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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 28. John Curtis
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 28
Год выпуска 0
isbn 9783954392704
Автор произведения John Curtis
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Drake hatte natürlich von den Ereignissen an Bord der „Sevilla“ nicht die geringste Ahnung. Er beobachtete lediglich, wie plötzlich die Männer der einen Galeone über die Decks zu hasten begannen, wie sich kurz darauf die Stückpforten des schwerbewaffneten Schiffes öffneten. Dann sah er, wie diese Galeone eine Botschaft an die andere, etwas weiter zurückliegende, absetzte.
Unwillkürlich griff Drake ebenfalls nach dem Spektiv, das er seit kurzem bei sich führte. Er zog das Instrument auseinander und blickte zu der kleineren der beiden Kriegsgaleonen hinüber.
Auf den ersten Blick erkannte er, daß auch die zweite Galeone gefechtsklar machte. Außerdem beabsichtigten die beiden Spanier offensichtlich, die „Golden Hind“ in die Zange zu nehmen – dazu durfte es Drake bei der schweren Armierung dieser beiden Gegner auf keinen Fall kommen lassen. Gerade wollte er sich dem neben ihm stehenden Thomas Moone zuwenden, um die notwendigen Befehle zu geben, als er sah, wie erst auf der einen und dann auch auf der anderen spanischen Galeone plötzlich die Segel erschlafften.
Sofort warf Drake einen Blick in die eigene Takelage. Und dann, knapp zwei Minuten später, hatte die Flaute auch die „Golden Hind“ erfaßt.
Thomas Moone stieß eine Verwünschung aus. Das war eine höllische Situation, denn die beiden Spanier waren ihnen schon verdammt nahe, und nun gab es keine Chance mehr, ihnen zu entwischen – von dem herrlichen Plan, den Drake gehabt hatte, ganz zu schweigen.
„Die Kerle haben gemerkt, daß wir keine Dons sind!“ stieß Thomas Moone überflüssigerweise hervor und machte damit seinem Ärger Luft. „Aber wieso haben sie es gemerkt, woran?“
Drake zuckte mit den Schultern.
„Es ist auch gleichgültig, Mr. Moone. Sofort alle verfügbaren Männer an die Brassen. Beim ersten Windhauch müssen wir sofort bereit sein, es kann um Minuten gehen. Die beiden Spanier – besonders die größere Galeone – sind ziemlich rank gebaut, entsprechend schnelle Segler werden sie sein. Uns bleibt nur unsere bessere Manövrierfähigkeit, und die werden wir auch bei dem bevorstehenden Gefecht ausspielen!“
Wieder warf Drake einen Blick nach achtern, aber dann entfuhr selbst ihm ein ellenlanger Fluch. Denn die Spanier setzten Boote aus und bemannten sie mit Ruderern.
„Verflucht noch mal, die Dons wollen ihre Galeonen schleppen, die scheinen ja richtig scharf darauf zu sein, uns den Garaus zu machen!“ Thomas Moone warf dem Mörser auf der Back der größeren Galeone einen besorgten Blick zu – und seine Ahnung trog ihn nicht, soeben wurde das schwere Geschütz bemannt.
Die Boote formierten sich, übernahmen Schleppleinen, und die Bootsgasten begannen sofort wie die Irren zu pullen.
Aus zusammengekniffenen Augen beobachteten Drake und Moone, ob die Männer in den Booten Erfolg hatten. Und immer wieder wanderten ihre Blikke zu den hin und her schlappenden Segeln an den Masten. Nicht die Spur von Wind, nicht der geringste Lufthauch regte sich.
Die größere der beiden Galeonen hatte unter dem Zug der Boote wieder Fahrt aufgenommen. Langsam zwar, aber unaufhaltsam glitt sie heran, direkt auf die „Golden Hind“ zu.
Drake, sonst die Ruhe selbst, spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er wußte, daß es keinen Sinn haben würde, das eine Boot, über das die „Golden Hind“ verfügte, ebenfalls zu bemannen und auf diese Weise zu versuchen, den Spaniern zu entwischen. In dem Boot der „Golden Hind“ fanden höchstens sechs Ruderer Platz, in den großen Booten der Spanier hingegen zwanzig, die darüber hinaus auch noch ständig ausgewechselt werden konnten. Hinzu kam, daß die Spanier nicht nur ein solches Boot zur Verfügung hatten, sondern drei. Die größere der beiden spanischen Galeonen war ein Schiff allerneuester Bauart, ein Schiff, bei dem alle bisherigen Erfahrungen – sowohl die vergangener Schlachten als auch die weiter Reisen – ihren Niederschlag gefunden hatten. Zu dieser bitteren Erkenntnis gelangte Drake mehr und mehr, je länger er das spanische Kriegsschiff beobachtete und je näher es ihm rückte.
