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fragte der Baron.

      „Der Nachtwächter von der Baustelle!“ Der Hund kläffte dazwischen, man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen.

      „Kommen Sie durch die Tür!“, rief der Baron. Endlich hatte er in Dr. Ferrenc‘ privatem Praxisraum Verbandszeug gefunden. Draußen beruhigte der Nachtwächter den Hund, dann schlug die Tür zurück. Mit schweren Schritten kam der Mann ins Haus. Mary Keil war noch immer ohnmächtig. Er legte ihr eine Kompresse auf die Wunde und sah auf den Nachtwächter, der lehmbeschmierte Gummistiefel trug und sich einen Umhang über die Schultern gehängt hatte. Ein bärtiger, älterer Mann war es.

      „Haben Sie schon den Arzt gerufen?“, fragte er. „Ich hab‘ gesehen, wie ein Wagen abgefahren ist. War‘s ein Überfall?“

      „Ja, ein Überfall, holen Sie das Kissen drüben. Ich muss ihr den Kopf hochlegen. Ah, da kommt schon ein Wagen, hoffentlich die Ambulanz.“ Sirenengeheul näherte sich. Der Hund draußen bellte wie angestochen.

      „Gehen Sie hinaus und kümmern Sie sich um das Tier, damit es nicht noch die Polizei auffrisst!“, rief der Baron dem Wächter zu, und er nickte. Als er draußen war, wurde der Hund ruhig. Er hörte Stimmen, dann tauchten drei Polizisten auf.

      „Wo bleibt die Ambulanz?“, fragte der Baron und zog seinen Ausweis heraus. Sie salutierten und der eine meinte: „Muss gleich da sein, der Krankenwagen. Es ist ein Arzt dabei.“

      Wieder Sirenengeheul, und wieder bellte der Hund draußen. Wenige Minuten später kam ein Arzt mit zwei Krankenträgern. Der junge Mediziner kümmerte sich sofort um Mary Keil, dann gab er Anweisung, sie auf die Trage zu legen.

      Alle hatten gespannt zugesehen, und als der Arzt aufstand, fragte der Baron: „Nun?“

      Er zuckte die Schultern. „Vielleicht bekommen wir sie nicht einmal lebend ins Hospital.“

      „Sir“, rief ein Polizist dem Baron zu, der als vierter gerade ins Haus gekommen war. „Sie möchten ans Sprechgerät kommen.“

      Draußen wurde gerade Mary Keil auf der Trage in den Krankenwagen geschoben. Fahrer und Begleitung stiegen ein, dann heulte schon wieder die Sirene, und der weiße Ambulanzwagen raste los.

      Dann ging der Baron zu den beiden Streifenwagen. In einem saß noch der Fahrer und sagte gerade, als der Baron den Schlag öffnete: „Hier kommt er.“

      „Hallo!“

      „Hier spricht Don Evans, wir sind in Emmenters Wohnung, haben aber Wake Emmenter nicht angetroffen. Ich besitze indessen einen Durchsuchungsbefehl vom U-Richter. Wir haben allerlei gefunden. Sie sollten sich das ansehen.“

      Eigentlich wollte Alexander ein paar Stunden schlafen. Aber das musste er wohl für die nächste Zeit aus dem Notizbuch streichen.

      „Okay, ich komme nachher, sobald es geht. Und was ist aus den beiden Vögeln geworden, diesem meckigescherten Tom und dem glatzköpfigen Boxer Johnny?“

      „Keine Ahnung, ich werde bei der Polizei nachfragen.“

      „Gut, bleiben Sie dort, und lassen Sie indessen nach Wake Emmenter fahnden. Mordverdacht!“

      „Hoppla, wir warten also!“

      Der Baron gab dem Cop den Hörer zurück, doch da surrte schon wieder der Funk und rief nach ihm. Der Cop lachte, und Baron Strehlitz nahm erneut den Hörer mit einem Seufzer.

      „Hier ist die Streifenwagenbesatzung 9. Wir haben das Taxi mit Johnny Calm und Tom Vergin gefasst. Verhaftung?“

      „Ja, sicher ist sicher. U-Gefängnis, ich melde mich wieder.“ Na, da waren die beiden Goldjungs schon auf Nummer Sicher. James würde sich freuen. Moment, nach James musste er sich auch noch erkundigen. Jemand musste sich um ihn kümmern.

      Er sagte dem Cop Bescheid, dass er jemanden in James‘ Wohnung schicken sollte.

      Als der Baron wieder ins Haus ging, zeigte sich im Osten schon ein Silberstreifen über der Stadt Miami. Sehnsucht nach einer Tasse Kaffee machte sich bei ihm bemerkbar. Er gähnte, und wollte gerade die Tür öffnen, da hörte er ein Auto von der Landstraße her in den Kiesweg kommen. Er traute seinen Augen nicht. Da kamen Hartman und James im Le Mans.

