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beide hockten auf den feuchten Planken.

      Vor ihnen standen Sam Buster, der Gangsterboss, und der bullige Wake Emmenter, von dem Mike Ferrenc einmal geglaubt hatte, er sei sein Freund.

      Wake Emmenter blickte auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr. „Noch eine Stunde, dann geht die Flut zurück. Sind deine Leute soweit, Sammy?“

      Sam Buster, einst Filmstar, dann dem Rauschgift verfallen, und nun ein Gangster, blickte verächtlich auf die beiden Gefangenen und sagte rau: „Alles okay. Nur die Zeit muss noch stimmen. Auch die Bombe ist fertig.“

      Wake Emmenter nickte zufrieden. Es machte ihm nichts aus, dass Lucy Gillmore vor Angst am ganzen Leibe zitterte. „Also nochmals den ganzen Film, Sammy! Damit nichts schieflaufen kann. In einer Stunde bringen wir die beiden zum Boot. Sie fahren mit festgestelltem Ruder mit der abziehenden Flut hinaus. Wann genau explodiert die Bombe?“

      „Dreißig Minuten nach dem Loslegen.“ Sam Buster rieb sich die Hände, als habe er ein gutes Geschäft gemacht. Für ihn gab es keine Skrupel. Sentimentalitäten waren ihm wesensfremd. Auch dem Manne gegenüber, der einmal an ihm als Arzt so gehandelt hatte, als sei Sam Buster ein anständiger Zeitgenosse. Sam Buster war es nie, und würde es nie sein. Ebenso wenig wie Wake Emmenter, der mit seinem weißen Haar und der Goldrandbrille eher wie ein seriöser Kaufmann aussah, aber nicht wie ein kaltblütiger Verbrecher.

      In einer Stunde und dreißig Minuten würde eine Bombe losgehen. Draußen auf dem Atlantik. Und nicht nur das Boot, sondern auch Dr. Mike Ferrenc und die OP-Schwester Lucy Gillmore würden das nicht überleben. Denn Sam Buster wollte ihnen die Fesseln nicht lösen. Sogar im Boot anbinden würde er sie. Damit ja nichts schiefging.

      Noch ein und eine halbe Stunde hatten die beiden Zeit zu leben.

      Lucy Gillmore weinte aus Verzweiflung, nur Dr. Ferrenc starrte verbissen vor sich hin. Aber es gab keine Chance, mit den Männern fertig zu werden. Draußen waren noch zwei von Sam Busters Gang.

      „Du brauchst nicht zu flennen!“, fauchte Wake Emmenter das Mädchen an. „Du verdienst es mehr als der Doktor. Der muss nur seinen Kopf hinhalten, damit unser Boss sauber dasteht. Aber du, du hast uns verraten. Nur weil du dich verknallt hast in diesen Schnüffler. Dein Verdienst ist es nicht, dass er abgerufen worden ist. Und trotzdem wette ich, dass du den Namen vom Boss verraten hast. Eh, sag, hast du ihm den Namen gesagt?“, schrie Wake Emmenter sie an.

      Lucy hob den Kopf. Aus ihren Augen rannen die Tränen. Er wird mich wieder schlagen, dachte sie. Wie vorhin schon. Ewig halte ich das nicht aus. Einmal sagte ich es ihm doch, und dann …

      „Nein“, keuchte sie, „ich habe nichts gesagt.“

      „Du hast es schon diesem Proud gesagt, nicht wahr?“

      „Nein!“, schrie sie, und Emmenter holte aus.

      „Lass das!“, herrschte ihn Sam Buster an. „Sie schreit, und am Ende hört es doch jemand, trotz des Wellenrauschens.“

      „Diese Katze! Ich wette, sie hat uns doch verpfiffen. Na, sie hat den Brief geschrieben, und mehr kann man nicht verlangen.“

      „Hast du den Brief?“, erkundigte sich Sam Buster.

      „Ja, die werden sich freuen bei der Polizei. Der böse Doktor ist mit seiner Geliebten geflohen. Der Boden ist ihm zu heiß unter den Füßen geworden. Ja, Doktorchen, man wird dich überall auf der Welt suchen, und man wird glauben, dass du mit diesem Boot zu einem Schiff gefahren bist, das euch beide zu euren Auftraggebern bringt. Weil ihr ja nun alle Aufträge erfüllt habt.“ Wake Emmenter lachte giftig. „Das Boot habt ihr gesprengt. Aber man wird doch Einzelteile finden. Bestätigung des Briefes an Mrs. Mitchell.“

      „Ihr Schufte!“, schrie Lucy verzweifelt.

