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der Hüfte verwundet, aber es trug seinen Gebieter sicher und siegreich durch die dreifache Phalanx der Barbaren. In der Hitze des Gefechtes fielen nacheinander drei tapfere Anführer durch die Lanze oder das Schwert des Kaisers, unter ihnen Rhazates; er starb den Tod eines Kriegers. Er brachte jedoch Schmerz und Verzweiflung in die ermattenden Reihen der Perser. Seine Rüstung aus reinem, massiven Golde, der Schild aus einhundertzwanzig Platten, Schwert und Gürtel, Sattel und Panzer schmückten den Triumph des Heraklius, und wenn er nicht Christus und dessen Mutter treu geblieben wäre, hätte der römische Held die vierten Spolia opima dem Jupiter des Kapitols opfern können. In der Schlacht von Ninive, in der mit größter Erbitterung von Tagesanbruch bis zur elften Stunde gekämpft wurde, verloren die Perser achtundzwanzig Fahnen, die zerbrochenen oder zerrissenen nicht gerechnet. Der größte Teil ihres Heeres wurde in Stücke gehauen, und die Sieger brachten, um ihren Verlust zu verheimlichen, die Nacht auf dem Schlachtfelde zu. Sie gestanden, daß es diesmal leichter gewesen sei, die Soldaten Chosroes' zu töten, als sie in die Flucht zu treiben. Mitten unter den Leichen der ihrigen, nicht weiter als zwei Bogenschüsse vom Feind entfernt, stand die persische Reiterei fast bis zur siebenten Nachtstunde; um die achte kehrten sie in ihr unversehrtes Lager zurück, sammelten ihr Gepäck und zerstreuten sich nach allen Seiten mehr aus Mangel an Befehlen als an Entschlossenheit. Heraklius war bei der Ausnützung des Sieges nicht minder bewunderungswürdig. Infolge eines Marsches von achtundvierzig Meilen in vierundzwanzig Stunden besetzte seine Vorhut die Brücke über den großen und kleinen Zab, und die Städte und Paläste Assyriens standen zum ersten Male den Römern offen. Sie drangen bis zur königlichen Residenz Dastadscherd vor, und obwohl von den Schätzen vieles entfernt, vieles verteilt worden war, übertraf der noch vorhandene Reichtum ihre Erwartungen, ja befriedigte sogar ihre Habsucht. Was nicht gut fortgeschafft werden konnte, verbrannten sie, damit Chosroes die Bitterkeit jener Wunden fühle, die er so oft den Provinzen des Reiches geschlagen hatte. Ja man könnte gerechterweise diese Entschuldigungen gelten lassen, wenn nur Gegenstände, die dem königlichen Luxus gedient hatten, zerstört worden wären und wenn nicht Nationalhaß, militärische Zügellosigkeit und Religionseifer mit gleicher Wut die Wohnungen und Tempel der schuldlosen Untertanen zerstört hätte. Die Wiedererlangung von dreihundert römischen Fahnen und die Befreiung der zahlreichen Gefangenen von Edessa und Alexandria zeigten Heraklius in reinerem Glänze. Vom Palaste von Dastadscherd setzte er seinen Marsch bis auf wenige Meilen von Modain oder Ktesiphon fort, wurde aber endlich an den Ufern des Arba durch den schwierigen Übergang, die Strenge der Jahreszeit und vielleicht auch durch den Ruf der Uneinnehmbarkeit der Hauptstadt aufgehalten. Der Ort, von wo der Kaiser zurückkehrte, wird neuerlich als Stadt Sherzur bezeichnet. Er kam glücklich vor dem Schnee, der vierunddreißig Tage hindurch ununterbrochen fiel, über das Zaragebirge und die Bürger von Gandzaca oder Tauris mußten seine Soldaten samt ihren Pferden gastfrei aufnehmen und bewirten.

