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blitzte und donnerte es. Larry sprang ins Zimmer zurück, schlug die Tür zu und schob den Riegel vor. Achselzuckend drehte er sich zu Linda um, die bleich und wie versteinert auf dem Bett saß.

      »Sie hätten wirklich nicht herkommen sollen, Ma’am. Aber nun sehen Sie selbst, dass ich Wichtigeres zu tun habe, als mir über Big Joe und Ihre Dollars den Kopf zu zerbrechen. Wollen Sie jetzt immer noch keinen Drink?«

      »Langtry!«, schrie eine wilde Stimme am Ende des Korridors. »Es hat keinen Zweck, wenn du dich in deiner Bude verbarrikadierst! Wir erwischen dich ja doch!«

      »Bist du’s, Tamblin?«

      »Ja, zum Teufel, und ich werd’ nicht ruhen, bis du in der Hölle schmorst, du verdammter Kartenhai, nachdem du Russ umgelegt hast!«

      Larry stärkte sich mit einem Schluck aus der Flasche.

      »So kann man sich täuschen«, lächelte er sauer. »Ich wäre jede Wette eingegangen, dass mir Zeit bis morgen früh bleibt, bevor diese Kerle in die Stadt kommen. Nun sieht es so aus, als wären sie mit dem Hombre, der mir vorhin im Saloon vor die Kanone sprang, an diesem Abend hier verabredet gewesen. Pech! Für wen, muss sich allerdings noch herausstellen.« Laut rief er: »He, Tamblin, ich bin nicht allein. Die Lady bei mir hat mit der ganzen Geschichte nichts zu tun. Gib ihr ’ne Chance!«

      Das Krachen des Colts füllte wieder den Korridor. Mehrere Kugellöcher klafften plötzlich in der Tür. Larry hielt auf einmal nur mehr den gezackten Flaschenhals in der Hand. Sein Gesicht wirkte eine Spur bleicher, vielleicht war auch nur die Dämmerung daran schuld. Seine Augen funkelten.

      »Diese Burschen haben tatsächlich noch schlechtere Manieren als ich.«

      Ohne sich vom Fleck zu rühren, jagte er die restlichen Kugeln aus seinem Remington durch die geschlossene Tür. Pulverdampf hing unter der Zimmerdecke. Draußen trappelten Stiefel. Dann schrie dieselbe Stimme wie zuvor: »Wenn du nicht willst, dass der Lady was passiert, Kartenhai, dann komm raus!«

      »Ideen hat dieser Mensch!«, knurrte Larry. »Aber es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben.«

      Linda Coleman fuhr hoch.

      »Tun Sie’s nicht! Sie werden sie töten.«

      »Sie werden es versuchen«, berichtigte Larry sie gelassen. Sie wusste nicht, ob seine Ruhe echt oder gespielt war.

      »Eine Minute, Langtry, dann machen wir Kleinholz aus dem Bau!«, dröhnte Scott Tamblin entschlossen.

      Coltpoker-Larry lud seinen Revolver nach. Die letzten Sonnenstrahlen auf den Dächern von Redcliff verblassten. Seit der erste Schuss gefallen war, lag die kleine Stadt wie ausgestorben. Es war nicht neu für Larry, dass hier kein Mensch daran dachte, für einen in der Klemme steckenden fremden Spieler eine Hand zu rühren.

      Da drang ein leiser Pfiff vom Hinterhof herauf. Schnell trat Larry ans Fenster. Drunten stand Mac, der Keeper, die Zügel von Larrys gesatteltem Pferd in der Hand. Er winkte verschwörerisch. Dann huschte er davon. Larry lächelte.

      »Es gibt doch noch wahre Freunde.« Er nahm alles Geld, das er in der Tasche hatte, legte es auf den Tisch und stellte die zweite, heilgebliebene Whiskyflasche darauf. Ruhig blickte er die Frau an.

      »Keine Sorge, Ihnen wird nichts passieren, wenn ich weg bin. Sagen Sie Mac meinen besten Dank, und wenn Sie sich überwinden können, dann grüßen Sie auch Jenny von mir.«

      »Noch dreißig Sekunden, Langtry!«, trieb Scott Tamblins zornige Stimme herein. »Glaub ja nicht, ich bluffe nur!«

      Larry öffnete das Fenster. Stirnrunzelnd schätzte er die Tiefe. Linda lief zu ihm.

      »Um Himmels willen, Sie werden sich das Genick brechen!«

      Er lächelte schon wieder, als er sich umdrehte und auf ihre schmale Hand schaute, die auf seinem Arm lag. »Nicht, wenn Sie mir zum Abschied einen Kuss verehren, Ma'am.«

      »Ach, gehen Sie zum Teufel, Sie eingebildeter Kerl!«, fauchte die Frau und wich rasch zurück. Leise lachend schwang Coltpoker-Larry sich aufs Fensterbrett.

