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die Ihr mich hierhergebracht.«

      Die sechse prallten zurück und wisperten miteinander in spanischer Sprache. »Komm denn!« sprach einer.

      »Keinen Schritt, ehe ich weiß, wer Ihr seid und wohin es geht?«

      »Narr! Wer wir sind, geht dich wenig an. Wohin es geht? Wo immer es hingeht, ist's besser für deinen Kragen, als wo du bist; hier gebe ich dir keinen Real dafür.«

      » Dejalo! Dejalo! umbringen!« murmelten die übrigen. »Laßt ihn! Laßt ihn!«

      »Macht, daß Ihr fort und wieder zurückkommt,« zischte ihnen der Wirt zu, »oder Ihr seid verloren. Und wenn Ihr unten Unrat merkt, so vergeßt nicht die obere Landung.« »Halt!« flüsterte der Brite, »ich gehe mit Euch.«

      Der Neger war bereits in das Boot der Mexikaner hinübergesprungen und hatte das seinige mit dem seiner Rasse eigenen Leichtsinn den Wellen überlassen.

      »Engländer!« murmelte einer der Mexikaner, »hier sitzest du!« indem er ihm seinen Platz im Vorderteile des Fahrzeuges neben dem jungen Mexikaner anwies.

      »Und Pompey kommt in die Mitte und nun frisch auf.«

      »Halt!« flüsterte der Brite, »können wir uns nicht in die zwei Boote teilen?«

      »Ah Massa, nicht über den Sippi gerudert,« kicherte der arbeitsscheue Neger; »Massa nicht in sechs Stunden drüben sein und bei Point Coupé ans Land kommen.«

      »Hush, Pompey!« murmelte sein Nachbar, und das Boot, von sechs Händen bewegt, flog nun schnell in den Strom hinein.

      »Ah Massa Manuel zuerst Pompey seine Ketten abfeilen lassen,« brummte der Neger, »Pompey im obern Gefängnis sein – klug gewesen,« lachte er in sich hinein, »eine Feile mitgenommen und sich selbst geholfen – Massa Parker schauen, wenn Pompey ausgeflogen.«

      »Halt's Maul, Doktor,« befahl eine Stimme von hinten, »und warte mit deinen Ketten, bis du drüben bist.«

      Der Neger schüttelte unwillig den Kopf. »Massa Filippo auch nicht gerne im Halsbande sein« – brummte er, steckte jedoch seine Feile wieder ein, und während er mit der einen Hand das Ruder handhabte, ergriff er mit der andern die Kette, die, vom Fuß bis zum Halseisen laufend, in der Nähe des letztern abgefeilt war. Dieses Halseisen bestand aus einem fingerdicken, beinahe zwei Zoll breiten Ringe, der um den Hals lief und aus dem drei lange, daumendicke, auseinanderstehende Haken über den Kopf hinausragten. Die lange Kette hatte er mit einer Art kindischer Verwunderung abwechselnd in der Hand gewogen und wieder angestiert, dann warf er sie in das Boot hinab, das nun rasch der Mitte zuflog.

      »Arme Lolli, traurig sein,« hob er nach einer Weile wieder an, »wenn Pompey nicht in die Stadt hinab kommen, sie in St. John wohnen, unter der Kathedrale.«

      »Pompey!« rief der vorne neben dem Briten sitzende Mexikaner, »deine Ketten und Fußeisen liegen mir just auf den Knöcheln.«

      »Bleib ruhig, Pompey,« zischelte ihm sein Nachbar in die Ohren, »ich will sie zurückziehen.«

      »Ah Massa armen Pompey nicht gut tun«, rief dieser seinem Nebenmanne zu, der die Ketten um beide Füße des Negers herumgewunden und sie nun mit einem plötzlichen Rucke so scharf anzog, daß dem Schwarzen das Ruder entsank und er rücklings ins Boot stürzte.

      Der junge Brite war aufmerksam geworden. »Was gibt es? Was treibt Ihr mit dem armen Neger?«

      »Massa, um Gottes willen mit dem armen Pompey nicht so spaßen«, stöhnte der Neger dazwischen.

      »Nichts, Pompey, vergiß nur nicht den Weg zur Rechten nach Nacogdoches«, erwiderte der Hintermann.

      »Um Gottes willen, Massa, nicht würgen«, stöhnte der Sklave dringlicher.

      »Nichts, nichts; denk' an deine dicke Lolli hinter der Kathedrale und vergiß den Weg nach Nacogdoches nicht«, tröstete ihn der Hintensitzende, der die Ketten von seinem Vordermanne erfaßt, diese durch das Halseisen durchgezogen und so den armen Neger in einen Knäuel zusammengeschnürt hatte.

