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Moment wackelte die Waffe in ihrer Hand. Dann lachte Linda zornig.

      »Du bist ja verrückt! Bleib stehen, ich warne dich, ich schieße sonst!«

      Er lächelte seltsam.

      »Du hättest mich fragen sollen, ob ich mitkomme.«

      »Das fällt dir reichlich spät ein«, antwortete sie mit beißender Verachtung.

      »Nicht zu spät.«

      Etwas in seinem Ton ließ sie zögern. Ihr Blick forschte in seinem Gesicht. Aber sein Lächeln war eine undurchdringliche Maske.

      »Geh zum Teufel!«, wiederholte die junge Frau heftig und schwang sich aufs Pferd.

      Mr. Brown hob den Kopf und schnaubte. Seine Hufe blieben wie festgeklebt, als Linda an den Zügeln riss und ihm die Fersen gegen die Flanken hämmerte. Coltpoker-Larrys Lächeln vertiefte sich.

      »Du kannst ihn jetzt beschimpfen, ihm schmeicheln oder auch die Peitsche überziehen. Aber gehorchen wird er nur mir. Sein Höchstmaß an Höflichkeit besteht darin, dass er dich überhaupt auf seinem Rücken duldet. Stimmt’s, Mr. Brown?«

      Linda starrte ihn halb erschrocken, halb wütend an. Ihre schmale Hand umschloss den Revolver fester. Mr. Brown drehte den Kopf und äugte neugierig zu ihr hoch. Als er schnaubte und dabei die Lefzen über die gelben Zähne zurückzog, sah es aus, als grinse er.

      Ruhig ging Larry auf die Frau zu.

      »Du hättest nichts davon, wenn du mich erschießt, Linda. Abgesehen davon, dass du's ja doch nicht über dich bringen würdest. Außerdem ist es von hier zum Rand der Hochebene, auf der wir Morrister, Big Joe und vor allem auch meinen Freund Old Tate treffen werden, nur mehr ein Katzensprung. Deshalb war keine Eile nötig. Willst du nun immer noch nicht wissen, ob ich bereit bin mitzukommen?«

      Er stand jetzt dicht vor ihr, eine Hand nach dem Remington ausgestreckt, mit dem sie ihn immer noch bedrohte. Lindas Lippen zuckten. Sie schien mit sich zu ringen, ob sie ihn verwünschen, ihm das Gesicht zerkratzen oder doch noch schießen sollte. Dann sank ihre Hand mit der Waffe müde herab.

      13

      Ein jäher Windstoß fauchte über das glutheiße Plateau. Für Sekunden waren die Planwagen und die eine Meile entfernt davon lagernden Banditen in graugelbe Staubschwaden gehüllt. Die Sonne verschwand gleichzeitig hinter düster brodelnden Wolkenmassen, so dass die Nacht um Stunden früher als sonst hereinzubrechen schien.

      Enfield sprang auf. »Es geht los!«

      Slocum, der zusammengesunken am Hinterrad eines Murphy-Schoners lehnte, schob den verbeulten Hut aus der Stirn und blinzelte schläfrig.

      »Wann es losgeht, Amigo, bestimmt Morrister, und ich schätze, der hat’s nun nicht mehr eilig.«

      Die anderen standen schon geduckt auf der Lauer, als er noch in seinen Taschen nach Patronen fingerte und sich dann endlich am aufgestützten Gewehr ächzend hochzog. Die von der Bö hochgerissenen Schleier senkten sich. Fahle Dämmerung lag auf dem Land. Abgrundtiefe Stille. Kein Luftzug mehr. Es war so stickig schwül, dass jede Bewegung einen Schweißausbruch verursachte. Immer mächtigere Wolkenberge schoben sich über den Horizont. Der ganze Himmel war wie von durcheinander quellendem dunklem Rauch bedeckt, der niedrig über die Hochebene dahinfloss.

      »Dieses verdammte Warten!«, knirschte der junge Randlett. »Ich wollte, sie kämen endlich!«

      Enfield knurrte neben ihm: »Wahrscheinlich sind sie früher da, als dir noch lieb sein wird.«

      Die Banditen waren zu ihren Pferden getreten. In aller Ruhe überprüften sie erst ihre Revolver und Gewehre, ehe sie sich in die Sättel schwangen. Sie sprachen und lachten dabei. Aber auf die Entfernung waren nur ihre Gesten zu erkennen. Alles spielte sich in gespenstischer Lautlosigkeit ab. Morrister ritt von einem zum anderen, sprach mit jedem, schärfte jedem bestimmte Befehle ein.

