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soll, schrieb schreckliche Briefe an seine Eltern. Daraufhin setzten wir uns in Bewegung.«

      »Konnten Sie den Rauschgiftjüngling sprechen?« wollte Sue Weston wissen.

      »Nur sehr kurz. Und er wußte plötzlich nicht mehr, was er geschrieben hatte. Er redete sich auf Mißverständnisse heraus.«

      »Er log, Sir, falls mir diese Offenheit gestattet ist.« Parker hatte sich korrigierend eingemischt.

      »Möglich«, sagte Rander zurückhaltend, »wir haben den Eltern des Jungen geraten, sich an die Behörden zu wenden.«

      »Stand der junge Mann vielleicht unter irgendeinem Druck?« wollte Sue Weston wissen. Sie wußte, daß sie mit dieser Frage dem Butler einen echten Gefallen erwies.

      »Offensichtlich«, sagte Parker prompt und schnell, »meiner bescheidenen Ansicht nach war er entsprechend präpariert worden.«

      »Und welche schrecklichen Dinge schrieb er an seine Eltern?« Sue Westens Neugier steigerte sich.

      »Lassen wir das«, wollte Rander ausweichen und das Thema beenden, »für mich ist die Sache erledigt.«

      »Nun, die Berichte des jungen Mannes, die sich in drei Briefen befanden, die aus dem Sanatorium hinausgeschmuggelt wurden, diese Berichte sprachen von Mord!« Parker hatte sich nicht beeindrucken lassen.

      »Mord?!« Sue staunte nicht schlecht.

      »Von Mordversuchen«, schwächte Mister Rander sofort ab, »die Phantasien eines Rauschgiftsüchtigen, wenn Sie mich fragen, Sue … Hier alles in Ordnung? Wie war der Rückflug? Warum sind Sie nicht noch ein paar Tage in New York geblieben?«

      Bevor Sue antworten konnte, meldete sich der Türsummer.

      Parker verließ gemessen und würdevoll das Studio seines jungen Herrn und begab sich hinüber in die große Wohndiele. Hier öffnete er einen Wandschrank und schaltete das hauseigene Fernsehgerät ein, das in Sekundenschnelle sofort Bild und Ton lieferte.

      Vor dem Eingang zum Lift, der von der Straße aus direkt hinauf zum Penthouse reichte, stand ein schlanker Mann von vielleicht 55 Jahren.

      Er machte einen aufgeregten und nervösen Eindruck. Er klingelte gerade ungeduldig und erneut.

      Parker betätigte auf elektrischem Weg den Türöffner und wartete, bis der Besucher den Privat- und Direktlift betreten hatte. Als der Lift sich dann nach oben bewegte, begab Parker sich zurück zu seinem jungen Herrn, der ihm bereits mit Sue Weston entgegenkam.

      »Nun?« fragte Rander.

      »Mister Moberly«, meldete Parker gemessen, »er scheint das zu sein, was man ungewöhnlich erregt nennt.«

      »Mister Moberly?« fragte Sue Western und sah Rander neugierig an.

      »Der Vater des bewußten Rauschgiftjünglings«, erklärte Mike Rander und verzog sein Gesicht, »jetzt fehlt nur noch, daß etwas passiert ist.«

      *

      »Vor einer Stunde kam der Anruf«, sagte Moberly und wischte sich den Schweiß von der hohen Stirn, »und ich weigere mich einfach, das zu glauben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Michael tot sein soll. Ich weigere mich entschieden.«

      Rander schwieg betroffen, und Sue senkte den Blick. Fast verlegen griff sie nach einem Stenoblock und ließ sich an ihrem Schreibtischchen in Randers Studio nieder.

      Josuah Parker stand wie eine Statue aus Bronze an der Tür und verzog keine Miene.

      »Mikes Herz soll versagt haben«, redete Paul Moberly weiter, »das wenigstens sagte Dr. Waterson. Aber das glaube ich einfach nicht, Rander! Sie wissen doch, Mike schrieb von den Mordversuchen im Sanatorium. Wissen Sie, was ich glaube? Er ist umgebracht worden. Man hat ihn ermordet!«

      »Haben Sie sich schon mit der Polizei in Verbindung gesetzt?« fragte Rander.

