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eine Beretta, ein 38er Smith & Wesson-Revolver, eine zierliche 22er und eine handliche Maschinenpistole vom Typ Uzi.

      Ich fasste natürlich keine der Waffen an.

      Um die würde sich unser Labor kümmern. Stattdessen wandte ich mich an Kendra Dörnemeyer . „Wie wär's, wenn Sie uns das hier mal etwas näher erklären, Frau Dörnemeyer ? Ich wette, es gibt für keine dieser Waffen einen Waffenschein.“

      „Dima hat mich gebeten, die Tasche hier aufzubewahren! Ich hatte keine Ahnung, was sich darin befand!“, behauptete sie.

      Ein Waffen-Depot in Kendra Dörnemeyers Wohnung - das machte durchaus Sinn. Mir kam der Gedanke, dass Dima Modesta vielleicht auch noch andere Dinge schön gleichmäßig auf seine Schlupflöcher verteilt hatte, um das Gesamtrisiko zu minimieren. Belastende Geschäftsunterlagen zum Beispiel.

      In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.

      „Erwarteten Sie Besuch?“, fragte Rudi.

      Aber Kendra Dörnemeyer schien ehrlich überrascht zu sein. Sie schüttelte den Kopf.

      „Nein, eigentlich nicht.“

      „Öffnen Sie ruhig“, sagte ich.

      ​ 8

      In der Tür von Kendra Dörnemeyers Wohnung stand ein Mann mit hellblonden, fast weißen Haaren und sehr blasser Haut. Seine Augen wirkten angestrengt, der Blick machte einen unruhigen Eindruck.

      Der Mann war sehr dürr, aber der gute Dreiteiler, den er trug, hatte trotzdem eine nahezu perfekte Passform und war vermutlich maßgeschneidert.

      „Frau Dörnemeyer ?“

      „Ja?“

      „Wie ich sehe haben Sie Besuch...“

      „Zwei Beamte des BKA.“

      „Dann komme ich ja gerade noch rechtzeitig.“

      Kendra Dörnemeyer schien ihn zu kennen. Der Mann im grauen Dreiteiler trat ein und hielt uns seine Visitenkarte entgegen. „Hüssein Gümüs von Gümüs, Töppwall & Associates. Ich vertrete die Interessen von Frau Dörnemeyer. Ich hoffe, Sie haben noch keine Aussage gemacht, mit der Sie sich selbst belasten könnten.“

      „Frau Dörnemeyer wird lediglich als Zeugin vernommen“, erwiderte ich etwas erstaunt und nahm die Visitenkarte an mich. Der Name Gümüs kam mir bekannt vor und zwei Sekunden später fiel mir auch ein, in welchem Zusammenhang ich ihn zuletzt gelesen hatte.

      Die Anwaltskanzlei Gümüs, Töppwall & Associates hatte Vladi Gruschenko in all seinen Prozessen sehr erfolgreich vertreten. Und wann immer irgendjemand, der in Gruschenkos Sold stand, unter Anklage stand, tauchte ein Mitarbeiter dieser Kanzlei auf, um für juristische Unterstützung zu sorgen.

      „Darf ich die schriftliche Bestätigung darüber sehen, dass Frau Dörnemeyer sich tatsächlich von Ihnen anwaltlich vertreten lässt?“, fragte ich.

      Gümüs griff in seine Jackettinnentasche und gab Kendra Dörnemeyer ein zusammengefaltetes Dokument und einen von blitzendem Chrom überzogenen Edelkugelschreiber.

      „Unterschreiben Sie Frau Dörnemeyer, dann hat alles seine Ordnung und diese Polizisten werden Sie nicht länger belästigen.“

      Kendra schien im ersten Augenblick etwas unschlüssig zu sein, was sie tun sollte. Dann ging sie zum Wohnzimmertisch, legte das Dokument darauf und unterschrieb, ohne sich die Zeilen überhaupt durchzulesen. Anschließend gab sie es Gümüs zurück.

      Auf dessen Gesicht zeigte sich ein triumphierendes Lächeln.

      „Wir hätten da noch ein paar Fragen zu den Waffen, die hier gefunden wurden“, sagte ich.

      „Das Gespräch ist beendet“, bestimmte Gümüs. „Frau Dörnemeyer wird keinerlei weitere Aussagen machen. Und falls Sie keinen Grund haben, Frau Dörnemeyer zu verhaften, sehen Sie bitte zu, dass Sie die Privaträume meiner Mandantin verlassen, in der Sie sich vermutlich unter Berufung auf Ihre Autorität als Polizisten illegalen Zutritt verschafft haben.“

      „Ihre Mandantin hat uns hereingebeten!“, protestierte Rudi.

      Der Anwalt lächelte kühl. Sein schmallippiger Mund bildete einen geraden Strich.

      „Die Abteilung für interne Ermittlungen und die Staatsanwaltschaft werden diese Frage sicherlich eingehend prüfen...“, versprach er und lächelte dabei zynisch.

      ​ 9

      Wir nahmen die Waffen natürlich mit und mussten uns von Gümüs eine ellenlange und wortgewaltige juristische Belehrung darüber anhören, gegen welche Paragraphen wir angeblich verstoßen hatten und welche dienstlichen und juristischen Konsequenzen für uns damit verbunden sein würden.

      Das Meiste davon war schlicht und ergreifend heiße Luft und sollte nur dazu dienen, uns einzuschüchtern.

      Allerdings hatten Gümüs Ausführungen leider auch einen wahren Kern. Wir konnten tatsächlich im Augenblick wenig ausrichten, um Kendra Dörnemeyers Willen zur Kooperation irgendwie günstig zu beeinflussen.

      Wir klapperten noch ein paar weitere Adressen von Modestas Freundinnen ab, soweit sie uns bekannt waren. Allerdings stießen wir auf eine Mauer des Schweigens. Niemand war bereit, mit uns zusammen zu arbeiten.

      „Die haben Angst“, sagte Rudi, als wir uns schließlich auf dem Weg zum Präsidium befanden.

      „Fragt sich nur vor wem“, gab ich zurück.

      „Im Prinzip gibt es da nur zwei Möglichkeiten“, glaubte Rudi. „Entweder die geschäftliche Konkurrenz wollte den ehrgeizigen Modesta aus dem Weg räumen oder der hatte Ärger mit seinem Gönner und Förderer Vladi Gruschenko bekommen.“

      „Ich glaube nicht, dass die Konkurrenz es gewagt hätte, Modesta aus dem Weg zu räumen und dann auch noch den ganzen Club in die Luft zu jagen!“, erwiderte ich.

      „Und wieso nicht?“

      „Weil jeder, der so etwas tut, doch wissen muss, dass der sich dann mit Gruschenko persönlich anlegt.“

      „Und wenn Gruschenko seine schützende Hand weggenommen hat – aus Gründen, die wir nicht kennen?“

      „Dann bleibt immer noch zerstörte Club. Das „Bordsteinschwalbennest“ muss für Gruschenko doch enorm wichtig gewesen sein. Selbst wenn dort nur halb so viel Geld gewaschen wurden, wie die Ermittlungen unseres Kollegen Nick inzwischen ergeben haben...“

      Rudi

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