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Wagen voll Goldstücke schickte? Jurand aus Spychow thut auch nichts anderes, und an der Grenze giebt es immer Arbeit.«

      Während einiger Minuten trat Schweigen ein. Mittlerweile war es völlig Tag geworden. Die lichten Strahlen der Sonne warfen einen güldenen Glanz auf das Felsgestein, auf dem die Abtei stand.

      »Gott kann überall Glück gewähren,« ergriff schließlich Macko mit besänftigter Stimme wieder das Wort, »bitte ihn, daß er Dich segnen möge.«

      »Das will ich, denn alles hängt von seiner Gnade ab.«

      »Und denke an Bogdaniec, denn davon bin ich überzeugt, nicht wegen Bogdaniec, sondern wegen der plappernden Ente willst Du mit Jurand aus Spychow gegen die Deutschen ziehen.«

      »Redet nicht in solcher Weise, denn sonst gerate ich in Zorn,« erwiderte Zbyszko. »Daß ich die Maid gern sehe, leugne ich nicht. Was will Nyngalla gegen sie bedeuten? Habt Ihr jemals etwas Holderes gesehen?«

      »Was ficht mich ihre Holdseligkeit an? Am besten ist’s, Du vermählst Dich mit ihr, sobald sie erwachsen sein wird. Ist sie doch die Tochter eines mächtigen Grafen.«

      Ein freudiges Lächeln erhellte Zbyszkos jugendfrisches Antlitz.

      »Das beabsichtige ich auch. Sie ist meine Gebieterin, sie wird mein Weib. Ei, wenn Ihr Euch auch noch so sehr dagegen auflehnt, so werdet Ihr doch noch die Kinder von ihr und mir auf Euren Armen wiegen.«

      Daraufhin lächelte auch Macko und erwiderte vollständig besänftigt: »Mögen es ihrer so viele sein, wie Sand am Meere. Im Alter die Freude, nach dem Tode die Seligkeit, dies uns verleihe, o Herr Jesus!«

      Drittes Kapitel.

      Inhaltsverzeichnis

      Die Fürstin, Danusia, Macko und Zbyszko, sie alle waren schon häufig in Tyniec gewesen, aber unter der Schar der Hofleute gab es gar viele, die zum erstenmal die Abtei erblickten. Mit großen, staunenden Augen schauten sie auf den herrlichen Bau, auf die Zinnen, die über Felsen und Abgründe hinliefen, auf die mannigfaltigsten Baulichkeiten, welche teils auf seitwärts gelegenen Hügeln standen, teils innerhalb der Wälle emporragten und von dem Glanze der aufgehenden Sonne vergoldet wurden. Von welchem Reichtum zeugten all diese Bauten, die auf den Hügeln liegenden Gärten, die sorgsam bestellten Felder, welche sich allerorts dem Blicke darboten – sie sprachen von einem aus ewigen Zeiten herrührenden, unerschöpflichen Reichtume, an den die Leute aus dem armen Masovien nicht gewöhnt waren, und der sie daher mit Verwunderung erfüllen mußte. Wohl existierten noch in anderen Teilen des Landes, wie z. B. in Lubusz an der Oder, in Plock in Großpolen und in Mogilno uralte, große Benediktiner-Abteien, allein keine vermochte sich an Größe mit der Abtei von Tyniec zu messen, deren Ländereien an Ausdehnung die eines selbständigen Fürstentums übertrafen, deren Einkünfte den Neid damaliger Könige zu erwecken vermochten.

      Je näher sie der Abtei kamen, umsomehr wuchs das Staunen der Hofleute. Oftmals glaubten sie den eigenen Augen nicht trauen zu dürfen. Die Fürstin indessen, von dem Wunsche beseelt, sich die Zeit zu verkürzen und die Neugierde der sie begleitenden Hoffräulein zu erregen, bat einen der Mönche, er möge ihnen doch die uralte, furchtbare Sage von Walgierz Wlady erzählen, von der sie in Krakau schon hatte sprechen hören. Unverweilt scharten sich nun die Mägdelein dicht um die Herrin und schritten gemächlich mit dieser der Höhe zu, in dem morgendlichen Sonnenlichte wandelnden Blumen gleichend.

      »Dem Bruder Hidulf ist Walgierz schon einmal des Nachts erschienen, er möge Euch daher von ihm berichten,« erklärte einer der Mönche, indem er auf einen durch das Alter ergrauten Ordensbruder deutete, der etwas gebeugt neben Mikolaj von Dlugolas einherschritt.

      »Habt Ihr ihn wirklich mit Euren eigenen Augen gesehen, ehrwürdiger Vater,« fragte die Fürstin.