      „Das hat die andere auch gesagt, dann musste sie trotzdem sterben. Lächerlich. Wollte nicht gewusst haben, was in der Spritze ist, die sie diesem Lieutenant gegeben hat. Nachher Gewissensbisse, Komplexe. So eine Narrheit. Wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre alles schiefgegangen. Wollte doch tatsächlich diesen Baron anrufen. Ja, das hat sie das Leben gekostet.“

      „Hör auf damit, Wake!“, befahl Buster barsch. „Ich bin nicht aus Zucker, aber du bist ja krank, dass du dich so in diesen Dingen suhlen kannst.“

      Noch eine Stunde und zwanzig Minuten. Nicht länger sollten Lucy Gillmore und Mike Ferrenc zu leben haben.

      15

      1 Uhr 40 abends. F. E. C.Station. Endpunkt der großen Expresszüge. Gloria Mitchell ließ sich vom Schlafwagenschaffner ihr Abteil zeigen. Ein Zugpage trug ihre beiden Koffer. Das übrige Gepäck war bereits im Packwagen. Gloria gab dem Schwarzen ein Trinkgeld und schob die Tür des geräumigen Abteils zu. Erleichtert ließ sie sich auf den Sitz sinken, der dem Bett gegenüberstand. Die Vorhänge waren geschlossen. Die Tür verriegelt. Nur der Schaffner konnte sie öffnen. Jetzt noch zwölf Stunden Fahrt, dann war alles überstanden.

      Sie holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Noch jetzt drohte sie die Aufregung der überstürzten Abreise zu überwältigen. Da fiel ihr die flache Ledertasche ein. Sie stand spontan auf und öffnete einen Koffer. Obenauf lag die schwarze Tasche. Sie nahm sie heraus, überzeugte sich nochmals, dass alle Vorhänge dicht waren und öffnete die Tasche. Sie wusste, dass man es ihr verboten hatte, aber sie konnte die Neugierde nicht bezwingen.

      Ich soll sie zwischen die Wäsche legen, hat er gesagt, überlegte Gloria. Aber erst will ich wissen, was es alles ist.

      Langweilig, dachte sie, als sie die Papiere sah. Ein paar Zeichnungen, dann Text in komischen Wörtern, die kein Mensch aussprechen kann, Zahlenreihen, das war alles. Sie steckte alles in die Tasche zurück. Dann verpackte sie die Papiere tief im Koffer.

      Draußen ertönte das Läuten der Lokomotive, dann ein schriller Pfiff. Warum in Amerika die Züge nur fortwährend läuten, wenn sie in einen Bahnhof einlaufen und abfahren?, dachte sie. Sie erinnerte sich an einen Europabesuch, wo das auf Bahnhöfen nicht der Fall gewesen war.

      Da ruckte der Zug schon an. Die Räder begannen sich zu drehen.

      Gott sei Dank, dachte Gloria. Noch zwölf Stunden Fahrt. Sie wollte Miami nie wiedersehen.

      Zu diesem Zeitpunkt – zu dem die meisten Menschen der Stadt im tiefen Schlaf lagen – ermittelte der Erkennungsdienst, wer die Tote im Keller der Lincoln Road war. FBI und die Polizei von Miami stellten gemeinsam fest, dass es sich um die dreiunddreißig-jährige ehemalige Ärztin Dr. Doris Vauxhall aus San Francisco handelte. Vor zwei Jahren war sie die Assistentin von Dr. Ferrenc im Marinehospital von San Francisco gewesen. Er und sie hatten ein recht enges Verhältnis miteinander gehabt, das jäh geendet hatte, als Dr. Ferrenc dahintergekommen war, wie sehr sie der Rauschgiftsucht verfallen gewesen war. Mehr noch. Sie hatte einem berüchtigten Gangster Rezepte ausgeschrieben, womit er Rauschgifte beziehen konnte. Des Skandals wegen quittierte Dr. Ferrenc seinen Dienst in San Francisco, um nach Miami zu gehen, wo er trotz seiner Chefstellung weniger verdiente. Dr. Doris Vauxhall wurde das Recht zur Ausübung einer Praxis abgesprochen, die Ausübung des Arztberufes für zehn Jahre untersagt. Einer Gefängnisstrafe entging sie wegen mangelnder Zurechnungsfähigkeit zum Zeitpunkt der Tat.

      Als Hartman diese Ermittlungen erfuhr, sagte er bitter: „Wir haben dem Baron unrecht getan, er hatte die Nase eher drauf als wir.“

      16

      Es roch nach Lysol. In dem weißen Schrank hinter der Glasscheibe glänzten die Instrumente und Arzneiflaschen. Das Licht der grellen Deckenlampe spiegelte sich auch im Kunststoffbezug der Untersuchungspritsche. Auf dem grün bezogenen Schreibtisch lagen Rezepte, Berichte und der Tageszettel säuberlich geordnet. Das Brot aber fand der Baron in der mittleren Schublade. – Im Schreibtisch eines Arztes ein Brot! Mit einem Loch in der Mitte. Neben dem Loch schwarze Spritzer und Stofffasern. Ein erstaunlicher Fund, der dem Kenner eine Menge aussagte.

      Der

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