      »Massa-Mass-Ma!« stöhnte der Neger, dem der Atem zu vergehen anfing.

      Das Ganze war das Werk eines Augenblickes gewesen; nur das Gestöhn und Schlucken des im Todeskampfe röchelnden Negers war zwischen dem Rauschen der Wogen und den Ruderschlägen hörbar gewesen.

      »Alle Teufel!« rief der Brite, sich umsehend, »was ist das?«

      Im nämlichen Augenblicke hob sich das Brettchen, auf dem er saß, und er fühlte sich mit aller Gewalt von seinem Nebenmanne gestoßen, der ihn mittelst des überschlagenden Brettes beinahe in den Strom gestürzt hätte.

      »Ihr seid wirklich Mörder!« rief der schaudernde Brite, der gerade noch so viel Zeit übrig hatte, sich schnell zu drehen und seinen Nachbar anzufassen. Dieser hatte sich ein wenig erhoben, um das Brett unter seinem Sitze zurückzuschieben und umzuschlagen, war aber in seiner schwankenden Stellung, vom Faustschlage des Briten getroffen, über die Bootswand in den Strom hinabgestürzt.

      » Buen viaje a los infiernos, glückliche Reise in die Hölle«, brüllten die Hintensitzenden mit einem höllischen Gelächter.

      » Go to hell yourselves, schert euch selber in die Hölle«, schrie der Brite, der das Ruder erfaßt hatte und dem hinter ihm Sitzenden einen Hieb versetzte, der ihn an die Seite des Negers rücklings stürzte.

      » Santa Vierge! Que es este? Heilige Jungfrau, was gibt's?« riefen die beiden Hintersten.

      » Este Inglese, der Engländer«, brüllte einer und suchte vorzudringen, fiel jedoch über die zwei Liegenden ins Boot hin, das durch den rasenden Kampf gewaltig zu schwanken begann.

      »Ma-Ma«, stöhnte der Neger nochmals, und seine Augen, im furchtbaren Todeskampfe, funkelten wie gräßliche Irrlichter in der stockfinstern Nacht und traten aus ihren Höhlen, und die krampfartig lallende Zunge fing an aus dem Munde zu fallen.

      »Beim lebendigen Gott! ich stürze euch alle in den Strom, wenn ihr den armen Neger nicht befreit«, schrie der Brite.

      » Maledite Inglese! verfluchter Engländer!«

      » Picarjo Gojo! niederträchtiger Hund!«

      » Dejalo! Dejalo! Santa Vierge! Umbringen, umbringen! Heilige Jungfrau!« schrien die drei Mexikaner untereinander, während der Brite einen verzweiflungsvollen Hieb auf den gegen ihn Zukommenden führte, der ihn brüllend ins Boot zurückstürzte.

      » Dejalo! Dejalo! Umbringen! Este diablo, dieser Teufel«, riefen die beiden Mexikaner, und einer schob ihm den armen Neger zu.

      »Steht zurück!« schrie er, »und nehmt ihm das Halseisen ab. Wenn ihr ihn erwürgt, so sterbt ihr alle.«

      » Este diablo! dieser Teufel!« schrie der Mexikaner, der den in einem Klumpen gefesselten Neger hinschob und ihm die Kette aus dem Halseisen riß.

      Die Glieder des armen Sklaven fielen wie Stücke Holz auseinander. Nur ein leises Röcheln verkündete, daß der Lebensfunke noch nicht ganz von ihm gewichen war.

      »Steht zurück!« schrie der Brite wieder, der, zum Schwarzen herabkauernd, es nun versuchte, ihn durch Reiben mit der Wolldecke, ins Leben zurückzurufen.

      Das Boot war, im Kampfe auf Leben und Tod dem Spiele der Wogen überlassen, schnell vom Strom fortgerissen worden und schwankte nun mitten unter den ungeheuern Baumstämmen, die dieser zu Tausenden mit sich führt. Die Mexikaner hatten sich aufgerichtet und fingen an aus Leibeskräften stromaufwärts zu rudern. – Nicht ferne von dem gebrechlichen Fahrzeuge, auf dem unter der Nebelschichte erglänzenden Wasserspiegel, war ein kolossaler Baumstamm zu sehen, der geradezu auf das Boot kam. Der Brite hatte kaum Zeit gehabt, den Mexikanern zuzurufen, als der Baumstamm an ihnen vorbeischoß. Ein unnatürlicher Laut schlug zugleich an ihre Ohren. Schaudernd wandte sich der Jüngling, und er sah noch einen Kopf und eine Hand, die um einen der Äste des Baumes geschlungen war. » Misericordia! Erbarmen!« stöhnte es, » Misericordia, per Dio!

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