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      »Wir machen wie in jedem Jahr eine große Ausstellung mit Orchideen, Kakteen und anderen tropischen und subtropischen Gewächsen. Da muss ich am kommenden Wochenende arbeiten …« Henrik, der an diesem Abend mit Gitta auf dem Balkon seiner Wohnung saß, vollendete den Satz nicht, sah sie nur treuherzig und bittend zugleich an.

      Sie es war, die nun ergänzend feststellte: »Du hast niemanden, der sich um Reni kümmert, nicht wahr?«

      »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Meine Oma ist zu alt, um den kleinen Wirbelwind so lange betreuen zu können. Sie ist dieser Verantwortung nicht mehr gewachsen. Könntest du vielleicht …?«

      »Ja, ich könnte schon, befürchte aber, dass sich die Kleine zu sehr an mich gewöhnt.«

      »Das ist doch schon längst passiert«, widersprach er ziemlich gereizt. »Nimmst du sie nun oder nicht?«

      Er war nervös und dachte an seine Arbeit, die er so gut wie möglich machen wollte, was Gitta gut verstehen konnte.

      »Natürlich nehme ich sie, das mache ich doch immer, wenn ich nicht anderweitig gebraucht werde.«

      »Na, Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich müsste mir woanders einen Babysitter suchen.«

      Babysitter?? Etwas anderes war sie offenbar nicht für ihn und würde es wohl auch niemals sein. Nun, sie war ja auch nicht so attraktiv wie seine Ex-Frau, die sie kurz nach seiner Scheidung einmal gesehen hatte. Es war verständlich, dass er ihr noch immer nachtrauerte, auch wenn er nie über sie sprach. Sicher war er enttäuscht, dass sie keine Liebe für ihn und das Kind empfinden konnte, aber er sehnte sich bestimmt noch nach ihr und war daher für keine neue Beziehung bereit, schon gar nicht mit ihr, einer flachbrüstigen und eher unscheinbaren Frau. Es wurde wohl allmählich Zeit, dass sie ging, dass sie sich in einer anderen Stadt eine Stellung suchte und fortzog. Eine andere Stellung?

      Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Eine andere Stellung würde nur schwer zu bekommen sein, eine andere Wohnung schon eher.

      Aber konnte sie Reni das antun? Die Kleine hatte schon keine Mutter, sollte sie da auch noch die Frau verlieren, die ihr ein wenig mütterliche Wärme gab? Und würde sie selbst es verkraften, Henrik und die Kleine nicht mehr zu sehen?

      »Du sagst ja gar nichts mehr.« Henrik blickte sie forschend an. »Ist irgendetwas?«

      »Nein, nein«, wehrte sie hastig ab. »Ich überlege gerade, was ich meinem Vater zum Geburtstag schenken kann. Er behauptet ja immer, bereits alles zu haben. Ich glaube, ich muss mich mit Mutti beraten. Und daher werde ich jetzt gehen, damit ich noch heute mit ihr telefonieren kann.«

      Gitta stand auf, wünschte ihm einen schönen Abend und sagte dann nur noch: »Du kannst mir Reni dann am Samstag früh herbringen.«

      Als sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie Henrik verärgert und ein wenig verwirrt zurück. Und er fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte. Mit der Mutter telefonieren zu müssen, war doch nur eine Ausrede gewesen. Doch so viel er auch nachdachte, er kam nicht darauf.

      Ich werde sie fragen, nahm er sich vor, vergaß es dann aber doch. Das Gelingen der Ausstellung erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Er brauchte auch nicht an seine Tochter zu denken, die war ja bei seiner Nachbarin gut aufgehoben.

      Am Sonntagabend kam er geschafft, aber sehr zufrieden nach Hause, brachte Wein und Pralinen mit, für einen schönen gemeinsamen Abend. Doch Gitta drückte ihm nur die Kleine samt Windeltasche in den Arm und behauptete, mit ihrer Freundin verabredet zu sein.

      Und da er nicht einmal vor sich selbst zugeben wollte, sich auf das Zusammensein mit ihr gefreut zu haben, nickte er nur, bedankte sich mit recht förmlichen Worten und verließ dann mit Reni ihre Wohnung. Was hätte er denn sonst tun können?

      Und da aus dem Abend zu zweit nun nichts mehr wurde, kümmerte er sich nur noch um seine Tochter, fütterte und badete sie und brachte sie anschließend zu Bett. Ihm selbst war jeglicher Appetit vergangen. Er setzte sich daher nur noch mit einem Bier vor den Fernseher und schlief dort schließlich ein.

