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ebenso wie Frank Glaser von der Kriminaltechnik und Fricke, der neben dem Whiteboard stand.

      »Guten Morgen zusammen!« Malin öffnete zunächst eines der Fenster, ehe sie sich einen Kaffee einschenkte.

      »Mahlzeit, Brodersen.« Andresen warf einen provozierenden Blick auf seine goldfarbene Armbanduhr. »Ausgeschlafen? Wir sind schon seit einer Stunde im Dienst. Trotz Wochenendes.«

      Malin ignorierte den Spruch und rutschte auf den Platz neben Tiedemann.

      »Gut, wo wir jetzt endlich vollständig sind, können wir anfangen«, brummte Fricke mit einem Blick auf sein jüngstes Teammitglied.

      »Sorry für die Verspätung, Chef.« Malin zog ihr Notizbuch aus der Umhängetasche. »Ich komme gerade von Ilse Wenninger.«

      »Ach. Lass hören.«

      Sie fasste ihr Gespräch mit der Schwester des Opfers zusammen.

      Fricke sah sie interessiert an. »Wie ist deine Einschätzung, Brodersen? Hältst du es für möglich, dass Ilse Wenninger mit dem Mord an ihrem Bruders etwas zu tun hat?«

      »Es könnte durchaus sein«, entgegnete Malin. »Zumindest scheint sie mit irgendetwas hinter dem Berg zu halten. Vielleicht erfahren wir von ihrer Tochter mehr.«

      »Wir werden noch heute mit ihr sprechen.« Fricke wandte sich an seinen Stellvertreter. »Wie ist euer Besuch bei diesem Pfeifenclub gestern Abend gelaufen?«

      »Relativ unaufgeregt.« Tiedemann zog sein Notizbuch zu sich heran. »Wir waren gegen einundzwanzig Uhr im Admiral. Siebzehn Mitglieder des Pfeifenclubs waren anwesend, übrigens allesamt Männer zwischen fünfzig und achtzig. Sie nennen sich Schmauchfreunde.«

      »Schmauchfreunde?« Fricke schmunzelte. »Wie haben sie auf den Mord an Wenninger reagiert?«

      »Die meisten wirkten betroffen, einige waren regelrecht schockiert.«

      »Hat sich jemand dazu geäußert, was an besagtem Dienstag vor zwei Wochen vorgefallen ist?«

      Tiedemann kratzte sich hinter dem Ohr. »Angeblich hat es nie einen Vorfall gegeben. Wenninger soll an dem Abend bereits angetrunken in der Gaststätte aufgetaucht sein. Mit jedem Pils sei er dann streitlustiger geworden.«

      »Ist das schon häufiger vorgekommen?«

      »Es war wohl das erste Mal«, entgegnete Tiedemann. »Wenninger soll das Clubtreffen vorzeitig verlassen haben. Kurz vor Mitternacht. Das deckt sich mit der Aussage des Kochs. Die restliche Gruppe ist noch bis halb eins geblieben.«

      »Habt ihr irgendetwas Interessantes über Wenninger erfahren? Etwas Persönliches?«

      Tiedemann schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir sollten mit den Mitgliedern einzeln sprechen. Vor einer Gruppe redet es sich nicht so leicht. Wir haben die Personalien der Anwesenden aufgenommen. Allerdings gibt es noch weitere Mitglieder.«

      Andresen schnalzte. »Also, wenn ihr mich fragt – das war ein ganz merkwürdiger Haufen.«

      »Merkwürdig inwiefern?«, hakte Fricke nach.

      »Möglicherweise habe ich eine falsche Vorstellung von einem Pfeifenclub, aber ich hatte immer ein Bild von einer Gruppe gemütlich rauchender Rentner vor mir.« Andresen zwirbelte an seinem roten Schnauzer. »Unter den Pfeifenheinis waren einige äußerst schmierige Typen. Kann nicht schaden, bei denen ein wenig auf den Busch zu klopfen.«

      Fricke nickte. »Haben die auch eine Art Gruppenleiter?«

      Tiedemann sah in sein Notizbuch. »Ein gewisser Wolfgang Herzog. Allerdings war er bei dem gestrigen Treffen nicht dabei.«

      »Also gut. Dann würde ich sagen, ihr klappert schon mal die Mitglieder ab, von denen ihr die Personendaten bereits habt. Ich sehe zu, dass ich ein bis zwei weitere Leute kriege, die uns unterstützen, sobald wir die komplette Mitgliederliste haben. Hast du die Adresse von diesem Herzog, Ole? Um den Herrn möchte ich mich persönlich kümmern.«

      »Ich habe seinen Namen bereits durch den Computer gejagt.« Tiedemann reichte seinem Vorgesetzten ein Blatt Papier mit Notizen.

