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an Sie...“

      „Meinetwegen.“

      „Und ich nehme an, dass Sie auch nichts dagegen haben, wenn wir diese Aufzeichnung möglicherweise an die österreichischen Behörden weiterleiten?“

      „Nein. Ich hoffe nur, dass sich der ganze Aufwand lohnt und dieser Killer hinter schloss und Riegel kommt!“

      Artlinger schilderte wie der Mann im Anzug mit einer Schlinge erwürgt und anschließend in den Fluss geworfen wurde. „Dieser Rothaarige hat die Taschen durchsucht und die Etiketten in der Kleidung entfernt. Deutet das nicht auf einen Profi hin?“

      „Ja, das ist gut möglich“, gab Max Herter zu. „Aber für solche Spekulationen ist es im gegenwärtigen Stadium der Ermittlungen wohl noch zu früh.“

      Artlinger beugte sich etwas nach vorn und hob die Augenbrauen. „Was geschieht jetzt?“

      „Wir werden die österreichischen Behörden informieren und Ihnen alle Daten zur Verfügung stellen. Viel mehr wird man von hier aus nicht machen können. Ach ja, außerdem werden die Bilddaten Ihres Screenshots abgespeichert und mit unserem Datenverbundsystem verglichen. Erstens, um herauszufinden, ob der Täter vielleicht in der EU schon mal straffällig geworden ist...“

      „...was ja wohl ein ziemlich unwahrscheinlicher Zufall wäre!“, meinte Artlinger.

      „Sagen Sie das nicht. Die Globalisierung gilt auch für das organisierte Verbrechen. Leider, denn die polizeilichen Befugnisse enden immer noch an Ländergrenzen und so ist uns die andere Seite stets ein Stück voraus. Außerdem könnte es ja auch sein, dass der Täter später mal in der EU herumreisen möchte oder hier durch eine Straftat auffällt, die dazu führt, dass er erkennungsdienstlich behandelt wird.“

      Artlinger telefonierte wenig später mit seiner Lebensgefährtin, die wenig Lust zu haben schien, vor dem BKA eine Aussage zu machen. Aber Artlinger konnte sie schließlich überzeugen. „Sie ist gleich hier“, meinte er.

      „In der Zwischenzeit werde ich mal die Website anwählen, deren Adresse Sie mir gegeben haben...“

      Max Herters Finger glitten über die Tastatur seines Rechners. Es dauerte nicht lange und er hatte die Wettercam gefunden, auf der Artlinger den Mord gesehen hatte. Herter bedeutete dem Galeristen, auf die andere Seite des Schreibtischs zu kommen.

      „Da sind Sie richtig“, bestätigte er.

      „Stellen Sie mir doch bitte den Bildausschnitt so ein, wie bei ihrem Screenshot gewesen ist, Herr Artlinger.“

      „Kein Problem!“, versprach Artlinger.

      ​ 5

      Schon wenige Minuten nach der Explosion verstopften Dutzende von Einsatzfahrzeugen die Straße und die Kollegen der Schutzpolizei waren damit beschäftigt, den Verkehr umzuleiten. Fahrzeuge der Feuerwehr waren ebenso eingetroffen wie Rettungswagen.

      Für unseren Kollegen Lukas Marxheimer kam leider jede Hilfe zu spät.

      Er war tot.

      Lukas Marxheimer war frisch von der Polizeihochschule gekommen und erst seit gut vier Wochen in unserem Präsidium im Einsatz.

      Ins Innere des „Bordsteinschwalbennest“ durften bislang weder wir noch die inzwischen angerückten Kollegen der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst des BKA, kurz EED. So nannte sich der zentrale und für alle Berliner Polizeieinheiten zuständigen Erkennungsdienst.

      Aber zunächst mal hatten die Männer der Feuerwehr Vorrang. Es konnte auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich giftige Dämpfe gebildet hatten und so lange wir kein grünes Licht der Feuerwehr bekamen, würde keiner unserer Kollegen einen Fuß in das Gebäude setzen.

