Скачать книгу

zeigt euch!“, rief eine laute, harte Stimme.

      Jiminez Spinola hatte den Kopf gehoben.

      „Ramirez“, sagte Chaco. „Ich erkenne seine Stimme. In Rio Verde war man sich nicht einig, ob er nun ein Angestellter von Don Carlos ist oder nicht.“

      „Einig wird man sich schon gewesen sein“, erwiderte der Mexikaner verächtlich. „Aber die Leute haben Angst vor Don Carlos. Und richtig wissen tun sie freilich auch nichts. Don Carlos ist ein sehr vorsichtiger Mann. Aber was sollte diesen Hünen veranlassen, mich vernichten zu wollen? Was hat er davon?“

      „Sicher nur den Lohn, den einer bezahlt.“

      „Eben. Und das kann nur Don Carlos sein. Sonst gibt es hier niemanden, dem ich oder meine Pferde im Wege wäre oder der gar das Land wollte, von dem es überall um den Rio Verde genug gibt. Man muss es sich nur nehmen.“

      „He, ihr da drin, hört ihr nicht?“, brüllte die Stimme.

      Chaco wandte sich der Tür zu. „Nicht!“, flüsterte Spinola. „Der knallt Sie ab, wenn er Sie sieht. Er schießt auf riesige Entfernungen mit sicherer Hand.“

      Chaco spähte durch das Fenster.

      Die Pferde standen wieder inmitten des großen Korrals.

      „Spinola?“, schrie die harte Stimme, die unverkennbar dem Hünen Ramirez gehörte.

      „Was wollt ihr?“, fragte Chaco.

      25

      „Na also, wenigstens einer, der sich nicht tot stellt“, tönte es zurück.

      „Ist es in diesem Landstrich üblich, friedliche Menschen einfach so zu überfallen?“, fragte Chaco schroff. „Was seid ihr nur für Tagediebe und Halsabschneider, dass euch keine bessere Beschäftigung einfällt!“

      „Da hört doch alles auf!“, schimpfte ein Mexikaner draußen. „Habt ihr gehört, wie der uns zu nennen wagt?“

      „Desperados seid ihr!“, rief Chaco. „Mörder und Galgenvögel, die nur mit der Nacht als Verbündete und dem Gewehr im Anschlag ihre Schlupflöcher zu verlassen wagen.“

      „Du solltest endlich den Schnabel halten!“, befahl die harte Stimme. „Wir wollen mit euch reden, weil wir keine Unmenschen sind. Wenn ihr die Waffen wegwerft und mit erhobenen Händen heraustretet, dann wird euch nichts passieren.“

      „Ihr wollt uns wohl für dumm verkaufen?“, rief Chaco zurück.

      Draußen fluchte einer.

      „Das zieht bei dem nicht“, sagte ein anderer.

      „Schnauze! He, du da! Wenn ihr nicht die Hütte verlasst, unbewaffnet seid und die Hände über den Kopf haltet, dann passiert gleich was anderes.“

      „Was?“, fragte Chaco, während er das Gewehr repetierte und die Mündung über den Sims des Fensters schob.

      „Dann knallen wir die Pferde ab! Eins nach dem anderen!“

      Spinola fuhr mit einem Schrei der Angst in die Höhe und wollte zur Tür.

      Chaco stieß ihn auf die mit Fellen bedeckte Pritsche zurück. „Zur Hölle, wollen Sie jetzt in die Kugeln laufen?“

      „Meine Pferde!“

      „Denen helfen Sie nicht, wenn Sie sich abknallen lassen. Setzen Sie sich!“

      Spinola gehorchte. Er zitterte am ganzen Körper, seine Zähne schlugen hart aufeinander.

      „Also?“, fragte der Mann mit der harten Stimme, den Chaco nicht sah. „Ich zähle bis drei. Wenn ihr dann nicht auftaucht, geht es los.“

      „Meine Pferde“, jammerte Spinola. Er stand wieder auf.

      Doch Chaco packte ihn am Arm und schleuderte ihn brutal auf das Lager zurück. Dann versuchte er, draußen etwas zu erkennen, aber Wolken verdunkelten jetzt den Mond.

      „Eins ...“, zählte draußen die harte Stimme.

