Скачать книгу

Funky Fröhlich schüttelte den Kopf. »Vergessen?

      Wir machen keine Werbung!«

      Techniker Paul schaute kurz von seinem Mischpult auf und korrigierte: »Wir kriegen keine Werbung.« Tatsächlich wollte kaum jemand in ihrem Sender mit der geringen Reichweite Werbung schalten.

      Funky Fröhlich ging über Pauls Anmerkung hinweg. »Sagen wir einfach: Wir haben keine Werbung.«

      »Aber das ist doch keine Werbung!«, widersprach Alex ihr. »Wir geben Newcomern eine Chance. Live im Radio!«

      Nun erhellte sich Funkys Miene: »Jaaaa …! Radio Flamingo – wir sind Entdecker!« Das brachte sie auf eine ganz andere Idee. Fragend schaute sie Alex an: »Könnte ich mal deinen Vater interviewen?«

      Hastig verneinte Alex. »Ich glaube, das ist nicht so seins.«

      Doch Funky ließ nicht locker. »Er hat so eine interessante Familiengeschichte. Alle interessieren sich doch für Adelshäuser. Wer liebt wen? Drama! Intrigen!«

      Mit einem Mal registrierte sie, dass sowohl Alex als auch Paul und Chico sie irritiert anschauten. Etwas verlegen wedelte sie mit Armen und rief:

      »Hopp, hopp. An die Arbeit!« Und fügte in Alex’ Richtung streng hinzu: »Frag ihn bitte.«

       Das große Auftauen

      Bibi und Tina hatten ein megaschlechtes Gewissen. Graf Falko war immer noch steif gefroren wie ein Tiefkühlhähnchen. Frau Martin, die mittlerweile wieder zurückgekehrt war, war gar nicht erfreut. Holger, mit Billy the Kid im Schlepptau, hatte eine Sackkarre aufgetrieben, mit der sie den Grafen in die Sonne im Hof schoben und in einen Gartenstuhl hievten.

      Vorwurfsvoll sah Frau Martin Bibi und Tina an:

      »Ich war kurz weg – und was habe ich gesagt? Nicht betteln. Und keine Hexerei!«

      Bibi murmelte schuldbewusst: »Ich wollte ihn nur ein bisschen abkühlen.«

      »Ja. Das ist dir gelungen«, stellte Frau Martin trocken fest.

      Die Sonne zeigte bereits ihre Wirkung. Der Graf taute langsam auf. Er versuchte seiner Empörung Ausdruck zu verleihen, aber er konnte den Mund noch nicht richtig öffnen. Das ärgerte ihn umso mehr, weil er ja trotzdem alles hörte, was die anderen sagten. Endlich brachte er etwas heraus, das klang wie: »Das ist ja wohl eine Frechheit!«

      »Aber der Martinshof braucht doch einen neuen Brunnen«, beugte sich Bibi zu ihm herunter.

      »Hast du mich deshalb hierhergelockt? Um mir Geld aus den Rippen zu leiern? Susanne, unternimm was!«, grummelte der Graf.

      Holger stellte sich mit verschränkten Armen direkt vor ihn. »Nix Susanne! Mal von Mann zu Mann!« Graf Falko sah ihn empört an. »Ich finde, Sie haben als Eigentümer auch eine Pflicht, wenn die Tiere Durst leiden! Da spielt Geld doch nicht die wichtigste Rolle«, sprach Holger unbeirrt weiter.

      Obwohl immer noch steif, wurde Graf Falko jetzt richtig wütend: »Geld, Geld, Geld! Alle wollen nur mein Geld! Weißt du, was der Unterhalt für das Schloss kostet?«

      Frau Martin hatte keine Lust auf weitere Diskussionen. »Wir lassen dich erst mal auftauen.«

      Damit ließen sie Graf Falko in der Sonne sitzen und suchten einen Schattenplatz am Haus auf.

      Der Graf rief ihnen verzweifelt hinterher: »Susanne! Ihr könnt doch jetzt nicht weggehen! Ihr könnt mich doch hier nicht sitzen lassen! Susanne!« Jetzt reichte es Holger! Energisch machte er kehrt, packte den Stuhl und drehte ihn um, sodass

      Alex’ Vater nun mit dem Rücken zu ihnen saß.