      Der Sturm kam nicht plötzlich. Ein leichter Wind setzte ein. Wimmernd strich er um die zu einem Bollwerk aufgefahrenen Frachtwagen. Die Planen schlugen leise. Staubfahnen tanzten über der Erde. Erst kniehoch, wie über den Boden strömender Rauch.

      Es dauerte jedoch nur Minuten, bis sie den Banditen, die mit entnervender Langsamkeit ihre Gäule auseinanderlenkten, an die Steigbügel reichten. Es war, als wateten die Reiter durch eine langsam höhersteigende graugelbe Flut. Der Wind nahm zu. Sein Jammern lag den Männern in der Wagenburg schaurig in den Ohren. Die Reiter auf der Ebene waren wie in Nebelfetzen gehüllt. Schatten nur mehr, die sich zu entfernen schienen, je undeutlicher sie wurden.

      »Sie werden uns einkreisen!«, rief Big Joe. »Sie werden von allen Seiten kommen. Schießt deshalb auf alles, was sich da draußen bewegt! Spart nicht mit der Munition! Wir haben genug davon. Wir können immer noch von Glück sagen, dass Morrister nicht seine gesamte Revolvercrew bei sich hat.«

      Enfield verzog sauer das schweißnasse Gesicht. Old Tate grinste.

      »Ich kann mir denken, wem wir dieses Glück verdanken.«

      Big Joe warf ihm einen wilden Blick zu, schwieg aber. Alles war gesagt. Wenn Morristers Schießer angriffen, würde jeder auf sich allein gestellt sein.

      Plötzlich fielen östlich der Wagenburg Schüsse. Der Wind riss die Detonationen fort, so dass es nicht mehr als ein Geräusch wie von zerbrechenden Ästen war. Dann trommelten Hufe auf die Planwagen zu. Big Joe und Enfield waren sofort mit angeschlagenen Gewehren bei dem Wagen an der Ostseite.

      »Nicht schießen, Leute, nicht schießen!«, schrie eine heisere Stimme.

      Old Tates Schultern sanken ein. Es war nicht die Stimme, auf die er gewartet hatte. Nun wartete auch er mit schussbereit erhobenem Gewehr. Ein von Staub umhüllter Reiter trieb sein Pferd in das Dreieck der Murphy-Planwagen.

      Der Wind zerrte heftig an seinem langen Kavalleriemantel und verbog die Krempe seines Stetsons, der vom Kinnriemen gehalten wurde. Langtry und seine Frachtfahrer blickten in ein fremdes, schwarzbärtiges Gesicht, in dem die tiefliegenden Augen wie Kohlenstücke glühten. Vier Gewehrmündungen bewegten sich mit, als der Mann auf dem nervös stampfenden Falben vorsichtig die Winchester ins Sattelfutteral schob und herabglitt.

      »Sie sind Joe Langtry, stimmt’s?«, wandte er sich an Big Joe. Er war nicht ganz so groß, aber ebenso breitschultrig wie der Frachtwagenboss.

      »Passt auf die Kerle dort draußen auf!«, rief Big Joe seinen Gefährten zu. Er trat mit der angeschlagenen Spencer vor den Fremden.

      »Wenn Sie mit den Kerlen, die uns an den Kragen wollen, unter einer Decke stecken, Mister, dann sind Sie schon ein toter Mann!«

      Der Bärtige hob den Kopf zur Seite und spuckte aus. Glühend hefteten sich seine Augen wieder auf Langtrys breitflächiges Gesicht.

      »Ich komme direkt aus Canyon City. Ich kenne Ihre Geschichte, Big Joe. Man hat mir ungefähr beschrieben, wo ich Sie finden kann. Sie haben ja immer noch eine Menge Freunde in der Stadt. Well, seitdem bin ich wie der Teufel geritten, um nicht zu spät zu kommen. Übrigens, mein Name ist Scott Tamblin.«

      Er stand ruhig da. Seine Hände hingen locker herab. Sein offener Mantel schlenkerte im Wind, der zwischen die Wagen fauchte. Doch Big Joe spürte die Anspannung des Mannes. Das Warten auf eine Reaktion, als er seinen Namen nannte. Big Joe hob die massigen Schultern.

      »Zugegeben, ich brauche jede Hilfe, die sich mir bietet. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass meine Partnerin oder ich einen Revolvermann angeheuert hätten. Und verdammt will ich sein, wenn Sie keiner sind.«

      Ein hartes Grinsen spannte Tamblins Gesicht.

      »Aus Ihrem Mund klingt es fast wie eine Beleidigung.«

      Big Joe hielt ihm drohend die Gewehrmündung über die Gürtelschnalle.

      »Zum Teufel, wer sind Sie? Was wollen Sie?«

      Tamblin warf rasch einen Blick in die Runde, als

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