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Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband). Clark Darlton
Читать онлайн.Название Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband)
Год выпуска 0
isbn 9783845330006
Автор произведения Clark Darlton
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Silberband
Издательство Bookwire
Flipper hatte den Befehl erhalten, die STARDUST nach eigenem Ermessen zu starten und sie in den Fernsteuerbereich der Raumstation zu bringen, falls er, Rhodan, nicht innerhalb von 18 Tagen irdischer Zeitrechnung zurückgekehrt war.
Captain Flipper hatte stumm genickt. Er war ohne weiteres fähig, die vollautomatische Rakete in den Raum zu bringen und die nötigen Schaltungen vorzunehmen.
Zur Reparatur der angebrochenen Landestütze hatten sie nur fünf Tage benötigt. Weitere 24 Stunden hatten die Montage und Ausrüstung des Mondpanzers beansprucht.
Nach einer ausgiebigen Schlafperiode unter der Einwirkung von Psychonarkotin waren Rhodan und Reginald Bull aufgebrochen. Das Kettenfahrzeug war unter schwierigsten Bedingungen erprobt worden. Es konnte keine Versager geben. Jedes Einzelteil war viele Male von Fachleuten überprüft und kontrolliert worden.
Der Panzer war ein unbewaffnetes, geländegängiges Transportfahrzeug, mit einer geräumigen Viermannkabine, deren durchsichtige Stahlplastikkuppel nach Belieben abgedunkelt werden konnte. Die kleine Ladefläche hinter der Druckkuppel enthielt zur Zeit nur Ausrüstungsgegenstände und Ersatzteile. Rhodan war nicht gewillt, mit dieser Fahrt einen der vielen Forschungsaufträge durchzuführen.
Hier ging es ums nackte Leben, vordringlich aber um die Benachrichtigung der Bodenstation. Der Sender des Panzers konnte mit voller Triebwerksenergie betrieben werden. Mit einer Sendestärke von 12 kW mussten sie einwandfrei zur Raumstation durchkommen.
Nun waren sie seit 24 Stunden unterwegs. Nur fünf Stunden davon hatten sie geschlafen. Dann hatte Perry Rhodan den Wagen mit aufheulenden E-Motoren über die nächste Bodenwelle gesteuert.
Die Sichel der Sonne hatte sich bereits merklich abgerundet. Es war nicht mehr weit bis zum Pol. Damit mussten sie auch in die direkte Sichtlinie zur Erde kommen.
Sie trugen ihre Raumanzüge, jedoch hatten sie die Helme auf die Schultern zurückgeklappt. Die Druckkuppel des Wagens war ebenso sicher wie die Zentrale der STARDUST. Der Spezialkunststoff konnte nur durch Gewalt zerstört werden.
Reginald Bull sah aus zusammengekniffenen Augen nach vorn. Immer wieder studierte er die Spezialkarte.
»Das Leibnitz-Gebirge, kein Zweifel«, sagte er. »Halt mal an, ja?«
Rhodan schob den Stromschalter auf Null. Das helle Summen der beiden E-Motoren in den vorderen Triebrädern verstummte. Der Generator unter der starken Strahlschutzabschirmung stellte den Kernzerfall bis auf ein Minimum ein.
Rhodan wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wortlos begann er die dunklen Gläser der Sonnenbrille zu putzen. Die Ultraviolettstrahlung wurde unangenehm.
Auch er sah zu den Bergen hinüber. Seine Zungenspitze fuhr über die spröden Lippen.
»Noch knapp acht Kilometer, nicht weiter. Hier täuscht man sich gewaltig bei Entfernungsschätzungen. Vor uns liegt der Husemann-Krater, von der Erde aus noch nicht zu sehen. Nach weiteren fünfzehn Kilometern müssten wir den Pol überfahren haben, aber nicht auf diesem Kurs. Wir müssen nach links hinüber, nach Osten ausweichen, oder wir kommen in die Ausläufer der Leibnitz-Berge. Das dürfte kein Vergnügen sein.«
Bullys Zeigefinger tippte auf die Karte. Unter dem tagealten Bart wirkte sein breites Gesicht müde und aufgedunsen. Die Fahrt wurde zur Qual. Hätten sie einen geraden Kurs einhalten können, längst wären sie in der Polgegend gewesen. So aber hatten sie immer wieder zahllose Hindernisse umfahren müssen. Auf der Karte nahm sich die eingezeichnete Linie wie das Gekritzel eines Irrsinnigen aus.
Rhodan räusperte sich rau. Wortlos reichte er die Wasserflasche zu Bully hinüber.
