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Mister Parker«, stellte Lady Agatha wohlwollend fest. Sie saß im Fond von Parkers Privatwagen, einem ehemaligen Londoner Taxi, das nach den eigenwilligen Wünschen des Butlers technisch umgebaut worden war. Eingeweihte bezeichneten dieses eckige Fahrzeug nicht grundlos als ein hochbeiniges Monstrum, das für eine Fülle technischer Tricks gut war.

      »Mylady werden längst zu dem Schluß gekommen sein, daß die Mafia bereits einen ersten Kontakt mit Mylady aufgenommen hat«, antwortete der Butler.

      »Natürlich weiß ich das, Mister Parker. Und weshalb bin ich darauf gekommen?«

      »Man dürfte Mister McWarden beschattet haben, als er Mylady aufsuchte. Der oder die Verfolger werden danach Mylady und meine bescheidene Wenigkeit observiert haben.«

      »Richtig«, erklärte sie mit Nachdruck, »und damit steht was fest?«

      »Der beobachtete Gemütszustand Mister McWardens dürfte mit seinen Ermittlungen in Sachen McGivern Zusammenhängen.«

      »Das haben Sie recht ordentlich erkannt, Mister Parker«, lobte sie ihn verhalten, »und der Tennisball galt ihm, wie ich es ja gleich gesagt hatte.«

      Parker hatte sein hochbeiniges Gefährt, das rein äußerlich sehr betagt aussah, längst in Bewegung gesetzt und verließ den Ostteil der Stadt. Er fuhr zurück in Richtung City und blickte immer wieder in den Rückspiegel. Er konnte sich gut vorstellen, daß sie erneut beobachtet wurden.

      Parker dachte über den Mann nach, der sich Dan Lemmick genannt hatte. War dieser Kontakt von Beginn an geplant gewesen? Hatte Lemmick aus noch nicht bekannten Gründen eine kleine Show abgezogen? Warum hatte der Mann sich so kenntnisreich und gezielt über die Mafia ausgelassen? Warum hatte er zwei Nasenstüber über sich ergehen lassen?

      »Wie sieht es aus, Mister Parker? Werde ich verfolgt?« kam die obligate Frage der älteren Dame.

      »Bisher ist kein Verfolger auszumachen, Mylady«, bedauerte der Butler.

      »Was soll ich denn davon halten, Mister Parker?« räsonierte sie. »Vielleicht sind Sie zu schnell gefahren?«

      »Meine Wenigkeit hält sich genau an das Tempo-Limit, Mylady«, entgegnete der Butler. »Aber selbst wenn keine Verfolger auftauchen sollten, wird die Mafia erneut einen Kontakt herstellen. Mylady haben klar erkennen lassen, daß Mylady wieder tätig sind.«

      »Ich bin gespannt, wann der gute McWarden sich offenbaren wird«, sinnierte die ältere Dame halblaut. »Selbstverständlich braucht er meine Hilfe.«

      »Der Chief-Superintendent dürfte sich bestimmt genieren, offen um Hilfe zu bitten.«

      »Das wäre aber albern«, grollte Lady Agatha. »Ohne mich ist er doch verloren. Allein kommt er gegen die Mafia nie an. Glauben Sie, daß man es auf einen Mord ankommen lassen wird, Mister Parker?«

      »Der bewußte Tennisball läßt darauf schließen, Mylady, daß man einen Nervenkrieg gegen Mister McWarden zu führen gedenkt. Der Mord an einem hohen Beamten würde große Schlagzeilen machen und die gesamte Polizei aktivieren.«

      »Also Psycho-Terror, Mister Parker...«

      »In der Tat, Mylady. Man versucht offenbar, Mister McWarden in einen nervlichen Zustand zu versetzen, der es ihm unmöglich macht, den Fall McGivern weiter zu verfolgen.«

      »Er hat schließlich noch Mitarbeiter, die diesen Fall weiter bearbeiten könnten, Mister Parker«, wandte die ältere Dame ein.

      »Möglicherweise würde man diese Mitarbeiter dann ebenfalls in einen Nervenkrieg verwickeln, Mylady.«

      »Nun gut, es bleibt dabei: Ich werde wieder die Initiative ergreifen, Mister Parker. Was steht jetzt auf meinem Plan?«

      »Mylady haben sicher die Absicht, den Angehörigen und Mitarbeitern des Mister Herrn Birnay einen Besuch abzustatten.«

      »Aha. Und wer ist das?«

      »Mister Herrn Birnay wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Mister Marty Stillson erschossen«, erinnerte der Butler in seiner diskreten Art.

