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hatte.

      »Sind die Fratzen jetzt endlich bei der elektronischen Großmutter gut untergebracht?«, erkundigte sich Franz Kellner.

      »Ich habe mit Benedikt zusammen eine DVD ausgesucht. Ich hoffe, wir haben den allgemeinen Geschmack getroffen!«, berichtete Jo.

      »Mir hat gefallen, was ich gesehen habe!«, sagte Georg. »Ich denke, den Kindern wird es auch gefallen!«

      Die meisten der Kinder waren sechs oder wurden es in den nächsten Wochen. Sie alle sollten im Herbst in die Schule kommen. Außer Felix gab es nur noch zwei jüngere Geschwister. Alle anderen waren Einzelkinder. Man sprach über die Vor- und Nachteile, ein oder mehrere Kinder zu haben.

      »Für die Kinder ist es schöner und besser, wenn ein Geschwisterchen da ist«, fand Rosaly. »Auch für später, wenn sie einmal erwachsen sind!«

      »Klar! Und sich um das Erbe streiten!«, sagte ein Gast, der Anwalt für Familienrecht war und gleich ein halbes Dutzend abschreckender Beispiele anführte.

      »Kommt es nicht auch ein bisschen auf die Erziehung an?«, meinte Georg.

      »Klar«, wusste eine Mutter, gleichfalls Anwältin, allerdings für Wirtschaftsrecht. »Aber man darf nicht die äußeren Einflüsse übersehen, die heute sehr viel stärker sind als noch zu unserer Zeit und die spätestens am Tag der Einschulung beginnen!«

      »Darum muss man sich in seiner Freizeit auch besonders intensiv mit den Kindern beschäftigen«, sagte Rosaly.

      Die Anwältin sah sie herablassend an.

      »Man hat doch auch noch ein eigenes Leben! Und nach einem anstrengenden Beruf braucht man etwas Entspannung! Bei Ihnen, die Sie nur als Verkäuferin arbeiten und das auch erst seit Kurzem, ist das wohl etwas anderes.«

      »Leicht möglich«, erwiderte Rosaly wenig beeindruckt, »wahrscheinlich liegt es daran, dass nicht nur meine Kinder sich so gut verstehen, sondern auch mein Mann und ich.«

      »Ihr Lebensgefährte!«, verbesserte der Anwalt für Familienrecht.

      Sie lachte.

      »Stimmt! Wir sind echte Lebensgefährten! Wir gehen alle Wege miteinander durch dick und dünn!«

      Das war eine Zurechtweisung und wurde auch so verstanden.

      Einen Moment herrschte Stille.

      Die Gastgeber wechselten einen besorgten Blick. Es ging nicht an, dass sich jetzt die Erwachsenen in die Haare gerieten, während die Kinder sich bis jetzt so gut verstanden.

      »So viele Menschen wie es gibt, so viele Einstellungen zum Leben gibt es!«, rief Jo jetzt betont heiter. »Es wäre ja auch langweilig, wenn es anders wäre.«

      Die anwesenden Damen stimmten sofort zu – auch sie wollten um Himmels willen keinen Streit! Die Herren widersprachen immerhin nicht. Ihnen fiel es schwerer nachzugeben.

      Nun kam die kleine Marisa weinend herausgelaufen. Sie war eines der jüngeren Kinder.

      »Mami! Mami! Der böse Drache frisst die Prinzessin!« Sie war die Tochter der Anwältin, und diese rollte genervt die Augen.

      Jo nahm sie auf den Arm.

      »Keine Sorge, Marisa. Der Drache erwischt sie nicht. Da kommt ein ganz toller Prinz!«

      »Ehrlich?«, schnupfte die Kleine.

      »Ehrlich!« Jo putzte ihr die Nase mit einem der auf einem Beistelltisch bereitliegenden Tempos. Sie hatte wohlweislich vorgesorgt.

      »Dann geh ich wieder rein!«, erklärte Marisa und strampelte sich von der Tante Jo los.

      »Eigentlich hätte ich gerne noch ein kleines Mädchen – jetzt, da Benedikt in die Schule kommt!«

      »Nachdem wir endlich das Ärgste hinter uns haben?!«

      »Na, du hattest damit doch nicht viel zu tun!«, gab sie aufgebracht und gekränkt zurück.

