Скачать книгу

      Michael atmete tief ein, fühlte sich immer noch leicht berauscht von der Macht von seiner Dämonenjagd vorhin. Er grinste zufrieden, wusste, dass er diesen Rausch wiederbeleben konnte, sobald er sich wieder unter die Dämonen begab. Er schielte hoch und erkannte, dass Kane ihn genau beobachtete, dann runzelte er die Stirn, als der Blondschopf seinen Blick schnell auf sein Glas senkte und es hochhob.

      „Also.“ Michael hob argwöhnisch sein eigenes Glas. „Wie kommt es, dass du gleichzeitig mit Aurora und Skye auf Besuch kommst?“

      Kane zuckte die Schultern. „Kriss und Dean haben mich und Tabatha zum Essen eingeladen, und sie kamen zufällig vorbei. Sie erwähnten, dass sie hierherkommen wollten, also dachte ich, nachdem ich nicht wirklich dazu gekommen bin, mit dir zu reden, dass ich… mal sehen wollte, wie es dir geht.“

      Michael runzelte die Stirn. „Du warst diesmal nicht Zigaretten kaufen?“

      „Diesmal nicht“, antwortete Kane grinsend, aber der Spaß verflog sofort wieder. Nachdem Michael sich ohnehin schon verfolgt fühlte, konnte er ihn ebenso gut ausquetschen. Kein Mann vieler Worte, beschloss er, gleich zum Thema zu kommen. „Dean sagte mir, dass er dich vorhin gesehen hat.“

      „Ja, hat er“, antwortete Michael ausweichend, denn ihm gefiel jetzt schon nicht, wie sich diese Unterhaltung wendete.

      „Er sagte auch, dass du von einem Dämon getrunken hast“, sagte Kane geradeheraus und stellte sein Glas weg. „Seit wann machst du das?“

      Michael zögerte keine Sekunde mit einer Lüge. „Seit das Ding beschlossen hat, mich zuerst zu beißen.“

      Kane öffnete seinen Mund, um etwas zu entgegnen, aber was sollte er darauf sagen? Er hob sein Glas wieder hoch und trank noch einen Schluck, während er darüber nachdachte.

      Nachdem er Kanes gerunzelte Stirn sah, beschloss Michael, noch ein wenig dicker aufzutragen und ein wenig Wahrheit hinzuzufügen. „Ich habe gesehen, wie das Biest Aurora beobachtete, als ich vorhin auf Besuch kam, und ich bin ihm bis in eine Seitengasse gefolgt. Ich dachte, dass es leichte Beute sein würde, also war ich nicht sehr aufmerksam. Plötzlich hatte es seine Zähne in meiner Schulter. Ich war so wütend, dass ich einfach zurückgebissen habe… ich glaube, damit hat er nicht gerechnet.“

      „Wohl nicht“, murmelte Kane, während er versuchte, Michaels Gedanken zu hören, aber alles, was die Funkverbindung durchließ, war ein Schuldgefühl und Sehnsucht, was irgendwie verwirrend war, also gab er es einfach auf.

      Michael grinste, als wäre das alles lustig. „Zufällig hat sein Blut meine Wunde praktisch sofort geheilt, also trank ich, bis er tot war. Problem gelöst.“

      Kane hob eine Augenbraue und prostete Michael mit seinem Glas zu, ehe er den Rest der roten Flüssigkeit auf einen Zug leerte. Das klang nach einer einleuchtenden Erklärung, aber es erklärte immer noch nicht, wieso er so barsch mit Dean gewesen war. Er wollte schon fragen, wie das Dämonenblut geschmeckt hatte, aber beschloss, dass er es im Augenblick lieber nicht wissen wollte. Außerdem… wenn er es unbedingt wissen wollte, konnte er einfach selbst einen beißen und es herausfinden.

      Aus irgendeinem unerfindlichen Grund blitzte Miserys verwesendes Gesicht vor Kanes innerem Auge auf und er musste Michael seinen Rücken zuwenden, um zu verhindern, dass sein Bruder den angeekelten Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Er ging zum Kühlschrank, um etwas zu suchen, was den eingebildeten Geschmack vertreiben konnte.

      Michael setzte sich auf einen der Barhocker, als er eine Gänsehaut bekam und er fluchte innerlich, als sich ein dünner Film aus kaltem Schweiß auf seiner Stirn bildete.

      Über Dämonenblut zu sprechen hatte in ihm den Drang hervorgerufen, wieder auf Jagd zu gehen, und er brauchte dringend eine Ablenkung. Er fuhr mit der Hand durch sein langes Haar, hoffte, dass er Kane nicht gerade auf die Idee gebracht hatte, Dämonenblut zu trinken. Er konnte mit den Energieschüben, die davon kamen, gut umgehen, aber niemand wusste, wie Kane darauf reagieren würde, und das Allerletzte, was sie jetzt brauchen konnten, war ein neuerlicher Bruch zwischen LA und der Welt der Dämonen.

