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doch gleich gehabt?

      Genau.

      »Eine Stadt sucht einen Mörder«.

      Und jetzt das.

      Von Panik gepackt, atmete sie heftig durch. Besser, sie stieg am nächsten Bahnhof aus. 17 Minuten Fahrzeit, von der höchstens die Hälfte verstrichen war, konnten ziemlich lang werden. Zwei Kilometer und ein paar Zerquetschte zu Fuß, es gab weiß Gott Schlimmeres auf der Welt.

      In der Tat, das gab es.

      Weit Schlimmeres sogar.

      Doch davon ahnte sie in dem Moment, als der Zug den S-Bahnhof in Karlshorst hinter sich ließ, noch nichts.

      Dann aber war da plötzlich dieser Geruch, den der Mann im Halbdunkel verströmte.

      Und die Pupillen der hervortretenden Augen. Vom halblauten Flüstern, aufgrund der Fahrgeräusche kaum zu verstehen, nicht zu reden: »Welch ein Zittern, welch ein Beben, wenn zu richten alles Leben, sich der Richter wird erheben.«

      »Verzeihung, haben Sie es mit mir?«

      Wie aus dem Schlaf gerissen, fuhr der Unbekannte in die Höhe. »Schon möglich«, murmelte er vor sich hin, Worte, die wie eine versteckte Drohung klangen. »Nur Geduld, ich bin noch am Überlegen.«

      Kölnisch Wasser, vermischt mit erkaltetem Schweiß, maskulinen Ausdünstungen und dem Geruch von Doppelkorn, bei dem es ihr glatt den Magen umdrehte. Ein Hauch von erkalteter Asche, Schmieröl und Kohlestaub nicht zu vergessen.

      Von wegen Kavalier der alten Schule. So naiv, um dies ernsthaft anzunehmen, hatte auch nur sie sein können.

      Die Quittung ließ nicht lange auf sich warten.

      Urplötzlich, als könne er Gedanken lesen, schwang ihr Peiniger eine Art Knüppel über den Kopf, und sie ertappte sich bei dem Gedanken, wo er ihn auf einmal herhatte. Sekundenbruchteile später, das Schrillen des Signalhorns im Ort, welches wie das Menetekel ihres Martyriums anmutete, sauste die Hiebwaffe aus Hartgummi auf sie nieder. Halb benommen betastete sie ihren Hinterkopf, riss den Unterarm hoch und drehte sich reflexartig nach rechts.

      Vergebens.

      Schlag folgte auf Schlag, auf die Schulter, ins Gesicht, auf den Unterarm und die Fläche der linken Hand.

      Doch damit nicht genug. Kaum war ihre Gegenwehr erlahmt, zielte der Unbekannte auf den Kopf, immer und immer wieder, vor Wut, die sein Gesicht in eine hasserfüllte Fratze verwandelte, nicht zu bändigen.

      Und dann, als sie blutüberströmt auf dem Mittelgang kauerte, einen durchdringenden, dem Kreischen einer Motorsäge ähnelnden Pfeifton im Ohr, hatte ihre letzte Stunde geschlagen.

      Als habe er alle Zeit der Welt, entledigte sich der Unbekannte seiner Uniformjacke, hängte sie an einen Haken und zog seinen dunklen Lederhandschuh aus, zuerst den linken, und dann, die Lippen triefend vor Speichel, den rechten, unter dem sich eine Prothese aus Aluminium verbarg.

      Vor Entsetzen, das sie bis in die letzte Faser ihres Körpers durchzuckte, brachte sie nicht einmal ein Wimmern hervor, die aufgequollenen Augen starr noch oben gerichtet, von wo aus sich die Prothese wie der Greifarm einer Maschine auf sie herabsenkte, ihre Kehle umschloss und den letzten Rest an Leben in ihr erstickte.

      Sekunden später, bevor sich der Tod ihrer erbarmte, verspürte sie einen durchdringenden Schmerz, so stark, dass ein Aufbäumen durch ihren geschundenen Körper ging. Dann aber, als der Unbekannte ihre rechte Hand wie eine Trophäe in die Höhe reckte, war das Martyrium beendet und sie stürzte in einen endlos erscheinenden Schlund hinab.

      Immerwährende Finsternis.

      Endlich.

      Und kein Gedanke an die Schändung, welche die Bestie in Menschengestalt an ihr vollzog.

      Oder daran, wie er ihr Gesicht in Stücke riss und ihren leblosen Körper zur Tür schleifte, um ihn bei Tempo 60 aus dem Waggon der Linie 3 zu werfen.

      Der Tod war als Erlöser gekommen.

      Gerade noch rechtzeitig.

      Amen.

      RECORDARE

      Juste judex ultionis,

      Gerechter Richter der Vergeltung,

      Donum fac remissionis

      schenke Vergebung

      Ante diem rationis.

      vor dem Tag der Abrechnung.

      (Wolfgang Amadeus Mozart, Requiem)

      MITTWOCH, 2. JULI 1941

      »Deutsches Volk! In diesem Augenblick vollzieht sich ein Aufmarsch, der in Ausdehnung und Umfang der größte ist, den die Welt bisher gesehen hat. Von Ostpreußen bis zu den Karpaten reichen die Formationen der deutschen Ostfront. Die Aufgabe dieser Front ist daher nicht mehr der Schutz einzelner Länder, sondern die Sicherung Europas und damit die Rettung aller. Ich habe mich deshalb heute entschlossen, das Schicksal und die Zukunft des Deutschen Reiches und unseres Volkes wieder in die Hand unserer Soldaten zu legen.

      Möge uns der Herrgott gerade in diesem Kampfe helfen!«

      (Adolf Hitler in einer Proklamation am 22. Juni 1941)

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