      »Keine Namen, Mister Parker«, verlangte die ältere Dame sofort streng, »Sie verwirren nur. Ich darf den Gesamtüberblick nicht verlieren und nur die Kleinigkeiten registrieren.

      Namen konnte sie sich einfach nicht merken.

      *

      Das illegale Wettbüro florierte. Josuah Parker hatte sein hochbeiniges Monstrum vor einem schäbigen Schnell-Imbiß abgestellt und beobachtete die Gäste, die sich an pizzaähnlichen Gebilden, an Fisch und Chips, an Hamburgern und frittierten Hähnchen delektieren wollten.

      Der Schnell-Imbiß war in einem Eckhaus untergebracht und sah nicht besonders verdächtig, sondern nur schäbig aus. Die Besucher dieses Restaurants waren fast ausschließlich Männer aller Altersklassen, die ihrer Kleidung nach nicht gerade zur gehobenen Mittelklasse gehörten.

      »Warum warte ich hier, Mister Parker?« verlangte Agatha Simpson ungeduldig zu wissen.

      »Mylady haben sicher bereits eine grobe Schätzung jener Personen vorgenommen, die ihren Hunger zu stillen gedenken.«

      »Tatsächlich«, schwindelte sie umgehend, »beachtlich, was ich da gesehen habe.«

      »Innerhalb nur weniger Minuten werden Mylady exakt neun Personen gezählt haben.«

      »Zehn«, widersprach sie energisch.

      »Meine Wenigkeit wird sich dann geirrt haben, Mylady.«

      »Wenn schon, Mister Parker, dann müssen Sie eben genau hinsehen«, mokierte sie sich genußvoll. »Und was sagt mir das mit diesen zehn Personen? Ich muß dabei doch etwas gedacht haben, nicht wahr?«

      »Im Schnell-Imbiß dürften noch andere Artikel als Eßwaren zu bekommen sein. Mylady denken an Wetten.«

      »Und das werde ich sofort in Augenschein nehmen, Mister Parker.« Sie war Feuer und Flamme. »Pferderennen, nicht wahr?«

      »Davon sollte man ausgehen, Mylady. Man macht den legalen Wettbüros dort sicher Konkurrenz.«

      »Und dort ist dieser, wie heißt er noch, ermordet worden?«

      »Mister Herrn Birnay, Mylady, der das illegale Wettbüro betrieb.«

      Sie verzichtete auf weiter Fragen, drückte die Tür auf und setzte ihre Fülle energisch in Bewegung. Parker verschloß den Wagen und setzte die Türgriffe unter Strom. Dazu drückte er mit der Schirmspitze in eine bestimmte, kaum wahrnehmbare Vertiefung des soliden Trittbretts.

      Als er und Mylady den Schnell-Imbiß betraten, runzelte die ältere Dame doch die Stirn. Obwohl sie von ihrem Butler vorbereitet worden war, entdeckte sie nur wenige Gäste, die auf festgeschraubten Sitzen saßen und mehr oder weniger lustvoll in Pappbehältern stocherten, in denen sich diverse Eßwaren befanden.

      Die beiden männlichen Angestellten hinter der langen Theke wunderten sich ihrerseits über die beiden neuen Kunden. Lady Agatha hielt auf die Theke zu und musterte die ausgestellten Köstlichkeiten. Im Lokal roch es übrigens penetrant nach zu oft gebrauchtem Frittier-Fett.

      »Mylady wünschen einen kleinen Imbiß?« erkundigte sich Parker, der den ständigen Hunger seiner Herrin kannte.

      »Guter Gott, Mister Parker«, entsetzte sie sich und schüttelte den Kopf.« Sehen Sie sich nur die Fischschnitten an!«

      »Sie dürften aus einem Fang stammen, Mylady, der um die Jahrhundertwende getätigt worden sein muß.«

      »Was soll’s denn sein?« fragte einer der beiden Schnellköche desinteressiert. »Eigentlich sind wir ausverkauft.«

      »Melden Sie der Geschäftsleitung Lady Simpson und Mister Parker«, antwortete der Butler. »Mylady erwartet innerhalb von drei Minuten eine Reaktion, sonst könnten sich gewisse Komplikationen ergeben.«

      »Moment mal, Leute«, schaltete der zweite Schnellkoch sich ein. »Was soll hier eigentlich laufen?«

      »Meiner

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