Скачать книгу

Macht des Himmels, den Ζ. μαιμάκτης versöhnenden Wallfahrten und Opfergebräuchen260. Weit wichtiger als diese Bedeutung des Ζ. καϑάρσιος ist indessen die ethische, wie sie sich besonders in gewissen Gebräuchen und Traditionen der Mordsühne ausspricht, deren in alten religiösen Instituten und Sagen häufig gedacht wird, denn Zeus war ja auch ein Gott des Lichtes und der ätherischen Klarheit und schon deshalb mußten sich vorzugsweise in seinem Cultus kathartische Ideen entwickeln. Dazu kommt daß von ihm als höchstem Ordner und Gesetzgeber des menschlichen Lebens auch die Störungen desselben durch sinnverwirrende Leidenschaft, die so leicht als göttliche Plage erscheint, abgeleitet wurden. Also von Zeus kommt das Verhängniß der Geistesverwirrung (ἄτη) die den Menschen zum Verbrechen treibt, aber Zeus ist auch Urheber der Sühnung und sühnenden Wiederherstellung der durch Verbrechen und Leidenschaft gestörten Ordnung. Er ist Rächer der Blutschuld und jeder anderen Schuld (ἀλιτήριος, ἀλάστωρ, παλαμναῖος), aber auch der Sühner und Abwender aller bösen Schuld und alles bösen Schadens (ἀλεξίκακος, ἀποτρόπαιος), und eine heilende Zuflucht jedes bußfertigen Verbrechers261. Und so erscheint er auch in vielen alten Sagen, besonders in der vom Ixion, dem ersten Mörder und dem ersten ἱκέτης, den Zeus von der Blutschuld reinigt, der aber gleich darauf von neuem und ärger sündigt und deshalb von Zeus in der bekannten Weise gestraft wird. Ferner in den merkwürdigen und sinnverwandten Sagenkreisen von Lykaon und den Lykaoniden262 und Athamas und den Athamantiden, auf welchen letzteren die Argonautensage führen wird. Aber auch die Danaiden wurden auf Befehl des Zeus durch Athena und Hermes gesühnt (Apollod. 2, 1, 5), welche Götter hier wie gewöhnlich als die vertrauten und verwandten Vollstrecker seines Willens erscheinen. Und so wurde Theseus, als er mit dem Blute der Räuber befleckt nach Athen kam, von den Phytaliden am Altare des Ζ. μειλίχιος gereinigt, welchem Gott in Argos nach einem blutigen Aufstande ein Bild zur Sühne errichtet wurde; und Orestes genas nach lakedaemonischer Sage auf einem Steine sitzend, den man Ζ. καππώτας d. i. καταπαύτας, den Beruhiger nannte263. Endlich ist auch auf den kretischen Sühnpriester Epimenides zu verweisen, da er ganz der Sphäre des kretischen Zeuscultes angehörte, ein Priester welcher zu seiner Zeit in der Kunst der Sühnungen und Reinigungen, mit denen auch kathartische Heilkunde und Wahrsagerei verbunden zu sein pflegte, besonders berühmt war und sich um Athen in der Zeit der Kylonischen Unruhen als Sühner und Verordner von gottesdienstlichen Gebräuchen nicht wenig verdient machte.