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hatte die Maschine zwar aus den Augen verloren, doch er hörte dafür um so lauter das Geräusch des Motors. Er blickte suchend um sich, konnte die Maschine nicht ausmachen und wollte schon weitergehen. Doch in diesem Augenblick tauchte sie auf.

      Sie war bereits sehr tief. Sie wurde aber noch weiter angedrückt und stieß auf einen der großen Tanks herunter.

      Joe Dickens hielt unwillkürlich den Atem an.

      Ist der Kerl verrückt geworden, fragte er sich. Er hielt die flache Hand vor die Augen, um besser sehen zu können.

      Die Maschine befand sich bereits über dem Tank.

      Genau in diesem Moment löste sich vom Rumpf der Cessna ein zylinderähnlicher Gegenstand von der Größe eines Wassereimers. Dieser Zylinder stabilisierte sich während seines Alleinfluges und fiel genau auf die Mitte des gewölbten Tankkessels.

      Dickens hörte ein blechernes Dröhnen, dann ein reißendes Knirschen. Er wußte sofort, daß dieser eigenartig geformte Zylinder den Tank durchschlagen hatte. Unwillkürlich zog er den Kopf ein und wartete auf eine Explosion. Hatte der Pilot eine Bombe abgeworfen?

      Der Motor der Cessna heulte auf.

      Dickens sah hoch.

      Am Rumpf der Maschine war groß und deutlich der Umriß eines Salamanders zu erkennen. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Es handelte sich um einen riesigen, schwarzen Salamander, der gelbgesprenkelt war.

      Dann strich die Maschine im Tiefflug zwischen zwei anderen Tanks vorbei und verschwand aus seinem Blickfeld. Dickens erhob sich zögernd. Die erwartete Explosion blieb aus. Dennoch fühlte er sich unsicher, hatte das Gefühl, gleich eine Katastrophe miterleben zu müssen. Er nahm die Beine in die Hand und rannte hinüber zum Verbindungsweg. Er wollte die Werksfeuerwehr so schnell wie möglich alarmieren.

      Dickens hatte die Straße noch nicht ganz erreicht, als hinter ihm eine wüste Detonation zu hören war. Bevor er überhaupt reagieren konnte, erfaßte ihn eine Luftdruckwelle und schleuderte ihn gegen einen Schutzwall. Er bäumte sich noch einmal auf, wollte wegkriechen, doch Dickens verlor das Bewußtsein und sah nicht mehr, daß der getroffene Tank sich in einen feuerspeienden Vulkan verwandelt hatte …

      *

      „In der Tat, äußerst beeindruckend“, stellte Butler Parker fest und warf einen etwas gelangweilten Blick auf die ausgebrannten Öltanks der Raffinerie, „Mir scheint, das Feuer dürfte hier einige Tage lang gewütet haben!“

      „Drei Tage hatten die Wehren zu tun“, antwortete Cliff Draken, der General-Manager der Raffinerie, „und wir können von Glück sagen, daß wenigstens kein Todesopfer zu beklagen war.“

      „Sie sind sicher, daß hier ganz bewußt Feuer gelegt wurde?“ erkundigte sich Mike Rander.

      „Vollkommen sicher“, bestätigte Draken von der All-Texas-Oil, „ich habe Ihnen ja schon erzählt, was unser Vormann Joe Dickens beobachtet hat. Es gibt keine Zweifel an seiner Aussage. Dickens ist ein nüchterner, guter Mann, der keine Hirngespinste kennt.“

      „Fassen wir also noch einmal zusammen“, sagte Anwalt Rander, „gegen Spätnachmittag vor fünf Tagen erschien eine einmotorige Sportmaschine, kurvte ein wenig herum und warf dann anschließend im Tiefflug so etwas wie eine Bombe oder einen Sprengsatz ab! Kurz danach platzte der erste Öltank auseinander … weitere folgten!“

      „Genauso und nicht anders hat es sich verhalten“, erwiderte der General-Manager, „das Flugzeug ist übrigens auch von anderen Angestellten unserer Raffinerie beobachtet und gehört worden. Ich wiederhole noch einmal, ein Irrtum oder eine Täuschung sind ausgeschlossen. Hier ist ganz zielbewußt Sabotage verübt worden.“

      „Mittels eines Flugapparates, auf dessen Rumpf ein Salamander aufgemalt war“, schloß Butler Parker.

      „Diesen Salamander hat Dickens genau gesehen“, sagte Cliff Draken schnell.

      „Und es gab weder eine Vorwarnung, einen Hinweis noch nachträgliche Erklärungen?“ vergewisserte Mike Rander sich.

