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irgendwie immer zeigen, dass sie den größten hatten: den größten verdammten Geländewagen! Ich kurvte also noch ein paar Mal sinnlos um die Häuser, bis ich den Datsun endlich zwischen zwei dieser Monster hineindrückte. Dabei bremste ich sehr hart, sodass sich Ku leicht die Nase anschlug, was bei diesem Gesicht aber wirklich schon egal war.

      Dann stiegen wir aus wie ein sehr schräges Paar aus der Abteilung Mischehe. Ku mit meinem Badetuch über dem Kopf sah aus wie eine Türkin, aber ich natürlich nicht wie ein Türke. Ich schob ihn in Richtung einer Kebabbude, wo ich zum Chef sagte: „Darf ich vorstellen? Meine Alte.“ Anschließend bestellte ich eine Dose Bier sowie einen „Döner für die da, denn Döner macht schöner“. Ich gab das Futter an Ku weiter, der es sich unter seinen Umhang schob, und bestellte für mich noch ein zweites Bier. Der Abdullah sagte: „Musst du nicht trinken übermäßig! Was sagen deine Frau dazu?“ Ich sagte: „Was geht’s dich an? Meine Frau hat gar nichts zu reden. Das ist bei mir nicht anders als bei euch!“

      Er aber wollte mich irgendwo hinkriegen, wo ich nicht hinwollte: „Du nicht trinken so viel!“

      Ich versuchte es damit: „Glaubst du vielleicht, meine Alte hier schaffe ich ohne Alk?“

      Dabei deutete ich auf Ku, der sich unter meinem Badetuch den Döner hineinschob wie vorher die Dicke ihre Chips. Um seine ekelhaften Kaugeräusche nicht hören zu müssen, suchte ich ein Thema, über das ich mit ihm reden konnte, und endlich fand ich eines: „Warum hast du überhaupt angefangen, Ludmilla zu ficken? War es ein Trostfick? Trost dafür, dass ihr Hassan schwul ist?“

      Der Abdullah in seinem Dönerstand zuckte unmerklich zusammen, als er „Trostfick“, „Hassan“ und „schwul“ hörte. Und überhaupt kannte er sich nicht mehr aus: Bei ihm war Ficken sicher nie Trost, sondern immer nur harte Arbeit. Und einer, der Hassan hieß, konnte in seinen Augen einfach nicht schwul sein. Und wieso fickte meine Alte eine mit Namen Ludmilla?

      Fragen über Fragen, die sich da unter seinem Käppchen auftürmten. Ku beantwortete die erste: „Eigentlich war sie es, die mir die Hose geöffnet hat.“

      Da zuckte der Kebabwirt noch deutlicher zusammen, und ich konnte sehen, wie er sich fragte: Hat die Alte etwa einen Schwanz?

      Seine Abscheu vor Ku stieg mit jedem Wort, das wir wechselten, und er wollte nur noch möglichst rasch und möglichst genau seine acht Euro vierzig von mir, damit wir endlich von seinem Stand verschwinden würden.

      Aber ich hatte gerade kein Cash bei mir, weil ich ja pleite war. Also fragte ich Ku, ob er welches hätte, und der sagte, er würde mich bezahlen, wenn ich für seine Sicherheit sorgte und ihn irgendwo unterbrachte, wo die Araber ihn nicht finden konnten.

      Das hörte sich nach einem Auftrag an, also sagte ich: „Nichts leichter als das! Macht sechshundert Euro am Tag, plus Spesen.“

      „Ist das letzte Preis?“, mischte sich der Abdullah ein, der das von seinem Basar zu Hause so gewohnt war.

      „Lass mich in Ruhe mit letzte Preis, okay?“

      Als Seelenspengler hatte Ku seine Säcke immer voll mit Zweihundertern, er hatte gar nichts Kleineres bei sich, weil er seine Löhnung immer bar auf die Pianistenfinger kriegte, und dazu noch Extras wie geöffnete Hosen! Er gab mir sechs von den Scheinen, womit er sich meinen Schutz für heute und morgen kaufte, und ich reichte einen davon an den Abdullah weiter. Der hielt ihn gegen das Licht, als suchte er darin eine Sure seines Korans. Als er keine fand, kramte er nach dem Wechselgeld, was ihm einige Mühe bereitete. Er betete in einem fort Zahlen herunter, als würde er gerade rechnen lernen, was mich nervte, weil ich mich selbst konzentrieren musste. Ich sagte: „Zähl leise!“ Und arbeitete im Kopf ein Sicherheitskonzept für Ku aus, das im Wesentlichen so aussah: „Du musst dich halt irgendwo verstecken!“

      Er sah das genauso, hakte aber nach: „Wo?“

      „Gute Frage.“

      Da spürte ich nämlich schon ganz leicht die Sonne und auch das zweite Bier, das ich nun gegen die Hitze genossen hatte. Ich überlegte: „In deiner Praxis?“

      „Dort haben wir es doch die ganze Zeit getrieben!“, sagte er. „Und dort haben mich die Schläger von dem Hassan aufgesucht.“

      „Dann ist es besser, wir stecken dich woandershin.“

      „Dafür zahle ich dir sechshundert Eier am Tag? Fällt dir nichts anderes ein?“

      „Im Moment nicht.“

      Immerhin hatte es fünfunddreißig Grad im Schatten. Da fiel einem nicht so schnell etwas anderes ein.