      Michael schüttelte seine Gedanken ab und drehte sich um, um Kanes Hintern aus dem Kühlschrank ragen zu sehen.

      „Was, zur Hölle, machst du da?“, fragte Michael scharf.

      Kane tauchte wieder auf, eine Packung Wurst, Mayonnaise, Senf, Oliven, Salat und Tomaten in seinen Armen. „Du hast Essen… ich habe Hunger.“

      „Ich dachte, ihr habt gerade bei Kriss gegessen“, knurrte Michael, der sich immer noch nach etwas Besserem als einem Sandwich sehnte. Er fuhr sich mit dem Ärmel über seine Stirn und konzentrierte sich darauf, sich zu beruhigen.

      „Ja, aber jetzt habe ich wieder Hunger… und es sieht so aus, als hättest du auch ein paar Kilo abgenommen“, gab Kane zurück, dem Michaels Dr. Jekyll und Mr. Hyde-Persönlichkeitswechsel nicht verborgen geblieben war.

      In der Hoffnung, dass der sehr alte und starke Wein zumindest ein wenig helfen konnte, füllte Michael beide Gläser wieder auf, während Kane damit beschäftigt war, das Essen zuzubereiten.

      „Also, gibt es sonst noch etwas?“, fragte er, denn die drückende Stille gefiel ihm nicht.

      Kane runzelte die Stirn, während er seine Zutaten zurechtrückte. „Wenn du schon so fragst, ja. Dean wurde verletzt und ich glaube, dass es nicht wirklich verheilt. Es hat nicht so schlimm ausgesehen, als er es mir das erste Mal gezeigt hat, aber je später es wurde, umso mehr fühlte ich die Krankheit in ihm.“

      „Samuel hat ihn mit dem Dämonenschwert verletzt“, meinte Michael, obwohl er wusste, dass sie beide erfahren hatten, wie schwer die Klinge Ren verletzt hatte. „Ist das die Wunde, von der wir reden?“

      Kane nickte. „Ich habe nachgedacht. Wenn das Schwert eines Gefallenen Engels Samuel töten kann… oder überhaupt Dämonen, dann können wir daraus schließen, dass ein Dämonenschwert wohl Gefallene Engel töten kann… nicht wahr?“

      „Richtig.“ Michael nickte, jetzt, wo er seine Ablenkung gefunden hatte.

      Kane begann in einer obszönen Geschwindigkeit die Tomate in Scheiben zu schneiden. „Wir beide wissen, wie schlimm genau dieses Dämonenschwert Ren zugerichtet hat, aber Ren ist kein Gefallener Engel und Dean lebt noch. Wir haben Ren mit dem Schwert eines Gefallenen Engels wieder geheilt, und ich gehe davon aus, dass Dean und Kriss eines haben, denn sie sind Gefallene Engel. Aber wenn das alles wäre, was es braucht, um Dean zu heilen, dann hätten sie es schon getan, und offensichtlich haben sie das nicht… also fällt diese Option bei Gefallenen Engeln offenbar weg.“

      Michaels Emotionen überspannten den ganzen Bogen von Wut, über das, was Samuel Aurora angetan hatte, bis hin zu Sorge um Deans Leben. „Samuel hatte Aurora mit dem Dämonenschwert umbringen wollen, also ja… wir können davon ausgehen, dass ein Dämonenschwert einen Gefallenen Engel töten kann.“

      „Du und Dean, ihr scheint dieser Tage viel gemeinsam zu haben“, bemerkte Kane, während er auf das Meisterwerk eines Sandwiches starrte, das er zubereitete.

      „Und zwar?“, fragte Michael.

      „Ihr beide tut so, als ginge es euch gut, obwohl das nicht stimmt“, sagte Kane geradeheraus.

      „Gut, Onkel Dok, aber ich bin nicht derjenige, der stirbt, also solltest du dich vielleicht auf Dean konzentrieren, und meine Probleme mir überlassen“, erklärte Michael und umklammerte sein Glas ein wenig fester.

      „Das stimmt“, sagte Kane seufzend. Er wusste, dass er Michael für den Augenblick schon weit genug in die Enge getrieben hatte, und dass dieser wohl recht hatte, was Dean betraf.

      „Wie geht es Kriss und Tabatha?“, fragte Michael, um das Thema zu wechseln.

      „Kriss wird langsam besser“, grinste Kane, während er das Messer hob. „Er flirtet nicht mehr mit Tabatha, was gut für seine Gesundheit ist. Und Tabatha…“ Kane seufzte dramatisch und zwinkerte.

      „Ich will es gar nicht wissen.“ Michael hob abwehrend seine Hände.

      „Wenn

Скачать книгу