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Mit der Sperstange schoß er auf ihr Gewand,

       Daß es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand.

      Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind. 475

       Es hatte wohl geschoßen der Sieglinde Kind:

       Sie vermochte mit den Kräften dem Schuße nicht zu stehn;

       Das war von König Gunthern in Wahrheit nimmer geschehn.

      Brunhild die schöne bald auf die Füße sprang: 476

       "Gunther, edler Ritter, des Schußes habe Dank!"

       Sie wähnt', er hätt es selber mit seiner Kraft gethan

       Nein, zu Boden warf sie ein viel stärkerer Mann.

      Da gieng sie hin geschwinde, zornig war ihr Muth, 477

       Den Stein hoch erhub sie, die edle Jungfrau gut;

       Sie schwang ihn mit Kräften weithin von der Hand,

       Dann sprang sie nach dem Wurfe, daß laut erklang ihr Gewand.

      Der Stein fiel zu Boden von ihr zwölf Klafter weit: 478

       Den Wurf überholte im Sprung die edle Maid.

       Hin gieng der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag:

       Gunther must ihn wägen, des Wurfs der Verholne pflag.

      Siegfried war kräftig, kühn und auch lang; 479

       Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang.

       Ein großes Wunder war es und künstlich genug,

       Daß er in dem Sprunge den König Gunther noch trug.

      Der Sprung war ergangen, am Boden lag der Stein: 480

       Gunther wars, der Degen, den man sah allein.

       Brunhild die schöne ward vor Zorne roth;

       Gewendet hatte Siegfried dem König Gunther den Tod.

      Zu ihrem Ingesinde sprach die Königin da, 481

       Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:

       "Ihr, meine Freund und Mannen, tretet gleich heran:

       Ihr sollt dem König Gunther alle werden unterthan."

      Da legten die Kühnen die Waffen von der Hand 482

       Und boten sich zu Füßen von Burgundenland

       Gunther dem reichen, so mancher kühne Mann:

       Sie wähnten, die Spiele hätt er mit eigner Kraft gethan.

      Er grüßte sie gar minniglich; wohl trug er höfschen Sinn. 483

       Da nahm ihn bei der Rechten die schöne Königin:

       Sie erlaubt' ihm, zu gebieten in ihrem ganzen Land.

       Des freute sich da Hagen, der Degen kühn und gewandt.

      Sie bat den edeln Ritter mit ihr zurück zu gehn 484

       Zu dem weiten Saale, wo mancher Mann zu sehn,

       Und mans aus Furcht dem Degen nun desto beßer bot.

       Siegfrieds Kräfte hatten sie erledigt aller Noth.

      Siegfried der schnelle war wohl schlau genug, 485

       Daß er die Tarnkappe aufzubewahren trug.

       Dann gieng er zu dem Saale, wo manche Fraue saß:

       Er sprach zu dem König, gar listiglich that er das:

      "Was säumt ihr, Herr König, und beginnt die Spiele nicht, 486

       Die euch aufzugeben die Königin verspricht?

       Laßt uns doch bald erschauen, wie es damit bestellt."

       Als wüst er nichts von allem, so that der listige Held.

      Da sprach die Königstochter: "Wie konnte das geschehn, 487

       Daß ihr nicht die Spiele, Herr Siegfried, habt gesehn,

       Worin hier Sieg errungen hat König Gunthers Hand?"

       Zur Antwort gab ihr Hagen aus der Burgunden Land:

      Er sprach: "Da habt ihr, Königin, uns betrübt den Muth: 488

       Da war bei dem Schiffe Siegfried der Degen gut,

       Als der Vogt vom Rheine das Spiel euch abgewann;

       Drum ist es ihm unkundig," sprach da Gunthers Unterthan,

      "Nun wohl mir dieser Märe," sprach Siegfried der Held, 489

       "Daß hier eure Hochfahrt also ward gefällt,

       Und Jemand lebt, der euer Meister möge sein.

       Nun sollt ihr, edle Jungfrau, uns hinnen folgen an den Rhein."

      Da sprach die Wohlgethane: "Das mag noch nicht geschehn. 490

       Erst frag ich meine Vettern und Die in meinem Lehn.

       Ich darf ja nicht so leichthin räumen dieß mein Land:

       Meine höchsten Freunde die werden erst noch besandt."

      Da ließ sie ihre Boten nach allen Seiten gehn: 491

       Sie besandte ihre Freunde und Die in ihrem Lehn,

       Daß sie zum Isensteine kämen unverwandt;

       Einem jeden ließ sie geben reiches, herrliches Gewand.

      Da ritten alle Tage Beides, spat und fruh, 492

       Der Veste Brunhildens die Recken scharweis zu.

       "Nun ja doch," sprach da Hagen, "was haben wir gethan!

       Wir erwarten uns zum Schaden hier Die Brunhild unterthan."

      "Wenn sie mit ihren Kräften kommen in dieß Land, 493

       Der Königin Gedanken die sind uns unbekannt:

       Wie, wenn sie uns zürnte? so wären wir verloren,

       Und wär das edle Mägdlein uns zu großen Sorgen geboren!"

      Da sprach der starke Siegfried: "Dem will ich widerstehn. 494

       Was euch da Sorge schaffet, das laß ich nicht geschehn.

       Ich will euch Hülfe bringen her in dieses Land

       Durch auserwählte Degen: die sind euch noch unbekannt.

      "Ihr sollt nach mir nicht fragen, ich will von hinnen fahren; 495

       Gott möge eure Ehre derweil wohl bewahren.

       Ich komme bald zurücke und bring euch tausend Mann

       Der allerbesten Degen, deren Jemand Kunde gewann."

      "So bleibt nur nicht zu lange," der König sprach da so, 496

       "Wir sind eurer Hülfe nicht unbillig froh."

       Er sprach: "Ich komme wieder gewiss in wenig Tagen.

       Ihr hättet mich versendet, sollt ihr der Königin sagen."

      * * * * *

      Achtes Abenteuer.

      Wie Siegfried nach den Nibelungen fuhr.

      Von dannen gieng da Siegfried zum Hafen an den Strand 497

       In seiner Tarnkappe, wo er ein Schifflein fand.

       Darin stand verborgen König Siegmunds Kind:

       Er führt' es bald von dannen, als ob es wehte der Wind.

      Den Steuermann sah Niemand, wie schnell das Schifflein floß 498

       Von Siegfriedens Kräften, die waren also groß.

       Da wähnten sie, es trieb es ein eigner starker Wind:

       Nein, es führt' es Siegfried, der schönen Sieglinde Kind.

      Nach des Tags Verlaufe und in der einen Nacht 499

       Kam er zu einem Lande von gewaltger Macht:

       Es war wohl hundert

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