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überhaupt

      Everett: klar, er ist ok. ist allerdings 68 oder so

      Ich: na schön. wolltest du schon mal mit jemandem schlafen, den du nicht leiden kannst?

      Everett: zum beispiel mit einem republikaner?

      Ich: ja egal, einfach jemand, den du nicht ausstehen kannst

      Everett: wer will denn leute ficken, die er nicht mag? nicht mal du bist so schräg haha

      Blake Everett ist der am wenigsten hilfreiche Freund in der Geschichte der Menschheit. Himmel, verdammt.

      Kapitel 3

      All die Lügen, die Avery sich selbst erzählt hat, fangen an, sich wie ein Kartenhaus, das von einem Tornado erfasst worden ist, in ihre Einzelteile zu zerlegen. Oder wie seine Lieblingseishockeymannschaft in den Play-offs. Es ist sehr dramatisch und passiert alles innerhalb viel zu kurzer Zeit. Als es vorbei ist, hat er das Bedürfnis, sich ins Koma zu saufen.

      Die erste Ernüchterung ereilt ihn um halb zehn Uhr vormittags in dem schlichten, stylischen Pausenraum.

      Avery macht sich gerade einen Kaffee, als Brandon auf ihn zukommt, ein wenig nervös dreinblickt und sich den Nacken reibt. Er wirkt durch den Wind und verlegen wie eine Figur aus einer Sitcom. »Hey, Avery, kann ich kurz mit dir reden?«

      Dass im Hintergrund kein Gelächter vom Band abgespielt wird, wenn Brandon redet, ist eine Enttäuschung. Avery zuckt mit den Schultern und lehnt sich gegen die Arbeitsplatte. »Klar, was gibt's?«

      Brandon sieht sich um und senkt die Stimme. Was dämlich ist. Es ist eh niemand in der Nähe, der ihn hören könnte. »Vielleicht… vielleicht nicht hier? Wir könnten mittagessen gehen oder so.«

      »Du führst mich zum Lunch aus. Ich fühle mich geschmeichelt, Thomas.« Avery grinst hinter seiner Kaffeetasse und seine Worte besitzen eine Schärfe, die er nicht ganz ernst meint. Er nippt an seinem Kaffee und ermahnt sich, es nicht zu übertreiben. »Geht klar. Wir treffen uns an den Aufzügen.«

      Brandon nickt, strafft die Schultern und sagt: »Wir müssen irgendwo hingehen, wo es etwas Gesundes gibt. Ich trainiere für einen Halbmarathon.«

      Natürlich tut er das. »Ja. Klar. Ich trainiere für einen Dreiviertelmarathon, also muss ich ein Viertel gesünder essen als du.«

      Brandon neigt den Kopf wie ein neugieriger Cockerspaniel. »Du… was?«

      Avery seufzt. »Ein Witz, Thomas.«

      »Stimmt die Rechnung überhaupt? Ich glaube nicht.«

      »Ein Witz«, sagt Avery, aber er lächelt leicht. Der Goldjunge hat ja vielleicht doch einen Sinn für Humor. Wenn es um Brüche geht. Aber das ist zumindest ein Anfang.

      Sie essen in einem Restaurant zu Mittag, das ein paar Blocks entfernt ist, und es ist warm genug, dass sie draußen sitzen können. Brandon bestellt etwas ekelhaft Gesundes, sieht dabei allerdings ein wenig unglücklich aus, was Avery eine gewisse Befriedigung verschafft. Natürlich reden sie über die Arbeit, bis Brandon seine beste General-Patton-Nachahmung auspackt und mit tonloser Stimme sagt: »Sieh mal, ich werde mich nicht bei dir entschuldigen, weil Lacroix mein Entwurf für das Byrne-Projekt gefallen hat. Ich bin Architekt und hier, um meine Arbeit zu erledigen. Also würde ich es zu schätzen wissen, wenn du aufhören würdest, mich die ganze Zeit so finster anzustarren.«

      Avery starrt ihn an, ein Stück seiner Designerpizza – mit Ziegenkäse und einer besonderen Kruste, all das für siebzehn Dollar fünfzig, wobei man noch nicht mal einen Salat dazu bekommt – auf halbem Weg zu seinem Mund. Durch die metaphorische Landschaft seines Verstandes fegt ein unheilvoller Windhauch. Wie üblich zieht Averys Verstand sich eine imaginäre Windjacke an und ignoriert ihn vollständig.

