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danach, als ob das mit der Tiefenentspannung bei Ihnen auch nicht so recht klappt.«

      Rebecca stimmte in sein Lachen mit ein und sah Danny dabei zu, wie er die Patientenkarte aufklappte.

      »Dann wollen wir mal sehen.« Der junge Arzt überflog die Notizen, die sein Vater gemacht hatte. Ein Laborbericht über eine Blutuntersuchung lag bei. »Sie sind gekommen, um eine mögliche Schwangerschaft abklären zu lassen?«

      »Das stimmt. Leider war es letzte Woche noch zu früh für einen Ultraschall.« Vor Aufregung begannen Rebeccas Wangen zu glühen. »Der Schwangerschaftstest war nicht eindeutig. Deshalb hat Ihr Vater Blut abgenommen und ins Labor geschickt.«

      »Wäre der Nachwuchs denn willkommen?«, erkundigte sich Danny Norden behutsam. Dabei ließ er seine Patientin nicht aus den Augen. Das eine oder andere Mal war es ihm schon passiert, dass er einer werdenden Mutter überschwänglich gratuliert hatte, aber auf wenig Gegenliebe gestoßen war.

      Wenn möglich, wurde das Strahlen auf Rebecca Schultzes Gesicht noch tiefer.

      »Damit würde mein größter Wunsch in Erfüllung gehen«, erklärte sie so innig, dass Dannys Herz vor Freude aufging. Doch etwas an ihrer Miene verriet ihm, dass das noch nicht alles war. In der Tat drängte es Rebecca, dem jungen Arzt ihre Geschichte anzuvertrauen. »Wissen Sie, nachdem mein Mann vor ein paar Jahren wegen Aktienbetrugs ins Gefängnis musste, hatte ich die Hoffnung auf eine eigene Familie schon aufgegeben.«

      »Ist er denn wieder auf freiem Fuß?«

      Rebecca schüttelte die braunen Locken. »Wir haben seit Langem keinen Kontakt mehr. Es ist so viel passiert zwischen uns«, gab sie zu. Es war offensichtlich, dass ihr die verwirrenden Umstände ein wenig peinlich waren. »Und dann habe ich Jonas kennen- und lieben gelernt.« Das Strahlen kehrte in ihre Augen zurück. »Er ist die Liebe meines Lebens. Wenn ich wirklich schwanger sein sollte, werde ich die Scheidung beantragen.« Um ihre eigenen Worte zu bekräftigen, nickte Rebecca.

      »In diesem Fall kann ich Ihnen also gratulieren«, erwiderte Danny herzlich, auch wenn er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlte. Er hätte dem jungen Erdenbürger einfachere Familienverhältnisse gewünscht. »Sie sind in der sechsten Woche schwanger. Wenn Sie wollen, können wir versuchen, ob auf dem Ultraschall schon ein Herzschlag zu sehen ist.«

      »So früh schon?« Rebeccas Begeisterung kannte keine Grenzen, und Daniel erhob sich, um sie hinüber ins Ultraschallzimmer zu bringen.

      »Einen Versuch ist es zumindest wert. Manchmal hat man Glück, manchmal muss man sich auch noch bis zur neunten Woche gedulden«, erläuterte er bereitwillig und bat die werdende Mutter auf die Liege.

      Eine gewollte Schwangerschaft gehörte zu den rundum positiven Ereignissen in der Praxis, und während er Rebecca Schultze das winzige, schlagende Herz ihres Kindes zeigte, dachte Danny Norden unwillkürlich an Tatjana. Daran, wie es wohl sein würde, eine Familie mit ihr zu gründen, selbst Vater zu werden. Es war ein aufregender Gedanke, und Danny wusste, dass er noch nicht so weit war. Aber Träume waren ja erlaubt, sogar von Tatjana ausdrücklich gewünscht. Und wie fast immer waren ihm ihre Wünsche Befehl.

      *

      Wie jeden Tag nahm sich Daniel Norden auch diesmal Zeit, in der Behnisch-Klinik vorbeizuschauen und sich nach dem Wohl seiner Patienten zu erkundigen. Im Augenblick galt sein größtes Interesse natürlich Simone Kühn, und sein erster Weg führte ihn zu Jenny Behnisch. Sie hatte die Angelegenheit zur Chefsache gemacht und war bestens informiert.

      »Schön, dich zu sehen«, begrüßte die Klinikchefin ihren langjährigen Freund und Kollegen und bot ihm einen Platz in der modernen, aber gemütlichen Besucherecke an. »Kaffee? Ein paar Häppchen?«

      Schon wollte Dr. Norden ablehnen, als sein Blick auf die köstlichen Schnittchen fiel, die auf einer Silberplatte angerichtet waren.