      „Nichts, rein gar nichts“, gab der General-Manager zurück und blieb neben dem Jeep stehen, der sie durch das Gelände getragen hatte. „Wir alle stehen vor einem Rätsel. Die Polizei eingeschlossen. Aus diesem Grund hat die Geschäftsleitung ja beschlossen, Sie und Ihren Butler hinzuzuziehen. Glauben Sie, daß Sie etwas erreichen werden?“

      „Darauf kann ich Ihnen jetzt noch nicht antworten“, erklärte Mike Rander, „im übrigen hätten Sie diese Frage an meinen Butler richten müssen. Er ist der Spezialist.“

      Cliff Draken wandte sich etwas irritiert dem Butler zu. Während der ganzen Besichtigungsfahrt hatte er immer wieder verstohlen den Butler beobachtet. Er wurde nicht klug aus diesem Mann mit dem glatten, undurchdringlichen Pokergesicht, aus diesem Mann, dessen wahres Alter kaum zu erraten war.

      „Ich erlaube mir, mich den Worten meines Herrn anzuschließen“, erklärte Josuah Parker würdevoll, „rein privat bin ich allerdings der bescheidenen Meinung, daß man es entweder mit einem Täter zu tun hat, dessen Geist sich verwirrt hat, oder aber mit einem Täter, der seine wahren. Absichten in aller Kürze kundtun wird.“

      „Wie bitte?“ fragte Draken und hüstelte angegriffen. Die barocke Ausdrucksweise des Butlers verwirrte ihn.

      „Parker meint, daß der Täter sich früher oder später melden wird“, erläuterte der junge Anwalt und verbiß sich ein leichtes Schmunzeln. „Grundlos wird man die Raffinerie ja nicht angegriffen haben.“

      „Darf ich mich in aller gebotenen Bescheidenheit danach erkundigen, Sir, ob Sie vielleicht einen mehr oder weniger bestimmten Verdacht hegen, wer dieser Täter sein könnte?“

      Parker hatte sich an den General-Manager gewendet und sah ihn kühl und forschend an.

      „Keine Ahnung, wer uns diesen bösen Streich gespielt haben könnte“, antwortete Draken, der diesmal besser verstanden hatte, „glauben Sie, daß die Konkurrenz dahinterstecken könnte?“

      „Ausgeschlossen.“ Mike Rander schüttelte den Kopf. „Ich denke, diese Möglichkeit brauchen wir nicht näher zu beleuchten. Der Konkurrenzkampf mag noch so hart sein, Draken, zu solchen Mitteln würde man aber niemals greifen.“

      „Hier in Texas herrschen rauhe Methoden“, gab Draken zu überlegen. Er wollte noch weiterreden, doch in diesem Moment erschien ein zweiter Jeep, der heftig und hart bremste.

      Ein drahtiger, junger Mann von etwa dreißig Jahren stieg aus. Er schien zu den leitenden Angestellten zu gehören. Er trug den in diesen Kreisen obligaten, dunklen Anzug. Der Schutzhelm aus Plastik, den auch er hier draußen im Gelände trug, verlieh diesem Mann einen fast verwegenen Ausdruck.

      „Ein Eilbrief für Sie, Sir“, rief er Draken zu, „wurde eben beim Pförtner in der Hauptverwaltung abgegeben!“

      „Hat das nicht Zeit, Elsner?“ fragte Draken unwirsch. Dann stellte er vor: „Das ist Walt Elsner, mein Assistent … Mister Rander … Butler Parker!“

      Die Männer nickten sich zu, während Draken den Brief förmlich auffetzte.

      Er überlas die wenigen Zeilen und reichte das Schreiben dann kommentarlos an Mike Rander weiter. Der Anwalt las ebenfalls und ließ es in Parkers Hände weitergehen.

      „Als der Eilbrief abgegeben wurde, wurde ich angerufen“, erläuterte Walt Elsner, der Assistent von Draken. „Eine sehr undeutliche Stimme forderte mich auf, diesen Brief sofort an Sie weiterzuleiten … Ich wollte eigentlich schon auflegen … Da sprach diese Stimme aber von den ausgebrannten Öltanks.“

      „Und übertrieb gewiß nicht“, schaltete Parker sich ein und reichte den Brief an Draken zurück. „Sie haben ja gelesen, was der Verfasser dieses Schreibens mitteilt. Er verlangt nicht weniger als eine Million Dollar und erklärt sich bereit, nach Zahlung an ihn auf weitere Tiefflugangriffe auf die Raffinerie zu verzichten.“

      „Dieser Bursche muß wahnsinnig sein“, stöhnte Draken, der sich inzwischen von seiner

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