      »Warum sollte ich wollen, dass du dich entschuldigst? Es ist nicht deine Schuld, Mann. Es ist nur, dass mein Entwurf spitze war und Lacroix ein Arschloch ist.«

      Brandon schenkt Avery sein nervtötend ehrliches Lächeln. »Die Solartreppe in deinem Vorschlag hat mir echt gut gefallen.«

      »Danke«, sagt Avery und schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. »Schön, dass sie jemand zu schätzen weiß.«

      Brandon legt sein in Salat gewickeltes… Ding… auf seinem Teller ab und sieht es so voller Hass an, dass Avery seine Pizza zu ihm hinüberschiebt. Brandon nimmt sich ein Stück, ganz offensichtlich dankbar. »Es ist schon komisch, dass du mit Lacroix zusammenarbeiten musst. Ich meine, dein Stil ist ausgefallen und das kann man von ihm nicht behaupten. Aber ich bin mir sicher, dass es frustrierend ist, so oft abgewiesen zu werden.«

      »Ja, Thomas. Das ist es wirklich.« Avery sieht ihn ernst an. »Danke, dass du mich daran erinnerst.«

      Brandon erwidert den Blick ganz genauso. »Gern geschehen. Wenn dir jetzt schlecht geworden ist, esse ich deine Pizza.« Er lächelt gewinnend.

      Avery schätzt, dass er wohl von Anfang an falschgelegen hat, was Brandon betrifft, und das ist erfrischend. Allerdings ist es mit seinem typisch amerikanischen, guten Aussehen und der bemerkenswert perfekten Frisur ein bisschen so, als säße man mit einem Disney-Prinzen beim Mittagessen. Avery nickt in Richtung des Tellers. »Tu dir keinen Zwang an. Du kannst dein Salatteil mitnehmen und es an die Vögel verfüttern, die dir offensichtlich folgen. Die singen bestimmt auch nette Lieder.« Er beginnt zu pfeifen, aber unerklärlicherweise verwandelt sich das »Zip-A-Di-Du-Da« in einen Song von Alice in Chains. Ups.

      »Du bist echt komisch.« Brandon nimmt ein weiteres Stück Pizza. »Also hörst du auf, mich böse anzustarren? Manchmal habe ich das Gefühl, dass du während der Teambesprechungen ausgeklügelte Foltermaschinen in deine Notizen kritzelst.«

      »Sei nicht albern, Thomas. Ich mache mir doch bei Besprechungen keine Notizen. Und ich starre dich nicht böse an«, protestiert Avery.

      Das ist eine Lüge. Er hatte Brandon das eine oder andere Mal wirklich den Todesblick zugeworfen. Aber das hat nichts mit dem Entwurf und alles mit Lacroix zu tun. Wie kann Avery ihm das begreiflich machen? Sorry, ich hab da diesen unangebrachten Kommentar fallengelassen, dass du Lacroix einen bläst, und hab mir dann bei dem Gedanken einen runtergeholt, dass er mich schlägt und verlangt, dass ich es besser machen soll als du.

      Brandon wirkt skeptisch. »Tust du aber. Genau jetzt zum Beispiel.«

      »Nein, hör mal. Ich war enttäuscht, okay? Ich habe hart an diesem Entwurf gearbeitet und habe es satt, dass Lacroix meine Designs ablehnt. Aber ich kann nur noch mal betonen, dass das nicht der Grund ist, warum ich dich finster anstarre. Wenn ich das tun sollte. Was nicht der Fall ist«, fügt er hinzu. Und weil Avery ein verdammt schlechter Lügner ist, schiebt er noch nach: »Zumindest nicht absichtlich.«

      Brandons Gesichtsausdruck verhärtet sich und sein Mund wird zu einer schmalen Linie. Jetzt sieht er nicht mehr so jung und unschuldig aus. »Also gibt es einen anderen Grund.«

      Avery starrt ihn an. Das kann doch nicht wahr sein. Er wird nichts zu diesem Kommentar sagen. Allerdings – fuck. Was, wenn Lacroix ihm davon erzählt hat? Was, wenn der gute Mal Spielchen mit ihnen spielt, intrigiert und die Fäden zieht, als wären sie Marionetten, nur um zu sehen, wie sie sich verhalten? Wenn das stimmt, dann muss Avery zu dem stehen, was er gesagt hat, aber wenn es nicht stimmt, dann bringt er Brandon damit nur gegen sich auf.

      Jetzt kann er offenbar weder Gebäude entwerfen noch Freundschaften schließen. Sein ganzes Leben ist eine Lüge, verdammt.

      »Du machst es schon wieder.« Brandon sieht inzwischen richtig feindselig aus und Avery hebt den Blick zu dem Sonnenschirm, der in einem kecken Winkel über ihren Tisch geneigt ist. Bevor er sich eine Antwort überlegen kann, sagt Brandon tonlos: »Also weißt du wahrscheinlich davon und hast ein Problem damit.«

      »Warte. Was?« Averys Aufmerksamkeit springt sofort zu ihm zurück. Das kann er nicht ernst meinen. Kann er einfach nicht. Brandon Thomas erzählt ihm gerade nicht, dass er eine Affäre mit Malin Lacroix hat. Avery ist viel zu irrational, um bei so etwas recht zu haben.

      »Hör

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