      ***

      Ich fasste an mein klatschnasses Shirt und überlegte, was mich die letzte Nacht so nass hatte werden lassen: Waren es Sorgen, die ich mir um meinen Kumpel Horst machte? Oder waren es feuchte Träume, die ich von der im schwarzen Badeanzug unter dem Baum hatte (was mich selbst am meisten überrascht hätte!). Oder von einer der schlanken Ladys, die sich von Horst eincremen lassen wollten, aber dann bei mir im Bett gelandet waren?

      Oder war es am Ende der neben mir?

      Als ich mich nämlich zur Seite drehte, sah ich dort Kubelka liegen. Irgendwann gestern Abend musste ich zu ihm gesagt haben: „Na gut, dann leg dich halt einfach bei mir auf den Boden, bis mir etwas Besseres einfällt!“ Da war er mich beinahe angesprungen vor Freude, es fehlte nicht viel, und er hätte mich wie ein Hund abgeleckt. Irgendwann während der Nacht musste er dann zu mir in die Kiste gekrochen sein. Und da lag er nun friedlich und schnarchte. Solch unbedachte Entscheidungen traf ich selten ohne Alkohol, und richtig: Mein Blick auf die leere Flasche Russenschnaps neben dem Bett bestätigte diese schlechte Angewohnheit. Ich stöhnte: „Oh mein Gott!“ Gerade, als ich mir den Kopf abreißen wollte, weil er mir so verdammt weh tat, läutete die Schelle. Ich hoffte, dass es Horst war, der irgendeine heiße Blonde im linken Arm hatte, während er mit dem rechten telefonierte. Hoffnungsvoll drückte ich auf Grün und sagte: „Superschnüffler Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle, was kann ich für Sie … ach scheiß drauf! Horst? Bist du es?“

      „Leck mich am Arsch mit Superschnüffler! Ich bin’s. Willi!“

      „Aber …“

      Wo war Horst?

      Willi, dem Schwein, gehörte das Swedish Pornhouse oben am Gürtel, wo er Pornofilmklassiker mit Jack Schleck in der Hauptrolle abspulte oder mit Titt Eklund. Von der hatten wir für die Sommermonate ein Special ins Programm gehoben, eine wirklich sehr schöne Auswahl ihrer besten Filme, von denen man sich Titt and Butt, Die zwei Superbomben von Tittfield oder Tittanin der Großstadt, wo sie als Landpomeranze in eine Großstadt zieht und sich dort in Grund und Boden pimpern lässt, unbedingt und gerne auch zweimal anschauen konnte. Aber mir fehlte noch ein richtig guter Text für die Plakate, einer, der mehr ausdrückte als „Geil!“. Ich dachte, dass Willi mich vielleicht deswegen anrief, also schaute ich Ku neben mir erwartungsvoll an, der aber mit seinem zerstörten Gesicht gerade nicht so aussah, als würde ihm etwas Geiles zu Titt Eklund einfallen. Außerdem schlief er.

      Ich fragte: „Willi, was ist?“

      Traditionell zum 1. Juni jeden Jahres zog Willi sich für zwei Monate aus dem Tagesgeschäft seines Pornhouses zurück und übergab mir die Schlüssel dafür, weil verdammt noch mal die ganzen Lehrer, die den Frühling über zu ihm kamen, um sich Verzückte Schulmädchen oder Director’s Slut anzuschauen, mit ihren Familien im Sommer „etwas unternehmen“ mussten, sprich: nach Kroatien fahren oder ins Waldviertel zum Camping oder Rafting. Beziehungsweise gab es auch die, die „mal überhaupt nichts machen“ wollten, was natürlich lächerlich klang, wenn man Lehrer war und das ganze Jahr lang ohnehin nichts machte.

      Es war aber einfach im Sommer nicht viel los im Pornhouse, jedenfalls nicht so viel, dass Willi persönlich dort anwesend sein musste. Also hatte er mich wie jedes Jahr gefragt, ob ich Zeit hätte, ihn in sein Sommerhäuschen zu bringen, und verdammt: Ich hatte Zeit! Allerdings wusste ich langsam nicht mehr so recht, ob es gut oder schlecht war, wenn man als Mann so viel Zeit hatte. Man war heute irgendwie schnell ein Außenseiter, wenn man immer ein bisschen

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