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Grünes Gold. Helmut Ginzinger
Читать онлайн.Название Grünes Gold
Год выпуска 0
isbn 9783957800206
Автор произведения Helmut Ginzinger
Жанр Зарубежные детективы
Издательство Readbox publishing GmbH
»Vinzenz, bist du schon wach? Ich bin gleich fertig im Bad!«
Da war sie wieder, die Stimme, die meinen Namen haucht! Es war also kein Traum. Während meine Gedanken um die Stimme kreisen, geht die Badezimmertür auf, und ich kann mir grad noch die Bettdecke über meinen Nabel ziehen.
Sie steht vor mir und strahlt mich an.
Mit einem Schlag bin ich putzmunter. Mein Gehirn beginnt mit Hochdruck zu arbeiten, um Fakten und Bilder zu sammeln, damit ich annähernd herausbekomme, was da letzte Nacht gelaufen ist.
Logisch! Gestern nach der Schulung und dem anschließenden Abendessen sind alle Teilnehmer und die Dozentin noch auf einen Drink in die Hotelbar gegangen. Nach und nach waren die anderen Gäste verschwunden, bis nur noch wir beide am Tresen saßen. Katrin, die Dozentin, und ich. Wir haben uns glänzend unterhalten, getrunken, gelacht und sogar getanzt, wenn ich mich recht erinnere. Es muss schon ziemlich spät gewesen sein, als wir aufs Zimmer sind. Und dann, dann, … Jetzt lässt sowohl die Geschwindigkeit meines Erinnerungsvermögens als auch dessen Exaktheit nach. Was war dann?
Sie steht vor mir, fertig gestylt, schwarze Lackschuhe mit halb hohen Absätzen, enger bordeauxfarbener Rock, der über den Knien beginnt, weiße Spitzenbluse leicht geöffnet, blonde schulterlange Haare und ein Lächeln wie aus Tausendundeiner Nacht. Bitte nicht aufwachen, denk ich mir, aber ich bin ja schon wach.
»Hallo Vinzenz, ich seh schon, du hast was gefunden, das ich noch brauchen kann, darf ich mal?«
Sie kommt an mein Bett, beugt sich zu mir herunter, küsst mich und nimmt das heiße Teil. Sie setzt sich neben mich und streift ihre Schuhe von den Füßen. Sie schlüpft in das heiße Teil, steht auf, und sodann verschwinden die rosa Blümchen und die feinen Spitzen unter ihrem Rock. Bisher hab ich so was nur im Fernsehen gesehen, live ist das hundertmal besser.
»Magst mir noch meine Uhr geben? Ich muss jetzt nach unten in den Besprechungsraum, noch etwas vorbereiten für die Präsentation heute. Wenn du Lust hast, können wir uns nachher noch sehen«, sagt sie mit einem Lächeln und verschwindet.
Ja spinn ich denn? Ein paar Details zur letzten Nacht fehlen mir zwar noch, aber das Gesamtbild wird immer klarer. Nicht schlecht! Während des Duschens schließen sich dann noch die restlichen Erinnerungslücken, was mich zugegebenermaßen in eine exzellente Stimmung für den weiteren Tag versetzt.
Nach dieser äußerst interessanten Aufwachphase brauch ich erst mal einen extra starken Kaffee und ein eiweißreiches Frühstück. Das saublöde Kopfweh lässt auch langsam nach.
Der Produktschulung lausche ich mit so tiefer Aufmerksamkeit, wie ich es wohl selten vorher bei einem Vortrag getan habe. Sehr informativ und äußerst anregend, vor allem die Dozentin.
Am Ende der Veranstaltung applaudieren alle Teilnehmer schön brav und es beginnt das allgemeine Verabschieden. Als alle anderen gegangen sind, bleibt uns noch etwas Zeit.
»Weißt, Vinzenz, ich bin in den nächsten Wochen zwar viel unterwegs, aber es gibt auch immer wieder Tage, an denen ich ganz normal im Münchner Büro arbeite. Würde mich freuen, wenn wir uns mal verabreden könnten.«
»Das lässt sich bestimmt einrichten, Katrin. Du meldest dich einfach, wenn du da bist.«
Dann gibt’s noch einen Abschiedskuss, filmreif sag ich dir, so richtig was für Genießer.
Auf der Heimfahrt stört mich nicht mal dieser vermaledeite Stau auf der Autobahn zwischen Allershausen und Pfaffenhofen. Wie ich beim Dreieck Holledau nach Regensburg abbieg, merk ich, dass ich von den letzten sechzig Minuten Stop-and-go eigentlich gar nichts mitbekommen habe.
