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dass du kommst? Ich hätte für euch etwas gebacken.«

      »Mama, ich wusste heute früh selbst noch nicht, dass ich nach Hohenborn fahren würde, und ich kann auch überhaupt nicht lange bleiben. Da ich nun mal in der Nähe war, wollte ich euch wenigstens hallo sagen, und einen Kaffee trinken möchte ich auch. Doch wie ich dich kenne, liebe Mama, steht der längst bereit. Du ohne Kaffee, das geht überhaupt nicht.«

      Inge wollte diese kleine Sucht, die sie wirklich hatte, besser nicht bestätigen, deswegen sagte sie nichts, sondern ging voraus, und wenig später saßen sich die drei Frauen gegenüber. Ricky rührte es immer wieder, wenn sie mit ihrer Mutter und ihrer heiß geliebten Omi zusammen war. Es waren beide großartige Frauen, es waren ihre Vorbilder, und ihr innigster Wunsch für die Zukunft war, einmal auch so innig vertraut mit ihren Kindern zusammensitzen zu dürfen.

      So neugierig Inge und Teresa auch waren, etwas über Rosmarie und Heinz zu erfahren. Wichtiger war es für sie, zunächst einmal zu hören, was die Kinder machten, ganz besonders die kleine Teresa, die nicht mehr geliebt wurde als die anderen Geschwister, die aber, weil sie die Jüngste war, die meiste Aufmerksamkeit brauchte. Und für Teresa war es natürlich ein ganz besonderes Glück, dass man den kleinen Nachkömmling, der überhaupt nicht geplant gewesen war, ganz im Gegensatz zu den Kindern zuvor, nach ihr benannt hatte.

      Ricky zeigte Fotos, erzählte, und irgendwann sagte sie: »Oh, so spät ist es? Hier vergeht die Zeit immer wie im Fluge, ich trinke meinen Kaffee noch aus, und dann muss ich mich sputen. Fabian macht sich sonst Gedanken, und ich will ihn auch nicht überfordern.«

      Beide Frauen blickte Ricky ganz entsetzt an.

      »Und deine Schwiegereltern?«, erkundigte ihre Omi sich schließlich. »Willst du uns über die nichts erzählen?«

      Ricky lachte.

      »Damit hättet Ihr früher kommen müssen, aber meinetwegen, obwohl es da nicht viel zu erzählen gibt. Sie lassen kaum etwas von sich hören, und das ist auch so vereinbart. Sie genießen ihre Reise. Heinz hat ein neues Spielzeug gefunden, das ihn so glücklich macht, dass er an seine Kanzlei überhaupt nicht mehr denkt. Sie parken an Plätzen, die sie besonders schön finden, und ich weiß nicht, ob das überhaupt erlaubt ist. Im Augenblick erkunden sie Portugal.«

      »Wo es ja auch wunderschön ist«, wandte Teresa ein. »Das Land hat viele Gesichter und darf nicht auf die Touristenhochburgen und den Fado reduziert werden. Ich finde es großartig, und ehrlich gesagt, hätte ich so etwas weder Rosmarie und schon überhaupt nicht Heinz zugetraut.«

      »Omi, wir auch nicht. Fabian kann nicht fassen, was da gerade geschieht. Mit seiner Mutter war er ja, zum Glück, auf einem guten Weg. Dass sein Vater mal als Camper unterwegs sein würde, darauf hätte Fabian nicht gewettet. Er muss das alles erst einmal verarbeiten, und er fragt sich immer wieder, was da eigentlich passiert ist.«

      »Das kann ich dir sagen, mein Kind«, wandte Inge ein, »Rosmarie hat sich neu erfunden, Heinz konnte damit nicht umgehen. Die beiden lebten sich immer mehr auseinander, und es gab nur zwei Möglichkeiten, entweder die Reißleine ziehen und alles anders machen oder sich zu trennen.«

      »Rosmarie wollte allein verreisen, Heinz kam im letzten Moment zur Besinnung, dann allerdings hat er seine Frau überrascht«, lachte Teresa, »den Jeep und den Wohnwagen oder wie man so ein Ding auch nennt, hätte sie ihm nicht zugetraut.«

      »Omi, ihr seid erstaunlich gut informiert, woher wisst ihr das?«

      Als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, antwortete Teresa: »Von Rosmarie natürlich, sie hat uns vor ihrer Abreise informiert. Und das, als sie schon unterwegs waren und sie neben Heinz im Jeep saß. Ich finde, das haben wir auch verdient, sie hat sich schließlich bei uns genug ausgeheult.«

      Ricky nickte.

