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der Westentasche und ließ den Sprungdeckel aufklicken. Dann studierte er eingehend die Stellung der Zeiger.

      Gleichzeitig aber richtete er die höchstempfindliche Membrane des Spezialmikrofons auf die Glasscheibe der Telefonbox. Es handelte sich um ein Richtmikrofon, das in der Lage war, Gespräche aufzunehmen, die hinter dicken Beton- oder Ziegelmauern geführt wurden. Parker hatte sich dieses Gerät aus dem riesigen Arsenal der Spezialitäten der CIA besorgen lassen.

      Das so belauschte Gespräch wurde von einem dünnen Draht weitergeleitet, der in die Uhrkette eingeflochten war. Es endete in einem Miniatur-Tonbandgerät, das Parker in seiner Brusttasche trug.

      Calderhan sprach nicht lange. Seine Unterhaltung war schon nach knapp zwei Minuten beendet. Er legte den Hörer auf und kam grinsend aus der Zelle.

      »Alles mitbekommen?« fragte er dann ironisch.

      »Das will ich doch sehr hoffen, Mister Calderhan«, erwiderte Parker, der stets für die Wahrheit war.

      »Dann ist ja alles in bester Ordnung«, sagte Calderhan. »So, vierundzwanzig Stunden Galgenfrist für euch! Sie müssen zugeben, daß meine Methode erstklassig ist!«

      »Sie wird zumindest in die Kriminalgeschichte eingehen«, antwortete der Butler höflich und gemessen.

      »Aha, Sie glauben also, daß Sie mich eines Tages doch aufs Krenz legen werden?« Calderhans Lächeln wurde tückisch und lauernd.

      »Gewiß, Mister Calderhan«, antwortete der Butler. »In meinen Augen und nach meiner bescheidenen Ansicht ist das nur eine Frage von Tagen.«

      *

      Criswood stellte das Miniatur-Tonband ab und sah den Butler fragend an. Wiederholt hatte er das Band abspielen lassen. Er kannte den Text inzwischen fast auswendig.

      »Was haben Sie herausgehört?« fragte er Parker dann. »Und Sie, Rander? Ich bin gespannt!«

      »Die Ausbeute kann man leider nur als äußerst mäßig bezeichnen«, antwortete der Butler, der seitlich hinter dem Sessel stand, in dem sein junger Herr Platz genommen hatte. »Mister Calderhan gab im Grund nur einige Schlüsselworte durch, die aber auf der Gegenseite durchaus verstanden worden sind.«

      »Dreh die Uhr zurück«, rekapitulierte Criswood. »Bleib im Bau und warte auf den nächsten Anruf! Ist alles in Ordnung? Fein! In den nächsten Tagen schicke ich die erste Sendung an dich ab. Bereite alles vor! Sobald ich komme, muß die Transaktion über die Bühne gehen.«

      »Genau das waren Calderhans Worte«, meinte Anwalt Rander und deutete auf das flache Tonbandgerät, das nicht größer war als eine Doppelpackung Zigaretten. »Die Gegenseite hat leider nicht geantwortet. Wir wissen noch nicht einmal, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau gehandelt hat.«

      »Mit dem Begriff »erste Sendung« dürfte Calderhan Geld gemeint haben«, sagte Criswood nachdenklich. »Aber was meinte er mit dem Ausdruck »Transaktion«?«

      »Zudem will Calderhan früher oder später Miami verlassen«, warf der Butler gemessen ein. »Er sagte sinngemäß oder sogar wörtlich »sobald ich komme«!«

      »Was können wir tun, um das nächste Telefongespräch abzuhören?« fragte Criswood. »Er wird natürlich wieder in letzter Minute von irgendeinem Hotel aus anrufen!«

      »Damit entzieht er sich jeder Telefonüberwachung«, meinte Anwalt Rander. »Er weiß genau, wie er die Sache einfädeln muß!«

      »Meine bescheidene Wenigkeit vielleicht auch«, warf der Butler in seiner gemessenen Art ein. »Wir wissen, wenn ich mir diesen Hinweis erlauben darf, zu wenig über Calderhan. Könnte man nicht Einblick in seine bisherigen Strafakte nehmen?«

      »Die lasse ich sofort heranschaffen«, versprach Criswood, der den Butler aufmerksam ansah.

