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und der Geburt prächtig erholt, und seit wir nicht mehr in der Bergmann-Villa wohnen, verläuft unser Leben noch harmonischer. Nur unsere Claudia beschert uns gelegentlich schlaflose Nächte, aber da geht’s sicher allen Eltern gleich.«

      Dr. Metzler nickte. »Ich denke schon. Hauptsache, die Kleine ist gesund.«

      »Richtig«, stimmte Rainer zu, dann warf er einen Blick auf die Uhr. »So, ich muß jetzt los, damit du deine Medikamente bekommst. Und ich verspreche dir, daß so etwas nie mehr vorkommt.«

      *

      Ein wenig verloren stand Cornelia Schalk vor dem Steinhausener Bahnhof und blickte sich suchend um.

      »Conny!«

      Die Stimme ihrer Freundin ließ sie herumfahren. Einen Augenblick zögerte sie noch, bevor sie mit einem heftigen Aufschluchzen in Renates Armen Trost und Hilfe suchte.

      Fürsorglich nahm Renate ihre Freundin in den Arm. »Komm, Conny, fahren wir erst mal zu mir. Und dann erzählst du mir alles, ja?«

      Cornelia nickte unter Tränen, während sie sich zu Renates Wagen geleiten ließ. Die Fahrt zu dem schmucken Einfamilienhaus, das Renate und ihr Mann Erich bewohnten, verlief schweigend. Es war ein Schweigen, das die beiden jungen Frauen als bedrückend empfanden, doch keine konnte sich zu einem Wort durchringen. So waren sie froh, als sie das Auto verlassen und die Wohnung betreten konnten.

      »Ich mache uns Kaffee«, schlug Renate vor. »Ich glaube, der wird uns jetzt guttun.« Sie sah ihre Freundin an. »Du hast mich ganz schön geschockt, Conny. Und wenn ich dich so anschaue… darf ich ehrlich sein? Ich finde, du siehst aus wie das blühende Leben. Bist du sicher, daß du wirklich so krank bist, wie du gesagt hast?«

      Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Cornelia auf das Sofa sinken.

      »Ich kann es ja selbst nicht glauben«, meinte sie, und dabei klang in ihrer Stimme Verzweiflung mit. »Wenn diese seltsamen Zwischenblutungen nicht gewesen wären, dann wäre ich gar nicht zum Arzt gegangen. Im Grunde fühle ich mich pudelwohl… aber das ist wahrscheinlich gerade das Heimtückische an dieser Krankheit. Man merkt nichts, bis es zu spät ist.«

      Renate betrat die angrenzende Küche und setzte Kaffeewasser auf.

      »Zu spät«, wiederholte sie und warf dabei einen Blick durch die offenstehende Tür ins Wohnzimmer. »Was macht dich so sicher, daß es zu spät ist? Welche Art von Krebs ist es denn?«

      »Gebärmutterkrebs», brachte Cornelia mühsam hervor. »Und mein Arzt hat gesagt, eine Operation würde sich nicht mehr lohnen.«

      Renate runzelte die Stirn. Das alles erschien ihr ein wenig seltsam. Wie konnte ein niedergelassener Arzt einfach eine solche Behauptung aufstellen?

      »Sag mal, Conny, dieser Arzt… ist der vertrauenswürdig? Ich meine… er hat doch bei weitem nicht so viele Untersuchungsmöglichkeiten wie in einer Klinik.«

      Cornelia seufzte wieder. »Vertrauenswürdig? Wenn ich ehrlich bin, Renate… ich weiß es nicht. Ich war heute zum ersten Mal bei ihm. Günter und sich sind ja erst vor knapp zehn Wochen nach München gezogen, und als ich kürzlich diese Zwischenblutungen bekam, habe ich mich einfach bei einem Frauenarzt in der Nähe unserer Wohnung angemeldet.« Sie zuckte die Schultern. »Im Grunde kenne ich Dr. Gerber ja gar nicht.«

      Jetzt brachte Renate die Kaffeekanne herein und holte dann das Tablett mit Tassen und Tellern.

      »Er hat dich heute also zum ersten Mal gesehen und untersucht«, resümierte sie. »Und dann stellt er gleich eine solche Diagnose?« Sie schüttelte den Kopf. »Also weißt du, Conny, da würde ich schon noch den Rat eines anderen Arztes einholen.«

      »Aber… er ist doch Gynäkologe und hat sicher Erfahrung auf diesem Gebiet«, wandte Cornelia ein.

