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      Elena Dumont saß ein paar Tage später an der Bar des Golfclubs von Straßberg und lachte immer wieder hell und laut auf über alles, was ein paar junge Clubkameraden ihr erzählten. Sie gab sich charmant und gelöst, obwohl sie innerlich kochte und immer wieder aus schmalen Augen zur Tür sah. Sie fand es unerhört, daß Thorsten nicht, wie verabredet, in den Club gekommen war, um mit ihr zu spielen. Er hatte es nicht einmal für nötig gefunden, sie anzurufen und sich zu entschuldigen. Und das ihr, Elena Dumont! Sie nahm sich vor, sich das nicht länger bieten zu lassen und ihm gehörig die Meinung zu sagen, wenn sie ihn wiedersah. Am liebsten hätte sie die Verlobung gelöst.

      Doch genau das Gegenteil war der Fall. Sie hatte Angst, daß sie Thorsten verlieren könnte, den sie abgöttisch liebte. Es war höchste Zeit, daß sie heirateten. Erst wenn sie seinen Namen trug, würde sie seiner etwas sicherer sein. Nachdenklich sah Elena in ihr Glas, ihre klassisch schönen, doch wie aus Marmor gemeißelten und daher stets etwas kalt und hochmütig wirkenden Züge wurden weicher und lieblicher.

      Kitty Marlon sah ihre Freundin spöttisch an und schüttelte den Kopf.

      »Zeig doch den anderen nicht, daß du dich ärgerst, weil dich Thorsten versetzt hat«, flüsterte sie Elena zu.

      »So ein Unsinn, wie kommst du denn auf so eine Idee, Kitty!«

      »Schließlich kenne ich dich – und Thorsten! Du liebe Zeit, ich möchte mir keinen Mann aufhalsen, dessen ich nicht sicher sein könnte!« Kitty lachte und sie sah dabei boshaft aus. Wo sie konnte, machte sie Thorsten bei Elena schlecht. Denn dieser hatte ihre allzu heftigen Beweise ihrer Zuneigung für ihn einmal brüsk zurückgewiesen. Das konnte sie ihm nicht verzeihen. Da auch Kitty Marlon zu den superreichen nichtstuenden Mädchen wie Elena Dumont zählte, hatte sie genügend Zeit, um sich mit derlei Dingen zu belasten.

      »Aber ich bitte dich, Kitty, ich bin mir Thorstens doch wirklich mehr als sicher«, sagte Elena. Sie war viel zu stolz und hochmütig, um selbst ihrer besten Freundin anzuvertrauen, daß sie schon mehr als einmal um Thorsten gezittert hatte.

      Jetzt atmete Elena auf, als Thorsten endlich kam. Aus schmalen Augen sah sie ihn, tat aber so, als wäre sie intensiv mit den anderen beschäftigt. Sie neigte sich heftig zu einem der jungen Burschen, die ihr den Hof machten, legte ihre Hand auf dessen Schulter und tat recht vertraut, um Thorstens Eifersucht zu schüren.

      Dieser wurde bald von einer Gruppe junger Mädchen umringt, die hinter ihm in das Clublokal gestürmt war. Ihre Haare waren zerzaust, und sie hatten rote Wangen von dem Spiel, das sie mit größtem Ehrgeiz absolviert hatten.

      »Bestellst du uns Cola, Thorsten?« fragte die Jüngste, und die anderen riefen lautstark: »Bitte, ja!«

      »Wenn möglich mit Rum«, verlangte ein dunkelhaariges Mädchen, das den gutaussehenden Thorsten Hallberg schon lange anhimmelte.

      »Kommt nicht in Frage, in eurem Alter haben wir’s auch ohne Rum getrunken«, sagte er.

      »Na, jetzt bist du ja bei den Senioren«, erwiderte die Kleine keck und lachte spöttisch. Dabei deutete sie mit dem Kinn zum rückwärtigen Teil des Clubraumes, wo Elena mit ihrer Gruppe an der Bar saß.

      »Himmel, das hätte ich ja beinahe vergessen«, sagte Thorsten und schlug sich an die Stirn. »Tschüß, ihr Grünzeug!«

      Er bestellte für alle Cola und Gebäck auf seine Rechnung und schlenderte dann lässig zu Elena.

      »Hallo, da bin ich, wie ich sehe, geht’s ja schon urgemütlich bei euch zu«, sagte er. Er beugte sich zu Elena hinunter und küßte sie flüchtig, sehr flüchtig auf die Wange. Sie wandte ihren Kopf ab und bemühte sich um Beherrschung. Am liebsten hätte sie Thorsten vor allen eine Szene gemacht. Was fiel ihm bloß ein, sie erst zu versetzen und dann zu übersehen, während er mit der Juniorengruppe flirtete und herumalberte!

