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Dem Captain ausgeliefert. Inka Loreen Minden
Читать онлайн.Название Dem Captain ausgeliefert
Год выпуска 0
isbn 9783963700569
Автор произведения Inka Loreen Minden
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Um sich von den Gedanken an gestern Abend abzulenken, fragte sie sich unentwegt, mit welchem Captain sie die nächsten Tage zurechtkommen musste. Ob es ein Mann oder eine Frau war? Egal, ob weiblich oder männlich, Hauptsache, sie lagen einigermaßen auf einer Wellenlänge. Sie als einfacher Leutnant hatte jedoch nicht einmal den Namen ihres Vorgesetzten erfahren, denn die Mission unterlag der höchsten Geheimhaltungs- und Sicherheitsstufe. Willow hatte keine Ahnung, warum, weil sie auch nicht wusste, welche Fracht sie transportierten. Etwas Illegales konnte es nicht sein – das hoffte sie zumindest sehr – denn Senator Longoria persönlich hatte die Kandidaten für diesen Flug ausgesucht. Der Mann genoss höchstes Ansehen in fast allen Teilen des Intergalaktischen Imperiums – dem Bund aus zahlreichen Staaten mehrerer Galaxien – und hatte sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen.
Den Eingang zum Hangar versperrten zwei Sicherheitsbeamte, die Willows Netzhaut-Scan verlangten. Dazu musste sie durch ein kleines, transportables Gerät sehen, das sie an ein Fernglas erinnerte. Erst danach öffneten sich die großen Panzertüren und gaben den Blick auf das hellgraue Shuttle frei, mit dem sie unterwegs sein würde. Es war ein brandneuer X-3003, und Willow widerstand dem Drang, durch die Zähne zu pfeifen. Das Frachtschiff war zur Zeit das Beste, was es – legal – auf dem Markt gab. Die Tage, die sie sich darin aufhalten durfte, würden wie im Flug vergehen. Der Gleiter sah ein bisschen aus wie ein ovales, plattgedrücktes Ei und war in etwa so groß wie ein Einfamilienhaus. Die seitliche Ladeluke stand bereits offen, aber Fracht erkannte Willow keine, außer die obligatorischen Versorgungskisten. Es musste sich also um etwas Kleines handeln.
»Ah, und da ist Leutnant Blisswater, pünktlich auf die Minute«, begrüßte sie Senator Longoria und winkte sie zu sich. Der rundliche Mann mit dem schütteren grauen Haar stand etwas abseits, deshalb hatte sie ihn nicht gleich gesehen. Er trug die hellblaue Robe der Senatoren und schüttelte freundlich lächelnd ihre Hand. »Dann kann die Reise ja losgehen.«
»Es ist mir eine Ehre, Sir.« Willows Lächeln gefror in ihrem Gesicht, denn aus dem Laderaum schlenderte, gekleidet in einen weißen Kapitäns-Frack, kein anderer als Noah.
Das musste ein Traum oder ein schlechter Scherz sein!
Prompt sagte der Senator: »Darf ich Ihnen Captain Quinn vorstellen?«
Captain … Quinn? Himmel, der Mann, mit dem sie in den nächsten Tagen auskommen musste, hatte ihre Vagina gesehen!
Willow erschrak bis ins Mark, ließ sich aber nichts anmerken und war froh, dass Noah genauso erschrocken wirkte. Das verschaffte ihr wenigstens ein bisschen Genugtuung. Er hatte sogar beinahe den kleinen Tablet-Computer fallengelassen, den er in der Hand hielt. Offenbar hatte er gerade die Ladung überprüft und letzte Checks am Shuttle vorgenommen.
»Sir.« Willow salutierte, wie es sich gehörte, mied dann aber resolut seinen Blick. Das konnte ja heiter werden.
Noah räusperte sich und fragte den Senator leise: »Ich dachte, mir wurde ein Mann zugeteilt?«
Longorias Augen wurden groß. »Wenn Sie einen anderen Mechaniker und Co-Piloten bevorzugen, dann …«
»Nein, Senator Longoria, ich traue Ihrer Wahl«, antwortete Noah, ohne Willow anzuschauen. Für einen anderen Kandidaten war es ohnehin zu spät. »Ich war mir nur sicher, dass in der Akte Will Blisswater stand.«
»Oh, ja, da steht tatsächlich …« Der Senator wurde von einem winkenden Sicherheitsmechaniker abgelenkt, der diskret beim Shuttle wartete und noch eine Unterschrift von ihm einforderte. Als er sich von ihnen entfernte, tippte Noah schnell auf dem Tablet herum.
»Warum steht in deinem Lebenslauf Will und nicht Willow?«, fragte er sie. »Hast du dich bewusst als Mann ausgegeben?«
»Hallo, erst mal«, murmelte sie, wenig erfreut, dass er sie völlig grundlos anschnauzte, und stellte sich neben ihn. Sie wollte ihm nicht zu nahe kommen, aber es machte sie neugierig, was in ihrer Akte stand. Vielleicht würde sie ja etwas über den Auftrag erfahren?
