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kam nicht weiter, denn Robin zeigte für seine Verteidigung kein Verständnis.

      »Hartherzig ist sie und eiskalt«, schimpfte Robin erzürnt. »Wie kann eine Mutter ihr Kind verstoßen, gerade dann, wenn es sie und ihre Hilfe am nötigsten braucht? Nein, Dad, das hat mit Stolz und Standesbewußtsein wenig zu tun. Das ist dumm und unmenschlich…«

      »Vor zweiundzwanzig Jahren herrschten noch etwas andere Ansichten…«, versuchte es Gary.

      »Trotzdem«, beharrte Robin eigensinnig, »Mom hätte nie so gehandelt, wenn ich…«

      Liebevoll strich Gary seiner Tochter über den Kopf. »Sieh es mal so, hätte sich deine Großmutter nicht so stur und hartherzig verhalten, wärst du mit deiner Mom nie in die Staaten gekommen, und ich hätte euch nie kennengelernt. So aber habe ich zweiundzwanzig wundervolle Jahre mit deiner Mom verlebt – und dazu mit dir eine bezaubernde Tochter bekommen. Manchmal hat ein Unglück auch seine guten Seiten.«

      »So betrachtet hast du natürlich recht«, stimmte ihm Robin lächelnd zu. Sie legte den Kopf schief und dachte nach. »Hat Mom nie versucht, Kontakt mit ihrer Familie aufzunehmen?« fragte sie schließlich.

      Gary schüttelte den Kopf. »Nein, nicht direkt.«

      »Wie meinst du das?«

      »Nun, Claudia hielt stets die Verbindung mit dem Anwalt der Familie aufrecht. Über ihn verkaufte die ›Spotted Bear Ranch‹ immer wieder Pferde an das Gestüt Falkenhorst, das deine Großmutter noch heute leitet. Allerdings achtete deine Mom sorgsam darauf, daß sie nie in Erscheinung trat.«

      »Ach so! Falkenhorst und von Mannengen, diese Namen habe ich doch schon gehört!« Begreifend schlug sich Robin mit der flachen Hand an die Stirn. »Natürlich, dorthin haben wir neulich auch Hurrican verkauft.«

      Den Hengst Bear Touches Hurrican liebte Robin noch immer über alle Maßen. Er war das erste Pferd, das sie eigenständig zureiten, ausbilden und auf einigen Turnieren vorstellen durfte. Sein Verkauf in das ferne Deutschland war ihr sehr nahe gegangen.

      »Gut kombiniert«, bestätigte Gary.

      Robin lachte bitter auf. »Ein seltsamer Gedanke, daß mein geliebter Hurrican ausgerechnet im Stall meiner hartherzigen Großmutter steht.« Ernst sah sie ihren Vater an. »Warum habt ihr mir dies alles nicht früher erzählt?«

      In einer hilflosen Geste zuckte ihr Vater mit den Schultern. »Deine Mom wollte nicht darüber sprechen, und ich respektierte ihren Wunsch.«

      »Und warum hast du nun deine Meinung geändert?«

      »Deine Mom möge es mir verzeihen, doch heute morgen kam ein Anruf aus Deutschland«, gestand Gary. »Das Gestüt ›Falkenhorst‹ sucht dringend einen Bereiter, der Hurrican auch bei diversen Turnieren reitet. Mir scheint, als machte ihnen der Racker einige Schwierigkeiten, und sie kommen nicht so gut mit ihm zurecht, wie sie es sich vorgestellt hatten. Das hieße, du müßtest nach Deutschland fliegen und dich eine Weile um ihn kümmern. Welch eine Ironie des Schicksals.«

      Gary Forrester mußte grinsen, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Ich habe noch nicht zugesagt. Die Entscheidung, ob du nach Deutschland auf das Schloß deiner Ahnen reisen möchtest, überlasse ich dir alleine. Nun aber weißt du, weshalb ich Moms Wunsch, dir nie etwas von deiner Herkunft zu erzählen, nicht erfüllen konnte. Ich kann dich doch ohne dieses Wissen schlecht nach Falkenhorst schicken, oder?«

      Nachdenklich stand Robin auf. »Darf ich das Tagebuch zu Ende lesen?« fragte sie ruhig.

      »Es gehört dir, Darling.«

      »Danke, Dad.«

      Das ledergebundene Buch wie einen kostbaren Schatz an sich gepreßt, wünschte Robin ihrem Vater eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer.

      *

      In dieser Nacht schlief Robin wenig. Sie war froh, daß sie zweisprachig aufgewachsen war und die Worte ihrer Mutter lesen konnte. Noch nie hatte sich Robin ihr so nahe gefühlt. Zu gut konnte sie die Ängste, Sorgen und Nöte, ja, die intimsten Gedanken der jungen Claudia, die in die USA geflüchtet war, nachempfinden.

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