      »Ich habe ihn gesehen,« entgegnete düster der Mönch, »denn in einer bestimmten Zeit steht es ihm nach dem Willen Gottes frei, die höllische Unterwelt zu verlassen und sich der Welt zu zeigen.«

      »Wann pflegt dies zu sein?«

      Der Mönch blickte auf seine Gefährten und schwieg, herrschte doch der Glauben, der Geist von Walgierz zeige sich dann, wenn die Sitten des Ordens sich verschlechtern, und wenn die Mönche, mehr als es gestattet ist, an weltlichen Besitz, an weltliche Vergnügungen denken. Dies wollte selbstverständlich keiner offen bekennen, da indessen auch angenommen wurde, das Erscheinen des Walgierz deute auf Krieg oder auf irgend ein anderes unglückliches Ereignis, hub Bruder Hidulf nach kurzem Schweigen wieder an: »Sein Erscheinen weissagt nichts Gutes.«

      »Um nichts in der Welt möchte ich ihn sehen!« rief die Fürstin, sich bekreuzend. »Doch sagt, weshalb ist er denn in der Hölle, wenn er sich, wie ich hörte, nur für das ihm angethane schwere Unrecht rächte?«

      »Hätte er auch stets tugendhaft gehandelt, so wäre er doch verdammt worden,« entgegnete der Mönch in strengem Tone, »denn er lebte in heidnischen Zeiten und wurde nicht durch die heilige Taufe von der Erbsünde gereinigt.«

      Bei diesen Worten zogen sich die Brauen der Fürstin schmerzlich zusammen, denn sie gedachte ihres Vaters, dessen Andenken sie treu im Herzen bewahrte. Auch er war als Heide gestorben, und mußte nun wohl in alle Ewigkeit in der Hölle brennen.

      »Wir lauschen Euren Worten,« erklärte sie jedoch nach kurzer Pause.

      Und Bruder Hidulf sprach also: »Es lebte in heidnischen Zeiten ein mächtiger Graf, welcher wegen seiner großen Schönheit Walgierz Wlady genannt wurde. Dieses ganze Land, soweit das Auge reicht, gehörte ihm, und bei Kriegsläuften führte er außer dem Fußvolke noch gegen hundert Lanzenreiter mit, denn alle Vogteien, im Westen bis nach Opole, im Osten bis nach Sandomierz waren ihm unterthan. Seine Herden konnte niemand zählen, und in Tyniec besaß er, wie jetzt die Kreuzritter in Marienburg, einen ganz mit Gold gefüllten Turm.«

      »Ja, das weiß ich, die Kreuzritter besitzen einen solchen Turm,« warf hier die Fürstin Danuta ein.

      »Und Walgierz war wie ein Riese,« fuhr der Mönch fort, »Eichbäume riß er mit der Wurzel aus, und an Schönheit, im Spiele der Laute und im Gesange kam ihm kein Mensch in der ganzen Welt gleich. Da einmal, als er sich an dem französischen Königshofe befand, ward die Königstochter Helgunde von heftiger Liebe für ihn ergriffen, und sie floh mit ihm nach Tyniec, denn nach dem Willen des Vaters sollte sie zum Lobe des Herrn in ein Kloster gehen. In Tyniec aber hausten die beiden in Unzucht mit einander, kein Priester wollte sie zusammengeben in christlicher Ehe. Zu damaliger Zeit aber lebte in Wislica ein gewisser Wislan Piêkny aus dem königlichen Geschlechte Popiel, und dieser verwüstete während der Abwesenheit von Walgierz Wlady die ganze Grafschaft Tyniec. Doch Walgierz zog nach seiner Rückkehr gegen den Wislaw Piêkny, besiegte ihn und führte ihn als Sklaven nach Tiniec. Er ahnte freilich nicht, daß jede Frau, deren Augen auf Wislaw fielen, bereit sein werde, Vater, Mutter und Ehegemahl zu verraten. So geschah es auch mit Helgunde. Solche Fesseln ersann sie für Walgierz, daß er, ein Riese, der Eichbäume entwurzelte, sich nicht zu befreien vermochte, dann übergab sie ihn dem Wislaw, welcher ihn sofort nach Wislica brachte. Hier schmachtete er im Kerker. Als er aber einstmals zu singen anhub, da hörte ihn Rynga, die Schwester des Wislaw, und Liebe ergriff sie für ihn, und sie befreite ihn aus der Gefangenschaft. Mit dem Schwerte erschlug hierauf Walgierz den Wislaw und Helgunde, überließ ihre Körper den Raben, und zog mit Rynga wieder in Tyniec ein.«

      »Für welches Unrecht muß er aber dann büßen?« fragte die Fürstin.

      Doch Bruder Hidulf rief: »Hätte er sich taufen lassen, hätte er Tyniec den Benediktinern übergeben, dann würde ihm der Herr seine Sünden verziehen haben, allein er that dies nicht, deshalb verschlang ihn die Hölle.«

      »Es gab aber doch schon Benediktiner in diesem Königreiche?«

      »Nein, dazumal sind noch keine Benediktiner in dem Königreiche gewesen, denn selbst hier lebten noch Heiden.«

      »Wie hätte er dann die Taufe nehmen oder Tyniec übergeben können?«

      »Er

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