      »Euch liebt sie, sie vertraut euch, und eigentlich hat sie ja auch überhaupt keine Freunde. Es ist schon verrückt, meine Schwiegereltern geben nicht nur in Hohenborn den Ton an, sie sind bekannt wie bunte Hunde, sie kennen Gott und die Welt, doch wenn es darauf ankommt, dann haben sie niemanden.«

      »Rosmarie hat uns«, sagte Inge. »Aber Heinz, ich glaube, der macht alles mit sich selbst aus.«

      Ricky stand auf.

      »Vielleicht ändert sich ja da auch etwas. Erstaunlich ist schon, was da gerade passiert. Warten wir es ab, sie stehen ja erst noch am Beginn ihrer Reise. Und wie wir alle wissen, kann auf einer Reise viel passieren. Jede Veränderung zum Positiven hin ist eine gute Veränderung. Es würde mich für Fabian so sehr freuen, wenn er zu beiden Elternteilen irgendwann ein entspanntes Verhältnis hätte. Er ist ein so sensibler Mann. Es wäre wundervoll für ihn, wenn die Schatten der Vergangenheit aus seinem Leben verschwänden.«

      »Weiß Stella eigentlich, was sich da gerade ereignet?«

      Rickys Gesicht verschloss sich.

      »Nein, und von uns wird sie es auch nicht erfahren. Das Verhältnis zwischen ihr und Fabian ist sehr abgekühlt. Sie scheint in ihrem Leben in Brasilien vollkommen angekommen zu sein.

      Sie braucht auch ihren Bruder nicht mehr. Sie meldet sich nicht, beantwortet keine Mails. Sie weiß überhaupt nicht, wie sehr sie Fabian dadurch verletzt.«

      Teresa nickte. »Undank ist der Welten Lohn, das bewahrheitet sich bei Fabian und Stella wieder einmal. Es ist wirklich ganz schrecklich, denn Fabian war immer für sie da, und sie hat ihn dauernd in Anspruch genommen. Aber glaube mir, mein Kind«, sagte Teresa, »es wird Stella einholen. Und dann sitzt sie zwischen allen Stühlen.«

      Das nahm Ricky zum Anlass, zu sagen: »Und damit mein Fabian mir meinen Stuhl nicht vor die Tür stellt, fahre ich jetzt nach Hause.«

      Teresa und Inge lachten, und die sagte: »Das würde Fabian niemals tun, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Er liebt dich über alles.«

      Dazu sagte Ricky nichts, es gab auch nichts zu sagen, weil es stimmte. Fabian und sie hatten sich gesucht und gefunden, und glücklicher als sie es waren, konnte niemand sein.

      Es war so wunderbar, nach Jahren der Ehe, nach so vielen reizenden gemeinsamen Kindern, die in Liebe und Harmonie aufwuchsen, noch sagen zu können, dass man von der berühmten Wolke Sieben niemals heruntergekommen war. Es hatte hier und da auch Turbulenzen gegeben, die hatten ihnen nichts ausgemacht. Und Ricky war sich sicher, dass auch der schrecklichste Sturm nichts zerstören würde. Er würde über sie hinwegfegen, das taten Stürme nur mal, aber zusammen würden sie allem trotzen.

      Sie war ein Glückskind, dabei war es doch ihr kleiner Bruder Hannes, der an einem Sonntag geboren war. Und normalerweise sagte man den Sonntagskindern ein glückliches Leben nach.

      Ricky umarmte stürmisch ihre geliebte Omi, dann ihre Mutter, die doch noch Kuchen und Kekse aus einer Ecke hervorgezaubert hatte, was sie ihrer Tochter nun mitgab.

      »Mami, du bist die Allerbeste«, freute Ricky sich, »Fabian und die Kinder werden sich freuen.«

      Winkend lief sie zur Tür und bekam gerade noch mit, wie ihre Omi sagte: »Gib allen Kindern einen Kuss von mir, einen besonderen aber der kleinen Teresa-Sonnenschein.«

      So wurde die Kleine genannt, und das war auch vollkommen zutreffend, sie war ein Sonnenschein, der einen festen Platz in den Herzen aller Familienmitglieder hatte.

      Inge und ihre Mutter waren wieder allein, und während Teresa versonnen in ihrer Tasse herumrührte, sagte sie: »Es macht mich immer wieder glücklich zu sehen, wie unsere Ricky ihr Leben … wuppt. Anfangs hatte ich schon meine Bedenken, von der Schulbank in den Ehehafen, noch dazu mit einem Lehrer. Das hätte schiefgehen können.«

      »Mama, nicht, wenn die große Liebe im Spiel ist. Und unsere Ricky und Fabian haben sich von der ersten Sekunde an geliebt, bei denen war es die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick.«

      »Was nicht immer eine Garantie dafür ist, dass diese Liebe auch hält.«

      »Stimmt, Mama, aber es ist alles anders, wenn man seinen Seelenpartner gefunden hat, sein anderes Ich. «

      Teresa

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