      Höhnisches Gelächter ertönte.

      „Mein Gott, hilf den Pferden, sie sind unschuldig an allem“, murmelte Spinola.

      Chaco legte das Gewehr an.

      „Zwei“, zählte der Hüne. „Drei!“

      Gewehre krachten. Schwach war das Mündungsfeuer zu erkennen. Im Korral wieherten die Pferde und stoben auseinander. Ein Tier brach getroffen zusammen. Ein anderes lief voll gegen den Zaun und stürzte. Die Kerle lachten und schossen weiter.

      Spinola hatte sich hochgequält, taumelte zu Chaco und feuerte nach draußen.

      Eine volle Minute lang wurde wie verrückt geschossen, dann schwiegen alle Waffen. Sie waren leer.

      „Diese Schweine!“, schrie Spinola. Er schob den Riegel zurück und drückte die Tür auf.

      Chaco riss ihn zurück und schmetterte die Tür mit einem Tritt wieder zu. Spinola schrie und fluchte und wollte mit dem Revolver nach Chaco schlagen.

      Chaco hatte eigentlich gar keine Zeit für den Mann. Er musste danach trachten, die unmittelbare Gefahr von der Hütte abzuwenden. So ließ er sein Gewehr fallen und schlug dem Mexikaner die Faust ans Kinn.

      Und während Spinola seinen Colt verlor und umzukippen drohte, zog Chaco ihn gleich herum und ließ ihn auf das Lager sinken. Er hob das Gewehr, blickte hinaus und schob Patronen in den Füllschlitz der Waffe.

      Die Banditen ließen sich nicht sehen. Die Pferde sprengten noch in panischer Angst durch den Korral und knallten dabei immer wieder gegen die ächzenden Latten.

      26

      Die Wolken hatten sich verzogen. Immer mehr Teile des Ranchos wurden von dem Mondlicht beschienen.

      Im Hof lag die Leiche des zuerst Erschossenen. Die anderen Kerle waren nicht zu sehen. Fackeln flammten bei der Remise und im Norden auf.

      Chaco ging von Fenster zu Fenster. Sie waren umstellt. Die Fackeln flammten überall auf. Aber es schien wirklich kaum mehr als ein halbes Dutzend Männer zu sein.

      Chaco langte wieder am Fenster neben dem Felllager an, auf dem Spinola in tiefer Bewusstlosigkeit lag und in den nächsten Minuten kaum stören konnte.

      Chaco schaute in den Korral. Vier Pferde lagen tot innerhalb der Umzäunung. Das Rudel stand zusammengedrängt am Ostende und wäre sicher längst in den Wald geflohen, würde der Zaun es nicht daran hindern.

      Die Fackeln bei der Remise bewegten sich. Chaco erkannte, dass ein zweirädriger Karren durch das offene Tor ins Freie geschoben wurde. Er war mit Stroh beladen.

      Chaco richtete das Gewehr auf die langsam fahrende Karre. Noch war unklar, was das bedeuten sollte. Da wurde eine Fackel geworfen. Sie überschlug sich in der Luft. Brennendes Pech spritzte herum. Die Fackel landete im Stroh auf dem Wagen. Fauchend schnellte eine Flamme in die Höhe. Man schien das Stroh mit Petroleum getränkt zu haben. Ein Mann schob die Karre unter den Anfeuerungsrufen der anderen auf die Hütte zu.

      Chaco begann zu feuern. Die Kugeln fuhren in das brennende Stroh, vermochten die Karre aber nicht aufzuhalten.

      Chaco wusste, dass sie verloren waren, wenn der Wagen das Haus rammen und das Feuer übergreifen sollte. Er schoss wieder und traf den Mann. Der schrie, ließ los, taumelte zur Seite und brach von der nächsten Kugel getroffen zusammen.

      Die Karre rollte noch ein Stück, dann blieb sie von selbst stehen.

      Chaco feuerte auf die anderen, die er im Feuerschein besser erkannte.

      Sie zogen sich hastig zurück.

      Im Hof brannte die Karre aus. Im Augenblick war die Gefahr gebannt. Aber die gnadenlosen Feinde lauerten da draußen

Скачать книгу