      Thorsten setzte sich zwischen sie und Kitty, die ihn mit einer Handbewegung dazu aufgefordert hatte. Es war wenig Platz, Kitty lehnte sich eng an Thorsten, dem das gar nicht angenehm war. Er bestellte sich einen Campari und fragte Elena nach ihren Wünschen. Da stand sie brüsk auf.

      »Ich habe Kopfschmerzen; ich möchte nicht mehr, wir fahren nach Hause«, sagte sie.

      »Aber davon haben wir ja gar nichts gemerkt«, riefen die anderen. »In unserer Gesellschaft werden deine Kopfschmerzen viel rascher vergehen als allein zu Hause!«

      »Ich bin nicht allein, mein Verlobter ist ja bei mir«, erklärte Elena mit einem hinreißenden Lächeln, das sie immer hervorzaubern konnte, wenn sie es einsetzen wollte. »Komm, Liebling«, setzte sie noch hinzu und berührte Thorsten am Arm.

      Er zögerte nur kurz, dann stand er auf. Thorsten fürchtete, Elena würde eine Szene heraufbeschwören, und das wollte er vermeiden. So gab er nach, obwohl er nicht an ihre Kopfschmerzen glaubte.

      »Du meine Güte, was es selbst heutzutage noch für folgsame Männer gibt«, rief Kitty Marlon laut und spöttisch. Es bereitete ihr Genugtuung, Thorsten zu blamieren.

      »Ihr Campari, Herr Hallberg«, sagte der Barkeeper und schob das dunkelrote Getränk über den Tresen.

      »Der Dame hier, zur Abkühlung«, sagte Thorsten und deutete auf Kitty.

      Elena zerrte ihn am Arm, ging ihm hocherhobenen Kopfes voraus und Thorsten folgte ihr. Als er an der Juniorengruppe vorüberging, wurde ihm der Dank für die großzügige Einladung zur Cola zugerufen. Thorsten winkte lässig. Elena drehte sich um und schaute ihn giftig an. Da seufzte der junge Mann und ging ihr schweigend nach.

      »Hast du deinen Wagen hier, Elena?«, fragte Thorsten draußen am Parkplatz und sah sich um.

      »Nein, der Chauffeur hat mich hergebracht; es war doch ausgemacht, daß du kommst und mit mir spielst«, sagte sie. »Aber du hast es nicht einmal der Mühe wert gefunden, rechtzeitig abzusagen.«

      »Tut mir leid, ich wußte es vorher nicht«, sagte Thorsten und schloß die Tür seines roten Maserati auf. Dann half er Elena höflich hinein.

      Schweigend fuhren sie die breite Simonis-Chaussee hinunter.

      Vor der letzten Kurve hielt Thorsten den Maserati am Waldrand an. Er kurbelte das Fenster herunter; würzige Waldluft, der köstliche Geruch nach Blättern, Moos und Erde strömten herein.

      »Wollen wir ein Stück durch den Wald laufen, das würde dir guttun und die Kopfschmerzen vertreiben«, schlug Thorsten vor.

      »Ich bin doch nicht verrückt! Wie langweilig, außerdem habe ich nicht die richtigen Schuhe an!«

      »Schade. Ich hätte es mir schön vorgestellt. Aber wie du willst. Ich bringe dich nach Hause, Elena, und gehe dann noch allein ein Stück.«

      »Warum willst du das unbedingt?«

      »Mir schwebt ein Muster von Farnen und Efeu vor, das ich entwerfen will – und die Natur ist die beste Vorlage dazu.«

      »Ach, der Herr Künstler«, sagte Elena spöttisch. Thorsten war verletzt und schwieg.

      Dann lenkte sie wieder ein. »Liebling, ich werde den Flug auf die Bermudas für den Dreißigsten buchen, habe ich beschlossen. Ich nehme an, es ist dir recht.«

      »Nein, ich kann nicht«, entgegnete Thorsten.

      »Was heißt das?« fuhr Elena auf. Ihre grünschimmernden Augen wurden ganz schmal und ihr schöner geschwungener Mund verzog sich zu einem häßlich dünnen Strich.

      »Du kannst auch nicht. Wir fahren zusammen nach Paris. Zur Modenschau, wo drei der schönsten Modelle vorgeführt werden, die aus meinen Entwürfen gefertigt wurden!« Stolz und Freude klangen aus Thorstens Stimme; er war ganz erregt und packte Elena an den Schultern. »Ich schwimme mich damit frei und bin endlich auf dem Gebiet gelandet, das mir wirklich liegt; verstehst du, was das für mich bedeutet? Mein Wildrosenmuster findet auch Absatz, hat mir Vater gesagt.«

      »Natürlich! Es ist an die Dumont-Kaufhauskette verkauft worden«, sagte Elena und hob ihre Hand an Thorstens Wange. »Ich habe es Papa untergejubelt und schmackhaft

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