      »Du lieber Himmel! Das wollen wir doch nicht in diesem Augenblick klären!«, erwiderte Franz gereizt.

      Die Herren schmunzelten, die Damen lächelten verstehend, und Rosaly legte den Arm um die Freundin.

      »Komm, sehen wir uns an, ob der Prinz rechtzeitig erscheint!«

      Während sie zusammen über die Terrasse ins Haus gingen, sagte sie:

      »Wenn das kleine Mädchen erst da ist, wird Franz garantiert verrückt nach ihr sein! Georg hat sich ursprünglich auch erst einen Sohn gewünscht – und jetzt ist er ganz verliebt in Donata!«

      »Ach, ihr zwei Komischen!«, erwiderte Jo halb lachend, halb bedrückt. »Und was tun wir, wenn es wieder ein Bub wird?«

      »Dann habt ihr ihn genauso gern – und du bist dann eine stolze Bubenmutter!«

      Jo lachte mit ihr. »Du siehst wirklich immer alles positiv!«

      »Ich versuche es. Und dann wendet es sich auch meistens zum Guten. Du solltest das auch mal probieren!«

      *

      Jeder zweite Satz Donatas begann mit: Wenn ich in die Schule gehe. Sie freute sich auf die Schule. Die meisten kleinen Mädchen freuten sich auf die Schule. Die meisten kleinen Buben nicht. Auch Benedikt freute sich nicht.

      »Benedikt freut sich nicht auf die Schule!«, erzählte Donata vergnügt, als sie wieder einmal aus dem Kindergarten heimkam.

      »Ja, das hat mir Tante Jo schon erzählt«, erwiderte Rosaly lächelnd.

      »Du freust dich?«, erkundigte sich Felix bei der großen Schwester.

      »Und wie!«, gab die stolz zur Antwort. »Da lerne ich lesen und schreiben.«

      Felix runzelte die glatte Kinderstirn. Ihn reizte das eigentlich nicht.

      »Gehst du dann gar nicht mehr in den Kindergarten?«, fragte er besorgt.

      »Pah! Das ist nur für kleine Babys wie dich!«, war die großartige Antwort.

      Felix sah Hilfe suchend zu seiner Mutter hin.

      »Felix ist schon lange kein Baby mehr!«, verteidigte die ihn. »Und ich bin sehr froh, dass er nicht auch schon in die Schule gehen muss!«

      Felix streckte seiner Schwester die Zunge heraus, die rümpfte überlegen ihr Näschen, und dann kamen wieder einmal die schwerwiegenden Überlegungen, was man am ersten Schultag anzog: wenn die Sonne schien, wenn es sehr heiß war, wenn es regnete, wenn es kalt war und wenn es sehr kalt war.

      Felix fand es doof, dass man nur mehr von der Schule redete. Besonders, wenn sie noch nicht einmal angefangen hatte! Im Kindergarten waren noch andere Kinder wie er, die noch nicht zur Schule mussten. Aber dann zu Hause! Und in den Ferien, in denen auch der Kindergarten geschlossen hatte, bei Oma und Opa, da redete die Donata wie ein Wasserfall und nur über die blöde Schule. Er fand sie jetzt schon richtig blöd!

      Endlich war es so weit.

      Die Sonne schien und Donata durfte das neue Tegernseer Dirndl anziehen, das die Oma ihr für diesen feierlichen Anlass geschenkt hatte. Die ganze Familie begleitete sie zu diesem Ereignis. Donata ging zwischen ihren Eltern. Auch Felix, der heute erst später in den Kindergarten ging, war dabei. Er beobachtete an der Hand der Mutter die vielen anderen Kinder, die mit ihren Eltern zusammen im Schulhof standen.

      Die kleinen Mädchen mit ihren Schultüten waren herausgeputzt, und auch die Buben waren zumindest jetzt noch sehr sauber. Felix stellte fest, dass die kleinen Mädchen aufgeregt quasselten und kicherten und um sich schauten, während die Buben stumm dastanden, vor sich hinstarrten und einige weinten sogar. Auch der Benedikt weinte, aber nur ein bisschen.

      Felix fand das sehr bedenklich. Die Schule war offensichtlich in erster Linie für Mädchen.

      Auf einmal kam Bewegung in die Menge.

      Vor dem Haupteingang stand ein Herr, der die ganze Zeit geredet hatte, Felix hatte ihm allerdings nicht zugehört. Er

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