      »Zudem möchte ich mich mit Andy unterhalten. Befindet er sich bereits in Miami?«

      »Sie brauchen nur ins Stadtgefängnis zu fahren, Parker. Er wartet dort auf Sie!«

      »Nun gut, möglicherweise habe ich in einer Stunde genügend Zeit, um mit ihm zu sprechen, Sir! Sie lassen mir freie Hand?«

      »Natürlich, Parker! Calderhan spricht aber das letzte Wort. Er scheint ganz versessen darauf zu sein, Sie als Butler um sich zu haben. Jetzt ist es schon soweit, daß er nur noch mit Ihnen sprechen und verhandeln will!«

      Parkers Gesicht deutete ein feines Lächeln an. Dann bat er um Entschuldigung und entfernte sich.

      Es waren nur wenige Schritt bis hinüber in den Salon, in dem sich Calderhan befand. Der Gangster saß schon wieder vor dem Fernsehgerät und trank. Als er Parker sah, grinste er anzüglich.

      »Na Kriegsrat gehalten?« fragte er dann.

      »Warum sollte ich es leugnen, Mister Calderhan«, erwiderte der Butler.

      »Warum sagen Sie nicht ›Sir‹ zu mir, Parker?«

      »Diese Bezeichnung, Mister Calderhan, behalte ich mir für Männer vor, die Anspruch auf diesen Titel haben.«

      »Sie halten mich also für ein Schwein, wie?«

      »Das sagten erfreulicherweise Sie, Mister Calderhan, nicht ich!«

      »Wollen Sie mich provozieren?« Calderhan stand auf und lächelte nicht mehr. »Wissen Sie, was mir passiert, wenn ich Sie einfach niederknalle?«

      »Ich bin gespannt, Ihre Ansicht zu hören, Mister Calderhan!«

      »Nichts wird mir dann passieren, verstehen Sie? Nichts passiert mir dann. Sie alle werden kuschen. Ich besitze den Schlüssel zu der Kernwaffe! Ich allein!«

      »Warum lassen Sie es, was das Schießen anbetrifft, nicht auf einen Versuch ankommen, Mister Calderhan?«

      »Wollen Sie mich reizen?«

      Während Calderhan noch redete, riß er plötzlich eine flache, automatische Pistole aus seinem Schulterhalfter und richtete den Lauf« auf Parker.

      »Soll ich abdrücken?« fragte er dann lauernd.

      »Selbstverständlich. Wenn es Ihnen einigen Spaß bereitet!«

      Calderhan preßte die Lippen zusammen. Sein Zeigefinger krümmte sich. Dann riß er den Stecher durch.

      Parker blieb unbeweglich stehen.

      Was übrigens kein Wunder war, zumal sich überhaupt kein Schuß gelöst hatte.

      Calderhan starrte auf die Waffe in seiner Hand, schüttelte ungläubig den Kopf und warf die Pistole dann wütend zu Boden.

      »Ich weiß, daß das Ding geladen war«, sagte er und starrte den Butler äußerst gereizt an.

      »Und ich weiß im Gegensatz zu Ihnen, Mister Calderhan, daß ich die Waffe entladen habe«, gab der Butler höflich zurück. »Ich wollte Sie damit vorsorglich vor irgendwelchen Affekthandlungen schützen, die Sie später vielleicht bereut hätten!«

      Calderhan sah langsam hoch.

      »Ich brauch nen Drink«, reagierte er dann überraschend friedlich.

      »Es wird sofort serviert«, erwiderte der Butler, ging steif und gemessen hinüber zur Hausbar und mixte für Calderhan einen Drink. Da Parker über die Geschicklichkeit und Schnelligkeit eines Taschenspielers verfügte, bereitete es ihn keine Schwierigkeiten, diesem Drink einige Spezialtropfen beizumischen. Es handelte sich um eine färb- und geruchlose Flüssigkeit, die sich sofort innig mit dem Alkohol verband.

      Calderhan war nicht eine Spur mißtrauisch, als er den Drink wie ein Verdurstender hinuntergoß. Dann ließ er sich wieder in den Sessel fallen und kümmerte sich nur noch um das Fernsehgerät, über dessen Bildschirm gerade ein Serienwestern flimmerte.

      Parkers Spezialtropfen beeindruckten Calderhan mehr als das Western-Programm. Schon nach wenigen Sekunden gähnte er langanhaltend. Dann streckte er die Beine aus und schlief schnell und ohne Übergang ein.

      Parker umsorgte den schlafenden

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