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ganz deutlich, daß irgend etwas nicht stimmte. Was er auch seinem Butler sagte.

      »Sie rechnen mit einer Falle, Sir?«

      »Sie etwa nicht, Parker?«

      »Man sollte vielleicht erwägen, Sir, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.«

      »Was Ihrer Ansicht nach bedeutet, daß Sie ins Haus gehen, nicht wahr?«

      »Ich werde in wenigen Minuten wieder zurück sein, Sir.«

      »Ich komme selbstverständlich mit. Nein, nein, Parker, strengen Sie sich nicht an.«

      Parker schloß sein hochbeiniges Monstrum ab und folgte Mike Rander, der bereits auf die windschiefe Strandvilla zuging. Rander entsicherte dabei seinen kurzläufigen 38er Spezial. Nach Lage der Dinge waren die Lämmer, die hier wohnten, für den Mord an Marty Galbert zuständig.

      »Eine Okarina, Sir …!« meldete Parker, als Rander plötzlich stehenblieb und zum Eingang hinüberhorchte.

      »Und verdammt schlecht gespielt«, kritisierte Rander, »hört sich im Moment noch alles sehr idyllisch an …«

      Sie betraten das Haus, folgten der dünnen, brüchigen und falschen Melodie, stiegen über die Treppe hinauf ins Ober- und Dachgeschoß und blieben interessiert stehen.

      Johnny Coolway hatte sich wieder in einen Buddha zurückverwandelt und saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem Lederpolster.

      Um ihn herum brennende Räucherkerzen, die einen penetrant süßlichen Geruch verbreiteten. Und vor Johnny, dem Leithammel der Lämmer, saßen im Halbkreis männliche und weibliche Hippies, die jetzt nasal zu singen begannen und dabei ihre Oberkörper wie im Totalrausch wiegten.

      »Miß Judy Calmer kann ich leider nicht entdecken, Sir«, meldete Parker seinem jungen Herrn, »hoffentlich hat man Miß Judy nicht auf die Reise geschickt, um Marty Galbert einzuholen.«

      »Zu besichtigen sind wir nur gegen Zahlung von zehn Dollar«, sagte Johnny Coolway wenig später. Er trat zu Rander und Parker und lächelte amüsiert.

      »Überschätzen Sie sich nicht möglicherweise?« fragte Rander. Er beobachtete aufmerksam die Hippies, die aufgestanden waren und sich hinter ihrem Leithammel aufbauten. Es handelte sich um fünf Mädchen und um drei junge Männer. Sie alle waren abenteuerlich gekleidet, was Rander selbstverständlich nichts ausmachte. Seiner Meinung nach sollte und konnte jeder nach seiner persönlichen und eigenen Fasson selig werden, Hauptsache, er zwang seine Meinung nicht anderen Mitmenschen auf.

      »Zehn Dollar sind unser Satz«, meinte Johnny, »an guten Tagen nehmen wir bis zu hundert Dollar ein. Dann kommen die Spießbürger aus den Strandhäusern und gruseln sich.«

      »Sanfte Lämmer scheinen gefragt zu sein«, erwiderte Rander, »wir sind hier doch richtig bei Johnny Coolway, nicht wahr?«

      »Sie haben sich aber gut informiert. Und wer sind Sie?«

      »Ich habe die Ehre, Mister Rander vorstellen zu dürfen. Mein Name ist Parker, Josuah Parker …«

      »Sie sind so was wie ’n Domestik, ja?« Johnny grinste.

      »Ich bin der Butler Mister Randers.«

      »’n Domestik, sagte ich doch bereits«, gab Johnny zurück, »schämen Sie sich nicht, sich an einen Geldgeber zu verkaufen? Warum leben Sie nicht Ihr eigenes Leben?«

      »Über diese Dinge Mister Coolway, diskutiere ich gern an anderer Stelle und zu einer anderen Zeit. Betonen möchte ich aber, daß ich mich durchaus freiwillig verkaufte, um ihren Ausdruck zu gebrauchen. Ich darf doch hoffen, daß Ihre Lämmer sich ebenfalls freiwillig Ihnen angeschlossen haben, ja?«

      »Sie sind schlau, wie?« Johnny grinste.