»Wir biegen ab. Leibnitz hat es in sich. Ich möchte nicht in die Schluchten kommen. Wir stehen vor den östlichen Ausläufern. Das Gesamtmassiv erstreckt sich weiter westlich. Wir werden gut durchkommen.«
Bully trank mit großen Schlucken. Drückendes Schweigen breitete sich in der Kabine aus, die Rhodan noch weiter mit den faltbaren Hochglanzfolien abdeckte. Sie durften nicht zuviel Wärme aufnehmen. Es war ein Problem, die Hitze wieder loszuwerden. Schließlich meinte Bully düster:
»Es wird etwas passieren. Mein Nacken juckt. Es muss einfach etwas geschehen. Hier, sieh dir das an!«
Wieder tippte er auf die Karte. Der neue Kurs musste genau an einem Kreis vorüberführen, den Clark G. Flipper eingezeichnet hatte.
»Ja, ich weiß!«, sagte Rhodan gedehnt.
Bully sah ihn starr an. Seine Lippen waren trocken und rissig, an vielen Stellen aufgeplatzt.
»Wir sollten den bewussten Punkt weit umfahren und erst dafür sorgen, dass unsere Funkmeldung auf der Erde ankommt. Dann können wir weitersehen. Was hältst du davon?«
Rhodan starrte einige Augenblicke in die Weite. Dann blickte Reginald Bull in ein Gesicht mit tief eingezeichneten Linien.
»Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden. Es nützt uns wenig, die Angelegenheit aufzuschieben. Wir müssen heran, ob wir nun wollen oder nicht. Ich ziehe eine rasche Operation vor. Also nehmen wir den kürzesten Weg. Es wird darauf ankommen, welche Partei die schnellere ist. Die andere Seite hat auch unter den Umweltbedingungen zu leiden, wahrscheinlich mehr als wir.«
»Wir sind Helden, ja!«, murrte Bully. »Ich werde mich von nun an um den Infrarot-Taster kümmern. Beim geringsten Impuls wirst du fahren müssen wie der Leibhaftige selbst.«
Seine Hand tastete unwillkürlich zur Waffe. Nun trugen sie auch noch die schweren Vollautomatiken. Sie arbeiteten nach dem gleichen Prinzip wie die großen Maschinenwaffen.
Rhodan schaltete. Der Panzer ruckte an. Nachdem sie den Kraterwall umfahren hatten, kamen sie auf eine weite, ebene Geröllstrecke. Hinter den rasenden Ketten wirbelte der Staub auf. Reglos blieben die einzelnen Partikel über dem Boden stehen, bis sie sich wieder langsam nach unten senkten.
Nach weiteren sechs Stunden war die Sonne voll zu sehen. Es ging schnell bei der geringen Oberflächenkrümmung des Mondes. Nachdem sie den kritischen Punkt ohne besondere Zwischenfälle passiert hatten, überfuhren sie die direkte Sichtgrenze. Wenig später tauchte die Erde auf. Sie war fast voll, einwandfrei zu erkennen. Obwohl sie noch tief über dem nördlichen Horizont stand, musste eine Funkverbindung möglich sein.
Rhodan warf einen kurzen Blick nach rechts. Sie waren wortkarg geworden während der letzten Stunden.
Rhodan lenkte den Wagen einen steilen Abhang hinauf. Die Ketten wühlten sich in den Grund, das Arbeitsgeräusch der Motoren wurde lauter. Oben angekommen, standen sie auf einem kleinen Felsplateau. Rechts von ihnen ragte eine düstere Felswand steil in das Nichts.
Doch weit vor ihnen hing der glänzende Ball der Erde. Sie hatten es geschafft. Sie sprachen nicht viel. Die Erschöpfung hatte sich in ihre Gesichter eingegraben. Die erforderlichen Handgriffe erfolgten schnell, beinahe etwas überhastet. Beide Männer hatten das unbestimmte Gefühl, das es höchste Zeit zum Handeln war.
Rhodan fuhr den Parabol-Richtstrahler aus, und Bully schaltete den Reaktor mit voller Leistung auf den Sender. Die Röhren liefen warm, während Rhodan die Antenne einjustierte. Die Erde hing im Fadenkreuz der Automatik.
Zögernd, mit einer schwerfälligen Bewegung, drehte Rhodan den Sitz. Vor ihm zuckten die Nadeln der Kontrollen. Das Gerät war in bester Ordnung. Umständlich kontrollierte er die automatische Frequenzabstimmung.
»Fertig?«, fragte Bully rau. Er stand verkrümmt in der Kabine, in seiner Hand baumelte die schwere Rak-Automatik.
Rhodan nickte. Ebenso wortlos schaltete er ein. Im Lautsprecher des Empfängers wurden die normalen Störgeräusche des Raumes hörbar. Sie waren in keiner Weise mit dem höllischen Krachen und Pfeifen einer gesteuerten Störung zu vergleichen.
Ein mattes Lächeln umspielte Rhodans Lippen. Dann schaltete er auf Sendung. Bedächtig sagte er in das Mikrophon:
»Major Perry Rhodan, Kommandant der STARDUST-Expedition,