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zu machen. Als ich ihn gefunden hatte, bestimmte ich ihn leicht, sich hier niederzulassen, indem ich ihm versprach, ihm das Geld für die zu seinen Erzeugnissen nötigen Weideruten vorzustrecken, bis mein Weidenpflanzer ihm solche liefern könne. Ich überredete ihn, seine Körbe besser herzustellen und sie unter dem Grenobler Preise zu verkaufen. Er verstand mich. Die Weidenzucht und die Korbflechterei bildeten eine Spekulation, deren Resultate erst in vier Jahren geschätzt werden konnten. Es ist Ihnen gewiss bekannt, dass Weiden erst in drei Jahren so weit sind, dass sie geschnitten werden können. Während seines ersten Arbeitsjahres lebte und fand mein Korbflechter seine Nahrung durch Wohltaten. Bald heiratete er eine Frau aus Saint-Laurent-du-Pont, die etwas Geld hatte. Dann ließ er sich ein gesundes, luftiges Haus bauen, dessen Platz von mir gewählt und dessen Einteilung nach meinen Ratschlägen vorgenommen wurde. Welch ein Triumph, mein Herr! Ich hatte in diesem Flecken ein Gewerbe geschaffen, hatte einen Produzenten und einige Arbeiter dorthingebracht! Sie werden meine Freude eine Kinderei heißen? ... Während der ersten Tage der Etablierung meines Korbmachers ging ich nie vor seinem Laden vorbei, ohne dass sich meine Herzschläge beschleunigten. Als ich in diesem neuen Hause mit grüngestrichenen Fensterläden, vor dessen Tür eine Bank, ein Weinstock und Weidenbündel standen, dann eine saubere, gutgekleidete Frau sah, die ein dickes weiß-rosiges Kind inmitten von lauter fröhlichen Arbeitern stillte, die singend und eifrig ihre Korbwaren flochten, und von einem Manne angeleitet wurden, der, einst arm und hager, nun das Glück ausstrahlte, konnte ich dem Vergnügen nicht widerstehen, für einen Augenblick den Korbmacher zu spielen. Ich trat in die Werkstatt, um mich nach ihren Geschäften zu erkundigen, und gab mich dort einer Zufriedenheit hin, die ich nicht auszumalen wüsste. Ich war froh über diese Leute und meine Freude. Das Haus des Mannes, des ersten, der fest an mich glaubte, wurde meine ganze Hoffnung. War es nicht des armen Landes Zukunft, mein Herr, die ich bereits in meinem Herzen trug, wie die Frau des Korbmachers ihren ersten Säugling in dem ihrigen trug? ... Viele Dinge hatte ich zu gleicher Zeit zu betreiben, viele Vorstellungen musste ich verletzen ... Ich begegnete einem heftigen Widerstand, der von dem unwissenden Bürgermeister genährt wurde, dem ich seine Stellung genommen hatte und dessen Einfluss vor dem meinigen verging; ich wollte ihn zu meinem Adjunkten und zum Teilnehmer an meinem Wohltun machen. Ja, mein Herr, diesem Kopfe, dem härtesten von allen, versuchte ich die ersten Einsichten beizubringen. Ich packte meinen Mann sowohl bei seiner Eigenliebe als auch bei seinem Nutzen. Sechs Monate lang speisten wir zusammen zu Mittag und ich teilte ihm vieles von meinen Verbesserungsplänen mit. Viele Leute würden in dieser notwendigen Freundschaft die grausamsten Verdrießlichkeiten meiner Arbeit sehen; war aber dieser Mann nicht ein Werkzeug, und zwar das kostbarste von allen? Wehe dem, der seine Axt verachtet oder sie gar sorglos beiseite wirft! Würde ich überdies nicht sehr inkonsequent gewesen sein, wenn ich, der ich das Land verbessern wollte, vor dem Gedanken, einen Menschen zu verbessern, zurückgeschreckt wäre? Das dringendste Mittel zum Wohlstand war eine Straße. Wenn wir vom Magistrat die Genehmigung erhielten, einen guten Weg von hier bis an die Grenobler Straße zu bauen, war mein Adjunkt der erste, der Nutzen davon hatte. Denn statt seine Bäume mit hohen Kosten auf schlechten Pfaden zu schleppen, würde er sie mittels einer guten Bezirksstraße leicht transportieren, einen großen Handel mit Holz aller Art treiben und nicht mehr elende sechshundert Franken jährlich, sondern schöne Summen verdienen können, die ihm eines Tages einen gewissen Wohlstand verschaffen mussten. Endlich war der Mann überzeugt worden und wurde mein Jünger. Einen ganzen Winter lang trank mein ehemaliger Bürgermeister in der Wirtschaft mit seinen Freunden und wusste unseren Untergebenen zu beweisen, dass eine gute Wagenstraße eine Glücksquelle für das Land sein würde, da sie jedermann erlaube, mit Grenoble Handel zu treiben. Als der Gemeinderat die Straße genehmigt hatte, erhielt ich vom Präfekten einige Gelder aus dem Mildtätigkeitsfonds der Provinz, um die Transporte zu bezahlen, welche die Gemeinde aus Karrenmangel außerstande war, zu bewerkstelligen. Endlich habe ich, um dies große Unternehmen schneller zu beendigen und um die Ignoranten, die über mich murrten, indem sie sagten, ich wolle die Frondienste wieder einführen, unmittelbar die Resultate würdigen zu lassen, während aller Sonntage meines ersten Verwaltungsjahres die Bevölkerung des Fleckens, die Frauen, die Kinder und selbst die Greise, gutwillig oder gezwungenerweise, ständig auf die Höhe des Gebirges geschleppt, wo