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Pony, doch ihre Freude an Edmunds Stute übertraf bei weitem jeden früheren Genuß; und der Gedanke, daß sie dieses Vergnügen einzig Edmunds Güte verdankte, erhöhte ihr Glück so sehr, daß sie keine Worte fand, um es auszudrücken. Ihr Vetter war für sie der Inbegriff alles Guten und Großmütigen. Es schien ihr, als wisse niemand außer ihr, ihn richtig zu würdigen, und als könne sie ihre Dankesschuld ihm gegenüber niemals abtragen. Ihr Gefühl für ihn war aus Achtung, Dankbarkeit, Vertrauen und Zärtlichkeit gemischt.

      Da das Pferd faktisch wie auch dem Namen nach Edmunds Eigentum blieb, konnte es Mrs. Norris dulden, daß es zu Fannys Gebrauch bestimmt war; und hätte Lady Bertram je wieder an ihre eigenen Einwendungen gedacht, wäre Edmund in ihren Augen entschuldigt gewesen, daß er nicht die Rückkehr seines Vaters im September abgewartet hatte. Als der September kam, weilte Sir Thomas immer noch in der Ferne, und die Aussicht auf baldigen Abschluß seiner Geschäfte schien um nichts näher gerückt. Gerade als er begonnen hatte, seine Gedanken der Heimreise zuzuwenden, waren neue ungünstige Umstände eingetreten, die sie auf unbestimmte Zeit verzögerten. So entschloß sich Sir Thomas, seinen Sohn nach Hause vorauszuschicken, während er selbst die endgültige Erledigung seiner Angelegenheiten abwarten wollte. Tom kam glücklich an und brachte einen ausgezeichneten Bericht über Sir Thomas’ Befinden, der aber auf Mrs. Norris seine Wirkung verfehlte. Daß Sir Thomas seinen Sohn von sich entfernte, konnte sie nur als den Ausdruck väterlicher Besorgnis unter dem Einfluß eines ihm selbst bevorstehenden Unheils deuten, und alsbald begann sie, böse Vorahnungen zu haben.

      Als gar der Herbst mit seinen langen Abenden anbrach, fühlte sie sich in der traurigen Einsamkeit ihres Häuschens so furchtbar von diesen trüben Vorstellungen bedrückt, daß sie sich gezwungen sah, allabendlich Zuflucht im Eßzimmer des Herrenhauses zu suchen … Glücklicherweise näherte sich wieder die Zeit der winterlichen Lustbarkeiten, und bald war sie so von der angenehmen Aufgabe in Anspruch genommen, das Schicksal ihrer ältesten Nichte zu lenken, daß ihre Nerven sich leidlich beruhigten. Wenn es dem armen Sir Thomas nicht vergönnt sein sollte, je wieder heimzukehren, wäre es doch ein großer Trost, die liebe Maria gut verheiratet zu wissen, dachte sie oft, und zwar immer dann, wenn sie sich in der Gesellschaft wohlhabender Männer befanden, und ganz besonders als ihnen ein bestimmter junger Mann vorgestellt wurde, der kürzlich von seinem Vater eine der größten und schönsten Besitzungen der Grafschaft geerbt hatte.

      Mr. Rushworth war vom ersten Augenblick an von Miss Bertrams Schönheit gefesselt, und da er gerne heiraten wollte, hielt er sich bald für verliebt. Er war ein schwerfälliger junger Mensch, der gerade nur den schlichtesten Hausverstand besaß, doch da in seinem Äußeren und seinen Manieren nichts Abstoßendes lag, war die junge Dame mit ihrer Eroberung recht zufrieden. Maria Bertram stand jetzt in ihrem einundzwanzigsten Jahr und fühlte sich nachgerade verpflichtet, zu heiraten; und da sie durch die Verbindung mit Mr. Rushworth in den Genuß eines größeren Einkommens gelangen würde, als ihr Vater es besaß, und obendrein noch zu einem Haus in London, was ihr besonders erstrebenswert erschien, betrachtete sie es nach dem gleichen Moralkodex als ihre offenkundige Pflicht, Mr. Rushworth zu heiraten, falls sie ihn bekommen konnte. Mrs. Norris war eifrig darauf bedacht, die Vorteile einer solchen Partie auf beiden Seiten ins rechte Licht zu setzen und die Sache mit allen Mitteln zu fördern; in diesem Sinne bemühte sie sich auch um die intime Freundschaft der Mutter des jungen Mannes, bei der er lebte, und zwang sogar Lady Bertram, auf schlechten Straßen zehn Meilen weit zu fahren, um einen Höflichkeitsbesuch abzustatten. Es dauerte nicht lange, bis Mrs. Norris und Mrs. Rushworth sich glänzend verstanden. Mrs. Rushworth gestand, daß es ihr größter Wunsch sei, ihren Sohn verheiratet zu sehen, und daß von allen ihr bekannten jungen Damen Miss Bertram mit ihren liebenswürdigen Eigenschaften und ihrer ausgezeichneten Erziehung am geeignetsten schiene, ihn glücklich zu machen. Mrs. Norris steckte das Kompliment ein und bewunderte dagegen die feine Menschenkenntnis, die das wahre Verdienst so gut zu würdigen wisse; Maria sei tatsächlich ihrer aller Stolz und Freude – vollkommen fehlerlos – ein wahrer Engel; von Anbetern umringt, sei sie naturgemäß recht wählerisch; doch soweit sie, Mrs. Norris, sich nach so kurzer Bekanntschaft ein Urteil gestatten dürfe, schiene Mr. Rushworth genau der junge Mann zu sein, der einen solchen Schatz verdiene.

