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Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband). Clark Darlton
Читать онлайн.Название Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband)
Год выпуска 0
isbn 9783845330006
Автор произведения Clark Darlton
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Silberband
Издательство Bookwire
Er schloss mit einem Schulterzucken. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Rhodan sah ihn prüfend an.
Bullys Magnetsohlen knallten auf die Metallfolie des Bodenbelags. Schwankend kämpfte er um sein Gleichgewicht. Solange das Triebwerk der STARDUST schwieg, war die Besatzung schwerelos. Wortlos, mit klackenden Magnetsohlen, stapfte Bully die wenigen Schritte zu Manoli hinüber.
Sein kurzer Griff an Doc Manolis Puls ließ ihn erleichtert nicken.
»Okay«, erklärte er knapp. »Ist gleich wieder da. Der Puls läuft wie ein Uhrwerk. Zeig die Zunge her, Flipp. Los schon, mach den Mund auf.«
Dunkelrotes Blut quoll hervor. Das war eine Sache für Dr. Manoli.
Während der Kommandant den Lautstärkeregler des Funksprechgeräts nach rechts schob und die verworrenen Geräusche endlich klarer wurden, erwachte Dr. Manoli.
Rhodan hörte das leise Zischen der Hydropneumatik. Manolis Liegebett wurde zum Sessel. Augenblicke später stand er neben Flipper.
»Glück gehabt«, sagte der Mediziner. »Nur angebissen. Ich brauche zehn Minuten, besser zwölf. Geht das?«
»Es geht. Fang an. Bully, nimm die neuen Werte vom Hauptautomaten auf Magnetband. Ich möchte eine Kontrollberechnung. Wir verschieben um zwölf Minuten. Gib mir die Ausgleichsberechnung herein. Ich schätze, wir werden den Verlust mit etwa vier Sekunden Vollschub ausgleichen können.«
Augenblicke später tauchte sein Gesicht auf den Riesenbildschirmen der Bodenstation auf. Pounder, nervös vor dem Mikrophon stehend, atmete auf.
»STARDUST an Nevada-Fields«, klang es lautstark durch die Hauptschaltstation. »Captain Flipper leicht verletzt. Bisswunde an der Zunge. Manoli stillt eben die Blutung. Der Riss kann geklebt und mit Plasmakonzentrat rasch verheilt werden. Ich brauche zwölf Minuten Aufschub. Ende.«
Pounder richtete sich auf. Sein Blick zu Professor Lehmann hinüber sagte alles. Der Wissenschaftler nickte kurz. Es war möglich. Mit solchen Komplikationen hatte man auf Nevada-Fields immer gerechnet.
Das elektronische Gehirn begann zu arbeiten. Augenblicke später lagen die Korrekturwerte vor. Sie gingen automatisch über eine Richtstrahlantenne an die STARDUST ab.
Vor Reginald Bull leuchtete das Diagramm auf. Die Rechenautomaten der STARDUST quittierten den Empfang. Praktisch gesehen, wurde eine Vielzahl sorgfältig auskalkulierter Ergebnisse im gleichen Augenblick ungültig gemacht. Neue Zahlen rasten in der Form von Funkimpulsen in den Raum. Eine großartige Planung wurde in wenigen Momenten umgeworfen und auf völlig neue Werte gebracht.
Bully gab die erhaltenen Grunddaten in die Tastatur. Rhodan übernahm die üblichen Routinemeldungen über Höhenstrahlung, Messergebnisse, Temperaturwerte, Kabinendruck und Gesundheitszustand.
Manoli brauchte nur elf Minuten. Dann war Flipper wieder in Ordnung. Der tiefe Riss in seiner Zunge war sorgfältig verklebt.
Mit einem beschämten Ausdruck in den Augen sah er sich um.
»Nimm diesmal den Daumen, Baby«, meinte Rhodan. »Der hält mehr aus.«
Die Sessel klappten wieder zurück. Gleich darauf begann das kernchemische Atomstrahltriebwerk zu dröhnen, das in genau gleicher Ausführung innerhalb der zweiten Stufe so hervorragend gearbeitet hatte.
Das wilde Aufbrüllen und das harte Anrucken wiederholten sich. Der Wert stieg jedoch auf nur 2,1 Gravos; eine Belastung, die weder Rhodan noch den anderen Männern Schwierigkeiten bereitete.
Auf einem flammenden Strahl hocherhitzter Wasserstoffgase jagte das Raumschiff weiter ins All hinaus.
Rhodan lauschte auf das Tosen des Atomstrahltriebwerks. Im Nichts, dicht hinter dem Heck des Schiffes, hing die blauweiß leuchtende Gasflamme. Es war der in der atomar aufgeheizten Expansionskammer zur Ausdehnung gekommene Flüssigwasserstoff.