      *

      Am nächsten Tag hatte er frei, brachte Reni aber doch für einige Stunden zur Tagesstätte, um den längst fälligen Frühjahrsputz zu machen. Er saugte Staub, räumte auf, putzte die Fenster und kaufte im Supermarkt ein. Auf dem Parkplatz begegnete er Gitta, die gerade ihre Tasche in den Fahrradkorb gepackt hatte.

      »Na, war es gestern schön bei deiner Freundin?«, erkundigte er sich mit leicht vorwurfsvollem Unterton, den sie jedoch nicht bemerkte oder bemerken wollte.

      »Sehr schön. Wir haben uns ziemlich lange nicht gesehen und hatten uns viel zu erzählen.«

      »Ach, die Freundin wohnt wohl nicht hier?«

      »Doch, sie hat aber beruflich viel um die Ohren, sodass wir uns nur selten sehen können. Gestern wollte sie mich aber unbedingt zum Essen einladen. Doch nun muss ich los, habe noch einen Termin beim Arzt.« Gitta lächelte scheinbar unbekümmert, setzte sich auf ihr Fahrrad und gab Henrik somit keine Gelegenheit zu einer Antwort.

      Der sah ihr einige Sekunden verdattert nach. Irgendetwas war falsch. Aber was?

      Nachdenklich und verunsichert fuhr er zuerst zur Tagesstätte, wo er seine kleine Püppi abholte, und danach nach Hause, um sich seinen üblichen Tätigkeiten als alleinstehender Mann und Vater zu widmen.

      Reni krabbelte derweil auf dem Teppich herum, spielte in der Küche mit Plastikschüsseln und fragte dabei mehrmals weinerlich nach ihrer Itta.

      »Die Tante Itta kann heute nicht kommen.« Henrik strich der Kleinen tröstend über das Haar. »Die Tante hat etwas anderes vor. Ich glaube jedoch allmählich, wir sind auf die Dauer zu anstrengend für sie.«

      Das Kind war da ganz anderer Ansicht, es begann empört zu weinen und ließ sich nur schwer beruhigen. Es wollte auch trotz Zuredens nicht essen und trinken. Wahrscheinlich spürte es den Frust und die Ratlosigkeit seines Vaters.

      Dieser wusste sich schließlich nicht anders zu helfen, als bei Gitta anzurufen und sie zu bitten: »Ich kann mir denken, dass du gerade erst nach Hause gekommen bist, aber kannst du vielleicht doch mal kurz herüberkommen? Reni ist schon lange so unruhig, sie weint, verweigert die Nahrung und fragt ständig nach dir.«

      Gitta sagte zunächst einmal gar nichts, Henrik glaubte lediglich, ein leises Seufzen zu hören und wollte sich schon in Erinnerung bringen, als sie in sachlichem Ton versprach: »Ich bin gleich da.«

      Danach legte sie auf.

      »Tante Itta kommt her. Nun beruhige dich, mein Mauselchen.« Er nahm sein immer noch schluchzendes Töchterchen auf den Arm und wiegte es hin und her, bis an der Wohnungstür geklingelt wurde.

      »Ist sie krank?« Gitta hatte Henrik nur flüchtig begrüßt, nachdem er sie hereingebeten hatte. Ihr ging es jetzt nur um Reni, die sie nun forschend betrachtete.

      »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte der geplagte Vater. »Sie ist nur ziemlich bockig, will dies nicht und will das nicht. Ehrlich, ich weiß nicht mehr, was ich mit ihr machen soll. Ich kann sie doch nicht ohne Essen und Trinken zu Bett bringen.«

      »Renimaus, was hast du denn?« Gitta nahm ihn die Kleine ab, die daraufhin sofort friedfertiger wurde und sogar ein bisschen lachte. »Wollen wir beide zusammen etwas essen? Oder Milch trinken?«

      »Ja«, stimmte das Kind zögerlich zu und aß dann auch tatsächlich eine kleine Schnitte Weißbrot mit Butter, trank einen Becher Milch und verlangte anschließend kategorisch, dass die Itta sie ins Bett bringen sollte.

      Nachdem das geschehen war, Stoffteddy und Bilderbuch neben ihr lagen, fielen ihr bald die Augen zu.

      »Danke, dass du hergekommen bist.« Henrik legte einen Arm um Gittas Schultern und drückte sie kurz an sich, spürte ihre Abwehr und sagte geradeheraus: »Du bist sauer auf mich, weil ich dir die Kleine zwei Tage lang aufgebürdet habe. So hat deine Freundin wahrscheinlich auf dich warten müssen.«

      »Ich bin nicht sauer, meine Freundin hat gewartet,

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