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bzw. One-Women-Show wird und anstelle eines Erklärfilms ein Performanzvideo entsteht, bei dem sich die Akteur*innen in Szene setzen. Erfahrungen mit dem didaktischen Konzept haben zudem gezeigt, dass eine visuelle Personalisierung der Produktionen ihren standardisierten Einsatz in der Lehre faktisch unmöglich macht, weil es zu kompliziert ist, die geforderten Eigenschaften zu integrieren.

      2. Die Scham und der Zweifel an der Qualität des eigenen Produkts: Ein Erklärfilm ist anders als ein Plakat, eine Collage oder eine handgeschriebene Präsentationsfolie unwiderruflich mit den jeweiligen Akteur*innen verbunden. Das gilt besonders dann, wenn es sich um Realfilme mit Bewegtbildern handelt, die visuell und auditiv nicht entpersonalisiert sind. Das Ich des produzierenden Subjekts wird quasi im Film mit vergesellschaftet. Das gilt besonders dann, wenn das Subjekt im Film erkennbar ist. Da der Film – insbesondere im Rahmen der Distribution – kopiert, verändert, entstellt und weiterverbreitet werden kann, kann er auch praktisch jederzeit wieder aufgerufen [42] werden, wenn er entsprechend platziert wurde. Selbst das Löschen erlöst die Darsteller*innen nicht, da niemand ausschließen kann, dass der Film nicht doch an einer anderen Stelle wieder auftauchen wird.

      Iconfilm

      Der Iconfilm (vgl. Abbildung 3) stellt ein Format für Erklärfilme dar, das in der jüngeren Vergangenheit an Bedeutung gewonnen hat. Im Iconfilm werden Sachverhalte mit Hilfe statischer oder animierter grafischer Symbole erklärt. Zusammenhänge und Prozesse lassen sich auf diese Weise unterhaltsam, kontrolliert und flexibel darstellen. Zum besseren Verständnis können typografische bzw. textuelle Elemente beitragen. Für Designprojekte, in denen Technikvideos oder Mathematikvideos entstehen sollen, sind Icon-Filme dagegen weniger gut geeignet. Zum einen müssen die Icons beschafft werden, zum anderen muss bedacht werden, dass die Icons weniger Realität transportieren als Realbilder, da sie eher abstrakt bleiben (vgl. Abbildung 3). Iconfilme haben vor allem Stärken, wenn es um die filmische Darstellung von Inhalten geht, die auf eine realweltliche Visualisierung verzichten können. Im Rahmen der Entwicklungsarbeiten zur designorientierten Didaktik wurde teilweise mit dem Diensteanbieter Powtoon (www.powtoon.com) experimentiert, der sich auf Iconfilme spezialisiert hat. Für die Entwicklung von Bildungsprodukten bietet Powtoon eine kostenfeie Lizenz.

      Abbildung 3: Der Iconfilm als Umsetzungsvariante für Erklärfilme. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=fefJhSQdNP4 [Zugriff: 06-01-2020]. Bildschirmkopie.

      [43] Schiebe- bzw. Legetechnik

      In den letzten Jahren hat sich das Format Legetechnik rasant weiterentwickelt (vgl. Abbildung 4). Charakteristisch für die Legetechnik sind Hände, die gezeichnete Figuren, Szenen oder Objekte synchron zum Audio bewegen. Auf der Nutzer*innenseite bietet die Legetechnik vor allem dann Vorteile, wenn Prozesse oder Vorgänge erläutert werden. Oft wird hierzu eine Geschichte erzählt. Sachverhalte, etwa die Kundenannahme in einer Werkstatt, werden hier in eine Story verpackt und personalisiert erzählt. Dies hat den Vorteil, dass die Zusammenhänge und Fachbegriffe über die Geschichte beim Ansehen assoziativ vernetzt werden können. Damit steigt erwartbar die Behaltensleistung (vgl. Vester 1996). Für die Entwicklerseite gilt ähnlich wie bei der Icon-Technik, dass das Format für Videos, die eine realweltliche Visualisierung fordern (z. B. Technikvideos), weniger gut geeignet ist. Man benötigt die Lege-Objekte und eine spezielle Aufnahmetechnik. Mit Blick auf technisch oder naturwissenschaftlich ausgerichtete Videos fehlt ähnlich wie bei Iconfilmen die Realitätsnähe. Im Rahmen der Entwicklungsarbeiten wurde mit My Simple Show experimentiert, die eine Plattform zur Umsetzung der Legetechnik bietet (www.mysimpleshow.com).

      Abbildung 4: Die Legetechnik. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=gvye2S8gsZk&t=13s [Zugriff: 06-01-2020]. Bildschirmkopie.