      »Möglich«, meinte Renate. »Trotzdem würde ich einem solchen Urteil nicht blind vertrauen.« Sie überlegte kurz. »Welche Untersuchungen hat er denn durchgeführt?«

      »Ultraschall und die normale gynäkologische Untersuchung«, antwortete Cornelia, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich war ja selber erstaunt, wie er gleich auf eine solche Diagnose kam, andererseits… ich war einfach zu geschockt, um seinen Worten nicht zu glauben. Und wie gesagt – er hat doch sicher Erfahrung. Vielleicht hatte er schon mehr Frauen mit den gleichen Symptomen und weiß, wovon er spricht.«

      »Trotzdem solltest du noch zu einem anderen Arzt gehen«, beharrte Renate. »Hör zu, Conny, du bleibst heute nacht hier bei mir, und morgen früh suchst du Dr. Daniel auf. Er ist der hiesige Gynäkologe und hat einen ausgezeichneten Ruf.« Sie lächelte. »Ich bin übrigens auch bei ihm. Ein ausgesprochen netter und rücksichtsvoller Arzt.« Sie dachte kurz nach. »Weißt du was, wir rufen jetzt gleich in der Praxis an, dann kommst du morgen früh wenigstens nicht unangemeldet.«

      Sie wartete Cornelias Zustimmung gar nicht erst ab, sondern trat zum Telefon und wählte eine Nummer, die sie offensichtlich auswendig kannte. Es wurde nur ein kurzes Gespräch, dann legte Renate wieder auf und drehte sich zu Cornelia um.

      »Alles klar«, meinte sie. »Du kannst morgen früh gleich um neun Uhr zu Dr. Daniel kommen.«

      »Und wenn er… dasselbe sagt?« gab Cornelia ihren ärgsten Befürchtungen Ausdruck.

      Renate schüttelte den Kopf. »Das wird er nicht, da bin ich ganz sicher. Wenn bei dir wirklich Krebsverdacht besteht, dann wird er dich in eine Klinik überweisen. Aber eine solche Diagnose wie dein Arzt wird Dr. Daniel bestimmt nicht stellen.«

      *

      Cornelia war entsetztlich nervös, als sie am nächsten Morgen vor der weißen Villa aus Renates Auto stieg. Dr. Robert Daniel, Arzt für Gynäkologie, stand auf einem großen Messingschild, und darunter waren die Sprechzeiten verzeichnet.

      Mit zitternden Fingern drückte sie auf den Klingelknopf neben dem Schildchen Praxis, und gleich darauf sprang die schwere Eichentür mit einem dezenten Summen auf. Cornelia und ihre Freundin Renate, die sie herbegleitet hatte, gelangten in ein modern eingerichtetes Vorzimmer. Und hier übernahm Renate gleich die Initiative.

      »Guten Tag, Fräulein Meindl«, grüßte sie die junge Empfangsdame. »Ich habe gestern angerufen und für meine Freundin einen Termin vereinbart. Cornelia Schalk.«

      Mit einem unverbindlichen Lächeln nahm Gabi Meindl Cornelias Versicherungskarte entgegen, um die Daten im Computer zu speichern.

      »Wenn Sie bitte noch einen Augenblick im Wartezimmer Platz nehmen«, bat sie dann. »Frau Kaufmann wird Sie rufen, sobald der Herr Doktor Zeit für Sie hat.«

      Zusammen mit Renate betrat Cornelia das fast gemütlich wirkende Wartezimmer, und als sie nebeneinander auf dem stoffbezogenen Sofa saßen, war Cornelia froh, daß sie Renates Begleitung nicht abgelehnt hatt. Auf diese Weise war sie wenigstens nicht ganz allein hier.

      Am Abend zuvor hatte Günter noch aus Zürich angerufen, und Cornelia hatte ihm erzählt, was vorgefallen war. Günter war so geschockt gewesen, daß er seine Geschäftsreise am liebsten abgebrochen hätte, doch Cornelia hatte ihn überredet, seine Gespräche zu Ende zu bringen, obwohl sie ihn jetzt liebend gern an ihrer Seite gehabt hätte. Schweren Herzens hatte sich Günter entschlossen, in Zürich zu bleiben, doch er wollte die Verhandlungen vorantreiben, damit er wenigstens bis zum Wochenende zu Hause sein konnte.

      »Frau Schalk, bitte.«

      Die Stimme der Sprechstundenhilfe riß Cornelia aus ihren Gedanken. Erschrocken sprang sie auf, dann warf sie Renate einen hilfesuchenden Blick zu.

      Mit einer zarten Geste legte Renate ihr eine Hand auf den Arm.

      »Ich kann nicht mit hineingehen«, erklärte sie leise.

      »Aber hab keine Angst, Conny, Dr. Daniel ist ein unheimlich netter Arzt.«

      Cornelia nickte zwar, doch der dicke Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, wollte nicht weichen. Dazu war ihre Angst viel zu groß.

      »Wartest du hier auf mich?« fragte sie fast schüchtern. Renate nickte. »Natürlich warte

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