Zwei Kilometer vor der Ausfahrt Mainburg werd ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen, weil’s da bei schönstem Sonnenschein plötzlich noch heller wird. Jetzt haben die Kerle mich schon wieder geblitzt. Haben die nichts anderes zu tun, als anständigen Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen? Da darf man doch einhundertzwanzig fahren und ich war bestimmt nicht viel schneller dran, also keinesfalls um so viel schneller, als dass es der Rede wert wäre.
Kapitel 2
Die Holledau
Die Holledau beginnt dort, wo die gescheiten Leut aufhören und die Spitzbuben anfangen.«
Mit diesem Satz wurde vor allem im 17. und 18. Jahrhundert oft die Mentalität der Holledauer beschrieben. Dickköpfigkeit, Geiz und Rauflust wurden den Holledauern unterstellt. Rechthaberisch seien sie, und das Pferdestehlen sei eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Nicht selten endete die Karriere eines Pferdediebes am Galgen, ein ziemlich riskantes Hobby also.
Heute ist das natürlich nicht mehr so. Die Holledauer, oder auch die Hallertauer (des kannst jetzt grad sagen, wie du willst), sind traditionsbewusst und heimatverbunden, aber auch aufgeschlossen, fortschrittlich und modern - die meisten jedenfalls.
Die Hallertau ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt und ein wunderschöner Flecken Erde. Ganz klar gibt’s bei uns neben dem Hopfenanbau noch andere Landwirtschaft, gestandene Handwerksbetriebe, einen gesunden Mittelstand und erfolgreiche Hightech-Unternehmen.
In Mainburg, dem »Herzen der Hallertau«, hab ich meinen Computerladen und bin ganz nebenbei als Privatdetektiv unterwegs. Da ich über viele Jahre bei amerikanischen IT-Unternehmen tätig war, sprech ich natürlich zwei Fremdsprachen. Englisch sowieso und wenn’s unbedingt sein muss astreines Hochdeutsch.
»Jetzt erzähl schon, wie war’s die letzten beiden Tage in München auf der Produktschulung? Hast was G’scheites g’lernt, Chef?«, fragt mich die Lena als Erstes, nachdem ich am Donnerstagmorgen in den Laden komm.
»Ach Lena, du kannst dir’s doch denken. Da erzählen sie dir den ganzen Tag, wie gut und toll das neue Programm ist, und dann stellst beim ersten Ausprobieren fest, dass noch allerhand Bugs drin sind, also Fehler ohne Ende. Natürlich haben wir jede Menge Kaffee getrunken und uns zwischendurch über die allgemein schlechte Lage in unserer Branche beschwert. Das übliche Gejammer halt. Bei Monstersoft gibt’s logischerweise keine Probleme, weil’s wieder ein paar Milliarden mehr Gewinn gemacht haben. Ist ja auch keine Kunst, wenn wir des Zeug verkaufen und beim Kunden unseren Kopf für deren Mist hinhalten.«
»Und wie waren die Teilnehmer so? Und der Dozent?«
»Es waren überwiegend kleine Computerdandler wie wir eingeladen, ein paar hab ich gekannt. Der Riegel aus Wolnzach und der Bremser aus Pfaffenhofen waren auch dabei. Insgesamt waren’s vielleicht fünfundzwanzig und dazu natürlich noch jede Menge Anzugträger von Monstersoft. Die sind in den Pausen auf uns losgelassen worden, damit’s mal Praxiserfahrung sammeln.«
»Und wie war der Dozent? Jetzt lass dir doch ned alles aus der Nase ziehn, geh Herrschaftszeiten!«
»Der Dozent war eine Sie und hat sich recht gut ausgekannt. Eine äußerst kompetente Frau, wirklich.«
»Oha, wenn du des so sagst, war’s bestimmt nicht nur kompetent, sondern auch recht hübsch.«
»Na ja, schiach war’s ned. Aber jetzt genug gefaselt. Sag mir lieber, was heut auf dem Programm steht. Sind neue Bestellungen hereingekommen? Hat der Liachtl die PCs für die Hauptschule schon fertig konfiguriert, damit wir die Kisten ausliefern können? Sind alle Rechnungen geschrieben? Stimmen die Zahlungseingänge? Müssen Mahnungen verschickt werden?«
»Jaja, ist alles am Laufen. Du sollst dich mal bei der Franzi melden.«
Akkurat jetzt soll ich mich bei der Franzi melden, des passt mir grad gar nicht in den Kram. Hab ich doch den Kopf voller anderer Gedanken, und das merkt die Franzi sofort, wenn ich ihr nicht uneingeschränkt meine Aufmerksamkeit