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feststellte, schien es ihm nicht anders zu ergehen, da mir etwas Hartes in den unteren Rücken drückte.

      Lass es kein Schlüsselbund sein!, betete ich still.

      Ich streckte meine Arme über seine Schultern hinweg, sodass er sein Kinn in meine Halsbeuge legte und seine Hände zu meinen Rippenbögen wanderten.

      Nur noch ein Stückchen höher, bitte!, lautete mein nächstes stilles Stoßgebet. Wenn mein Flehen so weiterging, würde ich das Lokal als Heilige verlassen.

      Nun bewegten wir uns zu unserem eigenen Rhythmus. Zumindest ich vernahm den Bass nicht mehr, da das Pochen in meinen Ohren von meinem Herzen ausging. Angespornt von seinen ebenso unruhiger werdenden Atemgeräuschen, rieb ich meinen Körper in einer leichten Auf- und Abbewegung an seinem. Sein Aufstöhnen übertönte sogar mein Herzrasen, steigerte dieses aber auch. Mein ganzer Körper schien unter seinen mehr oder weniger unschuldigen Berührungen zu erbeben. Harte Nippel, Herzrasen, Hitze unterhalb des Bauchnabels, Kurzatmigkeit.

      Diese Ausgeburt von Sinnlichkeit hinter mir hält mich bestimmt für eine Novizin!, schalt ich mich selbst in Gedanken.

      Nun merkte ich, wie er seinen Kopf etwas drehte und mir einen Kuss in die Halsbeuge hauchte.

      Oh mein Gott, lass mich jetzt nicht auf der Tanzfläche zum Höhepunkt kommen! Das war mein stilles Gebet Nummer drei.

      »Danke für den Tanz«, flüsterte er mir mit einer unglaublich sanften, rauchig-tiefen Stimme zu.

      Ich biss mir auf die Unterlippe, damit ich nicht herausschrie: »Ich hab zu danken, was muss ich zahlen!«

      Um mich und in mir herrschte in diesen Moment Stille. Wir hatten unsere Tanzpose zwar gelöst, aber ich stand immer noch rücklings an ihn gelehnt. Mir fiel dabei auf, dass unser beider Atmen ein unerfülltes Verlangen beschrie. Gerade als ich den Mut gefasst hatte, mich umzudrehen, machte er eine kurze Bewegung, drückte mir etwas in die Hand und ließ mich los. Mich übermannte für einen kurzen Augenblick das Gefühl, etwas verloren zu haben und ich drehte mich nach ihm um, um zu erfahren, wer dieser unbekannte Tänzer war, der es schaffte, mich so zu verwirren. Leider konnte ich ihn in der Menschenmenge nicht mehr ausmachen. Ich reckte und streckte mich noch mehrmals, gab dann aber ernüchtert auf. Auch wenn ich ihn gesehen hätte, hätte ich ihn ja nicht erkannt. Mein Herzschlag normalisierte sich wieder und es tat nur noch weh. Das Nichts erfüllte wieder meine Gedanken und ich fühlte mich verlassen. Bei den Gebrüdern Grimm hätte ich wenigstens einen Glasschuh als Anhaltspunkt des Verschwundenen gefunden. Aber leider waren wir ja nicht in einem Märchen, sondern in der Realität. Zudem war ich auch irgendwie erleichtert, dass dieser Inbegriff von Männlichkeit keine Glaspumps trug.

      »Na klasse, Miss Sarkasmus war zurück!«, murmelte ich vor mich hin. Ich gab die Suche nach meinem Prinzen auf und verlagerte sie auf Lilly, dieser kleinen Hexe.

      Während ich Ausschau nach ihr hielt, fiel mir ein, dass der Fremde mir etwas in die Hand gelegt hatte. Ich öffnete diese und erblickte überrascht eine Visitenkarte. In Fettdruck geschrieben standen dort sein Name und seine Handynummer. Sebastian Bones. Zum letzten Mal für heute betete ich: Lass ihn Single sein!

      Lilly und ich verbrachten noch einige Stunden in dieser Location und fuhren dann nach Hause. Dort angekommen, glitt ich langsam und weiter in Gedanken versunken aus meinen Kleidern, wusch mir mehr schlecht als recht das Make-up von meinem Gesicht und legte mich auf mein Bett. In meine Bettdecke gekuschelt starrte ich noch eine Weile an die Decke und dachte an den Unbekannten, bis mir die Augen vor Müdigkeit zufielen.