      Nachdem sie auf der schicklichen Anzahl von Bällen miteinander getanzt hatten, rechtfertigten die jungen Leute die in sie gesetzten Erwartungen, und mit einem geziemenden Vorbehalt hinsichtlich der Einwilligung des abwesenden Sir Thomas wurde die Verlobung abgeschlossen – zur großen Befriedigung der beteiligten Familien sowie sämtlicher unbeteiligter Zuschauer, die schon seit vielen Wochen von der Zweckmäßigkeit einer Heirat zwischen Mr. Rushworth und Miss Bertram durchdrungen waren.

      Es mußte einige Monate dauern, bis Sir Thomas’ Einwilligung eintraf, doch da niemand an seiner aufrichtigen Freude über diese Verbindung zweifelte, verkehrten die Familien weiterhin zwanglos miteinander, und es wurde weiter kein Versuch gemacht, die Sache geheimzuhalten, als daß Mrs. Norris überall davon sprach, daß vorläufig nicht davon gesprochen werden sollte.

      Edmund war der einzige der Familie, der nicht restlos begeistert war, und alle Vorstellungen seiner Tante konnten ihn nicht dazu bringen, in Mr. Rushworth einen erstrebenswerten Gefährten zu sehen. Er gab zu, seine Schwester müsse selbst am besten wissen, wo ihr Glück lag, doch daß dieses Glück hauptsächlich in einem großen Einkommen bestehen sollte, war nicht in seinem Sinn. Und wenn er mit Mr. Rushworth zusammen war, schoß ihm immer wieder der Gedanke durch den Kopf: Was der Junge doch für ein Dummkopf wäre, wenn er nicht zwölftausend Pfund im Jahr hätte!

      Sir Thomas jedoch freute sich ehrlich über die Aussicht auf eine so unzweifelhaft vorteilhafte Verbindung, von der er nichts als Gutes und Angenehmes zu hören bekam. Seine Tochter hatte ganz in seinem Sinn gewählt: einen Mann aus der gleichen Grafschaft und der gleichen Gesellschaftsschicht. Er übermittelte, so rasch es nur möglich war, sein allerherzlichstes Einverständnis und stellte nur die Bedingung, daß die Hochzeit erst nach seiner Heimkehr stattfinden sollte, die er jetzt wieder lebhaft in Aussicht nahm. Er schrieb im April und hatte begründete Hoffnung, daß er noch vor Ende des Sommers seine Geschäfte zu seiner vollsten Zufriedenheit ordnen und die Heimreise antreten könnte.

      So standen die Dinge im Juli – Fanny hatte gerade ihr achtzehntes Jahr erreicht – als die Gesellschaft von Mansfield durch zwei Geschwister von Mrs. Grant, die Kinder ihrer Mutter aus zweiter Ehe, bereichert wurde. Mr. und Miss Crawford waren begüterte junge Leute. Der Bruder hatte eine schöne Besitzung in Norfolk, die Schwester besaß ein Vermögen von zwanzigtausend Pfund. Mrs. Grant hatte ihre kleinen Geschwister zärtlich geliebt; doch da bald nach ihrer eigenen Heirat ihre gemeinsame Mutter starb und die Kinder von einem Onkel väterlicherseits aufgenommen wurden, den Mrs. Grant nicht kannte, hatte sie die beiden seither kaum gesehen. Im Hause ihres Onkels hatten sie ein liebevolles Heim gefunden. Admiral Crawford und seine Frau, die sich sonst in keinem Punkt verstanden, waren sich in der Liebe für ihre Pflegekinder einig. Zumindest beschränkte sich hier ihre Gegnerschaft darauf, daß jedes seinen eigenen Liebling erwählt hatte, den es dem anderen vorzog. Der Admiral war in den Jungen vernarrt, Mrs. Crawford hatte das Mädchen ins Herz geschlossen. Es war der kürzlich erfolgte Tod ihrer Tante, der Miss Crawford bewog, sich ein anderes Heim zu suchen, nachdem sie noch ein paar Monate lang probiert hatte, es bei ihrem Onkel auszuhalten. Admiral Crawford war ein Mann von lasterhaften Sitten, der es vorzog, seine Mätresse unter sein Dach zu bringen, anstatt seine Nichte bei sich zu behalten. Diesem Umstand verdankte Mrs. Grant den Vorschlag ihrer Schwester, sie bei sich aufzunehmen, ein Vorschlag, der ihr höchst willkommen war. Mrs. Grant hatte zu diesem Zeitpunkt so ziemlich alle Hilfsmittel erschöpft, mit denen sich eine kinderlose Dame auf dem Lande die Zeit zu vertreiben sucht; nachdem sie ihr Lieblingswohnzimmer mehr als ausreichend mit hübschen Möbeln gefüllt und für Garten und Hof die erlesensten Pflanzen und Geflügelsorten ausgewählt hatte, empfand sie ein starkes Bedürfnis nach etwas häuslicher Abwechslung. Der Besuch ihrer Schwester, die sie stets geliebt hatte und nun mindestens bis zu ihrer Heirat bei sich zu behalten hoffte, war ihr höchst erwünscht, und sie fürchtete nur, daß das stille Leben in Mansfield eine junge Dame, die an das lebhafte Treiben von London gewöhnt war, nicht befriedigen würde.

      Miss Crawford war gleichfalls nicht ganz frei von Zweifeln, die sich aber vor allem auf den Lebensstil ihrer Schwester und den Ton der dortigen Gesellschaft bezogen. Erst nachdem sie vergeblich versucht hatte, ihren

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