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The Trial and Death of Socrates. Plato
Читать онлайн.Название The Trial and Death of Socrates
Год выпуска 0
isbn 9780486111346
Автор произведения Plato
Жанр Философия
Издательство Ingram
»Meine Lieben!« sprach der Oberst, der ein stummer Zeuge der artigen Vermittlungsszene gewesen war, »vergeßt nicht, daß wir wieder hinab müssen, und daß das Frühstück unser wartet. Komm, du herrliche Rose der Wildnis! und ihren Arm in den seinigen legend, folgte er dem Squire, der mit der Oberstin den Zug führte.
»Es ist mir noch immer wie ein Traum«, sprach dieser, der nun Platz genommen hatte. »Hätte mir eher den Tod eingebildet, als gedacht, dich wiederzusehen. Erst als du fort warst, da empfanden wir, wie lieb du uns allen gewesen bist. Ja, ja, Rosa. Wir haben noch nach Jahren von dir gesprochen. Und als ich heute nun so mit dem grimmigen Tokeah rede, sieh, so kommt sie heraus aus ihrer Wolldecke und auf mich zu, und faßt mich so zutraulich bei der Hand und macht mich zum Vater, ohne daß ich ein Wort davon weiß.«
»Und diese Vaterschaft schien Euch nicht übel zu gefallen?« fiel ihm der Oberst in seiner etwas trockenen Art ein, »denn Ihr vergaßt darüber, den Häuptling über sein Verhältnis mit dem Briten auszuforschen.«
»Mit dem Briten?« fragte die aufmerksam gewordene Rosa.
»Ja, liebe Rosa«, versetzte der Squire. »Kennst du ihn?«
»Gewiß; und ist mein Bruder hier gewesen?«
»Ja«, lachte der Squire. »Du hast zu viele Brüder und Väter; das ist ein arger Zeisig, so jung er ist. Ein Spion, der noch zur rechten Zeit Reißaus genommen, sonst hinge er. Wird aber dem Galgen nicht entgehen.«
Das Mädchen hatte verwundert zugehört.
»Aber das nämliche dachte auch der Miko, und er hat gegen seine Tochter und Rosa das Schlachtmesser aufgehoben, weil er glaubte, daß sie einen Spion in sein Wigwam gebracht. Kann der Brite zugleich bei den roten und den weißen Männern Spion sein?« fragte sie unschuldig.
Alle waren aufmerksam geworden. »Du kennst ihn also, liebe Rose?« fragte der Squire.
»Gewiß«, – versicherte sie abermals. »Er ist vor dreißig Sonnen bei uns in einem Boote am untern Waldsaum angekommen. Er war vom Seeräuber geflohen und schwach und matt, und eine große Wasserschlange biß ihn, als er aus dem Boote steigen wollte, und Canondah kam ihm zu Hilfe und tötete die Schlange, und wir brachten ihn in den hohlen Baum und trugen ihn in das Wigwam, und da pflegte ihn Canondah, bis er wieder hergestellt war.«
»Und weiter?« fragte der Squire.
»Als er gesund geworden, wurde er ängstlich; er fürchtete den Miko, der mit den Männern auf der Jagd war, und sagte, er müsse zu den Seinigen, die gegen die Weißen dieses Landes Krieg führten. Er wurde mit jedem Tage verstörter. Da ward mir bange um den leidenden Bruder, und das Herz drohte mir zu zerspringen, und ich flehte zu Canondah und bat und beschwor sie, ihn nicht länger zurückzuhalten; denn der Miko würde ihn im Glauben, daß er ein Späher der Weißen sei, mit dem Tomahawk getötet haben.«
»Und weiter?« fragte der Squire.
»Und Canondah wollte nicht, und Rosa mußte drohen und sagen, sie selbst wolle dem Bruder den Weg zeigen oder mit ihm im Sumpfe ersticken. Sie hätte wohl dieses gekonnt, aber sie hätte den Pfad nicht gefunden«, unterbrach sie sich. »Und Canondah gab weinend den Bitten Rosas nach, und dem weißen Bruder hing sie eine Wolldecke um und band die Mokassins an seine Füße und den Wampumgürtel um seinen Leib, und sie färbte seine Haut, um die Verfolger zu täuschen, und sie führte ihn über den schmalen Pfad auf das jenseitige Ufer des zweiten Flusses. Es hat Canondah und Rosa vieles Herzeleid verursacht; denn als der Miko zurückkam und er von den Weibern hörte, daß ein weißer Fremdling im Wigwam gewesen, wurde sein Angesicht finster, wie das des reißenden Panthers; denn er dachte, der Brite sei ein Späher, und schon hatte sich seine Hand erhoben, um das Schlachtmesser in die Brust seiner Tochter und Rosas zu stoßen; der gute Gott hat ihn jedoch zurückgehalten.«
»Und der Brite hatte den Miko nicht gesehen?« fragte der Squire.