      »Bin schon unterwegs.«

      3

      Als der Mond über die Kimm stieg, leuchteten die Planendächer der drei schwerfällig rumpelnden Frachtwagen wie Schiffssegel in dem Gewirr der Felsen und Hügel südlich von Canyon City. Big Joe Langtry, der neben dem vordersten Gespann ritt, fluchte leise. Er warf einen wilden Blick auf den grasbewachsenen Höhenrücken zurück, von dem sie in den seichten Creek herabgekommen waren. Aber darüber hingen nur weiße Wolkenfetzen in einem Meer von Sternen.

      In Langtrys Ohren lag immer noch das Hufgedröhn der Reiter, die in den Tälern und Schluchten um Canyon City nach ihnen suchten. Das Malmen des Kieses unter den Hufen und Wagenrädern erschien ihm verräterisch laut. Tief eingeschnitten schlängelte sich das Bett des Bluebird Creeks nach Westen, dem Gebirge zu, dessen gezackter Wall drohend vor dem Nachthimmel stand.

      Der breitschultrige Frachtwagenboss zügelte sein Pferd im nur kniehohen Wasser. Mit dem Stiel der zusammengerollten Peitschte deutete er auf eine leicht überhängende Felswand.

      »Da hinüber, beeilt euch, Leute!«

      Ein Netz glitzernder Schweißperlen bedeckte sein Gesicht. Es war das breitflächige, von scharfen Linien durchfurchte Gesicht eines Fünfzigjährigen. Ein hartes und herrisches Leben hatte ihm seinen Stempel aufgedrückt. Die derbe Kleidung unterschied Joe Langtry zwar nicht von den Männern, die verkrampft und mit angespannten Mienen auf den Planwagen saßen, jeder die Zügel in der einen, die Peitsche in der anderen Hand. Doch Big Joes Haltung, sein Blick und seine Stimme verrieten, wie selbstverständlich er es fand, dass sie jedem seiner Befehle schweigend gehorchten.

      Auch jetzt, als die schwer beladenen Fahrzeuge im Wasser dicht an der Steilwand hielten, sprach niemand. Tiefer Schatten umhüllte sie. Zuletzt kam Langtry heran. Sie lauschten. Kein Hufschlag mehr. Nur das sanfte Murmeln des Creeks, in dem sie ihre Fährte zu verwischen versuchten, seit sie vor zwei Stunden heimlich wie Diebe Canyon City verlassen hatten.

      Plötzlich wehte das Knattern ferner Schüsse über die Höhen. Ein Geräusch, als würden Steine auf ein Blechdach prasseln. Auf dem vorderen Wagen richtete sich Luke Enfield ruckartig aus seiner zusammengesunkenen Haltung auf.

      »Großer Himmel, sie haben Bob Healy und seine Jungs erwischt!«, keuchte der stämmige Mann.

      Big Joe presste die Lippen zusammen, als sich das Hämmern der Detonationen zu einem wilden Stakkato steigerte. Plötzlich setzte es aus. Als alle glaubten, dass nichts mehr zu hören sein würde, begannen wieder heftige Feuerstöße.

      Tate Slocum, der Oldtimer mit dem zerknitterten Ledergesicht, kletterte entschlossen vom Fahrersitz, schlang die Zügel um die Seitenlehne und stapfte zu dem am Wagen festgeleinten Sattelpferd.

      »Ich wette, das ist drüben am Cheyennehill, höchstens vier Meilen von hier. Weiß der Kuckuck, was Healy mit seinen Wagen so weit im Süden zu suchen hat. Aber wenn wir uns beeilen ...« Er brach ab, als Langtry seinen Wallach zu ihm lenkte. Seine dürre Gestalt versteifte sich. Düster blickte der Frachtunternehmer auf den ältesten Mann seiner Crew.

      »Healy, Preston und Griffin haben nichts davon, wenn wir gemeinsam mit ihnen ins Gras beißen. Das weißt du so gut wie ich, Tate. Auf nichts anderes würde es hinauslaufen, wenn wir jetzt wie die Wilden losjagten. Nein, zum Teufel! Als wir die Stadt verließen, um in zwei Gruppen aus Morristers verdammter Sperrzone rauszukommen, kannte jeder das Risiko. Genauso hätten diese Teufel auch uns schnappen können. Glaub nur nicht, Old Man, dass wir es schon geschafft haben! Ich kenne Dean Morrister. Der hat bestimmt nicht nur längst eine Prämie für jeden vernichteten Wagen der Langtry Cargo Company ausgesetzt, sondern auch auf den Skalp von jedem von uns!«

      Old Tates brennende Augen hielten dem durchdringenden Blick stand. Nur die Enden seines dünnen, weißen Sichelbartes zitterten ein wenig. Er spürte wieder die Kälte, die von dem großen Reiter ausging. Eine Kälte,

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