Als Noah sie mit tödlichen Blicken torpedierte, sagte sie: »Du hast dir meine Akte gar nicht richtig angesehen, oder? Sonst hättest du bemerkt, dass ich eine Frau bin. Außerdem nennt mich seit dem Tag meiner Geburt fast jeder Will, ich unterschreibe sogar mit diesem Namen!« Sie nahm ihm das Tablet aus der Hand und blätterte auf dem Display die Seiten durch. Geschlecht, Körpergröße und sogar ihre Lieblingsspeise – andorrianisches Ragout – waren in der Akte vermerkt, genau wie ein – sehr unvorteilhaftes, älteres – Foto von ihr. Darauf sah sie mit den raspelkurzen Haaren fast wie ein junger Mann aus, zumindest auf den ersten Blick. Die kinnlangen Haare waren wirklich vorteilhafter. Leider stand in der Datei nicht, was sie transportierten oder wohin die Reise ging.
Willow seufzte leise. Ob sie sich für ihr Verhalten im Club entschuldigen sollte? »Noah, ich …«
»Für dich Captain oder Sir!«, zischte er und riss ihr das Tablet aus der Hand.
Oh, er kochte immer noch. Sie würde seinen Zorn während der gesamten Reise garantiert zu spüren bekommen. Er war ihr Vorgesetzter! Und hatte sie sich gerade wirklich bei ihm entschuldigen wollen? Sie hatte nichts Falsches getan!
Heilige Supernova, warum war sie gestern nur in diesen Club gegangen? Sie hätte in ihrer Unterkunft bleiben und sich die neue Folge von »Unterwegs in himmlischer Mission« ansehen sollen! Zwischendurch schaute sie sich gerne mal eine Schnulze mit viel Drama an, aber in ihrem Leben brauchte sie keine Dramen. Ihr Job war hart genug.
Leicht außer Atem kehrte Senator Longoria zu ihnen zurück. »Entschuldigen Sie … die Vorschriften.« Er schüttelte erst Noah, dann ihr die Hand, und wünschte ihnen: »Viel Glück und einen guten Flug.«
Ja, das konnte Willow brauchen. Hoffentlich stand ihr das Universum bei!
***
Als sie beide das Cockpit betraten – wobei Noah ihr weiterhin keine Aufmerksamkeit schenkte, so als wäre sie Luft – zog er sich sein Jackett aus und hängte es über die Lehne. Darunter trug er ein faltenfreies weißes Hemd. Das hatte er garantiert nicht selbst gebügelt. Und wie unverschämt perfekt sich seine Hose über den knackigen Hintern spannte! Willow konnte nur einen kurzen Blick auf den Arsch von dem Arsch erhaschen, bevor er sich in seinen Pilotensessel begab und den Gurt anlegte.
Schmollend setzte sie sich auf den Sitz neben ihn, schnallte sich ebenfalls an und bediente ein paar Hebel und Schalter. Durch die große Frontscheibe sah sie, wie der Hangar geöffnet wurde, damit sie auf das Rollfeld fahren konnten. Das Shuttle konnte sich aus dem Stand senkrecht in die Luft erheben oder wie ein Flugzeug losfliegen. Dieses Baby war einfach eine Wucht!
»Leutnant, starten Sie die Maschinen«, befahl Noah eine Spur zu harsch, sodass sie fast zusammengezuckt wäre.
Ach, jetzt waren sie also plötzlich per Sie?
Willow sagte nichts, denn sie war längst dabei, ihre Arbeit zu tun, und tippte auf dem Display herum. Sie schaltete die Motoren auf niedrigste Leistung, damit sie sich warmlaufen konnten, und ging die Sicherheitschecks durch. Die Maschine war gut in Schuss, kein einziges Kontrolllämpchen leuchtete im Cockpit auf. Die Reise mit dieser Schönheit könnte ein Traum werden, stattdessen gestaltete sie sich jetzt schon zum Albtraum.
Als sie auf das Rollfeld fuhren, krampfte sich ihr Magen zusammen.
»Sonnenblenden«, knurrte Noah, aber auch die hatte Willow längst ausgefahren – was er sehen müsste!
Sie verkniff sich einen bösen Kommentar, um ihn nicht noch mehr zu reizen, und erfreute sich an der schönen Landschaft. Der Himmel strahlte in faszinierenden Blau- und Goldtönen, grünes und violettes Gras bewegte sich leicht im Wind und das Rollfeld lag trocken und frei vor ihnen. Perfekte Bedingungen für einen reibungslosen Start an einem wundervollen Tag. Der ganze Planet war wundervoll! Es gab sehr viele Seen, in denen es sich herrlich baden ließ, und sie liebte es, zu schwimmen. Trotzdem würde Willow nach ihrer Rückkehr sofort von hier verschwinden