Die Reaktorfüllung reichte für ein gutes Jahr. Nur mit dem Strahlmedium galt es wesentlich vorsichtiger umzugehen. Der Vorrat war begrenzt. Wenn die Tanks leer waren und es nichts mehr auszustoßen gab, musste der Atomreaktor versagen.
Während Rhodan schweratmend auf dem Konturlager ruhte und in genau bemessenen Abständen seine Kurzmeldungen an die Raumstation gab, dachte er flüchtig an dieses neugeschaffene Triebwerk.
Noch musste man den Umweg über ein Strahlmedium wählen, um zu dem unerlässlichen Schub zu kommen. Ob man eines Tages das reine Atomstrahltriebwerk besitzen würde? Einen gewaltigen Motor, dessen Grenzen nahe der Lichtgeschwindigkeit lagen?
Rhodan verzog mühevoll die Lippen. Reginald Bull schien sich mit ähnlichen Gedanken zu beschäftigen. Er keuchte plötzlich.
»Flippy – wie geht es? Hältst du durch? Es dauert noch einige Minuten. Für fünf Sekunden gehen wir hoch auf 8,4 Gravos. Okay?«
»Okay«, schnaufte der Riese über die Bordsprechanlage. Sein Atem rasselte in den Muscheln der Kopfhörer. »Alles okay. Guter Gott, wir sind unterwegs! Eines Tages werde ich es meinem Jungen erzählen. Er wird Augen machen, rund und glänzend wie polierte Marmorkugeln.«
Flipper schwieg erschöpft. Übung und ein widerstandsfähiger Körper gehörten dazu, um bei einer Belastung von über zwei Gravos überhaupt noch klar sprechen zu können. Diese Männer konnten es. Nur Dr. Manoli verzichtete darauf. Dafür verriet die Andeutung eines Lächelns seine Gefühle.
Ja, sie waren unterwegs. Den Start hatten sie hinter sich. Was jetzt noch kam, war mehr eine Sache des Verstandes und der blitzschnellen Reaktion. Der grausame Andruck war fast vorbei. Sie hatten die Erde hinter sich gelassen, jenen riesigen, grünblauen Ball mit seinen Meeren, Kontinenten, aufgetürmten Wolkengebirgen und Milliarden Menschen.
Sie konnten sich erhaben fühlen über das erdgebundene Dasein.
Doch noch waren sie nicht da! Noch waren sie nicht gelandet, und noch waren sie nicht zur Heimkehr gestartet.
Diesmal sollten sie den Mond nicht umkreisen, sondern auf ihm landen. Das machte das Unternehmen so schwierig und gefährlich.
Nachdem die harten Andruckintervalle der Bremsbeschleunigung vorüber waren und die STARDUST mit einer leicht aufzuhebenden Restfahrt von 3,5 km/sec auf die errechnete Mondkreisbahn eingeschwenkt war, hatte Rhodan den Befehl erteilt, die Raumanzüge anzulegen.
Während die STARDUST unter Fernsteuerkontrolle des großen Raumstationscomputers planmäßig in immer engere Bahnen um den Mond gezwungen wurde, hatte die Besatzung die relativ leichten und doch so monströs wirkenden Gebilde angelegt. Sie waren absolut druckfest, hermetisch abgeschlossen, mit eigener Energieversorgung, Klimaanlage, Sauerstoffzufuhr und transparenten Kugelhelmen aus einem stahlfesten Kunststoff.
Rhodan hatte sogar die transparenten Kugelhelme schließen lassen. Nur die Ventile rechts und links der Aufsatzwülste waren noch geöffnet, damit die Männer die Kabinenluft atmen konnten. Die eingebaute Automatik würde die Ventile sofort schließen, sobald der Außendruck unter Normalwert abfiel.
Damit hatte Rhodan alles getan, um die Unfallchancen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.
Die STARDUST flog mit dem Heck voran, damit die Triebwerksdüse ihren Schub gegen die Fahrtrichtung zur Wirkung bringen konnte. Die Bahn führte von Pol zu Pol. Damit entschwand das Schiff aus dem Wirkungsbereich der Fernsteuerung, sobald es hinter der für Funkwellen unerreichbaren Mondrückseite untertauchte. Dort übernahm die Bordautomatik den Steuervorgang, der nach der fünften Bremsellipse zur Landung führen sollte.
Diese fünfte Umkreisung war soeben angebrochen. Über der sichtbaren Vorderseite des Trabanten war die Sonne zu einem der langen Mondtage aufgegangen. Die rückwärtige Halbkugel lag bereits zu 60 Prozent im Dunkeln.
Nur die Radar-Relieftaster vermittelten ein sauberes Abbild der zerrissenen Oberfläche. Sie unterschied sich kaum von der bekannten Vorderseite, doch