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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн.Название Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman
Год выпуска 0
isbn 9783740943073
Автор произведения Günter Dönges
Жанр Языкознание
Серия Butler Parker
Издательство Bookwire
»Was wollen Sie denn eigentlich?« begehrte das Mädchen zu wissen. »Ich hole meinen Onkel. Es ist einfach unverschämt, daß Sie …«
»Ihre Kleidung dürfte nicht ganz korrekt sein«, stellte der Butler tadelnd fest. Das Mädchen, es war vielleicht achtzehn oder zwanzig Jahre alt, hatte dunkelbraunes Haar und ein paar dunkelleuchtende Augen, sah erschrocken auf und verschwand wieder in ihrem Zimmer.
»Ich fürchte, daß die junge Dame nicht ganz klug geworden ist«, meinte Butler Parker.
Bevor Mike Rander zu einer Antwort kam, wurde die Tür aufgerissen, durch die das Mädchen verschwunden war. Im Türrahmen stand ein mittelgroßer, schwammiger Mann mit einem birnenförmigen Kopf. Er schien getrunken zu haben, denn er taumelte etwas.
»Raus«, sagte der Mann mit einer gellenden Stimme, die wie zerbrochenes Glas klang. »Raus sag ich, oder ich knalle los!«
Jetzt erst bemerkten Rander und Parker den schweren Colt, den der Mann in der Hand hielt.
»Seien Sie vorsichtig«, sagte Mike Rander grinsend. »Wie leicht kann so ein Schießeisen losgehen, Glubb.«
»Raus, sage ich«, brüllte der Schwammige zum zweiten Male. Er war wütend und hob seinen Arm. Dabei geriet er wieder ins Torkeln und mußte sich am Türrahmen festhalten.
»Onkel, nicht schießen«, schrie plötzlich gellend das Mädchen auf. Es war hinter dem Mann erschienen und preßte ängstlich ihre Hände an den Hals.
Der Betrunkene senkte seinen Kopf, um die Waffe näher zu besichtigen. Als er wieder hochkam, stand Mike Rander neben ihm und nahm ihm die Waffe aus der Hand.
»Parker, bringen Sie den Mann ins Bett«, wandte er sich an seinen Butler. »Er ist überhaupt nicht zurechnungsfähig.«
Mike Rander hatte sich zu dem Mädchen gewendet, das ihn erschreckt ansah.
»Ist doch keine Schande, daß man mal eins über den Durst trinkt«, sagte Rander beruhigend zu ihr. »Ihr Onkel heißt Tony Glubb?«
Sie nickte und sah ihn weiterhin ängstlich an.
»Sie sind seine Nichte?«
»Ich heiße Ann Torca«, erwiderte sie und nickte.
»Ihr Onkel hat getrunken?« fragte Mike Rander weiter.
»Er hat geschnupft«, rief in dem Moment Butler Parker aus dem Nebenzimmer. »Hier auf dem Nachttisch liegt noch ein Briefchen mit Kokain.«
»Nimmt Ihr Onkel Rauschgift?« erkundigte sich Mike Rander bei dem Mädchen. Sie sah ihn immer noch erstaunt und erschreckt zugleich an.
»Hat s Ihnen die Sprache verschlagen?« fragte Rander drängend. »Ich habe Sie doch was gefragt.«
»Das sollten Sie doch am besten wissen«, sagte das Mädchen da bitter. »Er hatte auf Sie gewartet.«
Rander war verblüfft. »Er hat auf uns gewartet? Hat er denn Namen genannt?«
»Nein. Er sagte mir nur, daß wir heute abend vielleicht noch Besuch bekommen würden. Er bekam oft Besuch.«
»Das ist ja interessant«, meinte Rander. »Haben Sie die Leute denn schon mal gesehen?«
»Ich muß dann immer auf mein Zimmer«, sagte das Mädchen. »Onkel wollte nicht, daß mich die Leute sahen. Wer sind Sie nun eigentlich?«
»Nicht die, die Ihr Onkel erwartet hat«, erwiderte Mike Rander. »Kommen Sie mit ins Schlafzimmer, wir wollen uns mal den lieben Onkel näher ansehen.«
»Ich will mir erst etwas überziehen.« Das Mädchen sprach mit leiser Stimme.
Mike Rander nickte und betrat das Schlafzimmer. Butler Parker hatte Glubb aufs Bett gelegt und war dabei, sich im Raum umzusehen.