      [44] Entpersonalisierte Off-Ton-Slideshow

      Ein Produktionsformat, dass dem Anforderungsprofil (Flexibilität, akzeptabler Ressourceneinsatz, Kontrollierbarkeit etc.) gerecht wird und die Problemfelder (Personalisierung, Rechtsfigur) beherrschbar macht, gleicht einer vertonten Slide- oder auch Diashow. In einer Slideshow werden Bilder, Stummfilmausschnitte, Grafiken oder Abbildungen gezeigt und mit einer Audiospur hinterlegt. Der Rezipient*innen erhalten so zunächst den Eindruck, als betrachten sie ein Fotobuch, bei dem die einzelnen Bilder – teilweise animiert – erläutert werden. Die notwendigen Informationen zum Verständnis der Medien liefern Sprecher*innen aus dem Off. Bei Bedarf können grafische oder textuelle Elemente ergänzt werden. Auch die Integration von Stummfilmen ist möglich. Stummfilme stehen dann entweder für sich, oder sie erhalten ein spezielles Audio aus dem Off. Die visuellen Elemente dienen dazu, den Inhalt (Audio) zu elaborieren. Auf der Seite der Rezipient*innen hat das Format Diashow vermeintlich den Nachteil, dass die finalen Produktionen nicht so unterhaltsam sind, wie konventionelle Filmprodukte. Auf der Entwicklerseite bietet das Format Diashow aber den Vorteil, dass die Produktion flexibel integrierbar und mit Blick auf die Mediennutzung auch kontrollierbar ist. Im Grund benötigt man zunächst lediglich den Audioschnitt. Ein einmal produzierter Audioschnitt lässt sich mittels Schnittprogramm anschließend fast beliebig mit visuellen Medien (Bildern, Grafiken, Stummfilme etc.) anreichern. Der Audioschnitt lässt sich über die Komponenten Manuskript und Deklamation zudem didaktisch in den Ausbildungsprozess (produktive Komponente der Designorientierung) integrieren. Auch die Ressourcenfrage scheint unproblematisch. Man benötigt in einer Grundausstattung lediglich die Schnitt- bzw. Aufnahmesoftware und einen Rechner mit Mikrofon.

      Fazit: Die Slideshow bietet die meisten Übereinstimmungen mit dem Anforderungsprofil

      Erklärfilme, die in Designprojekten entstehen, erläutern entweder, wie man etwas macht oder warum man etwas macht bzw. wie und warum etwas funktioniert oder sie erklären mehr oder weniger abstrakte Konzepte und technische bzw. naturwissenschaftliche Zusammenhänge. Erklärvideos aus didaktisch professionalisierten Lernumgebungen sind vor dem Hintergrund der bisherigen Ausführungen (vgl. Kapitel 1, 2, 3, 4) insbesondere durch die folgenden Eigenschaften gekennzeichnet:

      1. Erklärvideos [45] enthalten eine klare Fokussierung auf einen thematischen Schwerpunkt. Dieser Schwerpunkt ist in der Regel über das Ordnungsmittel curricular verankert. Die eher willkürliche Vielfalt, die Videos aus informellen Kontexten bieten, wird über die Steuerinstrumente formaler Settings im Rahmen institutionalisierter Aus- und Weiterbildung (Lehrperson, Curriculum) kanalisiert.

      2. Erklärvideos verfügen über eine didaktische Gestaltungsperspektive mit definiertem fachwissenschaftlichem und fachdidaktischem Anspruch. Es gibt eine Bezugsnorm, die durch die Lehrkräfte definiert wird. Erklärvideos erreichen damit eine relativ hohe und vor allem vorhersagbare fachwissenschaftliche Qualität.

      3. Es gibt Produktionsstandards, die Erklärvideos aus pädagogisch angeleiteten Kontexten von solchen Videos unterscheiden, die in informellen Kontexten als Eigenproduktion entstehen. Das heißt im Besonderen, dass es Qualitätsstandards für die Audioqualität gibt. Trotz geringer Produktionsbudgets erreicht die Qualität von Erklärvideos über die Standardisierung semi-professionelles Niveau.

      4. Erkärfilme im Sinne des Konzepts sind kurz; die Zeitspanne reicht von kurzen Erklärungen mit einer Dauer von weniger als einer Minute bis hin zu maximal fünfminütigen Produktionen.

      5. Erklärfilme werden im Laufe der Zeit zwangsläufig Teil von Erklärfilmreihen mit einer Vielzahl von aufeinander aufbauenden Erklärvideos.

      6. Das Corporate Design der Produktionen spiegelt medial die Lernumgebung, in der die Macher*innen agieren. Das bedeutet, dass die verwendeten (Bild-) Medien und Macharten einen Wiedererkennungswert und Wiedererkennungsmerkmale bieten. Die Produktions-Peers entwickeln fast zwangsläufig einen eigenen Stil.

      7.

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