      Fricke runzelte die Stirn. »Der Mann ist Anwalt? Hatten wir davon nicht schon im Fall Althoff mehr als genug?« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Brodersen, du begleitest mich zu Herzog. In zwei Stunden geht es los. Hat sonst noch jemand was? Frank, gibt es was Neues aus der Kriminaltechnik?«

      Glaser nickte. »Sämtliche DNA-Spuren, die wir in Wenningers Haus sichergestellt haben, stammen vom Opfer.« Er nahm seine Brille ab und polierte die Gläser mit einem Zipfel seines Hemds. »Aus der Waffenabteilung gibt es ebenfalls Neuigkeiten. Die Kollegen haben sich die Projektile vorgenommen. Demnach haben wir es mit Neun-Millimeter-Patronen zu tun.«

      Fricke seufzte. »Eines der gängigsten Kaliber. Das macht die Sache nicht unbedingt leichter.«

      »Vielleicht doch.« Glaser setzte seine Brille wieder auf. »Die Untersuchungen und Tests sind noch nicht abgeschlossen, aber fest steht, dass es sich nicht um eine der standardisierten Patronen handelt, die Anfang der Achtziger auf den Markt gekommen sind.«

      »Wann wissen wir mehr?«, hakte Fricke nach.

      »Nicht vor Montag.«

      »Seid ihr schon mit der Rasensache weiter?«

      »Wir sind dran«, erwiderte Glaser kurz.

      Malin fiel ein, was ihr der Postbote am Vortag hinterhergerufen hatte. »Stefan Biedermann hat da so eine Bemerkung gemacht. Er meinte, wir sollen den Rasen mähen.«

      Andresen gluckste. »Der hat ja wohl einen Schuss.«

      Malin wollte gerade zustimmen, als sie eine Wandlung im Gesicht des Kriminaltechnikers bemerkte. Frank Glasers Miene erhellte sich. Er murmelte einen Abschiedsgruß, erhob sich und verschwand ohne ein erklärendes Wort aus dem Besprechungszimmer.

      »Was war das jetzt?« Malin starrte erstaunt auf die Tür, die sich hinter ihm geschlossen hatte.

      Wolfgang Herzog wohnte in einem der aufwendig restaurierten Jugendstilhäuser am Hofweg in unmittelbarer Nähe zum Uhlenhorster Kanal. Am Eingang des Mehrfamilienaltbaus wies ein goldfarbenes Schild auf seine Anwaltskanzlei im Erdgeschoss hin.

      »Praktisch.« Malin drückte die Klingel zu Herzogs Privatwohnung im fünften Stock. »Wohnen und arbeiten im gleichen Haus.«

      »Wer’s sich leisten kann«, brummte Fricke und folgte seiner Mitarbeiterin in ein repräsentatives Treppenhaus mit Stuckverzierungen und marmorierten Wänden zu einem Jugendstilaufzug. Skeptisch beäugte er die schmiedeeisernen Gitter. »Der sieht so alt aus wie das Gebäude. Vielleicht sollten wir lieber die Treppe nehmen.«

      Malin stieg in den Lift. »Mensch, Chef, du bist jetzt wie lange bei der Polizei? Seit dreißig Jahren?«

      »Zweiunddreißig«, knurrte Fricke.

      »Und da lässt du dich von einem alten Fahrstuhl aus der Ruhe bringen?«

      Das saß. Mit grimmigem Blick trat Fricke neben Malin und drückte den Knopf in den fünften Stock.

      Herzogs Wohnung erstreckte sich über die gesamte Fläche der obersten Etage. Eine gertenschlanke, hochgewachsene Frau öffnete ihnen die Tür. Sie war eine dieser alterslosen Schönheiten, die als Ende vierzig durchgingen, in Wirklichkeit aber bereits über sechzig waren.

      Fricke zückte seinen Dienstausweis. »Fricke, LKA.« Er wies auf Malin. »Meine Kollegin Brodersen.«

      »Verena Herzog. Was kann ich für Sie tun?« Ihre Stimme klang kraftvoll und selbstbewusst. Malin spürte sofort, dass sie es mit einer Frau zu tun hatten, die es gewohnt war, herumzukommandieren.

      »Wir möchten mit Wolfgang Herzog sprechen«, erwiderte Fricke. »Ist er da?«

      Für einen Moment erschien ein spöttischer Ausdruck in Verena Herzogs Augen. Dann trat sie beiseite, um die beiden Kriminalbeamten eintreten zu lassen. »Mein Mann ist in seinem Arbeitszimmer.«

      Die

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