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der Mann mit dem Dutzendgesicht und zog die Rolljalousie hoch.

      „So haben wir nicht miteinander gewettet“, drohte Larry Fielding und stürzte sich auf den Eindringling. Helen Manners war etwas zurückgetreten und schaute fast ruhig und gelassen zu. Ihr schien es sogar Freude zu machen, als Larry Fielding sich einen bösen Magenhaken einhandelte, der ihn zurück auf das nahe Bett beförderte.

      Der Eindringling warf Helen einen kurzen Blick zu und schickte sich an, auf das Fensterbrett zu steigen. Dabei achtete er einen Moment lang nicht auf Larry Fielding.

      Fielding hatte plötzlich einen kleinen 22er in der Hand. Er richtete sich auf und feuerte in schneller Folge einige Schüsse auf den Eindringling ab.

      Der Mann mit dem Dutzendgesicht stöhnte überrascht auf, als eines der Geschosse seine Hüfte traf. Um ein Haar wäre er beinahe von der Fensterbank gerutscht, fing sich aber noch und drückte sich nach draußen weg. Innerhalb weniger Sekunden war er verschwunden.

      Larry Fielding rannte zum Fenster und sah hinaus. Er verschoß den Rest des Magazins. Dann wandte er sich um und sagte enttäuscht: „Schade, es hat nicht gereicht!“

      „Aber beinahe mit mir“, gab Helen zurück und bemühte sich offensichtlich, ängstlich und bedrückt auszusehen.

      „Was hat er gewollt?“ fragte Fielding, der sich den getroffenen Magen vorsichtig massierte und dabei sein Gesicht verzog.

      „Bevor er etwas sagen konnte, warst du ja schon hier“, erwiderte sie schnell.

      „Ich hörte Stimmen“, berichtete Larry Fielding, „und ich dachte sofort wieder an den Stromer. Er war es aber nicht, oder?“

      „Nein, das war ein anderer Mann“, stellte sie klar, „aber deswegen fühle ich mich nicht wohler, Larry!“

      „Ich kann es dir nachfühlen.“ Er ging zu ihr hinüber und blieb dicht vor ihr stehen. „Was steht eigentlich zwischen uns, Helen? Früher haben wir uns doch mal sehr gut verstanden? Warum kann es nicht mehr so sein wie damals?“

      „Das weißt du genau“, sagte sie kühl und abweisend, „komm mir bloß nicht mehr mit der weichen Tour, Larry. Gut, Daddy besteht darauf, daß wir heiraten. Dagegen kann ich nichts tun. Aber glaube nicht, daß sich dann zwischen uns etwas ändern wird. Ich kann dich nicht ausstehen.“

      „Hör zu, Helen“, begann er mit weicher, tremolierender Baritonstimme, „ich weiß, wie du über mich nun denkst, aber …“

      Er konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen.

      Ein dumpfer Schuß schnitt ihm das Wort ab, ein Schuß, der sich irgendwie böse und tödlich anhörte.

      *

      „Ich muß gestehen, Sir, daß ich beeindruckt bin“, sagte Parker würdevoll und schüttelte dazu leicht verweisend den Kopf, „wenn mich nicht alles täuscht, sind Sie und meine bescheidene Person gerade Zeugen eines regelrechten Kidnapping geworden.“

      „Das hätten Sie auch kürzer sagen können“, erklärte Rander, der sich wie elektrisiert auf dem Beifahrersitz aufgerichtet hatte, „worauf warten sie noch?“

      „Wenn Sie darauf bestehen, Sir, werde ich die erforderliche Verfolgung umgehend einleiten.“ Parker ließ sein hochbeiniges Monstrum anrollen und folgte dem grauen Chrysler, der mit hoher Geschwindigkeit davonfuhr.

      „Der Mann kam dort von dem Grundstück“, stellte Rander fest. Er konnte nur mühsam sprechen, denn der Andruck im Sitz war enorm. Wenn Parkers Privatwagen zu einem Blitzstart veranlaßt wurde, kam das fast einem Raketenstart gleich. „Das ist Manners Grundstück. Haben Sie die Hausnummer am Torpfosten gesehen?“

      „Gewiß, Sir, ich war so frei!“

      „Wer mag der Mann gewesen sein?“ Rander konnte endlich wieder freier sprechen und wandte den Kopf zum Tor zurück. „Vielleicht ein Angestellter von Manners?“

      „Daran wage ich zu zweifeln, Sir“, entgegnete der Butler, der stocksteif am Steuer seines hochbeinigen und eckigen Wagens saß. „Besagte Person verließ das Grundstück mit allen Anzeichen einer hastigen Flucht. Zudem glaube ich nicht, daß Mister Manners’ Angestellte mit schußbereiten 38ern herumlaufen.“

      „Na, ich bin gespannt, was sich noch herausstellen wird.“ Mike Rander setzte sich wieder zurecht und schätzte die Entfernung zwischen dem Chrysler und Parkers Privatwagen ab. Der Abstand schmolz von Sekunde zu Sekunde, obwohl der Chrysler mit Höchstgeschwindigkeit über die asphaltierte Straße raste.

