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positiven und negativen Bewertungen wir in Bezug auf Dinge, Ereignisse und andere Menschen anstellen, haben wir den Schlüssel für innere Stärke und für unser Glück in der Hand.

      Das Bewusstseinsrad

      oder wie unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen zusammenhängen

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      1. Gedanken

      Einstellungen, Werte, Erwartungen

      2. Gefühle

      angenehm > Verlagen / Anhaftung

      neutral > Gelassenheit

      unangenehm > Ablehnung / Aversion

      3. Reaktionen

      wie Anspannung (weg von) oder Zuwendung (hin zu)

      4. Wahrnehmung

      Aufnehmen der Außenwelt über die Sinne Hören, Sehen, Riechen, Schmecken, Fühle

      DEN KREISLAUF ERKENNEN

      Mit Achtsamkeit können wir uns das gedankliche Hintergrundrauschen bewusst machen. Wie das Bewusstseinsrad (siehe Abbildung auf >) zeigt, entstehen Gedanken und ihre Bewertungen (Wertung) zunächst aus Wahrnehmungen. Hören wir zum Beispiel etwas Vertrautes wie Hundegebell (akustische Wahrnehmung), ist dies bereits als Einstellung in unserem Gehirn wie auf einer Festplatte gespeichert, wodurch der Gedanke beziehungsweise die Vorstellung »Hundegebell« entsteht. Danach wertet unser Gehirn blitzschnell und meist unbewusst in Sekundenbruchteilen.

      Je nachdem, ob wir mit Hundegebell überwiegend positive oder negative Erfahrungen gemacht haben, fällt die Bewertung entsprechend aus. Einstellungen und Werte sind also die Summe der bewerteten individuellen Erfahrungen. Aus diesen entstehen dann im nächsten Schritt – wiederum blitzschnell und meist unbewusst – die zugehörigen Gefühle von angenehm bis unangenehm, manchmal auch neutral.

      Diese Gefühle rufen dann ihrerseits die unmittelbaren Körper- und Verhaltensreaktionen hervor, die entsprechend zugewandt-verlangend, also »hin zu«, oder ablehnend-aversiv, also »weg von« ausfallen. Wenn wir also Hundegebell positiv bewerten, ist unser Gefühl dazu angenehm, und unsere Reaktion fällt entsprechend freudig aus, vielleicht wollen wir zu dem Hund hingehen und ihn streicheln. Bewerten wir Hundegebell dagegen negativ, entstehen ablehnende Gefühle wie Ärger oder Angst, und wir reagieren entsprechend, indem wir das Fenster schließen oder einen großen Bogen um den Hund machen.

      GEGENWÄRTIG UND RESPEKTVOLL SEIN

      Wenn wir etwas bewerten, stecken dahinter – wie das Wort sagt – unsere Werte und Einstellungen gegenüber Menschen, Dingen oder Situationen. Ist uns zum Beispiel Pünktlichkeit »wert«-voll, also wichtig, dann reagieren wir zunächst mit negativen Gefühlen, wenn jemand unpünktlich ist (die Wirkung auf uns), die dann wiederum negative Äußerungen wie Vorwürfe zur Folge haben können (unsere Verhaltensreaktionen nach außen). Sind wir achtsam, dann kennen wir unsere Einstellungen und Werte und wissen, welche Erwartungshaltungen sie bei uns auslösen. Wir spüren, dass uns etwas anzieht oder abstößt, reagieren aber nicht unmittelbar, sondern nehmen unsere inneren Reaktionen wahr und reflektieren sie: Wieso ärgert es mich überhaupt, wenn der andere zu spät kommt? Hat der andere vielleicht einen guten Grund dafür, dass er sich verspätet?

      SELBST VERANTWORTLICH SEIN

      Unser Ziel sollte also sein, uns immer bewusster zu werden, damit wir begreifen, warum bestimmte Erfahrungen bei uns angenehme oder unangenehme Gefühle und entsprechende Reaktionen auslösen. Dann machen wir nicht automatisch andere Menschen oder Situationen, also irgendwelche Auslöser oder Äußerlichkeiten für unsere Gefühle verantwortlich, sondern nehmen wahr, dass wir unsere Gefühle selbst erschaffen. Der andere erfüllt lediglich unsere Erwartung nicht, in diesem Beispiel die, dass er pünktlich sein soll. Aus dieser Perspektive löst das Zuspätkommen eines anderen dieses Unbehagen lediglich in uns aus, wir sind aber selbst dafür verantwortlich – und behalten die Kontrolle über unsere Reaktion. Wir können unsere Erwartung mitteilen, indem wir zum Beispiel respektvoll unser Unbehagen zum Ausdruck bringen: »Es ärgert mich …«, statt dem anderen Vorwürfe zu machen. Wir können uns aber auch entscheiden, unser Unbehagen bei uns zu lassen und das Thema loszulassen, weil es uns nicht wichtig genug ist, um daraus ein Problem zu machen oder einen Konflikt anzuzetteln. Viel Streit ließe sich so vermeiden, denn er ist stets Folge unterschiedlicher Erwartungen.