»Der Miko ist seiner Spur nachgeeilt; ob er ihn gesehen hat, weiß ich nicht.«
»Und was will der Miko mit den Indianern hier?«
»Er hat einen langen Traum gehabt, den er erfüllen muß, weil es ihm der große Geist geboten hat. Er geht mit seinem Sohne zu den mächtigen Cumanchees; die Seinigen sind bereits abgegangen, er ist nur mit wenigen zurück in die Niederlassungen der Weißen. Und der große Häuptling der Cumanchees wollte den Vater seines Weibes nicht allein ziehen lassen. Der arme Miko hat seine Tochter verloren, und Rosa hat ihn gleichfalls begleitet; sonst würden ja«, setzte sie mit naiver Unschuld hinzu, »seine Augen vor Jammer erblinden.«
Die Gesellschaft hatte mit Verwunderung und Rührung dem einfachen Vortrage der reizenden Sprecherin zugehört, der einen Lichtstrahl auf die plötzliche verdächtige Erscheinung des Briten und der Indianer warf. So wenig eine solche Erscheinung zu einer andern Zeit beachtet worden wäre, so bedeutend wurde sie im gegenwärtigen Augenblicke, wo die Verteidiger des Landes auf dem Punkte standen, nahe an zweihundert Meilen den Strom hinab gegen den auswärtigen Feind zu ziehen. Selbst eine kleine Horde von Indianern mußte, mit ihrer Art Krieg zu führen, nicht nur endlosen Jammer in den zerstreuten Niederlassungen jenseits des Stromes verbreiten: ein feindlicher Überfall konnte selbst dem Gange des Krieges eine ungünstige Wendung geben, indem er die Milizen, die die Ihrigen den blutigen Tomahawks preisgegeben sahen, entmutigen, sie vielleicht gar bewegen würde, die ohnehin schwache Armee zu verlassen, um den Ihrigen zu Hilfe zu kommen.
»Und warum«, fragte der Squire nach einer Weile, »hat der Narr nicht gesagt, woher er Wampumgürtel und Fellwams hat?«
»Canondah«, versetzte Rosa, »hat ihn beim großen Geiste schwören lassen, daß er nicht verraten wolle, wo er gewesen. Der Miko fürchtet die Weißen sehr, und er ist in ein Land gezogen, wo er sie nimmermehr sehen will.«
»Ja, das ist's!« versetzte der Squire nach einer Pause.
Gabriele und Rosa hatten ihr Mahl geendet und flogen schäkernd aus dem Saale.
»Immerhin dürft Ihr nicht vergessen,« hub wieder der Oberst an, »daß, so wenig die Wahrheit dieses lieben Kindes zu bezweifeln steht, die Indianer, wenn sie etwas im Schilde führen sollten, nicht Rosa zur Vertrauten gemacht haben würden. Obwohl Träume viel vermögend bei ihnen sind, so erscheint dieser weite Ausflug eines Traumes wegen doch immer sonderbar.«
»Mir nicht«, entgegnete der Squire. »Sie gehen Tausende von Meilen, wenn ihnen der große Geist im Schlafe es zuflüstert, wie sie sagen. Und dann müßt Ihr wohl bedenken, daß die Indianer geradezu auf unsre Niederlassungen gekommen. Hätten sie etwas Arges im Schilde, glaubt Ihr, sie wären den Atchafalaya herüber, ohne sich umzusehen? Und dann, würden sie wohl das Kind mitgenommen haben? Sahet Ihr nicht, wie der Indianer plötzlich alle Fassung verlor, als ich ihm ankündigte, daß Ihr seine Pflegetochter zu Euch geladen? Konnte kaum meinen Augen trauen, wie ich ihn so bewegt sah. Und ihre Kleidung und Geschmeide verraten ja offenbar, daß sie von ihm über alles hoch gehalten wird. Die reichste Erbin dürfte sich nicht ihres Anzuges schämen.«
»Eben dieser Anzug«, erwiderte der Oberst, »macht mir das Ganze um so unerklärbarer. Woher kann der Indianer diese Dinge haben?«
»Ihr vergeßt, daß er der Schwiegervater des Cumanchee ist, der vor Gold starrt; diese Cumanchees sind, höre ich von unsern Männern, die hinüber nach Santa Fé und Mexiko handeln, reiche Wilde, im ewigen Kriege mit den Spaniern begriffen, von denen sie oft große Beute machen.«
»Der Schnitt dieser Kleider und die Fasson ihrer Geschmeide ist englisch, lieber Squire,« bemerkte die Dame, »und zwar im besten, neuesten Geschmacke.«
»Und das«, versetzte der Oberst, »ist allerdings bedenklich. Ihr wißt, John Bull, obwohl er breit auf seine Taschen schlägt, ist kein solcher Narr, sie zu leeren, wenn er dabei nicht zehnfach gewinnen kann. Das Rätsel ist so wenig gelöst, daß es mir im Gegenteil nur verwickelter vorkommt.«
»Wir wollen bald dem Haken einen Köder finden,« sprach der Squire; »ohnedies haben wir eine Zusammenkunft mit den Indianern, und es müßte