       Jane Scott 3

      Ich wand meinen Kopf zu allen Seiten. Die Tanzfläche war leer. Außer mir und meinem Tänzer war niemand zu sehen. Sofort verspürte ich den Drang, dies auszunutzen und mich umzudrehen, damit ich ihn erblicken konnte. Zuerst war es mir unmöglich. Er hielt mich in seinem Griff und ich spürte jede seiner Bewegungen, wie bei unserem ersten Tanz. Nun fehlte es mir aber an Geduld und ich wollte ihn unbedingt anschauen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich endlich die Kraft aufbrachte, mich aus seinem Griff zu lösen. Mit einem breiten Grinsen des Sieges auf meinen Lippen, drehte ich mich zu ihm. Doch er war weg! Mich umgaben nur mehr Schatten über Schatten, das Nichts hatte mich wieder eingeholt. So stand ich da, allein, verlassen und von Panik erfüllt. Ich erinnerte mich an seine Karte. Genau, ich hatte doch seine Visitenkarte. Wo war sie nur? Ich müsste ihn rufen, müsste einfach seinen Namen schreien, er würde mich hören und dieses Mal zurückkommen. Aber das Nichts drohte mir weiterhin, den Atem zu rauben. Ich musste hierbei fest daran glauben, dass er zurückkam. Augenblicklich spürte ich etwas und atmete leichter, ich hatte sie immer noch in meiner Hand. Die Schwärze wich vor meinem Glücksgefühl zurück. Ich könnte ihn bei seinem Namen nennen. Gleich wäre er wieder da! Ich schaute hoffnungsvoll auf das Papier und las: »Versagerin«. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Was war hier los? Ich drehte das Kärtchen hin und her, aber es blieb dabei. In großen Lettern stand das Wort »Versagerin« geschrieben. In meiner Verzweiflung bemerkte ich nicht sofort, wie eine Gestalt aus dem Schatten trat. Meine Gesichtszüge wechselten von verzweifelter Panik zu absoluter Verständnislosigkeit. Mir gegenüber stand mein Ex und lächelte süffisant. Er war in einen Smoking gekleidet und hielt eine Rose zwischen seinen Fingern, als plötzlich ein Tango zu spielen anfing und eine zweite Person aus dem Dunkel trat. Mein Körper wurde mit Adrenalin durchschossen. Es war der Drache, der mir meinen Freund ausgespannt hatte. Sie hatte ein enganliegendes Kleid an, das tatsächlich wie Reptilienschuppen schimmerte, und ihre Augen schienen mir schlangenartig entgegenzuleuchten. Sie lächelte mir triumphierend zu, schmiss sich in seine Arme und ihre gespaltene Zunge leckte seinen Hals entlang. Ich war von diesem abartigen Anblick gefesselt. Daraufhin fingen sie an, zu der dominanten Musik zu tanzen. Sie lachten, umkreisten mich und wurden schneller in ihren Bewegungen. Er schmiss die Rose in die Luft. Ich folgte mit den Augen ihrem Flug und im nächsten Moment rieselten hunderte Visitenkarten auf mich herab. Ich kniete nieder, kugelte mich schützend zusammen. Zu meinen Füßen stieg der Haufen von Papier mit der Aufschrift »Versagerin« weiter an. Ich spürte die Schwärze wieder und wusste, ich drohte zu ertrinken. Sie lachten und lachten ... und ich versank ohne Halt in dem immer wiederkehrenden Nichts. Ihr Verspotten wandelte sich zu einem Schrillen.

      Trrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!

      Ich schrak auf. Mein Körper lag in meinem Bett, und ich erkannte, dass ich nur geträumt hatte.

      Trrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!

      Ich zog mir mein Kissen über den Kopf, stellte mich taub und wollte einfach nur in der Gegenwart ankommen.

      Trrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr ... Trrrr ... Trrrrr ...

      Trrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!

      »JA!«, rief ich gereizt in Richtung meiner Haustür. Ich fühlte mich verletzt. Der Zorn über meinen Traum, über die Schwächen und dem Idioten, der mich um diese Zeit aus dem Bett klingelte, wuchs weiter. Wobei ich doch zugeben musste, dass mir durch diesen Überfall weitere Qualen erspart geblieben waren. Trotz des positiven Nebeneffekts wurden meine Augen zu Schlitzen und meine Zähne rieben angespannt aufeinander.

      »Warte nur, du Volldepp, wenn ich dir jetzt aufmache, dann ...« Die Türklinke in der Hand, hielt ich überrascht in meiner Tirade inne, als ich sah, wer vor mir stand. Nur ein »Guten Morgen, Lilly« kam mir über die Lippen, während meine zuvor verengten Augen sich weiteten und sich meine Brauen skeptisch zusammenzogen.

      Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, drückte sich meine nun Ex-Beste-Freundin an mir vorbei, lief schnurstracks in Richtung Küche und redete ohne Luft zu holen auf mich ein: »Schnucki, ich hab Brötchen dabei. War der nicht süß?! Ich hoffe, du hast Marmelade da. Mensch, hatte der einen Arsch! Ich flehe um einen Kaffee, da du mich so früh aus dem Bett gezwungen hast. Der hat dich vielleicht angeschaut ... Echt, ich bin voll müde! Aber du warst auch nicht unschuldig, hm ...«

      Ich stand immer noch überrumpelt an meiner offenen Haustür und hörte, während ich sie schloss, wie meine Schränke durchwühlt wurden. Ich folgte meiner Ex-Besten-Freundin verblüfft und versuchte ihrem Gerede akustisch, wie auch gedanklich, zu folgen.

      » ... wo hast du Nutella? Er würde super

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