      James mit einem Verband am Kopf, einem Pflaster an Nase und Wange, und noch immer einem verquollenen Auge, jetzt beträchtlich mehr zugeschwollen. Als er ausstieg, sah der Baron auch die Bandagen an den Händen. Na, da musste es ja ganz schön geraucht haben, dachte Alexander. Diesmal war es wohl mehr als nur eine Lokomotive gewesen. Immerhin lächelte James, soweit sich das mit den Pflastern und der Schwellung ermöglichen ließ. Hartman hingegen machte wie immer sein finsteres und mürrisches Gesicht. Viel mehr konnte man bei ihm offenbar nicht erwarten.

      „Hallo, James. Sie sehen aus, als hätten Sie es gegen die gesamten Gangster von Miami aufgenommen.“

      „Fragen Sie die beiden Burschen, die im Polizeihospital liegen. Die singen Ihnen einen anderen Song, Baron.“ James wandte sich an Hartman. „Stimmt doch, wie?“

      „Hmm, seit Sie hier sind, Baron, reißt der Ärger nicht mehr ab.“

      „Schicksal“, meinte Alexander. „Was ist inzwischen passiert?“

      „Ihnen das zu erklären bin ich hier, Baron.“

      Sie sahen sich erst an, was sich in Mary Keils Handtasche befand. Und natürlich auch den Farbtopf. Dann erklärte sich James bereit, irgendwo einen Kaffee zu besorgen. Er war eben doch ein toller Hecht. Denn nach einer Viertelstunde standen zwei Tassen dampfenden Kaffees vor Hartman und dem Baron..

      „Passen Sie auf, dass uns keiner stört, James!“

      Hartman ließ sich in einen blauen Sessel in Mikes Salon fallen und sagte trocken: „Bis jetzt ist ja alles recht munter gelaufen. Und Sie sehen nun, dass es gut gewesen ist, Ferrenc einzulochen.“

      Das war so eine Sache. Im Grunde war sich der Baron gar nicht klar darüber, ob Mike zu Recht im Gefängnis saß. „Ich weiß nicht, Hartman. Ihre Theorie ist richtig, sobald nachzuweisen ist, dass dieser Sam Buster und seine Bande für Dr. Ferrenc arbeiten. Wenn nachzuweisen ist, dass dieser Wake Emmenter tatsächlich ein Freund von Dr. Ferrenc ist und mit ihm ebenfalls zusammengearbeitet hat. Ihre Theorie stimmt auch dann, wenn es feststeht, dass Dr. Ferrenc ein geheimes Foto besessen hat, nach dem diese Burschen von Sam Buster gesucht haben. Und doch, lieber Hartman, sind da einige Dinge, die gar nicht ins Bild passen.“

      Er lächelte gequält. „So? Aber wie passt dies in Ihr Bild? Hören Sie!“ Er zog einen Zettel aus der Tasche, offenbar ein Fernschreiben. Und dann sagte er und las vor:

      „Ich will es kurz machen, nur das Wichtigste. Also: Auskunft des Bundeskriminalamtes FBI Washington über die Tätigkeiten von Dr. Ferrenc nach seiner Rückkehr aus Korea. Da sind 1951 bis 1955 Marinehospital New Orleans, 1955 bis 1960 Oberarzt im Marine-Chirurgie Hospital San Francisco, und dann seit 1961 hier Chefarzt der Chirurgie.“

      „Bekannt, Hartman, dazu brauchten Sie nicht erst das FBI bemühen.“

      Er machte wieder sein Zitronengesicht und fuhr ungerührt fort: „In New Orleans starb ein Patient nach der Operation, der in Wirklichkeit schon während der Operation verschieden war. Innerlich verblutet, hieß der Befund. Den Chirurgen, in diesem Falle Dr. Ferrenc, traf keine Schuld. Der Patient war eine Schlüsselfigur im Elektronenwesen. Weiter. In Little Rock gleich zwei ähnliche Fälle. Auch dort kein Makel am Operateur Dr. Ferrenc. Die Patienten: beide wichtige Persönlichkeiten. Der eine starb 1956, es war Paul Sheffield, Erfinder von winzigen Relaisgeräten für Raketen. Der andere, er starb 96, war Fred Know, ein General der Air Force. Kurz nach dessen Tod wechselte Dr. Ferrenc die Stellung. Sagt das Ihnen jetzt etwas. Baron?“

      Nun sah der Baron, dass Hartman richtig lächelte. Die Schadenfreude und der Triumph, dies dem Baron verpasst zu haben, machten aus dem alten Griesgram einen fröhlichen Menschen. Mit wie wenig man doch einen Mann glücklich machen kann.

      Aber dem Baron war nicht zum

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