      „Der Mann mit dem 38er wurde offensichtlich erwartet und überrascht“, faßte der Butler zusammen, „er wurde nach seinem Schuß von zwei Männern in den Chrysler gezerrt. Ein klassisches Beispiel für eine Entführung.“

      Rander antwortete nicht mehr.

      Seine Nerven strammten sich bereits, denn der Abstand war noch geringer geworden. Die Männer im Chrysler hatten natürlich längst herausgefunden, daß sie verfolgt wurden. Eine Hand schob sich durch das linke Seitenfenster. In dieser Hand befand sich eine Handfeuerwaffe, deren Lauf auf das hochbeinige Monstrum gerichtet war.

      „Ein interessanter Mittag“, stellte der Butler ungerührt fest, „ein Mittag, wenn ich mich so ausdrücken darf, der Zufälle. Zuerst Mister Halters im Hotel, und nun diese Entführung. Beach Haven Crest findet langsam aber sicher meinen Beifall!“

      „Wie wollen Sie den Chrysler stoppen?“ Rander duckte sich unwillkürlich ab, als der erste Schuß auf sie abgefeuert wurde. Das Geschoß sirrte dicht am Wagen vorbei.

      „Ich möchte unnötiges Blutvergießen vermeiden, Sir! Wenn Sie gestatten, werde ich den Chrysler fahruntüchtig machen.“

      Rander rutschte noch tiefer in den Beifahrersitz, denn der nächste Schuß schrammte gegen den rechten Kotflügel des Monstrums, rutschte von der leichten Panzerung ab und zwitscherte als Querschläger in die Landschaft hinein.

      „Ich schätze es nicht sonderlich, wenn man meinen Wagen unnötig beschädigen will“, erklärte Parker. Dann löste er die rechte behandschuhte Hand vom derben und großen Steuerrad und ließ die Finger über die Hebel und Knöpfe des reichhaltig ausgestatteten Armaturenbretts spielen.

      Was sich Bruchteile von Sekunden später ereignete, war faszinierend.

      Aus einem Luftansaugschlauch unterhalb des hohen und eckigen Kühlers zischte eine schlanke Rakete hervor. Sie war schnell und überbrückte die Entfernung zum Chrysler innerhalb weniger Sekundenbruchteile.

      Mike Rander verfolgte das geflügelte Geschoß, das einen langen Rauchschweif hinterließ. Er beugte sich vor, um besser sehen zu können.

      Und kam wieder einmal auf seine Kosten.

      Die Rakete krachte in den Kofferraum des Chryslers und platzte dort ohne Spreng- oder Splitterwirkung auseinander. Dafür füllte sie aber das Innere des getroffenen Wagens mit einer riechenden Qualmwolke.

      Der Chrysler schlingerte plötzlich auf der breiten Straße herum, kam offensichtlich aus dem Kurs und wurde nun scharf abgebremst. Schließlich rutschte er mit blockierten Rädern in einen flachen Graben hinein und beendete damit seine Fahrt.

      Rander und Parker stiegen aus dem hochbeinigen Monstrum und näherten sich vorsichtig dem Chrysler. Doch sie hatten nichts zu befürchten. Drei Männer befanden sich bereits im Tiefschlaf und hatten nichts dagegen, geborgen zu werden …

      *

      „Der Entführte scheint an der Hüfte verletzt worden zu sein“, stellte Parker nach kurzer Prüfung fest. „Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich mich ein wenig um den Verletzten kümmern!“

      „Was sagen Sie zu diesen beiden Typen?“ Rander deutete auf die beiden Männer, die regungslos schlafend auf dem Boden lagen, „sie müssen Ihnen doch bekannt vorkommen, oder?“

      „Gewiß, Sir! Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt oder Täuscht, waren es die beiden Begleiter von Mister Halters!“

      „Eben,

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