»Da sind wir in eine großartige Sache gestiegen«, sagte Mike Rander nachdenklich. »Aber ich habe das Gefühl, daß die Visitenkarte gar keine so schlechte Spur ist. Wenn das Mädchen kommt, können Sie sich mit ihr über Glubb hermachen. Ich sehe mir die anderen Räume an.«
Mike Rander hatte nicht die notwendige Zeit, das Haus Glubb eingehend zu durchsuchen. Er mußte sich mit einer oberflächlichen Kontrolle begnügen.
Im Schreibtisch der kleinen Bibliothek fand er ein Päckchen. Absender war Tony Glubb, Empfänger ein gewisser Anthony Lemming, Chicago, Trent Street, 381. Das Päckchen sollte wohl am anderen Morgen erst abgehen, und als Rander die Verpackung einriß, und ein Stück des Kartons aufbrach, sah er die bekannten Briefchen.
Auf dem Schreibtisch fand Rander ein großes Foto. Es zeigte eine leicht bekleidete Frau in einem Seidenüberwurf. Die Frau hatte superblondes Haar, ein nichtssagendes Gesicht, das allerdings stark bemalt worden war. Es trug keine Widmung, aber zur Sicherheit notierte sich Rander die Fotofirma.
Routinemäßig öffnete er noch den Briefkasten, bevor er zurück ins Schlafzimmer ging, aus dem gurgelnde Laute kamen. Mike Rander steckte zwei Briefe ein. Er wollte sie nicht jetzt sofort lesen. Zuerst mußte Glubb sein Sprüchlein sagen.
»Hallo, Onkel«, sagte Rander grinsend, als er den Schwammigen sitzend im Bett sah. »Sie haben sich aber ’ne mächtige Dosis durch die Nase gezogen. Von wem bekommen Sie das Zeug?«
»Kein Wort sage ich«, schnaufte Glubb ärgerlich. »Was wollen Sie eigentlich in meiner Wohnung? Ich werde Sie anzeigen.«
»Sie handeln mit Rauschgift«, begann Mike Rander in sehr bestimmtem Ton. »Sie schnupfen selbst und hatten in der Schublade Ihres Schreibtisches ein Paketchen mit Koks. Ich habe das Zeug sichergestellt.«
»Sie Hund«, schrie Glubb mit sich überschlagender Stimme. »Rücken Sie das Päckchen raus! Ich mach Sie kalt, Sie Hund …!«
»Es ging nicht anders«, sagte Butler Parker entschuldigend, nachdem er Glubb mit der Außenseite seiner Hand zur Räson gebracht hatte.
»Sie handeln also mit Koks«, wiederholte Mike Rander noch einmal. »Sie sind aber nur Zwischenhändler, Glubb. Wer gibt Ihnen das Zeug?«
»Weiß ich nicht«, jammerte Glubb auf. Er wischte sich mit fahrigen Bewegungen über den Mund.
»Kennen Sie die Visitenkarte hier?« fragte Mike Rander und zauberte mit einer schnellen Handbewegung die Karte unter Glubbs Nase. »Sie wissen genau, wem Sie die Karte hier gegeben haben, und Sie wissen auch, wie der betreffende Mann heißt.«
»Ich weiß nichts«, jammerte Glubb kläglich auf. »Ich weiß bestimmt nichts. Was wollen Sie eigentlich von mir?«
»Die richtige Auskunft«, meinte Rander grinsend. »Sie werden sie mir also geben?«
»Ich sag’s schon«, wimmerte Glubb schwach. »Die Karte gehört Willy Snyder. Bestimmt.«
»Wo wohnt der Mann?« fragte Rander weiter.
»Chicago-Heights, Semwa Street, 184«, leierte der Mann weinerlich herunter.
»Er holt sich bei Ihnen Koks, wie Lemming, ja?«
Tony Glubb nickte, und seine dicken Backen wackelten dabei traurig auf und ab.
»Wer kreuzt in dieser Angelegenheit noch bei Ihnen auf?« fragte Rander weiter.
»Niemand mehr«, flüsterte Glubb heiser vor Aufregung. »Sie können mir das glauben, bestimmt.«
»Was steckt hinter der Visitenkarte?« wollte Rander nun wissen. »Ist das so was wie ein Ausweis für Ihre Kunden?«
Glubb nickte und schnaufte, als ob er keinen Atem mehr in die Lungen bekommen könnte.
»Und von wem beziehen Sie den Stoff?« fragte plötzlich Parker dazwischen.
»Ich bekomme ihn immer postlagernd«, erwiderte Glubb aufseufzend. »Postlagernd, Hauptbüro der Western Union.«
»Unter Ihrem Namen?«
»Unter meinem Namen«, bestätigte Glubb gebrochen.