      Dass es in den Räumlichkeiten des „Bordsteinschwalbennest“ wohl keinerlei Überlebende gab, hatte man uns bereits über Funk durchgegeben. Inzwischen war man dabei, die Bewohner der oberen Stockwerke zu evakuieren.

      Ich wandte mich an die Blondine, mit der Dima Modesta vorgefahren war. Sie lehnte gegen die Motorhaube des Ferrari, der so von Einsatzfahrzeugen eingekeilt war, dass man ihn ohnehin nicht hätte wegfahren können.

      „Harry Kubinke, BKA“, stellte ich mich vor. „Die ist mein Kollege Rudi Meier.“

      Sie sah mich vorwurfsvoll an und kaute nervös auf irgendetwas herum.

      „Was ist mit Dima?“, fragte sie.

      „Sie sollten sich keine Hoffnungen machen. Im Inneren des Clubs lebt niemand mehr.“

      „Ich will dort hinein!“

      „Das können Sie nicht! Es besteht Vergiftungs- und Einsturzgefahr!“

      Sie schluckte. Ihr Make-up war schon ziemlich verlaufen.

      „Sie sind Jennifer Petersen, nicht wahr?“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Sie blickte mich überrascht an. Ihre Augen wurde schmal und hatten jetzt etwas katzenartiges an sich.

      „Sie...“

      „Wir haben Dima Modesta schon seit längerem im Visier und dabei sind wir auch auf Sie gestoßen.“

      „Jetzt werden Sie mir wahrscheinlich wieder diverse Gerichtsurteile vorhalten...“

      „Prostitution, Scheckbetrug, Drogen...“, mischte sich Rudi ein.

      „Na großartig! Es wäre ja auch zu schön gewesen, mit Bullen zusammenzutreffen, die einem keinen Ärger machen.“ Sie deutete in Richtung des „Bordsteinschwalbennest“ und setzte hinzu: „Wer für dieses Verbrechen verantwortlich ist, interessiert Sie wahrscheinlich auch einen Dreck! Vermutlich denken Sie: Klasse, es trifft ja den Richtigen! Aber wenn Sie geglaubt haben, über Dima Bescheid zu wissen, dann kann ich Ihnen nur sagen: Sie wissen gar nichts! Er war ein großartiger Mann und hat es ganz bestimmt nicht verdient, von einer Sprengladung zerrissen zu werden.“

      „Da bin ich ganz ganz Ihrer Meinung“, versicherte ich. „Und auch wenn Dima Modesta unseren Ermittlungen nach ein Gangster war, so gibt das tatsächlich niemandem das Recht, ihn zu töten. Wir werden seine Mörder mit derselben Intensität suchen wie jede anderen Straftäter.“

      Jennifer Petersen lachte heiser. „Das glaube Sie doch selbst nicht“, meinte sie. „Träumen Sie schön weiter, Herr Kubinke...“

      „Vielleicht können Sie uns etwas helfen, indem Sie uns ein paar Fragen beantworten.“

      „Bitte! Es kommt sowieso nichts dabei heraus. Das weiß ich jetzt schon. Am Ende bin ich es nur, die den Ärger bekommt...“

      „Dass Sie Ihr Geld als Prostituierte verdienen und wahrscheinlich weder Steuern noch Krankenversicherung zahlen, interessiert uns nicht weiter“, sagte Rudi.

      “Unterstellungen!”

      “Wie auch immer!”

      “Miese, miese Unterstellungen!”

      „Dafür sind andere zuständig. Uns geht es um denjenigen, der hinter dem Mord an Ihrem Lebensgefährten steckt und außerdem ja auch noch einen unserer Kollegen auf dem Gewissen hat.“

      „Habe ich mir schon gedacht, dass Ihr gesteigertes Interesse in Wahrheit daher kommt...“

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