Er hatte tatsächlich nur noch eine Chance, das erkannte Drake glasklar.
„Mr. Moone, lassen Sie das Boot aussetzen. Bemannen Sie es mit den kräftigsten Männern. Wir müssen die ‚Golden Hind‘ drehen, bis sie quer zum Kurs der beiden Spanier liegt. Wenn es uns nicht gelingt, die Schiffe mit ein paar Breitseiten manövrierunfähig zu schießen, dann sind wir verloren. Beeilen Sie sich, Mr. Moone, viel Zeit bleibt uns nicht mehr!“
Und wie, um die Worte Drakes zu unterstreichen, flammte auf der Back der „Sevilla“ in diesem Augenblick das Mündungsfeuer des schweren Mörsers auf. Eine gelbrote Stichflamme schoß aus dem dicken, kurzen Rohr, schwarzer Qualm wölkte hoch. Nur knapp hundert Yards hinter der „Golden Hind“ klatschte die schwere Eisenkugel des Mörsers in die aufspritzende See.
Sekundenlang rollte der Donner des Abschusses über die blaue See, auf der die drei Schiffe mit hin und her schlagenden Segeln dümpelten.
Vom Spanier drang wildes Triumphgeschrei zu Drake und seinen Männern hinüber, und die Bootsgasten legten sich noch mehr ins Zeug als bisher. Und während ihre schweren Riemen in schnellem Rhythmus ins Wasser tauchten, wurde der Mörser bereits erneut geladen. Aus schmalen Augen beobachtete Drake, wie die Mündung seines kurzen, dikken Rohres weiter nach oben schwenkte.
Als die Spanier sahen, daß auch die „Golden Hind“ ein Boot zu Wasser fierte, brachen sie in Hohngeschrei aus. Donnernd entlud sich der Mörser abermals. Der Schuß verfehlte die „Golden Hind“ nur noch um knapp zwanzig Yards, Teile der emporschießenden Wasserfontäne prasselten dicht hinter dem Spiegel von Drakes Schiff in die See zurück.
Drake biß die Zähne zusammen. Es war Wahnsinn, auf dem Achterkastell zu bleiben, denn schon der nächste Schuß konnte ein Treffer sein. Aber was sollten seine Männer von ihm denken, wenn er sich jetzt zurückzog? Nein, das kam nicht in Frage.
In diesem Moment begann die „Golden Hind“ unter dem wilden Pullen der sechs Männer im Beiboot langsam nach Backbord herumzuschwenken.
„Mr. Moone, Mr. Burnaby, es wird erst auf mein Kommando gefeuert. Richten Sie die Backbordgeschütze persönlich aus, unsere erste Breitseite muß im Ziel liegen. Lassen Sie Stangenkugeln laden. Danach gehacktes Blei für die Hälfte der Backbordbatterie, Kugeln für die restlichen Geschütze. Drehbassen bemannen.“
Bei den Geschützen entstand eine hektische Tätigkeit. Burnaby und Thomas Moone überwachten das Laden der Kanonen persönlich. Sie gingen mit der Pulverladung so hoch, wie es die Rohre eben noch vertrugen, während die „Golden Hind“ weiter herumschwang.
Da löste sich der dritte Schuß aus dem Mörser. Und diesmal lag der Schuß im Ziel. Die schwere Kugel fuhr durch die Reling der Galerie und zischte durch eins der Fenster in die Kammer Drakes. Holz splitterte, Trümmer wirbelten durch die Luft und fetzten die Karten vom großen Tisch in der Mitte des Raumes, die kostbare Wandtäfelung aus Mahagoni zerplatzte.
Das Triumphgeschrei der Spanier wurde übertönt vom Donnern der Breitseite, die sich in diesem Moment auf Befehl Drakes löste. Die Stangenkugeln fauchten zur „Sevilla“ hinüber – und trafen verheerend.
Bugspriet und Blinde wurden von ihnen sofort zerschmettert. Andere trafen den Mörser und zerfetzten seine Bemannung, das schwere Geschütz wurde aus seiner Bettung gerissen, eine bereitgelegte Pulverladung entzündete sich und ging als riesige Stichflamme hoch.
Die Männer auf dem Geschützdeck brüllten vor Begeisterung, dann fuhren auch schon die nassen Wischer in die heißen Rohre, Dampf wallte auf, Segeltuchkartuschen verschwanden in den Mündungen der Geschütze und wurden verdämmt. Gehacktes Blei wurde hineingestoßen, wieder verdämmt, dann schwere Eisenkugeln bei den anderen Geschützen. Und wieder ertönte Drakes Kommando: „Feuer!“
Donnernd löste sich die zweite Breitseite der „Golden Hind“, das gehackte Blei