      In der Sitzecke machte Tina das alte Transistorradio an. Genau im richtigen Moment! Denn gerade hatte Chico seinen Live-Auftritt und sang das von ihm selbst komponierte spanische Lied, das er bereits am Brunnen zum Besten gegeben hatte.

      »Quién es ella, la que se me acerca, quién es esta rubia tan hermosa …«

      Bibi und Tina wippten fröhlich mit. Chico hatte es wirklich drauf. Sogar Graf Falko schien sich durch den Song zu beruhigen. Unbekümmert summte und sang Bibi die Worte mit.

      »Qué decir, pienso en ti, eres tan perfecta!«

      Wenn Bibi wüsste, was Chico da sang! Denn der Junge hatte den Song aus aktuellem Anlass angepasst und sang über ein schönes blondes Mädchen, das er offensichtlich sehr mochte.

      Auch Funky Fröhlich schien der Song zu gefallen. Sie machte Chico und Alex durch die Scheibe zum Studio ein Zeichen. Daumen hoch! Wirklich gut!

       Tauwetter

      Endlich war der Graf so weit aufgetaut, dass er sich wieder etwas bewegen konnte. Doch kaum wollte er aufstehen, knallte er der Länge nach hin. Seine Füße waren noch komplett vereist.

      »Tschuldigung!« Mit schlechtem Gewissen eilten Bibi und Frau Martin ihm zur Hilfe.

      Aber von Bibi wollte sich der Graf auf keinen Fall anfassen lassen: »Nein! Nein! Nein! Lass mich! Ich mach das allein! Ich komm ganz gut zurecht!« Tatsächlich stand er wieder auf seinen wackeligen Beinen.

      »Vielleicht möchtest du dich kurz saubermachen?«, fragte Tinas Mutter höflich. Der Graf war zwar nicht mehr vereist, aber die Tortenreste und Sahnekleckse klebten immer noch überall.

      Graf Falko räusperte sich. »In der Tat. Und dann hätte ich gerne Cleopatra!«

      Bibi wagte einen letzten Vorstoß. »Herr Graf! Das mit dem Eistee tut mir wirklich leid, und Frau Martin kann auch echt …«

      Unwirsch hob der Graf die Hand. Er wollte kein Wort mehr hören.

      Frau Martin sah Bibi beruhigend an. »Lass gut sein, Bibi.« Behutsam brachte sie Graf Falko ins Haus, vorbei an Holger, der mit Billy the Kid das Geschehen beobachtete. Da war ja wohl alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte.

      Ziemlich deprimiert führten Bibi und Tina Cleopatra aus dem Stall.

      »Das wird uns der Graf jetzt jedes Mal aufs Butterbrot schmieren!«, befürchtete Tina.

      »Ich könnt’s ihn ja vergessen lassen?«, schlug Bibi vor und deutete mit den Händen eine kleine Hexbewegung an.

      Tina schüttelte den Kopf. »Nee, lass mal. Das ist genug für heute!«

      Bibi hielt inne, da sie jemanden entdeckt hatte.

      »Was macht der denn hier?«

      Erstaunt erkannte nun auch Tina Chico, der mit Rucksack und Gitarre bei Frau Martin stand und sich selbstbewusst anpries: »Ich kann gut mit Tieren, wirklich! Ich bin auf einem andalusischen Pferdehof aufgewachsen. Die Pferde lieben mich.«

      Das konnte ja nicht wahr sein. Dieser Angeber!

      »Klar, alle lieben dich«, rief Bibi und lief mit Tina zu ihnen.

      Frau Martin wandte sich ihnen erstaunt zu. »Ihr kennt euch?«

      Chico grinste. »Wir hatten eine erste hitzige Begegnung.«

      »Alex hat ihn uns weggeschnappt«, klärte Tina ihre Mutter auf, die sich über diese Bemerkung ein wenig wunderte. Wieso weggeschnappt?

      »Und er hat mich auch hergeschickt«, parierte Chico mit lässiger Geste.

      Frau Martin schien Chico zu mögen. »Chico macht work and travel, Arbeit gegen Unterkunft. Und Arbeit haben wir ja genug.« Sie reichte Chico die Hand und nickte. »Na dann – willkommen auf dem Martinshof. Tina zeigt dir gleich dein Zimmer.«

      Bibi starrte den Jungen an. »Wie lange willst du denn bleiben?«, fragte sie verdattert.

      Chico

Скачать книгу