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Aurora die Hand ergriff, die Michael ihr anbot, beugte sich Kane von er anderen Seite zu ihm.

      „Vielleicht wäre ein bisschen Zurückhaltung angebracht?“, fragte Kane laut flüsternd.

      „Du bist nur eifersüchtig, weil du nicht daran gedacht hast, Tabatha mit Nettigkeiten zu verführen“, gab Michael mit einem bösen Grinsen zurück.

      „Das war anders“, jammerte Kane, während er hinter Michael und Aurora hereilte, während Skye am Schluss ging und leise vor sich hin lachte.

      „Wieso war das anders?“, fragte Michael gespielt neugierig.

      „Tabatha ist meine Chefin“, erklärte Kane überzeugt. „Ich hatte keine andere Wahl als ihrem Charme zu verfallen und sie bis ans Ende der Welt zu verfolgen.“ Er hielt kurz inne und rieb sich gedankenverloren das Kinn. „Andererseits… ist sie meine Seelenfreundin, also ich schätze, für immer und ewig der liebenswürdigsten, hübschesten Frau der Welt unterworfen zu sein, ist es wohl wert.“

      „Volltreffer“, murmelte Michael, und beschloss, dass Kanes unsinniges Gerede manchmal richtig Sinn machte.

      Auroras Augen weiteten sich wieder, als Michael sie in die riesige Bibliothek führte. Der Raum war rund mit hohen Fenstern an allen Seiten und überall standen Regale, vom Boden bis zur Decke gefüllt mit Büchern in allen Größen und Formaten. Bequeme Lehnstühle und Sofas standen jeweils mit elegant geschnitzten Tischchen herum.

      „Oh wow“, flüsterte Skye und ging zu einem der Regale. Er fuhr mit den Fingern über die Buchrücken, während er die Titel überflog. Alle Bücher in dieser Abteilung schienen sich mit den Gesetzen der Physik und mit allem von Plato bis Einstein zu beschäftigen, aber es gab auch einige neuere Werke von Nassim Haramein.

      „Ist alles in Ordnung?“, fragte Michael, als er den überwältigten Ausdruck auf Auroras Gesicht sah.

      Aurora ließ ihren Blick durch den Raum streifen, und versuchte, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Wo… wo soll ich überhaupt anfangen?“, fragte sie und lächelte dann plötzlich, als sie sich daran erinnerte, dass Skye ihr gesagt hatte, dass, wenn sie mehr las, ihre Reaktionen weniger kindisch sein würden. Sie hatte widersprochen und gesagt, dass sie kein Kind war, aber insgeheim wusste sie, dass Skye recht hatte. Sie hob ihr Kinn, wollte nicht, dass Michael dachte, dass sie kindisch war.

      „Ich habe ein paar Märchen herausgesucht, damit ihr damit anfangen könnt, weil die meisten Menschen, wenn sie lesen lernen, zuerst das lesen“, sagte Michael und beugte sich zu ihr, als wollte er ihr ein Geheimnis verraten. „Es ist die Magie der Märchen, die Menschen süchtig nach Lesen werden lässt. Ich weiß nicht, wie er dich lehren will, aber wenn er so schnell lesen gelernt hat, dann nehme ich an, dass du es auf dieselbe Art und Weise lernen kannst.“

      „Skye“, rief ihn Aurora zu sich, hoffte innerlich, dass Michael recht hatte, und sie wirklich so schnell lernen würde. „Können wir mit diesen hier anfangen?“

      Skye entfernte sich von dem Regal, das er gerade betrachtet hatte, und näherte sich dem Stapel Bücher, auf die Aurora zeigte. „Diese sind zum Anfang gut geeignet“, bestätigte Skye, der einige Bücher sah, die ihm sehr gefallen hatten, und andere, die er selbst noch nicht gelesen hatte.

      „Oh, wunderbar“, sagte Kane und rieb sich die Hände. „Ich darf mit Michael spielen, während Aurora ihre Lesestunden nimmt.“ Er packte Michaels Arm und zog ihn aus der Bibliothek hinaus, wobei er die Tür offenließ, für den Fall, dass Aurora oder Skye sie brauchten.

      Er grinste darüber, wie langsam Michael ging, und wie er noch einen sehnsüchtigen Blick zurückwarf. „Komm schon, Liebling, du wirst sie nur vom Lernen ablenken. Du willst doch, dass sie überall Einser bekommt, oder?“

      Michael drehte den Kopf und schenkte Kane einen bösen Blick. „Ich kann mich schon benehmen.“

      „Sagt der Mann, der im U-Bahntunnel Sex hat“, gab Kane zurück und grinste über Michaels sehnsüchtige Gedanken von nackter Haut, die er schon gehabt hatte, ehe er überhaupt die Tür geöffnet hatte.