      OFFEN FÜR NEUES

      Mit Achtsamkeit werden wir uns selbst und anderen Menschen gegenüber aufgeschlossener, denn wir halten nicht starr an unseren Einstellungen und Wertmaßstäben fest, sondern öffnen uns Neuem und lassen Veränderungen zu. Das heißt, wir hängen nicht am Alten, an der Vergangenheit, sondern sind im Hier und Jetzt, gegenwärtig im Moment. Mit dieser achtsamen, offenen Gegenwärtigkeit bringen wir uns und anderen Respekt und Wertschätzung entgegen, zeigen echtes Interesse an Neuem, fragen in Gesprächen interessiert nach, zeigen uns wahrhaft aufgeschlossen. Dadurch fühlt sich der andere wertgeschätzt und wohl mit uns. Häufig bewerten wir allerdings nicht wertschätzend, also nicht die »Werte und Einstellungen« des anderen schätzend.

      Daraus folgen Aversion, Trennung, Schmerz und Leid. Um wirklich achtsam wahrzunehmen, müssen wir diesen Kreislauf von Wertung, Wirkung und Reaktion durchbrechen. Das ist eines der wichtigsten Ziele des Shaolin-Geistestrainings.

      ALLES IST IM FLUSS

      Wenn wir achtsam wahrnehmen, wird uns auch klar, dass nichts gleich bleibt, weder unsere Werte und Einstellungen noch unsere Umgebung. Um dies zu überprüfen, achten Sie doch einmal bewusst darauf, wie Sie eine Handlung eines Ihnen nahestehenden Menschen bewerten, wenn Sie energievoll und gut gelaunt sind oder wenn Sie gestresst und übellaunig sind. Sehr wahrscheinlich werden Sie dieselbe Handlung unterschiedlich beurteilen. Ferner neigen wir dazu, Angenehmes festzuhalten, damit es sich nicht ändert. Aber das gelingt uns nicht. Vielleicht wird es noch angenehmer, vielleicht weniger angenehm oder einfach nur anders. Fest steht, dass es keine unveränderliche Wirklichkeit gibt, sondern sich alles ständig verändert, auch unser Selbst.

      Je gegenwärtiger wir sind, je achtsamer wir jeden Moment unseres Lebens wahrnehmen, umso weniger sind wir diesen Veränderungen ausgeliefert. Das heißt, wenn wir sitzen und uns bewusst sind, dass wir sitzen, den Druck auf unseren Po wahrnehmen und die Füße, die den Boden berühren, schaffen wir uns unsere eigene gegenwärtige Realität und können unser Selbst jederzeit umbauen und verändern.

      Je offener wir für Veränderungen sind, umso weniger werden wir leiden – und altern. Denn diese Haltung ist ein Jungbrunnen für das Gehirn. Könnten wir Achtsamkeit wirklich konsequent leben, würde unser Gehirn praktisch nicht altern. Denn Altern ist eine Anhäufung von Vergangenheit in der Psyche, wie es die moderne Hirnforschung auf den Punkt bringt. Das heißt, je häufiger wir nicht in der Gegenwart sind, sondern in der Vergangenheit, umso schneller altert unser Gehirn. Eine Weisheit, die den Shaolin-Mönchen selbstverständlich ist.

      DIE KUNST DES LOSLASSENS

      Durch Achtsamkeit kommen wir nicht nur zu mehr »Selbst-Bewusstheit« im eigentlichen Wortsinn, sondern auch zu mehr innerer Freiheit. Denn Unbewusstheit bedeutet Leiden, und Bewusstheit macht uns frei. Je unbewusster wir sind, je weniger achtsam, umso getriebener sind wir und umso unfreier. Je mehr wir an unseren Werten und Einstellungen festhalten (anhaften), desto konflikthafter verläuft unser Leben, desto mehr kämpfen wir, auch mit uns selbst. Ein Beispiel, das die meisten Menschen kennen, ist die Liebe zu Schokolade. Wir sehen oder schmecken ein Stück davon und wollen mehr, weil wir die Einstellung gespeichert haben: Schokolade ist lecker und löst angenehme Gefühle in mir aus. Zum Problem

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