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Doch hat der König Gunther manchen hochfährtgen Mann.

      "Und wär es anders Niemand als Hagen der Degen, 57

       Der kann im Uebermuthe wohl der Hochfahrt pflegen,

       So daß ich sehr befürchte, es mög uns werden leid,

       Wenn wir werben wollen um diese herrliche Maid."

      "Wie mag uns das gefährden!" hub da Siegfried an: 58

       "Was ich mir im Guten da nicht erbitten kann,

       Will ich schon sonst erwerben mit meiner starken Hand,

       Ich will von ihm erzwingen so die Leute wie das Land."

      "Leid ist mir deine Rede," sprach König Siegmund, 59

       "Denn würde diese Märe dort am Rheine kund,

       Du dürftest nimmer reiten in König Gunthers Land.

       Gunther und Gernot die sind mir lange bekannt.

      "Mit Gewalt erwerben kann Niemand die Magd," 60

       Sprach der König Siegmund, "das ist mir wohl gesagt;

       Willst du jedoch mit Recken reiten in das Land,

       Die Freunde, die wir haben, die werden eilends besandt."

      "So ist mir nicht zu Muthe," fiel ihm Siegfried ein, 61

       "Daß mir Recken sollten folgen an den Rhein

       Einer Heerfahrt willen: das wäre mir wohl leid,

       Sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid.

      "Ich will sie schon erwerben allein mit meiner Hand. 62

       Ich will mit zwölf Gesellen in König Gunthers Land;

       Dazu sollt ihr mir helfen, Vater Siegmund."

       Da gab man seinen Degen zu Kleidern grau und auch bunt.

      Da vernahm auch diese Märe seine Mutter Siegelind; 63

       Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind:,

       Sie bangt' es zu verlieren durch Die in Gunthers Heer.

       Die edle Königstochter weinte darüber sehr.

      Siegfried der Degen gieng hin, wo er sie sah. 64

       Wider seine Mutter gütlich sprach er da:

       "Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein:

       Wohl will ich ohne Sorgen vor allen Weiganden sein.

      "Nun helft mir zu der Reise nach Burgundenland, 65

       Daß mich und meine Recken ziere solch Gewand,

       Wie so stolze Degen mit Ehren mögen tragen:

       Dafür will ich immer den Dank von Herzen euch sagen."

      "Ist dir nicht abzurathen," sprach Frau Siegelind, 66

       So helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,

       Mit den besten Kleidern, die je ein Ritter trug,

       Dir und deinen Degen: ihr sollt der haben genug."

      Da neigte sich ihr dankend Siegfried der junge Mann. 67

       Er sprach: "Nicht mehr Gesellen nehm ich zur Fahrt mir an

       Als der Recken zwölfe: verseht die mit Gewand.

       Ich möchte gern erfahren, wie's um Kriemhild sei bewandt."

      Da saßen schöne Frauen über Nacht und Tag, 68

       Daß ihrer selten Eine der Muße eher pflag,

       Bis sie gefertigt hatten Siegfriedens Staat.

       Er wollte seiner Reise nun mit nichten haben Rath.

      Sein Vater hieß ihm zieren sein ritterlich Gewand, 69

       Womit er räumen wollte König Siegmunds Land.

       Ihre lichten Panzer die wurden auch bereit

       Und ihre festen Helme, ihre Schilde schön und breit.

      Nun sahen sie die Reise zu den Burgunden nahn. 70

       Um sie begann zu sorgen beides, Weib und Mann,

       Ob sie je wiederkommen sollten in das Land.

       Sie geboten aufzusäumen die Waffen und das Gewand.

      Schön waren ihre Rosse, ihr Reitzeug goldesroth; 71

       Wenn wer sich höher dauchte, so war es ohne Noth,

       Als der Degen Siegfried und Die ihm unterthan.

       Nun hielt er um Urlaub zu den Burgunden an.

      Den gaben ihm mit Trauern König und Königin. 72

       Er tröstete sie beide mit minniglichem Sinn

       Und sprach: "Ihr sollt nicht weinen um den Willen mein:

       Immer ohne Sorgen mögt ihr um mein Leben sein."

      Es war leid den Recken, auch weinte manche Maid; 73

       Sie ahnten wohl im Herzen, daß sie es nach der Zeit

       Noch schwer entgelten müsten durch lieber Freunde Tod.

       Sie hatten Grund zu klagen, es that ihnen wahrlich Noth.

      Am siebenten Morgen zu Worms an den Strand 74

       Ritten schon die Kühnen; all ihr Gewand

       War von rothem Golde, ihr Reitzeug wohlbestellt;

       Ihnen giengen sanft die Rosse, die sich da Siegfried gesellt.

      Neu waren ihre Schilde, licht dazu und breit, 75

       Und schön ihre Helme, als mit dem Geleit

       Siegfried der kühne ritt in Gunthers Land.

       Man ersah an Helden nie mehr so herrlich Gewand.

      Der Schwerter Enden giengen nieder auf die Sporen; 76

       Scharfe Spere führten die Ritter auserkoren.

       Von zweier Spannen Breite war, welchen Siegfried trug;

       Der hatt an seinen Schneiden grimmer Schärfe genug.

      Goldfarbne Zäume führten sie an der Hand; 77

       Der Brustriem war von Seide: so kamen sie ins Land.

       Da gafften sie die Leute allenthalben an:

       Gunthers Mannen liefen sie zu empfangen heran.

      Die hochbeherzten Recken, Ritter so wie Knecht, 78

       Liefen den Herrn entgegen, so war es Fug und Recht,

       Und begrüßten diese Gäste in ihrer Herren Land;

       Die Pferde nahm man ihnen und die Schilde von der Hand.

      Da wollten sie die Rosse ziehn zu ihrer Rast; 79

       Da sprach aber Siegfried alsbald, der kühne Gast:

       "Laßt uns noch die Pferde stehen kurze Zeit:

       Wir reiten bald von hinnen; dazu bin ich ganz bereit.

      "Man soll uns auch die Schilde nicht von dannen tragen; 80

       Wo ich den König finde, kann mir das Jemand sagen,

       Gunther den reichen aus Burgundenland?"

       Da sagt' es ihm Einer, dem es wohl war bekannt.

      "Wollt ihr den König finden, das mag gar leicht geschehn: 81

       In jenem weiten Saale hab ich ihn gesehn

       Unter seinen Helden; da geht zu ihm hinan,

       So mögt ihr bei ihm finden manchen herrlichen Mann."

      Nun waren auch die Mären dem König schon gesagt, 82

       Daß auf dem Hofe wären Ritter unverzagt:

       Sie führten lichte Panzer und herrlich Gewand;

       Sie erkenne Niemand in der Burgunden Land.

      Den König nahm es Wunder, woher

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