      »Lachs mit Meerrettich, Frischkäse mit Paprika und Tomaten. Oder wie wär’s mit einer indischen Linsencreme? Klingt exotisch, schmeckt aber sehr lecker«, pries Jenny ihre Köstlichkeiten an.

      »Bin ich hier in einem Edelrestaurant gelandet?«, fragte Daniel und entschied sich für ein Frischkäse-Häppchen. Die feine Creme zerging auf der Zunge, und er schloss genießerisch die Augen. »Hmmm, sehr fein. Ich komme jetzt öfter mittags vorbei.«

      Jenny lächelte.

      »Freut mich, dass du mit meinem neuen Koch zufrieden bist.«

      »Sehr«, bestätigte Daniel und beugte sich vor, um die nächste Sorte zu kosten. »Richte ihm schöne Grüße von mir aus. Leider kann ich nicht jeden Tag kommen. Sonst ist Lenni womöglich beleidigt. Und das käme einer Katastrophe gleich.«

      »Mal abgesehen davon, dass ihre Kochkünste unübertroffen sind.«

      »Das sieht der Prinz ähnlich und wollte sie schon in den Orient abwerben«, erinnerte sich Daniel schmunzelnd an das Gespräch vor einigen Tagen.

      »Lenni soll in den Orient?«, platzte Jenny ungläubig lachend heraus. »Das glaube ich nicht.«

      »Ihre Reaktion war ähnlich. Deshalb ist sie vorsichtshalber geflüchtet. Ich glaube, sie hat erst wieder Ruhe, wenn der Prinz abgereist ist. So gern sie ihn auch mag«, lenkte er das Gespräch auf das Thema, das ihn im Augenblick am meisten beschäftigte.

      Jenny verstand die Andeutung sofort. Auch sie wurde ernst und trank einen Schluck Kaffee.

      »Ich hoffe wirklich, dass es Ha­sher bald gelingt, dem Pferd zu helfen. Frau Kühn geht es gar nicht gut. Ihre Temperatur will einfach nicht sinken. Trotz der leckeren Küche isst sie kaum etwas und wird von Tag zu Tag schwächer«, zählte sie ein Problem nach dem anderen auf. »Es wird Zeit, dass endlich etwas geschieht, bevor das Immunsystem schlapp macht und sie sich doch noch eine Lungenentzündung einfängt. Das käme einer Katastrophe gleich.«

      Ihre bedrückte Miene gab Anlass zur Sorge, und Daniel runzelte die Stirn.

      »Meines Wissens ist Prinz Hasher gerade in Begleitung eines Tierarztes auf dem Weg zum Gestüt.«

      Jenny Behnisch lachte unglücklich.

      »Was will er damit bezwecken? Herr Kühn wird ihm den Zutritt verweigern. Diesem Unmenschen traue ich sogar zu, dass er die Polizei ruft, wenn Hasher nicht freiwillig das Feld räumt.«

      Daniel teilte diese Sorge. Trotzdem hatte er Hoffnung.

      »Du kennst Hasher und seine Wirkung auf andere Menschen«, gab er zu bedenken und lehnte sich zurück. Der Appetit war ihm vergangen. »Vielleicht schafft er es, nicht nur reihenweise Frauenherzen zu brechen, sondern auch diesen Menschen aus Stein zu erweichen.«

      Sowohl Daniel als auch Jenny wussten, dass das ein frommer Wunsch war. Aber es war die einzige, die letzte Hoffnung, die Tragödie zu verhindern und die Geschichte zu einem guten Ende zu bringen.

      *

      »So, da wären wir.« Prinz Ha­sher hatte seinen Wagen vorsichtshalber etwas außerhalb des Gestüts geparkt. Er schaltete den Motor ab und starrte mit düsterem Blick hinüber auf die stolzen Gebäude. Anders als in den vergangen Tagen war der Himmel düster, und graue Wolken hingen Unheil verkündend über der sommerlichen Landschaft.

      »Und jetzt?«, fragte der Tierarzt Dr. Josef Rosenknecht, der neben dem Prinzen saß. Die beiden wirkten fast wie Pat und Patachon, der eine groß und stolz, der andere klein und rundlich, mit derbem Gesicht und ebensolchen Händen. Doch seine Augen verrieten, dass sein Herz auf dem rechten Fleck saß. »Sollen wir uns wirklich in die Höhle des Löwen wagen und uns mit dem Kühn anlegen?«

      »Der Zweck heiligt die Mittel«, erwiderte Hasher zu allem entschlossen und stieg aus.

      Seite an Seite marschierten die beiden Männer auf das Gestüt zu. Ihre Schritte hallten über den Hof, dass Angelika Weise, die gerade beim Chef zum Diktat war, erschrocken aufhorchte.

      Auch Heinz Kühn wurde aufmerksam.

      »Was ist das?«, fragte er barsch.

      Schnell

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