      In der Bibliothek schüttelte Skye den Kopf, als Aurora in einem Buch blätterte, ihre Augen vor Neugier leuchtend. Er setzte sich auf den Boden neben dem Stapel Bücher, die Michael herausgesucht hatte, und zeigte auf die Stelle vor ihm. „Komm hierher… und bring das Buch mit.“

      Aurora war die Aufregung anzusehen, als sie sich vor Skye setzte, sodass ihre Knie die seinen berührten. Sie streckte Skye das Buch hin, wollte endlich wissen, wie er sie lehren wollte. Doch anstatt das Buch zu nehmen, drückte er ihre Hände sanft nach unten, bis das Buch zwischen ihnen am Boden lag.

      „Das erste, was du tun musst, ist, das Buch mit deinen Fingerspritzen zu berühren“, wies Skye sie an und lächelte, als sie sofort gehorchte. „Und jetzt, erinnerst du dich daran, was wir gemacht haben, als ich mit den Jungen auf Jagd oder kundschaften gegangen bin und du mit den Mädchen zurückbleiben musstest?“

      „Ja“, sagte Aurora und nickte ihm verschwörerisch zu. Sie beugte sich zu ihm nach vor und senkte ihre Stimme, als wäre es immer noch ein Geheimnis. „Du hast mir immer deine Erinnerungen gezeigt, wenn ihr zurückgekommen seid. Diese Erinnerungen waren immer so lebhaft, dass ich das Gefühl hatte, dass ich mit dir da draußen war… manchmal konnte ich sogar den Regen in meinem Gesicht fühlen, oder die Blumen riechen.“

      Skye nickte. „Richtig, und genau so werde ich dich das Lesen lehren. Ich werde dir meine Erinnerungen davon geben, wie ich es gelernt habe. Schieb deine eigenen Gedanken weg und komm in meine.“

      Er lächelte, als er sah, dass sie schon ihre Augen geschlossen hatte. Skye legte seine Hände auf ihre und ließ seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen… genauer gesagt, zu dem Moment, als er zum ersten Mal die Lagerhalle unter der Bibliothek gefunden hatte. Er spürte, wie Auroras Hände zuckten, als sie seine Einsamkeit fühlte, aber er konnte sie nicht vor ihr verbergen.

      Er lag auf dem alten, staubigen Sofa, das im Keller gelagert wurde, und vor Langeweile blätterte er in einem der vielen Bücher, die Bilder hatten. Sein Blick schoss hoch, als er hörte, wie die Tür oben zugeschlagen wurde, und Schritte sich näherten. Skye versteckte sich schnell in der Dunkelheit oben auf einem der Bücherregale, als ein älterer Mann mit einem Stapel Bücher am Arm die Treppe herunterkam.

      Er lauschte, als der alte Mann vor sich hinmurmelte, sich darüber beschwerte, dass diese wunderbaren, klassischen Bücher weggesteckt wurden, als wären sie Obszönitäten, und sah zu, wie er seine Last auf einen der vielen Kartons stellte und dann hustete, als eine Staubwolke aufstieg. Der Mann stand einen Moment still, ehe er das oberste Buch hochhob und laut zu lesen begann.

      Skye war so beeindruckt von den Worten, dass er seine Aura nach dem Geist des Mannes greifen ließ, während dieser las. Als er die Worte hörte, während er mithilfe des Intellekts des Mannes lernte, die Buchstaben zu lesen, erkannte Skye, dass er eine ganz neue Welt voller Informationen für sich geöffnet hatte.

      Nachdem der alte Mann den Keller verlassen hatte, näherte sich Skye dem Bücherstapel und blätterte nun bedächtiger zwischen den Seiten. Er schaute nicht mehr nur auf die Bilder. Er verbrachte die nächsten Tage damit, sich selbst beizubringen, den Inhalt der Worte zu verstehen, indem er seine Aura nach den Büchern greifen ließ, wie er nach dem Geist des Mannes gegriffen hatte.

      Die Worte flogen durch seinen Kopf wie ein Wind des Wissens. Je mehr er übte, umso schneller wurde er, bis er eine ganze Enzyklopädie in wenigen Minuten lesen konnte, wonach er einen Roman las, um seine Fantasie anzuregen.

      „Oh, wow“, hauchte Aurora, als sie Skyes Wissen durch ihre Verbindung mit ihm in sich aufnahm.

      Skye ließ die Vergangenheit hinter sich und öffnete seine Augen. „Jetzt möchte ich, dass du es versuchst.“

      Er lächelte wieder, als Aurora ihren Kopf zur Seite legte und ihre Aufmerksamkeit auf das Buch unter ihren Fingern richtete. Schnell drang er in ihren Geist ein, und teilte mit ihr seine Erfahrung, als die ersten Worte, die sie je gelesen hatte, von ihrem Kopf in den seinen drifteten.

      Kapitel

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