      »Das werde ich, darauf können Sie sich verlassen! Ich fahre gleich los nach Stratford. Und, bitte, Sie werden mitkommen. Sie müssen mitkommen! Ich will mich nicht abspeisen lassen. Ich will wissen, wer meinem Jungen umgebracht hat. Und warum man es getan hat. Ich will die Wahrheit herausfinden. Und wehe dem, der für diese Tat verantwortlich ist. Mit meinen eigenen Händen werde ich dieses Schwein erwürgen. Mit meinen eigenen Händen!«

      »Darf ich fragen, ob Sie sich möglicherweise noch im Besitz der bewußten drei Briefe Ihres Sohnes befinden, Sir?« schaltete der Butler sich ein.

      »Natürlich. Und für mich sind sie ein wichtiges Beweismittel! Ich habe sie unten im Wagen. In meinem Aktenkoffer.«

      »Ist der Wagen unbewacht?« erkundigte Parker sich weiter.

      »Meine Frau ist im Wagen. Sie will unbedingt mit nach Stratford. Aber versuchen Sie ihr das auszureden, Mister Rander. Sie bricht mir doch glatt zusammen, wenn sie Mike sieht.«

      Bevor Rander antworten konnte, ging erneut der Türsummer des Privatlifts.

      Parker öffnete in der Wohnhalle den Wandschrank und schaltete das hauseigene Fernsehgerät ein.

      Er wußte sofort, was passiert war, als er die vor Angst bebende schmale Frau sah, die verzweifelt klingelte, um dann in sich zusammenzusinken.

      Parker eilte nach unten auf die Straße, um der Frau zu helfen, die übrigens Mistreß Moberly hieß.

      *

      Sie bat um ein Glas Milch, das Parker ihr selbstverständlich bieten konnte. Er schätzte es, seinem jungen Herrn Milch zu servieren. In seinen Augen befand Rander sich immer noch im Stadium des Wachsens, er brauchte laut Parker die wertvollen Mineralstoffe, Spurenelemente und hochwertigen Eiweiß- und Milchfettstoffe, die Parker manchmal raffiniert mit hochprozentigen Beigaben auffrischte.

      Mistreß Moberly merkte überhaupt nicht, daß ihr Milchgetränk ebenfalls etwas hochgejubelt worden war. Gierig trank sie das Glas leer, bevor sie überhaupt in der Lage war, ihre Geschichte zu erzählen.

      Sie war im Grunde knapp genug.

      Sie hatte im Wagen gesessen, dessen Tür plötzlich von einem jungen Mann aufgerissen worden war. Dieser junge Mann hatte kommentarlos die Wagentür geöffnet und den Aktenkoffer an sich genommen. Dann war er in Sekundenschnelle verschwunden und hatte eine völlig entnervte Frau zurückgelassen.

      »Darf ich noch etwas Milch nachservieren?« erkundigte sich Parker höflich bei ihr.

      »Haben Sie keine anderen Sorgen?« bellte Mister Moberly den Butler an, »rufen Sie die Polizei! Verständigen Sie einen Streifenwagen! Klarer Fall, daß das ein gezielter und geplanter Überfall gewesen ist.«

      »Darin haben Sie recht«, pflichtete Rander dem Mann bei, »es ging wohl um die bewußten drei Briefe.«

      »Wobei sich automatisch die Frage erhebt, Sir, woher dieser junge Mann von den drei Briefen wußte, die immerhin aus dem Sanatorium geschmuggelt wurden.« Parker hatte wieder mal den Nagel auf den Kopf getroffen.

      »Haben Sie mit irgendeiner Person über die Briefe gesprochen?« erkundigte sich Rander bei Moberly.

      »Nein. Das heißt – warten Sie. Ja, richtig. Mit Ihnen habe ich drüber gesprochen. Aber sonst …? Nicht, daß ich wüßte.«

      »Und Sie, Mistreß Moberly?«

      »Ich habe mit keinem Menschen darüber gesprochen.« Sie schüttelte langsam den Kopf und stierte wieder zu Boden. Sie befand sich hart am Rande eines Nervenzusammenbruchs, wie deutlich zu sehen war. Der Tod ihres Jungen und der Überfall, den sie gerade über sich hatte ergehen lassen, das alles war einfach zuviel für sie.«

      »Wollen Sie Ihre Frau etwa mit nach Stratford nehmen?« fragte Rander leise Mister Moberly.

      »Sie will mit. Um jeden Preis.«

      »Versuchen Sie, es ihr auszureden, Mister Moberly.«

      »Ich möchte sie bei mir haben«, sagte Moberly, »allein würde sie bestimmt durchdrehen. Wann fahren wir?«

      »Wir?«

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