      Als Chosroes sich in seinem Ehrgeiz auf die Verteidigung seines ererbten Königreiches beschränken mußte, hätte ihn Ruhmsucht, ja sogar nur Schamgefühl antreiben sollen, sich mit seinem Gegner im Felde zu messen. In der Schlacht von Ninive hätte er mutvoll die Perser zum Siege führen oder er hätte ehrenvoll durch eine römische Lanze getötet werden können. Der Nachfolger des Cyrus zog es aber vor, den Ausgang in sicherer Entfernung abzuwarten, die der Niederlage entronnenen Truppen zu sammeln und sich langsam vor dem andringenden Heraklius zurückzuziehen, bis er mit einem Seufzer den einst geliebten Palast von Dastadscherd erreichte. Freunde wie Feinde waren überzeugt, es sei Chosroes' Absicht, sich unter den Trümmern der Stadt und des Palastes begraben zu lassen, und da sich beide seiner Flucht in gleichem Maße widersetzten, entwich der asiatische Monarch mit Sira und drei Nebenfrauen durch ein Loch in der Mauer (29. Dezember), neun Tage vor der Ankunft der Römer. Der langsam sich bewegende, prachtvolle Zug, in dem er sich sonst den zur Erde gebückten Scharen zeigte, verwandelte sich in schnelle und geheime Flucht. Er schlief die erste Nacht in einer Bauernhütte, deren niedrige Tür den Großkönig kaum einließ. Sein Aberglaube wurde durch Furcht besiegt. Er betrat freudig am dritten Tage die befestigten Mauern von Ktesiphon, zweifelte jedoch an seiner Sicherheit, so lange nicht der Tigris zwischen ihm und den Römern lag. Seine Flucht versetzten Palast, Stadt und Lager von Dastadscherd in Bestürzung und Aufruhr. Die Satrapen wußten nicht, ob sie ihren Souverän oder den Feind mehr zu fürchten hatten, und die Haremsfrauen wurden durch den Anblick von Männern überrascht und erfreut, bis der eifersüchtige Gebieter über dreitausend Frauen sie wieder in ein entfernteres Schloß einsperrte. Auf seinen Befehl zog sich das Heer von Dastadscherd in ein neues Lager zurück; die Front wurde durch den Arba und eine Linie von zweihundert Elefanten gedeckt. Die Truppen der ferneren Provinzen langten nacheinander an. und selbst die niedrigsten Diener des Königs und der Satrapen mußten als letztes Aufgebot zur Verteidigung des Thrones zu den Waffen greifen. Noch stand es in Chosroes' Macht, einen vernünftigen Frieden zu schließen, und die Gesandten des Heraklius drangen wiederholt in ihn, seine Untertanen zu schonen und dem menschenfreundlichen Sieger die schmerzliche Notwendigkeit zu ersparen, die schönsten Provinzen Asiens mit Feuer und Schwert zu verheeren. Aber der Stolz des Persers war noch nicht gebrochen. Er schöpfte aus dem Rückzug des Kaisers trügerische Zuversicht, weinte in ohnmächtiger Wut über die Zertrümmerung seiner assyrischen Paläste und ließ allzulange das immer stärker werdende Murren seines Volkes unbeachtet, das klagte, daß sein Leben und seine Habe dem Starrsinn eines alten Mannes geopfert wurden. Dieser unglückliche alte Mann war selbst von den bittersten seelischen und körperlichen Schmerzen gefoltert und beschloß im Gefühle seines herannahenden Endes, die Tiara dem geliebtesten seiner Söhne, Merdaza, aufs Haupt zu setzen. Aber der Wille des Chosroes wurde nicht mehr beachtet. Siroes, stolz auf den Rang und das Verdienst seiner Mutter Sira, hatte geschworen, die Rechte der Erstgeburt zu behaupten. Zweiundzwanzig Satrapen, sie nannten sich Patrioten, ließen sich durch die Reichtümer und die Ehrenstellen, die eine neue Regierung zu vergeben hat, verführen. Den Soldaten versprach der Erbe des Chosroes Erhöhung des Soldes, den Christen Religionsfreiheit, den Gefangenen Freiheit und Belohnung, der Nation unverzüglichen Frieden und Steuerherabsetzung. Die Verschworenen beschlossen, daß sich Siroes mit den Abzeichen der königlichen Würde im Lager zeigen solle, und für den Fall des Mißlingens des Unternehmens ward seine Flucht an den kaiserlichen Hof vorbereitet. Aber der neue Monarch wurde einstimmig mit Freudengeschrei begrüßt, Chosroes auf der Flucht (aber wohin hätte er fliehen können?) verhaftet. Achtzehn Söhne wurden vor seinen Augen ermordet und er selbst in einen Kerker geworfen, in dem er am fünften Tage starb (28. Februar 628). Die Griechen und neueren Perser beschreiben genau, wie Chosroes auf Befehl seines unmenschlichen Sohnes, der so gar nicht seinem Vater nachgeriet, beschimpft und gefoltert wurde und schließlich den Hungertod erlitt; aber wer konnte zur Zeit seines Todes die Geschichte eines Vatermordes erzählen? Welches Auge in den finsteren Turm dringen? Nach dem Glauben seiner christlichen Feinde sank er in die Hölle, und man kann in der Tat nicht leugnen, daß der Tyrann solch höllische Wohnung verdiente. Der Glanz des Hauses der Sassaniden endete mit Chosroes Leben. Sein unnatürlicher Sohn genoß nur acht Monate die Früchte seiner Verbrechen. Im Laufe von fünf Jahren erhoben sich neun Thronprätendenten, die sich mit Schwert oder Dolch die Reste einer erschöpften Monarchie streitig machten. Jede Provinz, jede Stadt Persiens war der blutige Schauplatz der Unabhängigkeit und der Zwietracht, und diese Anarchie währte noch acht Jahre, bis die Parteien unter dem gemeinsamen Joche der arabischen Kalifen vereinigt und zum Schweigen gebracht wurden.

      Sowie die Gebirge wieder gangbar geworden waren, empfing der Kaiser die willkommene Nachricht von dem günstigen Erfolge der Verschwörung, dem Tode Chosroes' und der Thronbesteigung seines ältesten Sohnes. Die Anstifter der Verschwörung waren, um ihre Verdienste am Hofe oder im Lager von Tauris geltend zu machen, den Gesandten des Siroes, die ein Schreiben ihres Gebieters an seinen Bruder, den römischen Kaiser, zu überbringen hatten, vorausgeeilt. Siroes schrieb in der Sprache aller Thronräuber seine eigenen Verbrechen der Gottheit zu und erbot sich, ohne seiner Majestät etwas zu vergeben, die lange Zwietracht der beiden Nationen durch einen Friedens- und Freundschaftsvertrag zu beenden, der dauerhafter sein sollte als Erz und Eisen. Der Vertrag wurde bald abgeschlossen und seine Bedingungen treulich erfüllt. Durch die Wiedererlangung der Fahnen und Gefangenen, die in die Hände der Perser gefallen waren, ahmte der Kaiser das Beispiel des Augustus nach. Die Fürsorge dieser beiden Fürsten für die Nationalwürde wurde von den zeitgenössischen Dichtern gefeiert, aber wie sehr das Land geistig in Verfall geraten war, läßt sich aus dem großen Unterschied zwischen Horaz und Georg von Pisidien ersehen.

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