ich selber auf einem ausgezeichneten Grund und Boden den großen Weg trassiert hatte, der von unserem Dorfe aus auf die Straße nach Grenoble führt. Ein Überfluss an Materialien fand sich zum großen Glück längs der Baulinie des Weges. Dies langwierige Unternehmen verlangte von mir viel Geduld. Bald verweigerten die einen, der Gesetze unkundig, die Naturalleistung; bald konnten andere, denen es an Brot gebrach, wirklich keinen Tagelohn verlieren; man musste daher an diese Getreide verteilen, und dann jene durch freundschaftliche Worte beruhigen. Doch als wir zwei Drittel der Straße, die etwa zwei Meilen lang ist, vollendet, hatten die Einwohner ihre Vorteile so wohl erkannt, dass das letzte Drittel mit einem Eifer, der mich überraschte, zu Ende gebracht wurde. Ich bereicherte die Zukunft der Gemeinde, indem ich eine doppelte Pappelreihe jeden Seitengraben entlang pflanzte. Heute bereits bilden diese Bäume fast ein Vermögen und geben unserem Wege, welcher der Natur seiner Lage nach stets trocken und überdies so gut ausgeführt worden ist, dass er jährlich kaum zweihundert Franken Unterhaltungskosten fordert, das Aussehen einer königlichen Straße. Ich werd' Ihnen dieselbe zeigen; denn Sie haben sie nicht sehen können: um hierherzukommen, haben Sie zweifelsohne den hübschen unteren Weg eingeschlagen; eine andere Straße, welche die Einwohner vor drei Jahren selber haben anlegen wollen, um Verbindungen mit den Werken, die seitdem im Tale entstanden sind, herzustellen. So, mein Herr, hat der allgemeine gesunde Menschenverstand dieses, ehedem der Intelligenz entbehrenden Fleckens vor drei Jahren die Idee sich zu eigen gemacht, die ihnen einzupflanzen ein Reisender fünf Jahre vorher nicht für möglich gehalten haben würde. Aber weiter! Die Niederlassung meines Korbmachers war ein Beispiel, das ich der armen Bevölkerung mit Erfolg gegeben hatte. Wenn die Straße die direkteste Ursache für das künftige Gedeihen des Fleckens sein sollte, musste man die nötigsten Gewerbe aufmuntern, um die beiden Keime des Wohlstandes zu befruchten. Indem ich dem Weidenpflanzer und dem Korbmacher half, indem ich meine Straße baute, setzte ich mein Werk unmerklich fort. Zwei Pferde besaß ich, der Holzhändler, mein Adjunkt, ihrer drei; er konnte sie nur in Grenoble beschlagen lassen, wenn er dorthin kam; ich verpflichtete daher einen Hufschmied, der sich ein bisschen auf Tierarzneikunst verstand, dadurch, dass ich ihm viel Arbeit versprach, hierherzukommen. Am nämlichen Tage begegnete ich einem alten Soldaten, der über sein Los in ziemlicher Unruhe war und als ganzen Besitz hundert Franken Gnadengehalt hatte, der aber lesen und schreiben konnte. Ich gab ihm die Stellung eines Burgermeistereischreibers. Ein glücklicher Zufall ließ mich eine Frau für ihn finden, und seine Glücksträume gingen in Erfüllung. Häuser wurden gebraucht, mein Herr, für diese beiden neuen Haushaltungen, für die meines Korbflechters und für die zweiundzwanzig Familien, die das Dorf der Kretinen aufgaben. Zwölf andere Haushaltungen, deren Oberhäupter Arbeiter, Produzenten und Konsumenten waren, ließen sich hier dann nieder: Maurer, Zimmerleute, Dachdecker, Tischler, Schlosser und Glaser, die für lange Zeit zu tun hatten; mussten sie sich nicht ihre Häuser bauen, nachdem sie die der anderen gebaut hatten? Brachten sie nicht Arbeiter mit? Während meines zweiten Verwaltungsjahres erhoben sich siebzig Häuser in der Gemeinde. Eine Produktion zog eine andere nach sich. Indem ich den Flecken bevölkerte, schuf ich dort neue, den armen Leuten bis dahin unbekannte Bedürfnisse. Das Bedürfnis erzeugte die Industrie, die Industrie den Handel, der Handel einen Gewinst, der Gewinst einen Wohlstand und der Wohlstand nützliche Ideen. Diese verschiedenen Arbeiter wollten fertig gebackenes Brot; wir hatten einen Bäcker. Buchweizen aber konnte nicht mehr die Nahrung dieser aus ihrer erniedrigenden Trägheit gerissenen und wesentlich aktiv gewordenen Bevölkerung bilden; ich hatte sie angetroffen, als sie Buchweizen aß, ich wünschte sie zuerst zur Ernährung durch Roggen oder Mengkorn übergehen zu lassen, und eines Tages dann bei den ärmsten Leuten ein Stück Weißbrot zu sehen. Für mich bestanden die intellektuellen Fortschritte ganz und gar in den sanitären Fortschritten. Ein Schlächter zeigt in einem Orte ebensoviel Intelligenz wie Wohlhabenheit an. Wer arbeitet, isst, und wer isst, denkt. Da ich den Tag vorhersah, wo die Weizenproduktion notwendig sein würde, hatte ich die Grundstücke auf ihre Eigenschaften hin sorgfältig geprüft, ich war sicher, den Flecken zu einer großen, landwirtschaftlichen Blüte zu bringen und seine Bevölkerung zu verdoppeln, sobald sie sich zur Arbeit bekannt haben würde. Der Augenblick war gekommen. Monsieur Gravier aus Grenoble besaß in der Gemeinde Grundstücke, aus denen er keine Einkünfte bezog, die aber in Getreidefelder

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