkennbare Gestalt am Fuß der Mauer nichts.

      Halb verdeckt von den Zweigen des Gesträuchs, lag sie ruhig auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Wie gesagt, die beiden Schrotschüsse waren Volltreffer gewesen.

      *

      Es ging auf 3.00 Uhr zu, als auf dem Flachdach der Hotelremise sich jemand an Parkers Zimmerfenster heranpirschte.

      Diese Gestalt, die allerdings recht gut zu erkennen war, bewegte sich mit einer erstaunlichen Unbekümmertheit. Sie schien genau zu wissen, daß ihr keine Gefahr drohte. Sie hatte inzwischen das Fenster von Parkers Zimmer erreicht und benutzte einen ordinären Glasschneider, um das Fensterglas in einem kleinen Halbbogen zu durchtrennen. Dann griff die behandschuhte Hand ins Zimmer hinein und entriegelte das Fenster.

      Leise wurde das Fenster hochgeschoben. Anschließend stieg der Unbekannte in Parkers Zimmer.

      Eine kleine Taschenlampe flammte auf und suchte die Ecken ab. Dann bewegte sich die Gestalt in die Mitte des Zimmers, stieg auf einen Stuhl, den sie neben den Tisch gestellt hatte, kletterte darauf und fingerte nach der Deckenfassung der Lampe.

      Dabei irrte der Schein der Taschenlampe kurzfristig durch den einfachen, aber sauberen Raum. Da war der solide Schrank mit der Doppeltür, das einfache Holzbett, der Waschtisch und schließlich ein uraltes Kanapee, das aber sehr gemütlich und einladend aussah.

      Doch das alles interessierte die Gestalt nicht, die übrigens einen bulligen und kräftigen Eindruck machte. Sie fingerte noch immer an der Deckenfassung der Lampe herum und fand endlich, wonach sie gesucht hatte.

      In der behandschuhten Hand dieser Gestalt lag eine flache Metallkapsel, die fatal an einen gängigen Minisender erinnerte.

      Der Mann stieg vom Stuhl, stellte die Sitzgelegenheit weg und wandte dabei automatisch dem Schrank den Rücken zu, was sich nicht sonderlich auszahlte.

      Dadurch entging dem Unbekannten nämlich eine erstaunliche Tatsache, wie sich zeigen sollte.

      Die rechte Schranktür wurde leise aufgedrückt.

      Ein gewisser Josuah Parker, vollständig und korrekt gekleidet, stieg leise ins Zimmer. Dann nahm Parker seinen Universal-Regenschirm hoch und legte den bleigefütterten Bambusgriff nachdrücklich auf den Hinterkopf des

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