      »Ich erlaube mir stets, die Dinge beim Namen zu nennen, wenn Sie das meinen. In diesem Zusammenhang möchte ich mich nach dem Befinden von Miß Judy Calmer erkundigen!«

      »Judy Calmer«, wiederholte der Butler gemessen, »die Freundin eines gewissen Marty Galbert, der so plötzlich zu Tode kam.«

      »Zu uns kommen haufenweise junge Leute«, gab Johnny prompt zurück, »wir fragen sie niemals nach Namen und Adressen. Die Leute kommen und gehen. Mag sein, daß ein Galbert hier war, mag sein, daß auch eine Judy hier mal aufgekreuzt ist. Aber beschwören kann ich’s nicht.«

      »Sie befindet sich hier«, gab Parker würdevoll zurück.

      »Sind Sie sicher? Haben Sie sie gesehen? Wo steckte sie denn?«

      »Darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf diesen Kugelschreiber richten, Mister Coolway?« Während Parker redete, zog er einen der vielen Kugelschreiber aus seiner Westentasche. »Dieser Kugelschreiber ist ein Mini-Empfangsgerät, das in der erfreulichen Lage ist, Sendeimpulse aufzunehmen.«

      »Na, und …?«

      »Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß Miß Judy, wenn auch ungewollt, einen Kleinsender trägt. Ich war so frei, sie damit zu versehen. Diese Sendeimpulse kamen und kommen hier aus dem Haus!«

      Johnny antwortete nicht sofort. Er nagte einen kurzen Moment an seiner Unterlippe und streckte dann die Hand nach dem Kugelschreiber aus. Dabei schaute er sich halb zu seinen Lämmern um, die irgendwie in imaginären Startlöchern zu stehen schienen. Sie warteten wohl auf ein Zeichen ihres Leithammels.

      »Ich hoffe, Miß Judy erfreut sich bester Gesundheit«, sagte Parker und reichte Johnny den Kugelschreiber.

      Als Johnny nach dem Kugelschreiber griff und ihn an sich nahm, ertönte vor dem Hause der nasale Singsang einer Flöte, die eine Tonfolge produzierte.

      »Los …!« kommandierte Johnny in diesem Moment und nickte seinen Lämmern zu.

      Diese Lämmer verwandelten sich ohne jeden Übergang in reißende Wölfe, die sich auf Rander und Parker stürzten, als handelte es sich um besondere Leckerbissen.

      Die beiden besonderen Leckerbissen hatten aber nicht die geringste Lust, sich verarbeiten zu lassen.

      Mike Rander, mittelgroß, schlank und weiß Gott kein Riese, hatte im Lauf der Zeit sehr viel von seinem Butler gelernt. Er wich zurück und … prallte gegen zwei Lämmer männlichen Geschlechts, die plötzlich hinter ihm standen.

      Mike Rander wehrte sich mit dem Mut der Verzweiflung und erwies sich als trainierter Judokämpfer. Er hatte die Rechnung allerdings ohne die Lämmer gemacht, die wohl unter Rauschgift standen und sich einfach nicht abschütteln ließen. Sie fielen ihn immer wieder an und warfen sich schließlich gegen seine Kniekehlen.

      Rander knickte ein, verlor seinen Stand und wurde augenblicklich von Leibern begraben, die bald jeden weiteren Widerstand erstickten.

      Josuah Parker befand sich in einer wesentlich besseren Position.

      Und diese bessere Position rührte von seinem Universal-Regenschirm her, den er wie eine Kampfkeule kreisen ließ. Der bleigefütterte Bambusgriff verschaffte ihm augenblicklich Luft, einigen Lämmern hingegen Kopfschmerzen im wahrsten Sinn des Wortes. Einige Hippies rollten sich bereits auf dem Boden zusammen und waren nicht mehr bereit, sich für ihren Leithammel einzusetzen.

      »Flossen hoch, aber schnell…!« Johnny hatte sich sehr nachdrücklich eingemischt. Er hielt einen mächtigen Armeecolt in der Hand, dessen Mündung auf den Butler gerichtet war.

      Die »Lämmer« wichen sofort zurück. Mike Rander lag angeschlagen auf dem Boden, erhob sich jetzt aber und fühlte sicherheitshalber nach seiner Nase, die etwas abbekommen hatte.

      Parker verzichtete souverän darauf, seine Hände hochzunehmen. Von sportlichen Übungen dieser Art hielt er überhaupt nichts.

      »Darf man erfahren, Mister Coolway, was Sie jetzt planen?« fragte Parker gemessen.

      »Warten Sie’s doch ab, Alterchen!« Coolway grinste und hob die Mündung des Colts, »ich werde schießen, sobald Sie ’ne Dummheit machen, mein Wort darauf!«

      »Davon bin ich überzeugt«, gab Parker zurück,

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